1. Reitschultest Leipzig: Gut Schloss Gundorf
Wallach Cali hat es gut. Auf dem Schloss Gundorf in Leipzig beginnt jede Reitstunde mit Streicheleinheiten fürs Schulpferd. Ich soll den ganzen Körper des elfjährigen Deutschen Reitponys mit der flachen Hand berühren. „So bekommst du direkt eine Verbindung zum Pferd und kannst zugleich checken, ob Cali irgendwo Verletzungen hat“, erklärt Victoria Schulze.
Die Reitpädagogin und Sportwissenschaftlerin leitet den Unterricht auf der Anlage. Sie legt Wert darauf, dass Reiter bereits beim Umgang dem Pferd ihre volle Aufmerksamkeit schenken. Ob die Einzelstunde so lehrreich weitergeht?
Ein Lob fürs Loben: Wallach Cali, der mit vollständigem Namen Mescalero heißt, bleibt beim Striegeln nicht die ganze Zeit ruhig stehen. „Wenn er sich dreht, ohne dass du das willst, korrigiere es direkt“, rät die Trainerin. Sie erklärt, dass er in Privatbesitz sei, seit einem halben Jahr bei ihr mit im Schulbetrieb laufe und noch ein paar Umgangsformen lernen müsse.

Anstatt Cali mit der flachen Hand wegzudrücken, soll ich eine „Igelhand“ machen und ihn mit den Fingerkuppen berühren. Die Trainerin zeigt an meinem Arm, welchen Unterschied das vom Gefühl macht. Tatsächlich ist der Igel deutlich unangenehmer. Ich würde so berührt auch schneller weichen. Und Cali? Auch der dreht sich direkt. Ich streichle ihn als Lob am Hals – und ernte dafür ein Lob von der Trainerin: „Sehr gut. Wir klopfen hier nämlich nicht zum Loben, sondern streicheln. Das finden Pferde viel angenehmer.“
Victoria Schulze hilft beim Satteln und Trensen. Dann gehen wir in die Reithalle und starten mit Übungen am Boden. Ich soll etwa über meine Körperspannung Cali dazu animieren schneller oder langsamer zu werden. Die Reitlehrerin macht vor, wie es geht: Bei ihr reagiert Cali prompt. Bei mir dauert es ein paar Versuche, bis er sein Tempo dem meinem anpasst. „Er testet jeden erst mal“, sagt die Trainerin. Aber nach mehrmaligem Üben wird das Pferd immer aufmerksamer. Dann schwinge ich mich via Aufsteighilfe in den Sattel.

Die Trainerin hat Hütchen aufgestellt. Jeweils an den Zirkelpunkten sind auf dem zweiten Hufschlag Hütchen als Tor nebeneinander platziert. „Versuche, Cali nur mit Schenkeln und Gewicht da durchzureiten“, fordert sie mich auf. „Dein Bauchnabel sagt die Richtung an.“ Ein guter Tipp, der dem Reiter hilft, den Oberkörper korrekt mit in die Wendung zu nehmen. Cali reagiert gut. Es macht Spaß, mit ihm zu kreiseln.
Wir reiten dann noch Tempiwechsel, von Punkt zu Punkt. Cali wird dadurch fleißiger. Den Abschluss bildet ein rhythmischer Galopp.
Für die lehrreiche Stunde gebe ich Victoria Schulze vier Hufeisen. Sie war die ganze Zeit selbst so aufmerksam, wie sie es von ihren Schülern fordert. Korrekturen kamen im richtigen Moment und ihre Erklärungen waren hilfreich.
Schulpferd Cali erhält drei Hufeisen für die gute Leistung. Der feine Fuchs ist brav im Umgang. Er reagiert allerdings nicht immer sofort. Aber wenn sein Reiter am Ball bleibt, wird er immer aufmerksamer.

Das Schulpferd hat eigenes Putzzeug. Der Sattel passt und wirkt hochwertig. Nach der Stunde wird er mit Schutzüberzug in der Sattelkammer verstaut. Cali stand am Testtag vor der Reitstunde mit Artgenossen auf der Weide. Er wohnt in einer Außenbox. Es gibt zudem Paddocks als Auslauf. Der Wallach ist in einem guten Futterzustand, sein Fell glänzt. Pflege und Haltung sind vorbildlich: vier Hufeisen.
Der Betrieb erhält auch vier Hufeisen. Der Unterricht fand in einer hellen 20 x 60 Meter großen Halle statt. Der Boden ist gut geebnet. Laut Homepage gibt es noch eine kleine Halle, die ich am Testtag nicht gesehen habe. Zudem können Reiter auf Außenplätzen trainieren.
Victoria Schulze war für die Terminabsprache gut erreichbar. Sie gab mir bereits im Vorfeld Infos – etwa, dass eine Reitstunde (Kosten: 60 Euro) den Umgang mit dem Pferd einschließt. Für Kinder bietet die Trainerin Unterricht in Gruppen nach reitpädagogischem Konzept. Fazit: Hier können große und kleine Schüler viel lernen.
Bewertung:
Schulpferd: drei von vier Hufeisen
Reitlehrer: vier von vier Hufeisen
Reitbetrieb: vier von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: vier von vier Hufeisen
Kontakt:
Gut Schloss Gundorf
Leipziger Str. 206-208
04178 Leipzig
Telefon: 0177 / 144 66 65
www.schloss-gundorf.de
2. Reitschultest: Grand Tamino Ranch – Westernstunde mit Wow-Moment und einem Fohlen
Aufwachen! Das Fohlen rührt sich nicht. Es schlummert unter einem Baum im Schatten. Leider muss ich es aber wecken, denn ich reite gleich seine Mama. Ranch-Chefin Sandra Mader hat mich zusammen mit einer Einstellerin zur Weide geschickt. Wir sollen Chica, „eine Rappstute mit lila Halfter“, und ihr Fohlen reinholen. Es ist ein heißer Tag. Ob die Stute so schläfrig sein wird wie ihr Nachwuchs – oder hat sie spanisches Temperament?
Chica bleibt cool: Als das Fohlen aufgestanden ist, pest es erstmal über die Weide. Chica beeindruckt das wenig. Sie hat ihren Nachwuchs zwar im Blick, lässt sich aber brav führen. Schließlich folgt ihr das Fohlen auch. Der Weg zur Ranch ist kurz. Nach ein paar Minuten sind wir am Stall. Ich binde die Rappstute an. Über dem Putzplatz sind helle Segeltücher gespannt und bieten Schatten.

Die Grand Tamino Ranch liegt idyllisch im Grünen in einem Naherholungsgebiet nah am See: der Schladitzer Bucht, nördlich von Leipzig. Es gibt einen Reitplatz. Neben Unterricht kann man auch Ausritte buchen. Ich habe mich für eine Western-Einzelstunde angemeldet, die 45 Euro kostet. „Das machen wir meist so, um die Reiter und ihren Leistungsstand kennenzulernen“, hatte Sandra Mader bei der Anmeldung bereits gesagt. Am Testtag hat sie mich jedoch vergessen. „Hast du etwas Zeit mitgebracht?“ Habe ich. Also organisiert die Chefin eine Reitlehrerin.
Auf der Ranch stehen um die 30 Tiere, 14 Pferde, vom Paint bis zum Appaloosa, laufen im Schulbetrieb. Reitschüler haben hier eine große Auswahl. Drei Hufeisen für den Betrieb – für die volle Punktzahl wäre eine Halle wünschenswert.

Die Stute muss nach der Geburt noch Muskeln aufbauen. Bis die Trainerin kommt, putze ich Chica ausgiebig und bediene mich aus einer Gemeinschafts-Putzbox. Das Schulpferd steht ruhig am Anbindeplatz. Auch das Fohlen döst wieder friedlich. Chica bekommt einen Wanderreitsattel. „Ihr normaler Westernsattel passt ihr nach der Geburt noch nicht wieder richtig. Sie muss noch mehr Muskeln aufbauen“, erklärt Sandra Mader. Die Hofchefin hat ihre Pferde gut im Blick. Beim Fohlen entdeckt sie eine Verletzung, die sie direkt desinfiziert. Die Pferde sind täglich draußen: im Sommer auf der Weide, im Winter im Offenstall. Dort gibt es auch überdachte Unterstände als Witterungsschutz, aber wenig befestigte Böden: dreieinhalb Hufeisen für Pflege und Haltung.
Als Chica gesattelt ist, kommt Reitlehrerin Anna, deren Nachnamen ich nicht erfahre. Sie trägt einen Sonnenhut, kurze Hose, ein Top und wirkt, als sei sie im Urlaub. Doch Relaxen ist nicht angesagt.

Die Trainerin bringt Chica und mich zum Schwitzen. Anna gestaltet die Stunde abwechslunsgreich und anspruchsvoll. Bereits in die Schrittphase baut sie Aufgaben wie Halten und Rückwärtsrichten ein. Später soll ich jeweils fünf Tritte rückwärts richten und dann direkt antraben. „Noch energischer antraben. Nicht mit dem Schenkel klopfen, sondern am Bauch fühlen.“ Chica ist bald richtig auf Zack. Der Ritt macht Spaß.
Wir reiten noch Volten. „Versuche, nur mit Schenkel und Gewicht zu lenken!“ Zum Abschluss sind einfache Galoppwechsel angesagt. Die Trainerin fragt vorher, was dabei wichtig sei und ergänzt: „Beim Umstellen bei X nimmst du die Schultern mit in die neue Bewegungsrichtung. Dann rutschen die Beine wie von selbst an den richtigen Platz.“
Chica galoppiert willig an. Sie ist so fein, dass sie über mein Ausatmen zum Schritt durchpariert. Wow! Und zack, nach drei Schritten sind wir auch schon wieder im Galopp. Anna lobt, was motiviert.

Die Reitlehrerin bekommt dreieinhalb Hufeisen. Sie unterrichtet engagiert, fordert Pferd und Reiter passend nach Leistungsstand und hat hilfreiche Korrekturen parat. Für die volle Punktzahl fehlt nur noch eine Trainer-Qualifikation.
Das Schulpferd bewerte ich mit vier Hufeisen. Andalusierstute Chica beherrscht viele Lektionen und ist weit ausgebildet. Sie läuft mit lockerem Rücken und ist weich im Maul. Im Umgang verhält sie sich vorbildlich.
Und ihr Fohlen? War während der Reitstunde die ganze Zeit mit auf dem Platz – und hat der Mama zugeschaut. Bei Chica was abzuschauen, das lohnt sich!
Bewertung:
Schulpferd: vier von vier Hufeisen
Reitlehrer: dreieinhalb von vier Hufeisen
Reitbetrieb: drei von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: dreieinahlb von vier Hufeisen
Kontakt:
Grand Tamino Ranch
Haynaer Straße 1
04519 Rackwitz
Telefon: 0172 / 134 68 74
www.grand-tamino-ranch.de
3. Reitschultest: Ponyhof flotte Hufe – Ohne Sattel auf dem breiten Rücken von Kaltblut Philis
Die Kinder-Reitstunde endet, als ich auf dem „Ponyhof flotte Hufe“ ankomme. Beim Aufmarschieren ist die gesamte Mittellinie belegt. Zwölf Ponys stehen nebeneinander. Jetzt weiß ich, warum es bei der telefonischen Anmeldung hieß: „Nicht erschrecken, vor den Erwachsenen sind die Kinder dran. Da ist viel los auf dem Hof.“ Ob die Gruppenstunde für die Erwachsenen auch so voll wird? Und, ob dann noch guter Unterricht möglich ist? Ich bin gespannt.
Ein Kaltblut im Haflinger-Look: Reitlehrerin Beate hat mich als Neuling direkt im Auge und kommt zu mir an den Zaun. Sie begrüßt mich und teilt mir Philis zu, eine zehnjährige Kaltblut-Stute, die von der Farbe her einem Haflinger ähnelt, aber deutlich größer und schwerer ist. „Du kannst dir aussuchen, ob du mit oder ohne Sattel reiten möchtest“, meint die Trainerin. Entscheiden muss ich aber erst nach der Fellpflege. Erst soll ich mich in Ruhe mit dem Pferd bekannt machen.

Die Reitstunde geht über zwei Stunden und kostet 25 Euro. Das Versorgen der Pferde und das Führen zur Weide gehören dazu. Dafür notiere ich Pluspunkte: Eine gute Reitschule vermittelt schließlich auch pferdegerechten Umgang. „Trenst und sattelt bitte ab“, sagt Beate zu den Kindern, die zuvor geritten sind. „Die Pferde, die nochmal laufen, sollen nicht so lange mit Gebiss im Maul angebunden sein.“ Die Tiere werden vor der nächsten Stunde von uns erwachsenen Reitschülern nochmals geputzt.
Philis döst am Anbindebalken. Die Stute lässt sich überall berühren und gibt willig die Hufe. Das Kaltblut wirkt gepflegt und ist in einem guten Futterzustand. Dass ich sie aufmerksam beim Putzen studiere, soll sich in der Reitstunde auszahlen. Ich entscheide, Philis ohne Sattel auszuprobieren. Ihr breiter Rücken sieht bequem aus, beim Trensen ist sie brav. Dann geht’s mit sechs anderen Reitern zum Platz. Normalerweise leitet die Betriebschefin diese Stunde. Beate vertritt sie am Testtag. Sie besitzt einen Trainerschein, ist aber eigentlich auf Kinder spezialisiert. Auf dem Hof gibt es für die Kleinen viele Angebote, beispielsweise ein Kindergeburtstags-Programm.

Rückenfreundlich fürs Pferd, steigt jeder mittels Aufsteighilfe auf. Dann lässt uns die Trainerin eine Abteilung bilden. Nacheinander sagt jeder eine Hufschlagfigur an. Beate nutzt die Zeit beim Warmreiten für Theorieunterricht.
Wer hat sein Pferd gut angeschaut? Sie fragt nach den Namen, Farben, Brandzeichen, Alter, Rasse und Stockmaß der Pferde. Ich schätze Philis auf 1,67 Meter. „Knapp daneben. 1,68 Meter“, korrigiert Beate. Sie erzählt, dass Philis auf dem Ponyhof geboren sei. Die Stute ist mit ihren zehn Jahren eines der jüngsten Pferde in der Runde. Viele Vierbeiner sind bereits um die 20 Jahre alt.
Dann traben wir an. Philis reagiert auf leichten Schenkeldruck. Sie hat weiche Gänge, ich fühle mich sicher auf ihrem Rücken. Die Reitlehrerin lässt uns nacheinander einzeln traben bis ans Ende der Abteilung. So kann sie sehen, ob die Pferde auf die Reiterhilfen hören – oder nur hinter dem Vorderpferd herlaufen. Der Galopp verläuft nach dem gleichen Prinzip. Philis galoppiert brav an, nach einigen Sprüngen fällt sie aber trotz treibendem Schenkel wieder in den Trab. Beate läuft neben uns her, kann die Stute aber auch nicht zu mehr Fleiß animieren.

Die Trainerin bekommt drei Hufeisen für den Unterricht. Als erfahrene Reiterin wäre ich gerne mehr gefordert. Sitzkorrekturen gibt es kaum. Mit Aufwärm-, Arbeits- und Entspannungsphase ist die Stunde logisch aufgebaut und die Trainerin verbreitet mit ihrer heiteren Art gute Stimmung unter den Reitern.
Philis ist ein aufmerksames Schwergewicht. Das Kaltblut ist nachgiebig im Genick und fein am Schenkel. Im Galopp könnte sie fleißiger sein: drei Hufeisen fürs Schulpferd.
Nach dem Reiten bekommt Philis als Lohn eine Möhre. Wir führen die Pferde auf die Weide. Die rund 25 Schulpferde sind hier im Sommer 24 Stunden draußen. Im Winter leben sie in Boxen mit Ausläufen. Jedes Pferd hat eine Tasche mit eigenem Putzzeug. Abzug gibt es für Philis trockene und ausgebrochene Hufe: drei Hufeisen für Pflege und Haltung.
Der Betrieb punktet mit einem breiten Angebot und guter Organisation. Es ist immer ein Ansprechpartner da. Als Reitmöglichkeiten gibt es neben dem Außenplatz (20 x 40 Meter) eine Halle, die im Sommer jedoch als Strohlager dient. Die Sattelkammer ist ordentlich. Das macht drei Hufeisen für den Betrieb. Beim Abschied ist der Hof in rotes Abendlicht getaucht. Ein schönes, ein friedliches Bild!
Bewertung:
Schulpferd: drei von vier Hufeisen
Reitlehrer: drei von vier Hufeisen
Reitbetrieb: drei von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: drei von vier Hufeisen
Kontakt:
Ponyhof flotte Hufe
Feldstraße 51,
04288 Leipzig
Telefon: 0160 / 791 03 31
www.flotte-hufe.de