Für mehr Freude am Reiten
6 Tipps, wie Sie sich auf das Wesentliche besinnen

Sie wünschen sich Leichtigkeit, innere Ruhe und Besinnung auf das Wesentliche? Unsere Tipps helfen dabei, die Zeit mit Ihrem Pferd einfach wieder zu genießen.

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Foto: Lisa Rädlein

Locker und voller Elan trabt Ihr Pferd an einem ruhigen Morgen über den Platz, Sie beide streifen entspannt durch die einsamen Felder, oder Ihr Pferd legt beim Putzen seine Stirn an Ihren Bauch: Solche Momente, in denen wir das „du & ich“ spüren, machen das Reiterleben so wertvoll. Doch leider sind sie selten: Oft stören quatschende Stallkollegen, unsere Leistungsansprüche stehen im Weg oder wir nehmen beruflichen Stress mit in den Stall. Wir haben sechs Tipps, wie Sie unnötigen Ballast abwerfen, ganz leicht auf Unnötiges verzichten und wieder öfter spüren, warum Sie eigentlich wirklich reiten.

Unsere Highlights

1. Herausfinden, wo Ihre Energie hinfließt:

„Es hilft, einzelne Lebensbereiche zu sammeln und einen Maßstab anzulegen: Welche Bereiche sind überladen, wo habe ich zu viel Ballast angehäuft?“, rät Psychologin Karin Klug. Eine Ballast-Skala von eins bis zehn in einem Notizbuch hilft, einen Überblick zu gewinnen. Auch für das Leben rund ums Pferd können Sie einzelne Bereiche ausmachen: Ausrüstung, Menschen wie Stallkollegen und Trainer, Training, Pflege oder Kursprogramm. „Fragen Sie sich: In welchen Bereichen bekomme ich Energie, in welchen kann ich auftanken? Und wo fließt meine Energie hin?“ Das gleiche sollten Reiter sich für ihr Pferd fragen: Was bringt ihm wirklich etwas? In welchen Bereichen mute ich ihm zu viel zu?

2. Mit Pausen die Zeit intensivieren:

Sie haben das Gefühl, selbst beim Pferd immer unter Zeitdruck zu stehen, und die Zeit rast nur so dahin? Zeitempfinden ist subjektiv, weiß Ausbilderin Nicole Künzel. Mit einem einfachen Trick intensivieren und verlängern Sie die mit Ihrem Pferd verbrachte Zeit gefühlt und gönnen Ihrem Pferd Ruhe und Entspannung im Training: Machen Sie beim Reiten regelmäßig Pausen, lassen Sie Ihr Pferd am hingegebenen Zügel Schritt gehen oder es ruhig und entspannt stehen. Dehnen Sie diese Pausen länger aus, als es Ihnen Ihr normales Zeitgefühl sagt. Halten Sie die Pausen aus, bis Sie fast nicht mehr können. Ist längeres Halten am losen Zügel für Ihr Pferd anspruchsvoll, verlängern Sie die Pausen schrittweise.

3. Ausrüstung weglassen, Beziehung stärken:

Erinnern Sie sich noch an Jugendtage, an denen Sie sich ohne Sattel und nur mit Halfter auf Reitschulponys schwangen? Fachbuchautorin Julie von Bismarck rät: Holen Sie sich diese Leichtigkeit zurück, indem Sie ab und zu auf Sattel und/oder Trense verzichten und mit wenig Ausrüstung reiten. Vielleicht klappt das im Gelände, vielleicht auf dem Platz. Sind Sie oder Ihr Pferd dafür zu unsicher? Versuchen Sie stattdessen, es mal ohne Halfter und Strick zum Koppeltor zu begleiten oder Ihnen auf dem Platz folgen lassen. Oft ist die Verbindung viel stärker als gedacht, und Sie können auch ohne Hilfsmittel mit Ihrem Pferd gut kommunizieren. Ausrüstung wegzulassen, stärkt das gegenseitige Vertrauen.

4. Gemeinsam kleine Abenteuer erleben:

Statt verbissen auf Ziele hinzuarbeiten, nehmen Sie sich kleine „Abenteuer“ vor, die Sie gemeinsam mit Ihrem Pferd meistern, schlägt Hannah Engler, Trainerin und Stuntfrau, vor. Verfolgen Sie doch mal beim Ausritt ein Müllauto oder einen Traktor, schauen Sie sich vorbeifahrende Züge an oder machen gezielt die Hunde-Gassi-Meile unsicher. Das gibt Selbstvertrauen, vermeidet Langeweile – und mit Ihrem Abenteuer haben Sie für heute alles erreicht.

5. Durch die Atmung verbinden:

Bereiten Sie sich schon auf dem Weg zum Pferd, etwa im Auto, auf eine Zeit ohne Stress vor, rät Nicole Künzel. Beobachten Sie dazu Ihre Atmung. Spüren Sie, in welche Körperregion Sie atmen: Bis in die Brust, bis in den Bauch? Atmen Sie eher tief oder flach, ruhig oder hektisch? Atmen Sie durch Mund oder Nase? Die bewusste Atmung können Sie beim Führen des Pferds und beim Reiten im Schritt fortführen. Indem Sie zwischendurch mit Ihrem Pferd gemeinsam atmen, können Sie sich ganz verbinden: Legen Sie dazu eine Hand auf den Bauch des Pferds, eine auf den Lendenbereich. Spüren Sie nun, wie Sie und Ihr Pferd atmen; schließen Sie, wenn Sie möchten, die Augen. Stellen Sie sich hüftbreit auf und beugen Ihre Knie leicht, lassen Sie sich Zeit. Zwingen Sie Ihr Pferd nicht in die Übung, sondern lassen Sie sich schrittweise immer etwas länger aufeinander ein.

6. Inneres Bild für mehr Ruhe:

Sie möchten tratschende Stallkollegen an der Bande, Musik und andere Ablenkung ausblenden? Dann hilft Ihnen ein starkes inneres Bild von Ausbilderin Nicole Künzel: Stellen Sie sich vor, mit Ihrem Pferd in einer leuchtenden, warmen, gelben Kugel zu reiten. Sie bewegen sich in diesem Schutzraum der positiven Stimmung und Zweisamkeit, nichts kann Sie stören. Rufen Sie sich das Bild immer wieder zurück ins Gedächtnis, um ganz bei sich und Ihrem Pferd zu bleiben.

Die aktuelle Ausgabe
6 / 20253

Erscheinungsdatum 17.05.2023