Motorbetriebene Schubkarre CrossCargo im Praxis-Test
Test: Leichte Arbeit dank Motor-Schubkarre?

Elektrischer Stall-Helfer: Bei der Schubkarre CrossCargo von Averde geht ein Motor dem Menschen zur Hand. Schieben sich Pferdemist und Einstreu so wirklich leichter? CAVALLO machte den Test.

CAV_05_2010-Elektrokarre_Schubkarre_Misten_c110_02 (jpg)
Foto: Lisa Rädlein

Wer mit dicken Muckis prahlen möchte, braucht sich künftig nicht mehr stundenlang im Fitness-Studio zu quälen. Die neue motorbetriebene Schubkarre „CrossCargo“ von Averde macht’s möglich, sich ein paar Muskeln unauffällig anzuschummeln. Schon schieben sich Kleinballen und Pferdemist wie von selbst – sogar den Hang hinauf.

Schubkarren sind in jedem Stall unersetzlich. Was sonst noch dringend an technischem Gerät in einen Stall gehört, lesen Sie in der Umfrage mit Stallbetreibern ab dieser Seite unten.

Unsere Highlights

Doch auch unter Schubkarren gibt es besondere Modelle. CAVALLO testete den motorisierten Hofhelfer von Averde mit 100 Litern Fassungsvermögen unter Extrembedingungen. Auf dem Hof von Hans-Martin Deuschle im schwäbischen Köngen (Tel. 0172-6451400) liegt Schnee, und der Frost der Nacht ließ sogar die größten Pfützen gefrieren. Doch das luftbereifte Rad der Schubkarre hat Stollenprofil und ignoriert die Härten des Winters. Beladen mit 35 Kilo Sägespäne, schiebt sich der CrossCargo mühelos auf dem Betriebsgelände den kleinen Hang hinauf. Für die guten Klettereigenschaften sorgt ein Drehmoment von 17 Newtonmetern.

Auf den ersten Blick sieht das Testgerät wie eine gewöhnliche Schubkarre mit Zinkwanne aus. Stellt man sie jedoch auf den Kopf, kommt darunter ein blauer Kasten zum Vorschein, in dem die Elektronik versteckt ist. Ein Kabel führt von dort nach vorne zum Radnabenmotor. Laut Hersteller ist dieser wesentlich beständiger als ein störanfälliger Getriebemotor. Um stets gute Qualität zu liefern, schwört Averde auf Elektrik made in Germany. Eine Dusche unter dem Hochdruckreiniger würde allerdings auch diese deutsche Wertarbeit nicht überstehen.

Der blaue Kasten ist an einen Blechboden montiert, auf den auch die Zinkwanne geschraubt ist. Das bringt Stabilität in die Karre, und die Wanne lockert sich nicht so leicht wie bei einer Befestigung am Rahmen. Links am Griff befinden sich sämtliche Knöpfe und Regler: Akku-Anzeige, Startknopf für den Motor sowie der stufenlose Geschwindigkeitsregler. Den müssen die CAVALLO-Tester nur nach links ziehen, und schon geht’s voran. Wer ein ohrenbetäubendes Rattern à la Rasenmäher erwartet, wird staunen. Der Radnabenmotor macht sich lediglich durch ein leises Surren bemerkbar. Die Knöpfe lassen sich alle mit dem Daumen bedienen, umgreifen ist daher nicht nötig. Auch kleine Frauenhände kommen mit dem Schaltkörper gut zurecht. Averde gibt sich damit aber nicht zufrieden und bietet ab Januar einen neuen, ergonomisch geformten Schaltkörper an, dessen Knöpfe noch dichter beieinanderliegen.

Die Tester waren positiv überrascht, wie kräftig die Schubkarre nach vorne zieht; sie kamen zu Fuß kaum hinterher. Doch das Gefühl für die Geschwindigkeit pendelt sich schnell ein. Zudem ist das Tempo elektronisch geregelt. Wer schneller als vier Stundenkilometer läuft, kann allein schieben, ohne Motorunterstützung, denn dann schaltet sich der Vortrieb wieder ab. Die Last in den Armen nimmt der CrossCargo den Testern natürlich nicht ab, und so machen sich 35 Kilo Fracht nach einigen Fahrten doch in den Oberarmen bemerkbar. Allerdings geht die Arbeit wesentlich leichter von der Hand, wenn die Last nur noch gehoben und nicht mehr geschoben werden muss.

Der CrossCargo hat eine elektromagnetische Bremse. Bei einer Fahrt bergab bremst sie die Karre auf Knopfdruck und lädt zeitgleich den Akku auf. Je schneller man schiebt, desto stärker arbeitet sie. Zu starkes Bremsen, wobei das Rad blockiert, ist nicht möglich – das verhindert, dass Karre und Ladung kippen können. Der CrossCargo stellt dies auf den verschneiten Hängen rund um den Hof zugkräftig unter Beweis. Selbst auf Schnee und rutschigem Gras bringt er die Ladung problemlos den Hang hoch und wieder hinunter. Lediglich beim Anschieben über kleine Grashubbel müssen die eigenen Muskeln kurz mal selbst aktiv werden.Die Akkus laufen im Dauerbetrieb bei Hofarbeit etwa fünf Stunden. Wer die Schubkarre in einer Tour die Hänge hoch und hinunter schiebt, verkürzt natürlich die Akku-Laufzeit. Künftig bietet Averde auch Wechselakkus an, und an einem Konzept für Solarbatterien tüftelt die Firma bereits. Zum Aufladen parkt die Schubkarre am besten direkt neben einer üblichen Steckdose, an die das Ladegerät (110-230 Volt) mit Betriebsanzeige angeschlossen wird. Nach vier Stunden ist die Karre fit für den nächsten Einsatz, und die Lampe am Ladegerät leuchtet grün.

Die Motor-Schubkarre CrossCargo von Averde gibt es neben der Testversion mit 100-Liter-Mulde für knapp 750 Euro auch noch mit einer 175-Liter-Mulde für rund 900 Euro. Beide Geräte wuchten auf ebener Fläche maximal 150 Kilogramm. Solche Last schiebt sich mit Hilfsmotor einfach leichter.

Umfrage Teil 1: Welche Technik nützt Stallbetreibern?

"Mit dem Krokodil über den Hof"

CAV_05_2010-Elektrokarre_Schubkarre_Misten_LIR4161 (jpg)
Lisa Rädlein
Dr. Renate Menzel bewirtschaftet im bayerischen Kempfenhausen einen Vier-Sterne-LAG-Stall mit 24 Pferden.

Da unser Hof in recht hügeliger Landschaft liegt, hat unser Traktor mit Frontlader 75 PS, sonst kämen wir mit den Siloballen nicht so leicht über das Gelände. Außerdem häckseln wir unser Stroh selbst mit einer geliehenen Mühle; auch dafür brauche ich einen kräftigen Traktor. Für Arbeiten auf dem Hof haben wir einen Knicklader mit Zusatzteilen. Dazu gehören eine Gabel, eine Schaufel, an die eine Gummilippe angebracht werden kann (was wir fast nie tun), ein Rotationsbesen sowie ein sogenanntes Krokodilgebiss. Das ist ein hydraulischer Greifer mit Zinken. Mit dem Knicklader bringe ich die Quader- oder Silageballen in den Offenstall. Da wir einen Reitplatz mit Teppichschnitzeln haben, brauche ich hierfür kein Gerät. Häuft sich in den Ecken Boden an, verteile ich ihn mit dem Knicklader. Die Feinarbeit mache ich dann mit der Hand. Für die Koppelpflege habe ich eine Wiesenegge, ein Mulchgerät und eine Wiesenwalze. Eine Motorsäge darf nicht fehlen, ebenso wenig eine Motorsense. Die ist einfach stabiler als ein Freischneider. Um all diese Geräte sauber zu halten, besitze ich einen Hochdruckreiniger. Den Hof säubere ich mit einem motorisierten Radialbesen zum Schieben.

"Nicht ohne meinen Radlader"

CAV Equitana 2011 Promis Experten Teilnehmer MS Vierhaus
Rädlein
Stephan Vierhaus betreibt mit Frau Ellen einen Zucht- und Ausbildungsbetrieb in Borken/ Nordrhein-Westfalen mit rund 50 Gangpferden

Für alle Arbeiten auf dem Hof habe ich einen Radlader, der Siloballen bis 500 Kilo heben kann. Er hat Allrad. Der Mist kommt in Container, die ich mit einer Palettengabel hochhebe. An meinen kleinen Trecker hänge ich einen Bahnplaner an. Zur Koppelpflege brauche ich eine Wiesenschleppe und einen Balkenmäher. Größere Arbeiten wie Silieren, Mähen, Pressen, Wickeln oder Mist wegfahren lasse ich von einem Lohnunternehmer ausführen. Ab und an miete ich mir einen Mulcher.

Umfrage Teil 2: Welche Technik nützt Stallbetreibern?

"Eine Wiesenwalze, das wär’s"

Für die Heuernte brauche ich neben einem Traktor einen Kreiselmäher und -schwader sowie einen Ladewagen. Den Mist fahre ich mit einem Einachskipper auf die Halde. Ein Lohnunternehmer bringt den Mist auf die Felder aus. Unsere Pferde sind den ganzen Tag draußen – für die Wiesenpflege besitze ich daher eine Wiesenegge. Mein Wunsch wäre eine Wiesenwalze, aber die gibt’s fast nirgendwo mehr; mit ihr kann man den Boden toll verdichten oder Schlepperspuren einebnen.

"Ein Hoch auf den Turbobesen"

Da ich mein Heu und Stroh selber mache, brauche ich einen Schlepper sowie das nötige Zubehör: Mähwerk, Kreisler, Schwader. Mit dem Frontlader bringe ich zum Beispiel die Quaderballen in den Liegebereich. Fürs Grünfutter habe ich einen kleinen Ladewagen. Den finde ich sehr praktisch, weil ich damit die Pferde vor der Koppelsaison langsam ans Gras gewöhnen und bis lange in den Herbst hinein Grünfutter füttern kann. Dann besitze ich noch einen Unimog mit Frontmähwerk. Der ist zwar in der Reparatur teuer, dafür spare ich mir lästiges Umhängen. Mein wichtigstes Gerät ist der Turbobesen. Da ich viele befestigte Flächen sowie einen großen Laufhof habe, bin ich damit viel schneller. Und der Dreck geht besser weg als per Hand. Außerdem kann ich auf dem Turbobesen sitzen, das ist sehr erholsam. Für die Grünflächen habe ich zudem noch einen Rasentraktor, einen Freischneider und eine Motorsäge. Da ich meine Pferde von Mai bis Oktober ganztags auf der Koppel habe, brauche ich für die Koppelpflege ein Mulchgerät mit Wiesenschleppe. Nutze ich ein Gerät jeden Tag, so investiere ich dafür gerne. Einen Miststreuer leihe ich mir aber. Das ist günstiger.

"Ein Mini-Bagger für den Mann"

CAV_05_2010-Elektrokarre_Schubkarre_Misten_c110_09 (jpg)
Lisa Rädlein
Robert Hering betreibt in Leonberg-Warmbronn/Baden-Württemberg einen Reitstall mit 16 Pferden, davon zwei Einsteller

Zwei Schlepper würden reichen, aber ich habe auch noch einen alten behalten. Das spart bei der Heuernte lästiges Umhängen. Der große Schlepper hat 75 PS und zieht etwa die große Rundballenpresse oder das Mähwerk. An den anderen Schleppern hängen die kleineren Heumaschinen wie Kreisler und Schwader. Fürs Grünfutter habe ich einen Ladewagen, die Rundballen transportiere ich mit einem Wagen Marke Eigenbau. Für die Wiesenpflege sind ein Mulchgerät und eine Wiesenegge unersetzlich. Einmal im Jahr leihe ich mir einen Jauchewagen. Der Hafer läuft durch eine Quetsche. Mein Lieblingsgerät ist der Mistbagger, der erleichtert mir die Arbeit sehr. Mein Wunsch wäre noch ein Hoftruck für die kleineren Arbeiten.

Die aktuelle Ausgabe
4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023