Reitschule 1: Gestütshof Brendlberg im Test
Ein steiler Weg führt hoch zum Gestüt Brendlberg in Ruhpolding. Im zweiten Gang kämpfe ich mich mit meinem Auto den Weg hoch. Bei meiner Ankunft schauen mich neugierig Ponyköpfe aus einem Stall an. Hier leben größtenteils Isländer, aber auch einige Großpferde. Neben den täglichen Reitstunden können Kinder auf dem Hof ihre Ferien verbringen. Ob auch der Unterricht für Erwachsene punkten kann?

Reischulen in Traunstein im Test: Reiterwissen gefragt
Gerade findet in der Halle, mit etwa 10 x 30 Meter nicht ganz Standardmaß (20 x 40), eine Gruppenstunde statt. Ich habe eine Einzelstunde bei Geschäftsführerin Stephanie Kleinecke-Sauter gebucht. „Das ist gut, dann kann ich Sie danach in eine passende Gruppe einteilen“, sagt die gelernte Bereiterin.
Doch bevor es zum Unterricht geht, darf ich Högni, einen 14-jährigen Islandwallach putzen. Da ich mich als erfahrene Reiterin angemeldet habe, geht das in Ordnung und ich kann mich umsehen. Die meisten Pferde leben in Innenboxen mit wenig Licht, die aber groß genug sind. Die Pferde kommen täglich raus. Högni steht am Testtag in einem von zwei Offenställen.

Reiten in Traunstein
Dieser ist zurzeit frei, da die eigentlichen Bewohner auf der Alm in Urlaub sind. Diesen Luxus gibt es für die Pferde hier im Sommer. Gerade sind einige der insgesamt 35 Schulpferde Tag und Nacht dort. Sie werden nach Tagen oder Wochen wieder ausgetauscht. So können sich alle mal erholen – eine tolle Sache.
Beim Satteln hilft mir eine Reitschülerin. Bevor es losgeht, wird die Halle noch einmal abgezogen. Meistens findet der Unterricht auf dem Reitplatz statt, doch der steht nach tagelangem Dauerregen unter Wasser. Zu Beginn fragt Stephanie Kleinecke-Sauter meinen Kenntnisstand ab. „Ich habe vor vielen Jahren ein Reitabzeichen gemacht“, sage ich. Daran knüpft die Reitlehrerin an und lässt mich die Skala der Ausbildung mit Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichtung und Versammlung erklären, während ich Högni im Schritt warmreite.

Korrektur für die Schulpferde
Högni geht zurzeit nur im Einzelunterricht mit Fortgeschrittenen oder wird vom Personal geritten. „Er geht nicht genügend über den Rücken und wird deswegen Korrektur geritten“, erklärt die Reitlehrerin. Um ihn zu lockern, soll ich auf dem Zirkel Schenkelweichen reiten und zwischen Biegung auf der Zirkellinie und Stellung beim Schenkelweichen wechseln. Zu allen Übungen erklärt sie Hintergründe und genau die Hilfen.

„Der äußere Zügel darf zur Seite weisen. So kann Högni leichter mit dem inneren Hinterbein übertreten.“ Dem Wallach merkt man seine gute Ausbildung an. Er setzt alle Übungen prompt um.
Gestütshof Brendlberg im Test: Bestnoten für Pferd und Reitlehrerin
Die 60-minütige Stunde ist sehr abwechslungsreich und wird nie langweilig: Ich reite Bahnfiguren im Trab, Tempowechsel, Rückwärts und zum Schluss sogar Galopp. „Zum Angaloppieren heben Sie Ihren Beckenboden etwas an.“ Es klappt. Galopp ist für viele Isländer wegen der Spezialgänge eine schwierige Gangart. Högni bemüht sich sehr.
Stephanie Kleinecke-Sauter fordert mich in der Stunde, ohne mich zu überfordern. Sie lobt auch, wenn etwas gut klappt. „Sie wissen viel“, stellt sie nach der Stunde fest. Das gebe ich gerne zurück und belohne sie mit vier Hufeisen für ihren tollen Unterricht, der 55 Euro kostete. Auch Högni darf sich über vier Hufeisen freuen. Er ist rittig und im Umgang tadellos.
Abzüge für Haltung und Betrieb
Für Pflege und Haltung notiere ich zweieinhalb Hufeisen. Die meisten Pferde stehen in Innenboxen ohne Fenster, kommen aber so oft wie möglich raus. An Högnis Steigbügelriemen ist eine Naht offen – er sollte dringend getauscht werden. Der Betrieb punktet ebenfalls. Er ist gut organisiert, es stehen Reitplatz und eine gepflegte Reithalle zur Verfügung, die für Großpferde recht eng ist. Ich notiere drei Hufeisen für den Betrieb, bevor ich den steilen Berg wieder ins Tal zurückfahre.
Bewertung:
Schulpferd: vier von vier Hufeisen
Reitlehrer: vier von vier Hufeisen
Reitbetrieb: drei von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: zweieinhalb von vier Hufeisen
Kontakt:
Gestütshof Brendlberg
Brendlberg 2
83324 Ruhpolding
Telefon: 08663-2569
www.brendlberg.de
Reitschule 2: Reit- und Fahrverein Trainstein im Test
Morgens, halb zehn im bayerischen Traunstein. In der Sattelkammer des Reitvereins Traunstein sitzen mehrere Reiterinnen im Rentenalter vor vollen Sektgläsern und fragen gleich: „Wollen Sie auch einen?“ Lust hätte ich schon, doch ich muss ablehnen, denn ich habe jetzt eine Hausfrauen-Reitstunde. Hier geht es gesellig zu. Aber findet auch seriöser Reitunterricht statt?

Schulpferd mit Sattelzwang
Da unsere Reitlehrerin Kerstin Mallee noch nicht da ist, unterstützt mich eine Stallhelferin, die wusste, dass ich heute komme. Sie zeigt mir Apollo, einen 18-jährigen österreichischen Pinto. Ich soll ihn schon mal putzen. Apollo ist freundlich und lässt sich überall anfassen. Er gibt seine gepflegten Hufe und inzwischen trifft Mallee ein.
„Apollo sattle ich selbst, er hatte einen extremen Sattelzwang, als er dem Verein vor etwa zwei Jahren überlassen wurde. Die Besitzerin hatte zu wenig Zeit für ihn“, erklärt sie. Ich spreche sie auf seine schlechte Rückenmuskulatur an – Apollo ist hinter dem Widerrist deutlich eingefallen. „Das ist schon besser geworden, als er kam, war es noch schlimmer. Auch am Oberhals hat er schon zugelegt“, sagt Mallee.

Auffällig: Viele Pferde laufen nach dem Aufsteigen los
Apollo lässt sich von ihr gelassen satteln. Er legt keine Ohren an oder droht. „Das klappt inzwischen gut“, sagt sie. Dann geht es in die 20 x 40 Meter große Reithalle, wo sich bereits vier Mitreiter warmreiten. Ich soll aufsteigen und muss mich dabei ganz schön beeilen, denn Apollo läuft einfach los und ignoriert meine Hilfen. „Lass ihn weitergehen – Pferde mit einem Sattelzwang laufen immer weg.“
Doch nicht nur Apollo hampelt nach dem Aufsteigen. Auffällig: Mehrere Schulpferde laufen erstmal los. Daran sollte dringend gearbeitet werden, es gehört zur Grunderziehung der Pferde.
Beim ersten Trab lahmt Apollo
Die Reitstunde beginnt am hingegebenen Zügel. „Bei uns dürfen die Pferde erstmal ganz frei laufen“, erklärt Kerstin Mallee. Auch der erste Trab findet am langen Zügel statt. Apollo hebt sich über den Unterhals ins Vorwärts und tickt leicht. Sofort holt mich die Reitlehrerin in die Mitte und tastet die Sehnen ab. Sie findet nichts und lässt mich weiterreiten.
Apollo läuft sich ein. „Er hat etwas Spat und das nasskalte Wetter setzt ihm zu“, erklärt sie. Es war richtig, ihn erstmal weitergehen zu lassen.

Reitschulen in Traunstein im Test
Dann dürfen wir die Zügel aufnehmen. Apollo geht dagegen und ich kann keine Verbindung zu ihm aufbauen. Besser wird es durch Schenkelweichen, das wir jetzt reiten sollen. Ich lasse ihn an der Bande entlang weichen und werde korrigiert. „Lass ihn ruhig auf dem Zirkel weichen, an der Bande machen wir das eher mit jungen Pferden, um sie nach vorne zu begrenzen. Wenn die Pferde es können, wollen wir sie nicht mehr optisch ausbremsen“, erklärt sie.
Das ist sinnvoll, also lasse ich ihn an der offenen Zirkelseite übertreten. Apollo reagiert gut auf meinen Schenkel und wird lockerer.
Durchschnittlicher Reitunterricht
Dann dürfen wir traben und galoppieren. Apollo reagiert gut auf meine Hilfen und wird durchlässiger. Er springt zuverlässig im Galopp an – allerdings muss ich ihn mit meiner Wade treiben, damit er nicht ausfällt.
Kerstin Mallee schlägt immer wieder Lektionen vor und gibt einen durchschnittlichen Reitunterricht. Mir fehlen oft Hintergründe und Aha-Effekte. Sie ist umsichtig und hat nach Apollos Beinen geschaut. Ich gebe der Trainerin A zwei Hufeisen.
Schulpferd mit fehlender Muskulatur
Apollo ist ein gutes Schulpferd, der weiter Zeit braucht, um die korrekte Reitpferdemuskulatur aufzubauen. Er bemüht sich sehr und ist im Umgang ein Schatz. Weil er beim Aufsteigen einfach wegläuft und die Hilfen ignoriert, gebe ich ihm drei Hufeisen.
Um hier regelmäßig zu reiten, muss man kein Mitglied werden, allerdings kostet die Zehnerkarte dann statt 160 Euro180 Euro. Ich habe für eine 60-minütige Gruppenstunde 21 Euro bezahlt.
Der Reitverein beherbergt rund zehn Schulpferde, der Rest sind Einsteller. Die Anlage bietet Weiden und Allwetter-Paddocks, auf denen am Testtag einige Pferde stehen. Es gibt eine Reithalle und einen Außenplatz. Der Betrieb wirkt gut organisiert und ich gebe drei Hufeisen.
Box mit geschlossenem Außenfenster
Apollo lebt in einer etwa 3,50 x 3,50 Meter großen Box, das Außenfenster ist am Testtag geschlossen. Leider hat er durch die Gitter keinen freien Kontakt zu den anderen Pferden. Die Schulpferde kommen aber laut Kerstin Mallee täglich etwa fünf Stunden auf die Paddocks oder im Sommer auf die Weide.
Apollos Sattel und Zaum passen und sind gepflegt. Ich gebe zwei Hufeisen für Pflege und Haltung. Als ich das Sattelzeug zurückhänge, sitzen die Damen immer noch zusammen – inzwischen sind die Gläser leer. Gerne hätte ich mich dazugesetzt, doch ich muss weiter zum nächsten Test.
Bewertung:
Schulpferd: drei von vier Hufeisen
Reitlehrer: zwei von vier Hufeisen
Reitbetrieb: drei von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: zwei von vier Hufeisen
Kontakt:
Reit- und Fahrverein Traunstein e.V.
Innstr. 19
83278 Traunstein
Telefon (0861) 69669
www.reitverein-traunstein.de
Reitschule 3: Reiterhof Draxl im Test
Reitunterricht gibt es beim Draxl nicht. Eher Ponyreiten für Feriengäste oder Aus- und Wanderritte für Fortgeschrittene auf Haflingern. Das macht mich neugierig und ich buche einen anderthalbstündigen Ausritt. „Meine Enkelin wird Sie begleiten, ich habe ein neues Kniegelenk bekommen und pausiere noch“, sagt Ferienhof-Besitzer Hubert Heistracher. Ich bin gespannt, ob der Ausritt stattfindet, denn es regnet seit zwei Tagen nonstop.

Reiten in Reit im Winkl
Also ziehe ich mir eine Regenhose über und fahre nach Reit im Winkl. Hubert Heistracher hatte mich vorgewarnt: Wegen einer Baustelle muss ich weit weg parken und etwa 200 Meter weit laufen. Macht nichts.
Im Stall wartet bereits Enkelin Marie Heistracher, die den Ritt mit mir unternehmen wird. Ich schätze sie auf etwa 18 Jahre. „Ich habe Flocke schon gesattelt, damit wir gleich loskönnen“, sagt sie. Schade, ich hätte mich gerne beim Putzen und Satteln mit der 16-jährigen Stute bekannt gemacht. So wird es ein kurzes Kennenlernen. Ich soll die Steigbügel einstellen und schon geht es los.

„Bei uns hat leider keiner Zeit, um Unterricht zu geben“, erklärt Marie Heistracher, die gerade eine Ausbildung als Kinderpflegerin macht und mit den Pferden ihres Opas aufgewachsen ist. Einen Trainerschein oder eine Berittführer-Lizenz hat sie nicht. Überhaupt interessiert sie sich mehr für Springen und Dressur als fürs Ausreiten.
„Aber mit Fortgeschrittenen macht es mir schon Spaß“, räumt sie ein. Bevor ich aufsitze, kontrolliert Marie meinen Gurt. Sie erklärt mir außerdem, dass wir an Fußgängern oder Radfahrern immer im Schritt langsam vorbereiten.
Ausritt zu zweit
Rauschende Bäche: Es nieselt leicht, doch das stört bei der wunderbaren Landschaft nicht. Um uns herum rauschen die Bäche und einige Flüsse haben sogar einen Strand. „Hier kann man im Sommer mit den Pferden planschen“, sagt Marie Heistracher.Flockes Schopf wippt im Takt, die Stute hat einen angenehmen Vorwärtsdrang. Die Pferde dürfen ihr Tempo gehen, mal reite ich voraus, mal Marie.

Dann traben wir einen schmalen Weg hoch. Flocke zieht an, lässt sich aber gut kontrollieren. Ich fühle mich sehr sicher auf ihr. Wir reiten über eine Holzbrücke. Die beschlagenen Hufe klackern im Takt auf der Überführung.
Dann kommt eine längere Galoppstrecke. Flocke galoppiert zuverlässig an und lässt sich gut wieder durchparieren. Ab und zu versucht sie, mir die Zügel aus der Hand zu rupfen und geht leicht gegen meine Hand. Doch nachdem ich zwei Mal die Fäuste schließe und kurz gegenhalte, lässt sie es bleiben.
Gelassene Pferde bei der Bullenweide
Es wechseln sich Schotterwege und schmale Waldpfade ab. „Da es kaum weiche Wege gibt, sind alle Pferde beschlagen“, sagt Marie Heistracher. Neben den Stundenritten finden hier Wanderritte über einen halben oder ganzen Tag statt. Wir reiten an einer Weide mit Jungbullen vorbei. Sie verfolgen uns regelrecht am Zaun, doch unsere zwei Stuten stört das nicht.

Im Schritt geht es an einem Weiher zurück Richtung Hof. Unten im Dorf gibt es einen etwa 60 x 60 Meter großen Reitplatz, Im Schritt geht es an einem Weiher zurück Richtung Hof.
Unten im Dorf gibt es einen etwa 60 x 60 Meter großen Reitplatz, den hier mehrere Höfe zusammen nutzen. Dort holen wir Maries Freundin mit ihrem Wallach ab, die uns zurück begleiten. Unser Ponyexpress marschiert in zügigem Schritt voran und wir sehen von weitem wieder den Hof.
Schöner Ausritt auf nettem Pony
Ich habe den Ausritt sehr genossen. Er war abwechslungsreich und Marie Heistracher war umsichtig, hat auf unsere Sicherheit geachtet und das flotte Tempo an mein Können angepasst. Während des Ausritts, der 30 Euro kostete, hätte sie noch mehr Wissen vermitteln können. Ich gebe ihr drei Hufeisen.
Auch Flocke bekommt drei Hufeisen: Sie ist sehr gehfreudig und zuverlässig. Weil sie anfangs versucht, mir die Zügel aus der Hand zu rupfen, ziehe ich Flocke ein Hufeisen ab. Der Betrieb ist sehr gut organisiert, ich konnte meine Stunde nach zwei kurzen Mails vereinbaren. Allein eine Halle oder ein großer Reitplatz fehlen. Ich gebe dem Betrieb drei Hufeisen.
Flocke lebt in einer sauberen und etwa 3 x 4 Meter großen Innenbox in einem sehr hellen, neuen Stall. Einige Pferde haben einen Paddock nach draußen. Die Pferde kommen täglich auf die Weide. Flockes Sattel passt, das Zaumzeug ist aber nicht korrekt eingestellt: Das kombinierte Reithalfter sitzt bei Flocke insgesamt zu tief. Nimmt man die Zügel an, ziehen sich die Maulwinkel hoch bis zum Nasenriemen und klemmen die Haut dazwischen ein. Ich gebe drei Hufeisen für Pflege und Haltung.
Hier würde ich beim nächsten Urlaub wieder einen Ausritt buchen.
Bewertung:
Schulpferd: drei von vier Hufeisen
Reitlehrer: drei von vier Hufeisen
Reitbetrieb: drei von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: drei von vier Hufeisen
Kontakt:
Reitstall „Beim Draxl“
Blindauer Str. 44
83242 Reit im Winkl
Tel. 08640/1570
www.familie-heistracher.de