Test: Reitschulen in Oldenburg
Drei Reitschulen im Test in Oldenburg

In Oldenburg legt Reitschultesterin Miriam Kreutzer auf Isi Jarl den vierten gang ein, lernt von einem alten Professor und trifft eine sanfte Schönheit mit Jagd-Historie.

CAV Reitschultest Oldenburg Anders Reiten Aufmacher
Foto: CAVALLO

Reitschultest in Oldenburg: Islandpferde-Hof Hesta-Kykki

Eigentlich ist bei Oldenburg das Land ganz flach. Aber rund um den Islandpferdehof Hesta-Kykki erheben sich unvermutet Hügel. Darauf entdecke ich bereits von der Landstraße aus zahlreiche Farbkleckse: alles Pferde!

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Reitschultest in Oldenburg
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Sie liegen oder dösen in der Sonne. Ein Fuchs mit imposanter Mähne hält Wache. Majestätisch steht er da und blickt über sein Reich: Wiesen, so weit das Auge reicht. Wird sich der gute Eindruck vom Hof beim Näherkommen bestätigen?

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CAVALLO
Mittagsschlaf: Die Pferde leben in Gruppen im Offenstall.

Rund 80 Pferde beherbergt der Isihof. Er ist Gestüt, Reitschule und Pensionsbetrieb zugleich. Rund 15 Isländer laufen im Schulbetrieb. Ich komme auf dem Weg zur Reithalle an mehreren Offenställen vorbei, in denen die Tiere Heu aus Raufen mampfen oder vor sich hindösen. Sie kuscheln sich geradezu mit ihrem Plüschfell in den angetrockneten Matsch. Es gibt aber auch befestigte Stellen im Auslauf. Die Pferde sind ohne Frage in einem guten Futterzustand: also dreieinhalb Hufeisen für Pflege und Haltung. Für die volle Punktzahl wären eingestreute Flächen wünschenswert, die bei jedem Wetter trockene Liegeplätze bieten.

Gebucht habe ich eine Einzelstunde für 38 Euro. Reitlehrerin Verena fragt nach meinem Leistungsstand und sucht Jarl aus. „Der Schimmel da drüben“, sagt sie. Ich habe Glück: Jarl (isländisch: der Adlige) hat seinem Namen heute alle Ehre gemacht und Schlamm gemieden. So ist er schon nach ein paar Minuten striegeln sauber.

Verena ist mit Islandpferden aufgewachsen. Sie erzählt, dass sie angefangen hat, die Qualifikationen für den Trainerschein zu sammeln, dann Mutter wurde und das Trainerprojekt vertagt habe.

Verena, ihren Nachnamen verrät sie mir am Testtag nicht, zeigt, wie der Sattel liegen soll. „Du suchst dir die Pferdeschulter und dann muss noch etwa eine Hand Platz sein.“ Ich bin dankbar für ihre Tipps. Denn bei Jarls flachem Widerrist ist es gar nicht so einfach, die richtige Sattellage zu finden.

Jarls Trense finde ich hingegen sofort in der aufgeräumten Sattelkammer. Darunter sein Bild mit Geburtsdatum und Namen. Unterm Sattelbock eine kurze Info: Jarl ist auf dem Gestüt geboren, sei ein Verlasspferd und Fünfgänger mit Tölt und Pass.

Zum Unterricht geht’s in die 20 x 40 Meter große Halle direkt neben dem Putzplatz. „Etwas flotter, sonst verhungerst du nachher im Trab“, rät Trainerin Verena. Sie übt mit uns halbe und ganze Paraden sowie Schlangenlinien. „Gut umgestellt“, lobt sie. Das motiviert. Dann kommt der Galopp.

Keine Angst vor Ecken zeigen: „Jarl hat eine schwächere Seite“, kündigt die Reitlehrerin an. Sie kennt die Pferde gut. Angaloppieren klappt prima. Der Schimmel ist flott – zumindest anfangs. Sobald wir jedoch eine Ecke erreichen, geht ihm der Sprit aus: Es fehlt an Balance. „Die Kurven sind nicht so leicht. Man schafft sie aber, wenn man das Pferd mit dem inneren Schenkel gut unterstützt“, sagt Verena. „Aber kürz die Ecken ruhig ab!“ Das ist leichter gesagt als getan: Ich habe Schwierigkeiten, Jarl korrekt abzuwenden. In Sachen Biegung ist bei dem Isländerwallach noch Luft nach oben.

Ich frage, ob wir auch tölten. Verena erklärt, wie das bei Jarl geht: Ein Patentrezept gäbe es nicht, man müsse individuell schauen, was das Pferd für Hilfen braucht. Ich soll Jarl „mehr zusammenstellen“, die „Schritte verkürzen“ und daraus antölten. Einige Male trabt Jarl an. Macht nichts: Verena korrigiert präzise und mit Ruhe, sodass wir schließlich doch noch im weichen Tölt durch die Bahn schweben.

Verena bekommt drei Hufeisen. Sie unterrichtet konzentriert, erklärt gut und betreut mich freundlich. Teils könnte sie von mir als Fortgeschrittene mehr fordern, das muss ich selbst initiieren.

Schulpferd Jarl erhält drei Hufeisen. Er ist verlässlich und ein guter Töltlehrer. Mit gezielter Arbeit an seiner Gymnastizierung ist er ein Kandidat für die volle Punktzahl.

Traumbedingungen für Tölt: Der gepflegte und gut organisierte Betrieb bietet Reitern das volle Programm: vier Hufeisen. Es gibt eine 250 Meter lange Ovalbahn, eine Reithalle, einen Außenplatz und überdachten Roundpen. Außerdem steht ein Wiesen-Trail, unter anderem mit Treppchen und Reifen, zur Verfügung. Die Atmosphäre ist familiär. Ich fühle mich nach dem Ritt so entspannt, als wäre ich auf einem Island-Kurzurlaub gewesen.

Bewertung

Schulpferd: drei von vier Hufeisen
Reitlehrer: drei von vier Hufeisen
Reitbetrieb: vier von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: dreieinhalb von vier Hufeisen

Kontakt

Islandpferde-Hof Hesta-Kykki
Ginsterweg 25
26209 Sandkrug
Telefon: 04481 / 4 46
www.hestakykki.de

Reitschule anders-reiten-in-Oldenburg im Test

Wieder hat mir der Professor den Spiegel vorgehalten. Jetzt galoppiert er fleißig auf dem Zirkel – das sah eben noch ganz anders aus. Da schien dem erfahrenen Schulpferd Konrad nach wenigen Galoppsprüngen die Kraft auszugehen. Aber von wegen!

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CAVALLO
CAVALLO Reitschultest Oldenburg

Bei Schulpferd Konrad gilt: weniger ist mehr. „Du machst zu viel, das irritiert ihn. Lass dich einfach tragen“, korrigiert Reitlehrerin Regina Rieck. Versuche ich: Einfach sitzen und den 19-jährigen Wallach machen lassen. Insgeheim denke ich, dass wir keine zwei Meter galoppieren werden.

„Stell dir beim Angaloppieren vor, es geht eine Treppe hoch“, rät die Trainerin. Ein hilfreiches Bild: Ich merke, wie ich mich ohne Anstrengung etwas mehr aufrichte, mein Brustbein hebt sich – und schon galoppiert der Fuchs an. Ich halte meine Beine ruhig und genieße die frische Luft auf dem Reitplatz. Konrad läuft und läuft. Ehe ich mich versehe, bin ich anstatt der befürchteten zwei Meter zwei Runden auf dem Zirkel galoppiert. So leicht kann also Reiten sein. Und ich nehme eine wichtige Lektion mit nach Hause: Weniger ist mehr.

Stumpfe Schulpferde und Kraftreiterei – damit möchte Regina Rieck nichts am Hut haben. Die studierte Pädagogin ließ sich vor rund 20 Jahren zur Fachübungsleiterin Reiten (FN) und zur Reitpädagogin (DKThR) ausbilden. „Von der Sportreiterei habe ich mich irgendwann abgewandt und mich in klassischer Reitkunst fortgebildet“, erzählt sie. Zu ihren Ausbildern gehörte unter anderem Bent Branderup. Rieck möchte Reitkunst vermitteln statt Reitsport, lese ich auf der Homepage. Wie also sieht ihr Unterricht aus?

Mit sieben Schulpferden hat sich die Trainierin auf einer Anlage eingemietet. Ihre Pferde sind vorwiegend schwere Rasse-Mixe. Vereinbart ist eine Schnupperstunde für 15 Euro. Regina Rieck teilt mir also Schulpferd Konrad zu, den ich vom Paddock holen soll. Der Fuchswallach hat ein rundes Bäuchlein. Es gibt Futter satt. Konrad schläft in der Box, den Tag verbringt er mit Herdenkollegen im großen Auslauf. Gerade malmt er Heu aus der Futterraufe, Kopf an Kopf mit seinen Mitfressern. Die Gruppen scheinen gut zusammengestellt zu sein. Alle Tiere wirken gepflegt und entspannt, bekommen viel Licht, Auslauf und Luft. Das macht dreieinhalb Hufeisen für Pflege und Haltung. Den halben Punkt ziehe ich ab für die Innenboxen und das Gemeinschaftsputzzeug.

Die Gruppenstunde startet mit Arbeit an der Hand. Ich soll mit Konrad Halten, Losgehen und Rückwärts üben. Die Reitlehrerin reicht eine Gerte und zeigt, wie ich diese einsetzen kann. Tritt Konrad nicht zurück, soll ich die Gerte waagerecht vor seine Brust halten und leicht touchieren. Das Polnische Kleinpferd macht gut mit. „Der kann alle Lektionen. Deshalb nennen wir ihn Professor“, erzählt die Ausbilderin.

Beim Reiten üben wir Travers. Bevor es losgeht, versammelt die Trainerin alle in der Mitte und fragt die Hilfen ab. Dann soll jeder an der langen Seite im Travers auf sie zureiten: Von vorne hat sie die Biegung des Pferds gut im Blick, aber eben auch den Reiter: „Atmen nicht vergessen“, mahnt sie.

Konrad ist wahrlich ein Professor. Er reagiert fein auf meine Hilfen, lässt sich leicht lenken und ist fleißig. Nach den Seitengängen bietet er Anlehnung von sich aus an. Sonst geht er nicht durchgängig durchs Genick. „Darauf musst du auch erst mal nicht achten“, sagt Trainerin Rieck. Für den Fuchs gibt es dreieinhalb Hufeisen.

Für den lehrreichen Unterricht bekommt Regina Rieck die volle Punktzahl: vier Hufeisen. Damit ihre Reitschüler nicht nur Reiten lernen, sondern auch den Umgang mit dem Pferd, übernimmt jeder an seinem Reittag einen kleinen Dienst wie etwa Füttern, der circa 15 Minuten dauert. Das soll den Kontakt zum Tier fördern.

Der Betrieb ist professionell organisiert. Die Terminabsprache im Vorfeld lief problemlos. Für den Unterricht gibt es einen 20 x 80 Meter großen Reitplatz. Das gepflegte Equipment passt dem Pferd und ist ordentlich in der Sattelkammer verstaut. Die Anlage ist gut in Schuss und gepflegt. Ich gebe dem Betrieb drei Hufeisen. Eine Halle fehlt allerdings. Bei ganz schlechtem Wetter gibt Regina Rieck deshalb Theoriestunden.

Fazit: Ich würde gerne wiederkommen und auf gut ausgebildeten Schulpferden weiter feine Hilfen trainieren.

Bewertung

Schulpferd: dreieinhalb von vier Hufeisen
Reitlehrer: vier von vier Hufeisen
Reitbetrieb: drei von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: dreieinhalb von vier Hufeisen

Kontakt

anders-reiten-in-Oldenburg
Woldweg 16
26160 Bad Zwischenahn-Wehnen
Telefon: 0441 / 1 81 79 25
www.anders-reiten-in-oldenburg.de

Reitschultest: Reit- und Fahrschule Oldenburg

Ein bildhübsches Gesicht blickt mir mit gespitzten Ohren aus der Box entgegen. Die braune Oldenburger-Stute Saale ist laut Reitlehrer „das beste Pferd“ im Stall. Sie soll mit ihrem Vorbesitzer 50 Jagden im Jahr gelaufen sein.

Zur Begrüßung schnuppert sie an meiner Hand. Die 15-Jährige ist mir sofort sympathisch. Dass sie gleich noch drohen wird, ahne ich nicht.

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CAVALLO
Schulpferd Saale ist eine aufmerksame Oldenburger-Stute.

Als fortgeschrittener Reiter nehme ich heute an einer Gruppenstunde teil, die 19 Euro kostet. „Wir mussten die Preise wegen der gestiegenen Futterkosten erhöhen“, sagt Pferdewirtschaftsmeister Andreas Hunger, der die Reitanlage betreibt. Er unterrichtet, als ich auf dem Hof ankomme.

Reitlehrer Hunger teilt mir also Saale zu. Eine Reitschülerin soll mir zeigen, wo die Stute steht. Sie bindet ihren Haflinger in der Stallgasse gleich neben Saales Box an. Ich möchte Saale ebenfalls rausholen, doch diese beäugt argwöhnisch den Haflinger – und lässt sich nicht aus der Box führen. Ob die Bisswunde an ihrer Flanke von dem Wallach stammt? Ich vermute, dass keine harmonische Nachbarschaft herrscht und putze Saale lieber in der Box.

Die Stute ist brav beim Striegeln – bis sie den Sattel erblickt. Saale wirft mit angelegten Ohren den Kopf in meine Richtung: eine klare Drohung. Ich zäume zunächst. Saale nimmt ohne Zögern das Gebiss ins Maul. Als ich satteln will, legt sie erneut die Ohren an. Es bleibt aber bei der Drohung, sie schnappt nicht. Weiße Haare am Widerrist lassen darauf schließen, dass die Stute bereits Satteldruck hatte. Eine schmerzhafte Erfahrung, die ihre Drohgebärde erklären würde.

Die Reitstunde startet in der Halle, wir reiten zu viert. Andreas Hunger zeigt die Aufsteighilfe und gurtet nach. Ich spreche ihn darauf an, dass Saale beim Satteln gedroht hat. „Ja, das mögen die Pferde alle irgendwann nicht mehr. Schulpferd sein ist harte Arbeit“, sagt er. Als neuer Reitschüler hätte ich mir gewünscht, vor dem Satteln über das Problem informiert worden zu sein. Dann hätte ich die Chance gehabt, mir Hilfe zu holen.

Wir reiten die Pferde im Schritt auf beiden Händen warm. Der Reitlehrer erinnert ans Nachgurten, korrigiert Sitz und Hufschlagfiguren etwa mit „schön die Ecken ausreiten.“ Zum Traben bildet er eine Abteilung: Saale und ich reiten an der Tete. Die Stute trabt auf leichten Schenkeldruck an. Zunächst läuft sie nicht im Takt. Ich fühle, dass sie im Rücken fest ist. Der Reitlehrer lässt uns auf dem Mittelzirkel die Zügel aus der Hand kauen. Das tut Saale gut: Sie entspannt und findet ihren Rhythmus.

Fließende Übergänge: Bei den Schritt-Trab-Übergängen nimmt Saale die Hinterhand nicht genug mit. Andreas Hunger erkennt das: „Treib sie mehr, damit der Übergang noch fließender wird.“ Bald klappt’s besser. Der Trainer lobt sofort: Das ist eine gute Hilfe, um das richtige Timing zu finden. Im Galopp ist die Stute ein Traum, sie lässt mich weich sitzen und ist fleißig. Der sensiblen Saale gebe ich zwei Hufeisen. Sie ist beim Reiten motiviert und reagiert gut auf die Hilfen. Abzug gibt es für die Taktfehler und das Drohen beim Satteln.

Andreas Hunger bekommt auch zwei Hufeisen. Er ist aufmerksam und baut die Stunde logisch auf. Korrekturen wie „innen nachgeben“ bleiben eher oberflächlich. Lehrreicher wäre es, wenn der Reitlehrer erklären würde, wie man das genau machen soll. Punkte ziehe ich auch ab, da einige Pferde die gesamte Stunde ausgebunden sind. Gerade beim Aufwärmen sollten Pferde sich strecken können.

Saale wohnt in einer Innenbox. Diese ist ausreichend groß, aber Gitter schränken den Sozialkontakt ein. Laut Andreas Hunger kommen die Pferde zum Ausgleich auf Paddocks und im Sommer auf Weiden. „Die sind aber weiter weg“, sagt er. Saale hat eigenes Putzzeug. Insgesamt macht Saale einen eingeschüchterten Eindruck. Ich würde ihr eine Bezugsperson wünschen, zu der sie Vertrauen aufbauen kann. Bei Pflege und Haltung ist Luft nach oben: eineinhalb Hufeisen.

Der am Stadtrand gelegene Betrieb punktet mit guten Reitmöglichkeiten: Es gibt eine 20 x 80 Meter große Reithalle, einen Außen- und einen Springplatz. Abzug gibt es für das Putzen der Pferde in der Stallgasse. In der Sattelkammer ist alles beschriftet und gut auffindbar. Saales Sattel hängt so weit oben, dass es mir erst nach mehreren Versuchen gelingt, ihn auf den Sattelbock zu wuchten: drei Hufeisen für den Betrieb.

Zum Abschied bleibe ich am Eingang stehen: Dort hängen Bilder von den Schulpferden. Bei Saale steht: sanfte Schönheit. Das passt zu der braunen Stute.

Bewertung

Schulpferd: zwei von vier Hufeisen
Reitlehrer: zwei von vier Hufeisen
Reitbetrieb: drei von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: eineinhalb von vier Hufeisen

Kontakt

Reit- und Fahrschule Oldenburg
Sandkruger Straße 214
26133 Oldenburg
Telefon: 0441 / 4 21 88
www.reit-und-fahrschule.de

Die aktuelle Ausgabe
6 / 20253

Erscheinungsdatum 17.05.2023