Yvet Blokesch - Feather Light Horsemanship

Yvet Blokesch - Feather Light Horsemanship
Federleichte Verbindung

ArtikeldatumVeröffentlicht am 05.09.2025
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Federleichte Verbindung
Foto: Helms

Eine schmale Straße schlängelt sich über den Deich. Schafe hier. Kleine Backsteinhäuschen da. Viele Fahrradfahrer. Und eingebettet in sattgrüne Wiesen liegt ein großer Hof. Da wollen wir hin! Zur Begrüßung blöken die Schafe – Alpakas und Ziegen recken uns die Hälse entgegen. Das ist ja wie im Streichelzoo! Yvet Blokesch hat uns schon entdeckt und kommt mit Baby James in der Karre zur Begrüßung. "Wollt ihr gleich eine Hof-Führung?", fragt die Pferdetrainerin. Ja klar.

Die 33-jährige Niederländerin aus Zwolle wirkt genauso natürlich und bodenständig wie in ihren Instagram- Videos. Über 440 000 Follower schauen sich ihre Beiträge über Pferdetraining an – das sind fast so viele Fans wie bei Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl. Yvet Blokesch glänzt aber nicht mit Sporterfolgen: Sie fasziniert mit "Feather Light Horsemanship" und ihrer besonderen Verbindung zu Pferden. Ihre Vorher-Nachher-Videos sind spektakulär: Erst buckelt ein Pferd wie beim Rodeo, in der nächsten Sequenz hat es sich in ein sanftes Lämmchen verwandelt und trägt nur mit Halsring eine lächelnde Reiterin. Mensch und Tier sind im Flow! Aber ist das alles nur Show? Oder hat diese zierliche Frau wirklich ein ganz besonders feines Händchen für Pferde? Was macht sie so einzigartig? Das dürfen wir beim CAVALLO-Besuch erleben.

Yvet Blokesch hält Pferde und Alpakas

Unsere Hoftour startet bei den Alpakas. "Der weiße Hengst spuckt", warnt Yvet Blokesch und verzieht das Gesicht. Sie betont, dass die Alpakas die Leidenschaft ihres Lebenspartners Jacco seien. Ebenso wie Autos. "Wir haben den Hof 2018 gekauft; er war ziemlich alt. Wir haben alles nach und nach renoviert”, erzählt die Pferdetrainerin.

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Ihr Lebensgefährte kümmert sich um die Anlage, baut vieles selbst. Offensichtlich hat er ein Händchen dafür: Der Hof sieht tipptopp aus. An die Reithalle grenzt ein Stalltrakt mit 20 Boxen – alle leer. Ebenso wie die Paddocks draußen. Wo sind denn die Pferde? "Die Boxen sind für Trainingspferde gedacht, aber im Moment sind keine hier. Ich kümmere mich gerade vor allem um James", sagt Yvet Blokesch.

Schwangerschaft und Frühgeburt

Ihr Sohn wird nächste Woche ein Jahr alt. Da er drei Monate zu früh zur Welt kam, liegt hinter der Familie eine emotionale Zeit: Tägliche Krankenhausbesuche, Ungewissheit, Sorge. "Außerdem konnte ich sechs Monate nicht bei meinen Pferden sein – das war hart”, erzählt die Influencerin. Vor allem, da ihre erste eigene Stute Mella (15) fast zeitgleich Nachwuchs bekam. Ab und zu fuhr ihr Lebensgefährte mit dem Auto an den Stall, damit Yvet ihre Herde mit neun Pferden zumindest durchs Fenster sehen konnte. Zu groß war die Angst, eventuell Keime auf ihren kleinen Sohn zu übertragen. "Im Nachhinein war es ein großes Glück, dass meine Pferde vorher in ihren neuen Offenstall mit Trail gezogen waren. So hatten sie in der Zeit einfach Urlaub." Erst seit ein paar Wochen trainiert Yvet Blokesch ihre Pferde überhaupt wieder. Ob man das merkt?

Yvet Blokeschs Pferde folgen ohne Halfter

Gemeinsam gehen wir zum besagten Offenstall. Die Pferde haben die Stimme ihrer Besitzerin längst gehört und spitzen die Ohren. Wie gerufen kommt auch Jacco und nimmt den kleinen James: Heute hat Yvet Blokesch Zeit für die Vierbeiner und für unser Foto-Shooting. "Was wollen wir zuerst machen – und mit wem?", die Pferdetrainerin ist motiviert.

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Welche Anziehungskraft Yvet Blokesch auf Pferde ausübt, zeigt sie beim Training mit ihrem "Golden Girl", der elfjährigen Mellow. Das Quarter Horse folgt ohne Halfter zum Reitplatz, dann tanzen die beiden: kreuzen synchron die Beine und springen im Takt von Seite zu Seite. Die Körper scheinen unsichtbar verbunden. Wie schafft sie das? "Ich achte darauf, ob meine Signale ankommen und habe zugleich genau die Mimik und Körpersprache des Pferds im Blick." Am Ende setzt sich die Reiterin im Schneidersitz zwischen Mellows Beine. Die Stute senkt den Kopf und gibt Küsschen. Gute Pferde geben schließlich ein Küsschen, oder bei Yvet Blokesch auch zwei oder drei.

Früher ritt die Inlfluencerin 20 Pferde täglich

Ihren Erfolg hat sich die Ausbilderin hart erarbeitet. Zu Spitzenzeiten trainierte sie 20 Pferde täglich. "Ich stand früh auf und bin nachts um 12 Uhr vom letzten Pferd gestiegen", erzählt sie. Seit vielen Jahren bringen ihr Leute Pferde mit Verhaltensauffälligkeiten. Oft unreitbare Tiere, an denen zuvor schon professionelle Trainer gescheitert waren. "Im Rückblick kann ich sagen, dass jedes Pferd zur richtigen Zeit kam", sagt die Ausbilderin. Sie hatte schon immer eine eigene Perspektive auf die Tiere: Problempferde? Gibt es für sie nicht. "Läuft etwas anders als gewünscht, muss ich eben mehr lernen und Lösungen finden", sagt sie. So entwickelte sie ihren eigenen Stil: Dressur, Western, Liberty, Horsemanship – gehört alles zum Repertoire.

Dabei durfte sie als Kind nur wöchentlich zum Reitunterricht, typisches Abteilungsreiten war das. Als Jugendliche schaute sie DVDs von Horsemen wie Ray Hunt. Die inspirierten sie. Aber ein Vorbild, einen Ausbilder? Fehlanzeige. "Ich habe alles von den Pferden gelernt", erzählt sie. Ihre Kindheit war nicht immer glücklich. Aber bei Pferden fand sie als Mädchen stets Trost und Sicherheit. Ihnen erzählte sie all ihre Sorgen. "Pferde haben mir so viel im Leben gegeben, ich will ihnen einfach davon etwas zurückgeben – das ist mein Antrieb."

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Die Kunden zahlten bei Erfolg

Yvet Blokesch studierte zunächst Technisches Ingenieurwesen: "Weil alle sagten, ich müsse etwas Vernünftiges lernen." Doch in dem Beruf arbeitete sie nie, sie startete gleich als Bereiterin. Da sie keine Qualifikation aufweisen konnte, machte sie das Angebot: Der Kunde muss erst bei Erfolg zahlen. "Um zu beweisen, dass die Pferde sich wirklich veränderten und ich sie sogar frei in Liberty reiten konnte, drehte ich Videos", erzählt die Influencerin. Diese Aufnahmen zeigte sie den Besitzern und lud sie teils auf Facebook hoch. Damit brachte sie den Stein für ihre Social Media-Karriere ins Rollen – was sie damals noch nicht ahnte, und erst recht nicht plante.

Steht sie gerne im Mittelpunkt? "Am glücklichsten bin ich, wenn ich mit Pferden arbeiten kann. Shows sind Herausforderungen", gibt sie offen zu. Schon kurios: Eine Influencerin, die auf Berühmtheit wenig Wert legt. "Tatsächlich würde ich gerne mal wieder auf Turniere. Aber ich werde oft sofort erkannt und das macht dann Druck." Und manchmal möchte sie auch nur ausreiten, ohne dass Leute sie ansprechen und nach Rat fragen.

Ihre Idee vom ständigen Dialog

Wer die Videos der buckelnden und steigenden Pferde sieht, fragt sich unweigerlich: Ist das nicht alles sehr gefährlich? "Ich habe mich auch mal verletzt – aber nie ernsthaft", erzählt sie. Mit Pferden fühle sie sich immer sicher. Dann ist sie ganz im Moment: "Beim Reiten suche ich jeden Schritt nach mehr Weichheit im Körper des Pferds. Ich spüre, ob der Rücken offen ist oder es eine Blockade gibt." Sie ist so verbunden mit Pferden, dass sie darüber Sicherheit empfindet. "Reiten ist auch ein bisschen eine Flucht, weil ich dann an nichts anderes denke." Tatsächlich hat das Smartphone bei unserem Besuch Sendepause. Aber sie muss als Influencerin Inhalte produzieren – wie vereinbart sich das? "Gerade kommt ein bis zwei Tage im Monat ein Filmteam und wir produzieren für die Online-Academy Problemlösungen”, sagt sie. Sie führt ihr eigenes Unternehmen und hat ein Team um sich. Dennoch: Die Inhalte plant und textet sie selbst. So bleibt ihr Blog authentisch.

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Hinter ihrem Erfolg steckt ein starker Wille. Den besaß Yvet Blokesch schon als Kind: Als Neunjährige setzte sie sich einen Tag aufs Fahrrad und suchte nach einem Pflegepony. Sie fuhr von Tür zu Tür und klingelte. "Überall kassierte ich Absagen und war pitschnass vom Regen”, erzählt sie. Aber sie ließ sich nicht entmutigen. Am letzten Haus hatte sie Glück: Um Shetty Indy kümmerte sie sich jahrelang und benannte später auch ihre Hündin nach dem Pony.

Ihr erstes Pferd war wunderschön und unerzogen

Mit 20 kaufte Yvet Blokesch ihr erstes Pferd. Mella war zwei Jahre alt und unerzogen, "aber wunderschön". Die Stute war eigensinnig, das Training nicht leicht. Stallkollegen belächelten Yvet Blokesch. "Weil ich Bodenarbeit machte und Pferde über Planen führte – damit war ich ein schräger Vogel”, erzählt sie. Aber sie folgte ihrem Gefühl unbeirrt. Was daraus entstand, ist einzigartiges Pferdetraining. Bei der Ausbilderin wirkt alles federleicht. So sieht sie auch am Ende des Tages kein bisschen müde aus. Und das als Jung-Mama,die auch nachts gebraucht wird. Nach dem Shooting kommen Jacco und James zurück. Yvet Blokesch hebt ihr Baby in die Luft. Stute Mellow nähert sich sanft dem Kinderkopf und schnauft. James quietscht vergnügt. Alle lachen mit. So viel Liebe. Schön, wenn sich die verbreitet. Auch auf Social Media. Dort sind gute Vibes dringend nötig!

Trainingstipps von Yvet Blokesch

Im Training stellt sich Yvet Blokesch individuell auf jedes Pferd ein. Wie sie die Verbindung stärkt und aus allen Typen das Beste rausholt, lest ihr im vollständigen Artikel: