Equines Asthma beim Pferd: Ursachen & Symptome

Atemwegserkrankung beim Pferd
Mildes und Hochgradiges Equines Asthma

Zuletzt aktualisiert am 17.10.2023
Pferd mit der Nase an einem staubigen Boden
Foto: Lisa Rädlein

Was ist Equines Asthma?

Equines Asthma ist der Oberbegriff für verschiedene nicht-infektiöse Entzündungen der tiefen Atemwege. Die schlimmste Ausprägungsform dieses Krankheitskomplexes ist das hochgradige Equine Asthma, das schätzungsweise bis zu 20 Prozent der erwachsenen Pferde in der nördlichen Hemisphäre betrifft. Bei dieser Erkrankung reagiert die Pferdelunge empfindlicher auf Umweltreize, als es eine gesunde Lunge täte. Die Immunreaktion ist um einiges dramatischer. Meist tritt die Erkrankung bei Pferden in Boxenhaltung und mit Heufütterung auf, jedoch sind auch Pferde in Offenstallhaltung mit Zugang zu großen Rund- oder Quaderballen betroffen.

Ist das Pferd einmal an der hochgradigen Form des Equinen Asthmas erkrankt, gibt es leider keine vollständige Heilung. Dies soll aber nicht heißen, dass das Pferd damit für den Sport unbrauchbar wird. Wird die Krankheit frühzeitig erkannt und die Haltung des Tieres optimiert, kann das Pferd ein völlig normales Leben führen und auch im Sport Leistung bringen. Werden die Warnsignale aber über längere Zeit ignoriert oder sollte die Haltung des Tieres nach Diagnosestellung nicht umgestellt werden, kann das weitreichende Folgen haben.

Bei der milden Form des Equinen Asthmas fallen die Symptome in der Regel eher mild aus. Die Ursachen sind nach wie vor nicht eindeutig geklärt. Eine Vielzahl verschiedener Faktoren dürfte beteiligt sein. Einiges deutet darauf hin, dass nichtinfektiöse Auslöser eine zentrale Bedeutung haben. Insbesondere bei konventioneller Stallhaltung gelten unterschiedlichste Stäube in der Luft als Auslöser. Organische oder anorganische Stoffe wie Pilzsporen, Hefen, Abrieb von Reitböden oder winzige Staubpartikel können die Atemwege so sehr reizen, dass sie sich entzünden. Auch Reizgase wie Ammoniak gelten als riskant. Eingeatmete Endotoxine (Zellbestandteile von Bakterien) und Allergene aus Heu oder Einstreu scheinen ebenso eine Rolle zu spielen. Bakterielle oder virale Auslöser werden diskutiert, wissenschaftliche Nachweise fehlen jedoch. Experten sind sich einig, dass die Ursachen weiter erforscht werden müssen. Dann könnte eine gezieltere Therapie den Patienten helfen.

Die Prognose für Patienten mit mildem Equinem Asthma (IAD) ist relativ gut: Die meisten erholen sich mit entsprechender Behandlung komplett. Laut aktuellen Erkenntnissen mündet mildes Equines Asthma auch nicht unbedingt in unheilbarem hochgradigem Equinen Asthma. »Das Risiko, dass aus dem IAD-Patienten ein dämpfiges Pferd wird, besteht allerdings – vor allem, wenn eine IAD wiederholt auftritt«, sagt Dr. Rosa Barsnick. Gefährdet scheinen insbesondere Pferde mit Nasenausfluss und wiederkehrendem Husten zu sein.

Hat das Pferd vermehrt auf der Weide Probleme, könnte dahinter der sogenannte Weidehusten stecken (engl. summer pasture-associated obstructive pulmonary disease, SPAOPD). »Man vermutet, dass ein Bodenpilz die Ursache hierfür ist«, sagt Dr. Heike Kühn. SPAOPD ist eine andere Form des Equinen Asthmas.

Kompendium RAO
Lisa Rädlein

Symptome bei mildem Equinen Asthma

  • Leistungsschwäche
  • Atemfrequenz oft bei Belastung erhöht und normalisiert sich nach Belastung vielleicht langsamer; in Ruhe sind die Werte normal (8 bis 12 Atemzüge/Minute).
  • meist gelegentlicher Husten, der sich länger als vier Wochen hält (chronisch), oft nur zu Anfang der Belastung.
  • Nasenausfluss (trüb und milchig-weiß) ist möglich; oft wird das in der Lunge gebildete Sekret jedoch geschluckt, bevor es zu Nasenausfluss kommt.
  • oft, aber nicht immer, vermehrt Schleim in der Luftröhre (erkennt der Tierarzt bei einer Endoskopie)
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Symptome bei hochgradigem Equinem Asthma

  • Im Anfangsstadium hustet das Pferd selten; wenn, dann typischerweise zu Trainingsbeginn. Manchmal fällt auch Nasenausfluss auf.
  • Schreitet die Erkrankung fort, bemerkt der Besitzer oft eine Leistungsintoleranz: Im Training schwitzt und ermüdet das Pferd schnell, die Atmung ist schneller und beruhigt sich auch beim Abschwitzen nur langsam.
  • Das Tier hustet nun häufiger, nicht nur im Training, sondern auch in Ruhe.
  • Die Atemfrequenz ist erhöht (über acht bis zwölf Züge pro Minute), selbst wenn das Tier ruhig in der Box steht und nichts leisten muss.
  • Im fortgeschrittenen Stadium kann das Tier regelrechte Hustenattacken erleiden, das Atmen wird immer anstrengender und das Pferd setzt die Bauchpresse ein, um die Luft aus den Lungen zu drücken.
  • Es bildet sich eine Dampfrinne an der Flanke.
  • Das Pferd keucht bei geringer Belastung und magert ab, die Lebensqualität leidet deutlich.
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Kompendium RAO
Lisa Rädlein