Warmblutwallach Henk krachte bei Tempo 40 durch den morschen Holzboden. Doch er hatte Glück im Unglück: Die Gummimatte seines Pferdeanhängers schleifte auf der Straße und schützte ihn vor schlimmeren Verletzungen.
Nicht jedes Pferd kommt so glimpflich davon. Die meisten Unfälle, die aufgrund maroder Hängerböden passieren, gehen fürs Pferd tödlich aus. Wann ist ein Boden sicher, und wie erkennt der Reiter das?
Viele Pferdebesitzer denken, der TÜV prüft lediglich Bremsen, Beleuchtung und Reifen des Pferdeanhängers. Das stimmt nicht. Auch der Boden ist Bestandteil der TÜV-Prüfung, die alle zwei Jahre fällig ist.
„Zu den Pflichtprüfpunkten der Hauptuntersuchung gehört auch der Zustand des Aufbaus – und dazu gehört auf jeden Fall auch der Boden“, sagt Philip Puls vom TÜV-Süd in München. „Eigentlich ist es völlig unstrittig, dass der Boden vom TÜV geprüft wird. Wir müssen prüfen, was der Gesetzgeber uns vorschreibt.“
Schließlich wird der Aufbau des Hängers teilweise an den Siebdruckplatten befestigt. „Der Boden muss zum Beispiel auf lockere Schrauben und morsche Stellen hin untersucht werden“, sagt der Experte vom TÜV-Süd.

Dazu wird der Pferdeanhänger zumeist über eine Grube gefahren, um den Boden inspizieren zu können. Ein Tipp für die jährliche Pflege: Lassen Sie beim Kundendienst regelmäßig die Dichtungen im Hänger untersuchen und gegebenenfalls austauschen.
Sicher Ziehen: Hängerböden im Check
Auf Nummer sicher gehen Sie allerdings nur, wenn Sie einen Experten den Boden checken lassen. Das ist vor allem beim Kauf eines älteren gebrauchten Modells empfehlenswert.
Für den Check sollten Sie den Hänger am besten über eine Grube fahren; das machen auch die Techniker vom TÜV und die Fachleute vom Fahrzeugbau. Wer eine Hebebühne hat, kann ihn auch in die Höhe liften. Um den Boden zu prüfen, brauchen Sie kein spezielles Werkzeug. Ein Schraubenzieher reicht. Hilfreich ist eine helle Lampe.
Einige Stellen sind besonders anfällig. „Meist sind die hinteren Ecken das Problem“, sagt Michael Blömer, Vertriebsleiter der Böckmann Fahrzeugwerke GmbH aus Lastrup/Niedersachsen. Wie etwa die Ecken im Einstiegsbereich. Läuft dort von außen Wasser ins Rahmenprofil des Hängers, fließt es nicht mehr ab. Der Holzboden liegt im Wasser und gammelt. Das gleiche Problem tritt auf Höhe der Bruststangen auf. Kritisch sind auch die Radkästen.

Wasserflecken: Nässe im Hänger prüfen
„Drücken Sie an einer solchen Stelle ins Holz. Ist es weich oder sogar morsch? Prüfen Sie die Verschraubungen. Sind sie ausgebrochen? Sehen Sie Späne an den Schrauben?“ Checken Sie vor allem die Randbereiche.
Ist das Holz weich oder bleibt der Schraubenzieher sogar im Holz stecken, sollten Sie den Boden dringend erneuern lassen. Ein Holzboden, der älter als zehn Jahre ist, sollte regelmäßig überprüft werden. Der komplette Austausch des Holzbodens kostet laut Erika Bayha, Geschäftsführerin von Münz Fahrzeugbau in Pliezhausen bei Stuttgart, um die 1000 Euro. Der neue Boden kann entweder eine Siebdruckplatte (Mehrschichtplatte) sein oder massive Holzplanken. „Siebdruckplatten halten durchschnittlich mindestens 10 bis 15 Jahre. Sie sind rundum von innen und außen versiegelt“, sagt Michael Blömer.
Er rät aber auch dazu, den Hänger von innen zu begutachten. Vor allem die Versiegelungen etwa an der Einstiegskante sind ein kritischer Bereich. Sind diese beschädigt, kann Feuchtigkeit eindringen, der Boden fault. „Gehen Sie in den Hänger hinein“, rät Blömer. Der hintere Teil ist auf jeden Fall der anfälligere. Hier äpfelt und pinkelt das Pferd. „Hüpfen Sie ein paar Mal auf und ab. Gibt der Boden nach, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass er kaputt ist“, warnt der Fachmann. Wichtig sind neben den Silikonfugen zwischen Gummimatte und Wand auch die Abdichtungen der Wände zum Boden. Sind diese beschädigt, dringt Feuchtigkeit ein und sickert ins Holz.

Check: Dicke Platten = stabiler Hänger?
„In der Regel werden verleimte Mehrschichtplatten verwendet, die außen abgedichtet werden. Die Platten gibt es in unterschiedlichsten Stärken und Qualitäten. Manche bestehen aus gepresstem Sägemehl, andere aus Weichholz- oder Hartholzteilen, manche haben sogar Polyesteranteile.“ Die Crux: „Von außen kann der Kunde nicht erkennen, was drin steckt.“
Bei Pferdeanhängern der Firma WM Meyer bestehen die Mehrschichtplatten aus 15 verleimten Schichten. „Je dicker, desto besser“, sagt Dr. Uwe Meyer, Geschäftsführer bei WM Meyer. „Als Oberfläche dient eine Siebdruckstruktur.“ Seit rund sieben Jahren gibt es auch Alternativen zu Holz: Böden aus Aluminium, je nach Hersteller auch aus einer Kombination mit Kunststoff. „Aluminium ist sehr langlebig“, sagt Philip Puls. „Es ist ein eher zähes Material und wird in der Regel nicht durchbrechen.“ Solche Böden sind allerdings etwa 400 bis 500 Euro teurer als Holz. „Das liegt am Materialpreis sowie an der Montage“, sagt Dr. Uwe Meyer. „Alu-Profilböden müssen zugeschnitten, geklebt und stückweise zusammengesteckt werden. Das ist alles viel aufwändiger als bei Holzböden. Dafür ist der Alu-Profilboden praktisch wartungsfrei. Das Gewicht ist bei Holz und Alu etwa gleich.“
In den meisten Pferdeanhängern ist der Boden mit der Gummimatte verklebt. Wann das der Fall ist, hängt von der Stärke der Gummimatten ab. „Sechs Millimeter dicke Matten müssen geklebt werden, weil sie sich sonst bewegen“, sagt Erika Bayha. „Acht Millimeter dicke Matten dagegen sind schwer genug und bleiben liegen.“ Wie dick die Matten sind, ist eine Frage des Preises.
Fotostrecken zu weiteren CAVALLO-Test finden Sie hier:

Gegen Nässe: Gummimatten raus!
Von Nachteil ist, dass unter nicht verklebte Matten leichter Flüssigkeit dringt. Sind die Matten verklebt, ist der Boden geschützt. Aber nur, wenn die Kanten sauber abgedichtet sind und das Gummi auf der Standfläche keine Löcher hat. „Manche Pferde scharren oder reißen mit Stollen Löcher ins Gummi“, sagt Michael Blömer. Es gibt Flüssiggummi, mit dem Sie die Löcher ausgießen können. „Besser wäre es, in diesem Fall den kompletten Boden auszutauschen“, rät Blömer.
Damit der Hängerboden lange tragfähig bleibt, muss der Pferdeanhänger richtig untergestellt und auch gepflegt sein. Alles, was Feuchtigkeit anzieht, muss nach jeder Fahrt aus dem Hänger geräumt werden: Heu, Sägespäne oder Stroh. Egal, ob die Einstreu trocken oder feucht ist – alles muss raus. Säubern Sie den Boden und hängen Sie nach jeder Fahrt lose Gummimatten über die Trennwand. So kann der Boden trocknen.
Stellen Sie den Anhänger auf keinen Fall auf einer Wiese ab. Feuchtigkeit von unten setzt Holz enorm zu. „Am besten eignet sich eine dunkle Scheune“, sagt Philip Puls. „So sind auch Gummidichtungen und Reifen vor Sonneneinstrahlung geschützt.“ Wer keine Scheune hat, sollte den Hänger wenigstens unter ein Dach stellen oder mit einer Haube abdecken. Wichtig ist, dass Sie den Hänger in den Zeiten, in denen er nicht benutzt wird, regelmäßig lüften, um Feuchtigkeit hinauszulassen. Gute Fahrt!

4 Profi-Tipps: So pflegen Sie Hängerböden
1. Richtig Säubern:
Säubern Sie den Hänger nach jeder Fahrt. Auf keinen Fall alte Einstreu darin liegenlassen. Sie zieht Wasser.
2. Boden trocknen lassen und kontrollieren:
Lose Gummimatten hängen Sie jedes Mal über die Trennwand. So kann der Boden darunter trocknen. Verklebte Gummiböden kontrollieren Sie auf Löcher und Risse.
3. Hänger nicht auf Wiesen parken:
Parken Sie den Hänger – wenn möglich – unter einem Dach. Wiesen taugen nicht als Parkplätze: Feuchtigkeit von unten greift das Holz an.
4. Dichtungen kontrollieren:
Kontrollieren Sie immer mal wieder auch die Dichtungen. Sind diese spröde und gerissen, tauschen Sie sie auf jeden Fall aus.
















