Ricardo, Klandy und Jo gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Die drei Pferde haben schwarzes Fell, Puschelfüße und tragen lange Mähnen – ein hübsches Friesen-Trio. Und wer davon ist jetzt wer?
Uff. Für Außenstehende ist diese Frage schwierig zu beantworten, doch die Besitzer kennen ihre Tiere natürlich ganz genau. Klar: Das eigene Pferd würden wir unter Tausenden erkennen! Nur: Würde das auch mit verbundenen Augen funktionieren? Schwierig, oder?
Blind-Versuch am Pferdekopf
Petra Neugebauer und Sonja Schmid wagen mit uns ein spannendes Experiment. Beide versuchen, ihr eigenes Tier unter drei anderen blind herauszufischen. Sie sehen nichts, dürfen bloß tasten – und das auch nur am Pferdekopf.
Die Crux: Die Pferde sind sich von der Kopfform zum Verwechseln ähnlich! Für unser Experiment haben wir zwei Pferdegruppen ausgesucht: die drei Friesen, die kaum voneinander zu unterscheiden sind, und drei Warmblüter vom gleichen Typ. Vorher zu üben war unseren Kandidatinnen natürlich strengstens untersagt.
Test-Pferd Nr. 1: Prinny
Zuerst ist Petra Neugebauer an der Reihe. Die 14-jährige Fuchsstute Prinzess, genannt Prinny, gehört ihr seit 2014. Petra Neugebauer und ihre Tochter waren sich von Beginn an sicher: „Prinny ist das perfekte Pferd für uns!“ Doch die gemeinsame Zeit begann mit einer schweren Verletzung und brachte eine einjährige Reitpause mit sich. Das schweißte die drei fest zusammen. So sehr, dass Petra ihre Prinny blind erkennt?
Neben Petra Neugebauers eigener Stute Prinzess stehen noch Wallach Cilano und Namensschwester Princess bereit. Sie alle haben einen typischen Warmblut-Kopf und werden es unserer Kandidatin deshalb nicht leicht machen. Wir verbinden ihr die Augen.
Das erste Pferd, das vor ihr steht, ist auch schon Prinny. Vorsichtig streicht Petra ihrer Stute über den Nasenrücken, die Ganaschen, die Tasthaare und die Lippen. Nachdem Petra Neugebauer bei den Ohren und Augen angekommen ist, zeichnet sich auf ihrem Gesicht ein siegessicheres Grinsen ab: „Das ist meine, da bin ich mir sicher!“ Wow, das hätten wir nicht gedacht. Schließlich hat die Stute einen ganz normalen, hübschen Kopf ohne Auffälligkeiten – kein Damenbart, keine Puschelohren.
Kleines Detail verrät Stute Prinny
Aber Petra war sich schon sicher, bevor sie ein kleines Detail entdeckte: „Ich wusste, dass ich meine Prinny erkenne. Und als ich die kleine Warze überm Auge gespürt habe, war ich endgültig überzeugt.“ Doch bevor wir das Rätsel für sie lösen, kommen Cilano und Princess dran – die sich optisch vor allem durch ihre Blesse unterscheiden. Wird Petra Neugebauer ihre Meinung noch ändern?
Sie tastet sich jetzt an Cilano heran. Zögerlich streicht Petra Neugebauer über seinen Nasenrücken und die Stirn. „Schade, dass man eine Blesse nicht fühlen kann.“ Die anderen Pferde zu unterscheiden, scheint ihr schwerer zu fallen. Sie umfasst den Schopf. „Puh, hier bin ich mir unsicher“, gesteht Petra. Doch sie hat eine erste Vermutung: „Ich denke, dass das die zweite Princess ist!“
Doch die ist erst jetzt an der Reihe. Petra findet erst mal nichts, was ihr weiterhilft. „Vielleicht hätte heimlich üben geholfen“, meint sie. Dann fühlt sie über die Nase und ertastet mit spitzen Fingern die Unterlippe – wovon die Stute gar nicht begeistert ist. Petra Neugebauer hingegen freut sich: „Dieses Maul kenne ich! Das ist Princess!“ Ihre hervorstehende Unterlippe hat die Stute verraten. Nun kann Petra die Pferde klar zuordnen: „Das erste Pferd war meine Prinny, dann Cilano und zum Schluss Princess!“ Somit ist das Ergebnis goldrichtig!
Friesen-Trio zum Blind-Test
Unsere zweite Kandidatin ist Sonja Schmid. Sie soll ihren Friesen Ricardo von seinem Halbbruder Klandy und Wallach Jo unterscheiden. Sonja kennt ihren Ricardo seit seiner Geburt. Er kam vor zehn Jahren auf ihrem Hof zur Welt, und auch seine Mutter und sein Vater sind in ihrem Besitz. Der entspannte Rappe ist der Liebling der ganzen Familie. Er liebt die Zirzensik und kann dabei ein echter Quatschkopf sein. Sonja glaubt: „Es wird vielleicht nicht ganz einfach, aber ich erkenne Ricardo bestimmt.“
Nachdem Sonjas Augen verbunden sind, steht Jo bereit. Zuerst streicht sie über die Nase und amüsiert sich über die langen Tasthaare. Als nächstes fühlt sie die Kuhlen über den Augen. Als sie die Ohren berührt, schüttelt der Rappe verärgert den Kopf. „Ich weiß, dass Klandy es nicht mag, an den Ohren angefasst zu werden. Ob er das wohl ist?“, überlegt Sonja Schmid. Jos leichter Ramskopf lässt sie aber zögern: „Die Nase spricht für Jo. Da muss ich wohl noch die anderen beiden fühlen.“
Friese Ricardo verrät sich durch sein Verhalten
Als nächstes steht Sonjas Ricardo bereit zum Tasten. Wieder streicht sie über die Nase und sofort schürzt der Wallach seine Oberlippe, um an ihren Fingern herumzunesteln. „Dieses Gefummel, das muss mein Ricardo sein!“, ruft Sonja sofort. Sie fühlt weiter: „Die kleinen Ohren und die vielen Haare, die daraus wachsen – das ist meiner! Wie ein Pinseläffchen.“ Auch Ricardos Wirbel auf der Stirn erkennt die Besitzerin gleich. „Jetzt will ich aber noch wissen, ob ich die anderen beiden zuordnen kann.“ Sonjas Ehrgeiz ist geweckt.
Feiner Kopf und viele Haare
Zuletzt ist Klandy an der Reihe. „Der Kopf ist feiner als der erste – und ganz schön haarig!“, stellt sie fest und fährt durch Klandys langen Kinnbart. Außerdem fühlt sie, dass seine Tasthaare rechts länger sind als links. Als Sonja an Klandys Ohren will, weicht der Wallach aus – das findet er blöd. „Ich hätte nicht gedacht, dass er so lange Haare hat, aber das wird wohl Klandy sein. Dann war Jo der erste Kandidat “, beschließt Sonja Schmid. Volltreffer auf ganzer Linie!
Dass Petra und Sonja zu 100 Prozent richtig lagen, hat uns verblüfft. Beide Pferdebesitzerinnen erkannten nicht nur ihre eigenen Tiere auf Anhieb, sondern konnten sogar die fremden Pferde ertasten – obwohl wir extra ähnliche Typen für das Experiment ausgewählt hatten. Schaffen Sie das auch? Probieren Sie es aus!
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