Funktionskleidung zum Reiten: Dos and Don'ts

Funktionskleidung – ideal für den Sport!
Perfekt in allen Lagen

Veröffentlicht am 01.06.2024
CAVALLO Funktionskleidung
Foto: Johner Images / GettyImages

Funktionskleidung für Reiter

Wer reitet, kommt über kurz oder lang ins Schwitzen. Das ist nicht weiter tragisch, solange das Shirt vor lauter Nässe nicht unangenehm am Körper klebt. Denn in nassen Klamotten reitet keiner gern. Wie können Reiter das verhindern? Indem sie die richtige Kleidung tragen – und zwar Funktionskleidung.

"Reiten ist ein Indoor- und Outdoor-Sport”, sagt Jana Kurschus, Produktmanagerin bei Pikeur Reitmoden aus Werther in Nordrhein-Westfalen. "Wetter und Klima spielen dabei eine entscheidende Rolle. Die Funktion von Kleidung wird ganz unterschiedlich benötigt. Je nach Produkt liegt der Fokus auf etwas anderem.” Bei Reithosen ist für Pikeur etwa das A und O die Elastizität des Stoffs und die Strapazierfähigkeit. Bei einer Regenjacke die Wassersäule sowie die Atmungsaktivität. Wie aber erkennt der Reiter, ob es sich um Funktionskleidung handelt?

Prüfungen zur Atmungsaktivität sind nicht vorgeschrieben

"Der Endverbraucher sieht dem Material nicht an, ob es funktioniert”, sagt Dr. Jan Beringer, Textilchemiker bei den Hohenstein Instituten in Bönnigheim, Baden-Württemberg. "Zwar kann man mit Hilfe des RET-Werts, das ist die Abkürzung für Wasserdampfdurchgangswiderstand, die Atmungsaktivität messen. Das sind jedoch keine günstigen Prüfungen, und vorgeschrieben sind sie für Hersteller auch nicht. Es gibt also zurzeit kein Pflicht-Label, welches die Atmungsaktivität kenntlich macht.”

Die Atmungsaktivität hängt auch von den verschiedenen Schichten ab, die der Reiter trägt. Material wie Kunstfaser und Baumwolle zu mischen, ist keine gute Idee. Denn: "Baumwolle unterstützt den Schweißtransport nicht. Sie saugt Wasser auf, gibt es aber nicht wieder ab.” Gerade dieser Abtransport der Flüssigkeit ist jedoch entscheidend für ein optimales Schweißmanagement. Sonst klebt das Shirt am Körper und der Reiter friert.

"Eine entscheidende Rolle spielt dabei auch, wie sehr wir schwitzen”, so Dr. Jan Beringer. "Es gibt drei Schwitz-Modi: im niedrigen Modus dampfen wir permanent vor uns hin. Zum Beispiel, wenn wir am Schreibtisch sitzen. Funktionskleidung ist hier nicht nötig. Im mittleren Modus dampfen wir schon etwas mehr. Zum Beispiel beim Wandern. Im starken Modus schwitzen wir flüssig. Wie etwa beim Joggen.” Wichtig ist nun, dass der Schweiß verdunstet, damit die Feuchtigkeit weg vom Köper kommt. "Letztlich braucht man für jede Schwitzsituation die richtige Schicht, da der Wasserdampfausstoß immer stärker wird.”

Hier kommt der Zwiebel-Look ins Spiel. Wer auf Funktionskleidung setzt, braucht eine sogenannte "Baselayer”. Diese Schicht liegt eng am Körper an und transportiert den Schweiß weg. "Meist ist diese Baselayer aus Polyester. Ideal, wenn Sie flüssig schwitzen”, so Dr. Jan Beringer. Denn Polyester nimmt so gut wie keinen Schweiß auf – er diffundiert einfach durch den Stoff und verdampft. "Wichtig ist nun, dass die nächste Schicht, die Midlayer, ebenfalls atmungsaktiv ist”, erklärt Dr. Jan Beringer. "Sie soll den Wasserdampf durchlassen, aber nicht speichern.” Zu guter Letzt kommt die Shell-Layer, die Jacke. Auch sie muss atmungsaktiv sein. "Ist sie es nicht, wird die Jacke innen nass. Die Folge: Der Reiter friert nach einiger Zeit”, erklärt Dr. Jan Beringer. Doch die äußere Schicht hat auch die Aufgabe, den Reiter vor Wind und Wetter zu schützen. Wie bekommt man beides unter einen Hut?

Hersteller, die wasserdichte und atmungsaktive Jacken anbieten, arbeiten meist mit Membranen wie Gore-Tex und Sympatex. "Beide Membranen sind von außen wasserdicht. Von innen unterscheiden sie sich jedoch. Gore-Tex Membranen haben eine mikroporöse Struktur und sind hydrophob. Sie lassen kein Wasser durch, dafür aber Dampf”, erklärt Dr. Jan Beringer. "Sympatex-Membranen dagegen funktionieren nach dem physikalischen Prinzip und sind hydrophil. Wasser wird molekular hindurchtransportiert, Dampf weniger gut.” Damit wären laut Dr. Beringer Gore-Tex-Membranen eher für Aktivitäten, bei denen Reiter nicht so sehr ins Schwitzen kommen. Sympatex-Membranen dagegen halten den Reiter auch von innen trocken, wenn dieser so richtig ins Schwitzen gerät. Beide Membranen haben jedoch einen entscheidenden Nachteil. Sie funktionieren nur einwandfrei, wenn es außen nicht nasser wird als innen – also, wenn es regnet. Denn dann tritt der Sättigungseffekt ein und die Feuchtigkeit bleibt in der Jacke.

An heißen Tagen sorgen Mesh-Einsätze in Oberteilen für angenehme Abkühlung

Auch an heißen Tagen spielt der Tragekomfort von Reitbekleidung eine große Rolle. So arbeitet der amerikanische Hersteller Ariat in seiner Breathe-Serie mit strategisch platzierten Mesh-Einsätzen oder sorgt mit Hilfe der eigens entwickelten ClimateTEK-Technologie in Shirts und Reithosen dafür, dass der Reiter auch an heißen Tagen nicht ins Schwitzen gerät. Auch für den Winter hat Ariat etwas parat: "Mit Hilfe unserer InfraTEKTechnologie wird die eigene Körperwärme bewahrt, so dass Sie sich im Endeffekt mit weniger Schichten warmhalten können”, erläutert Hannah Schiek, Marketing Executive bei Ariat Europe.

Eines haben alle Funktionsbekleidungen für Reiter gemeinsam – die Kunstfaser. Doch nicht jedes Polyestershirt ist ein gutes Funktionsshirt. "Die Webart trägt hier entscheidend bei”, weiß Dr. Jan Beringer. "Ist das Shirt zu dicht gewebt, schwitzen wir darin. Auch auf das Garn kommt es an und wie die Fäden miteinander verdrillt sind.” Sein Tipp: "Shirts, in denen mehr Material verarbeitet wird, sind teurer, aber besser.” Für den Sommer rät er: "Tragen Sie funktionale Langarmshirts. So treffen die UV-Strahlen auf Textil statt auf Haut und die Verdunstungskälte sorgt für Abkühlung.” Ob Textilien vor UV-Strahlen schützen, erkennen Sie im Gegensatz zur Atmungsaktivität recht leicht: am UPF-Label (Ultraviolet Protection Factor).

Wo in der Kleidung ist die Funktion versteckt?

Funktionsjacken gehören zur Outer-Layer, der äußeren Schicht. Sie sollen durch ihr spezielles Material warm halten, atmungsaktiv sein und vor Regen und Wind schützen. Wichtig: der Unterschied zwischen wasserdicht (kein Wasser geht durch) und wasserabweisend (Stoff hält Wasser nur in geringer Menge ab).

Funktionsshirts aus Kunstfasern wie Polyester, Polyacryl oder Polypropylen können durch die Eigenschaften ihrer Fasern die Temperatur und die Feuchtigkeit des Körpers regulieren. Auch Mesh-Einsätze gehören zur "Funktion”, ebenso der Schutz vor UV-Strahlen, den Sie anhand des UPF-Werts (Ultraviolet Protection Factor) auf einem Label am Shirt erkennen.

Reithosen mit Funktion sind zum Beispiel atmungsaktiv, schützen dank Softshell-Material vor Wind und Kälte, trocknen sehr schnell oder bieten dank elastischem Material die perfekte Bewegungsfreiheit im Sattel. Bei schweißtreibenden Ritten im Sommer sorgen bei manchen Modellen Mesh-Einsätze für kühlende Luftzufuhr. Auch der Schnitt ähnlich einer Sportleggings läuft unter dem Begriff "Funktion".

Dass funktionale Reitmode auch stylish sein kann, beweist unsere Auswahl an echten It-Pieces. Das sind unsere Lieblinge im täglichen Training:

1
Junge Frau vor einem Schimmel mit pinkem Funktionsshirt von Schockemöhle
Equiva
2
Gruppe von lachenden Mädchen in bunten Reithosen
Equiva
3
HV Polo Funktionsshirt und Reithose am Model
Equiva
4
Reiterin mit Schimmel in Spooks Reitmoden
Equiva
5
ELT Funktionsjacke in salbeigrün als Freisteller
Equiva
6
HV Polo Funktionsshirt am Model
Equiva
7
HV Polo Trainingsjacke in olivgrün als Freisteller
Equiva
8
East Reitleggings in schwarz als Freisteller
Equiva

Der Experte:

CAVALLO Dr. Jan Beringer
Hohenstein