Was sind Gallen?
Gallen sind beulenförmige Verdickungen der Gelenkkapseln, der Sehnenscheiden oder der Schleimbeutel. Man unterscheidet zwischen angeborenen und erworbenen Gallen. Manche Pferde haben nur eine Galle, bei anderen bilden sie sich an mehreren Stellen. Man unterscheidet zwischen weichen und harten Gallen. Die meisten Gallen sind harmlose Schönheitsfehler. Das gilt vor allem für weiche Gallen, die sich unter der Haut hin- und herschieben lassen. Dennoch signalisiert jede Galle, dass im Gelenk etwas nicht stimmt. Ungünstig platziert können harte Gallen zu einer Lahmheit führen.
Hier können Sie den kompletten Artikel zu Ursachen, Behandlung und Vorsorge von Gallen lesen:
Ursachen für Gallen
Die für eine Galle typische Schwellung entsteht, wenn zu viel Gelenkflüssigkeit (Synovia) produziert wird. Die Synovia trennt als Schmierfilm die Anteile des Gelenks, verhindert das Aneinanderreiben der Knochen, ernährt den Gelenkknorpel und transportiert Stoffwechselprodukte ab. Sie wird von der sogenannten Synovialmembran erzeugt. Diese dünne Schleimhaut kleidet außer den Gelenkkapseln auch die Sehnenscheiden aus, welche die Sehne umhüllen. Schleimbeutel, die dazu dienen Knochen gegen Haut, Sehnen und Bänder abzupolstern, besitzen ebenfalls eine Synovialmembran. Gallen signalisieren eine chronische Entzündung. Schuld ist oft eine mechanische Reizung. So gehen die meisten Fesselgelenks- und Sprunggelenksgallen (Kreuzgallen) auf das Konto von Chips (Gelenkmäusen). Diese reizen die Gelenkschleimhaut, was sie dazu anregt, mehr Gelenkflüssigkeit zu produzieren.
Auch mechanische Reize, die von außen auf das Gelenk einwirken, können Gallen auslösen. Ein Verband, eine Bandage oder Gamasche können beispielsweise ständig oder regelmäßig Druck auf das Gelenk ausüben. Zu frühes Anreiten führt bei vielen Pferden zu Gallen, weil es die Gelenke überstrapaziert. Aus medizinischen Gründen sollten Pferde nicht vor ihrem vollendeten dritten Lebensjahr angeritten werden.

Gallen sind meist nur Schönheitsfehler. Sie zeigen aber auch, dass im Gelenk etwas nicht stimmt.
Auch wenn ein älteres, bereits gerittenes Pferd beim Reiten seine Gelenke überlastet, wird die Gelenkschleimhaut gereizt und produziert zu viel Gelenkflüssigkeit. Diese Gefahr ist besonders groß, wenn das Pferd nicht ausreichend trainiert ist oder zu Beginn des Reitens das mindestens 20-minütige Lösen entfällt. Nur wer sein Pferd sorgfältig warmreitet, versetzt das Gelenk in die Lage, der folgenden Belastung standzuhalten. Außerdem zählen ungünstige Bodenverhältnisse wie zu harter, zu weicher oder unebener Boden zu den Ursachen für die Entstehung von Gallen. Anfällig sind auch Pferde mit Stellungsfehlern der Gliedmaßen. Drückt das Hufeisen des Vorderbeins im Liegen gegen den Ellbogenhöcker, schwillt der Schleimbeutel durch die häufige Quetschung; es entsteht eine sogenannte Stollbeule. Gefährdet sind auch Pferde, die Eisen mit zu langen Schenkeln oder Stollen tragen, Tiere, die auf hartem Boden liegen (etwa weil die Box zu dünn eingestreut ist) oder auf Paddockplatten, sowie Pferde, die alters- oder krankheitsbedingt viel liegen.
Auf diese Weise können sich Pferde im Bereich des Fersenhöckers auch eine Galle des Schleimbeutels zuziehen, die als Piephacke bezeichnet wird. Aufgrund seiner exponierten Lage ist der Fersenhöcker auch für andere Verletzungen anfällig, beispielsweise durch das Auskeilen gegen Boxenwände oder Tritte von anderen Pferden. Dringen durch kleine Wunden Bakterien ein, infizieren sich Piephacken oder Stollbeulen und werden warm und druckempfindlich. Gallen am Vorderfußwurzelgelenk können entstehen, wenn das Pferd beim Springen gegen das Hindernis stößt.
Außerdem können Bewegungsmangel und Fütterungsfehler Gallen beim Pferd verursachen. Eine Unterversorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen schwächt Knochen und Gelenke. Zuviel Eiweiß lässt Jungpferde zu schnell wachsen; auf den Gelenken lastet dann zu viel Gewicht. Zu diesem Eiweißüberschuss kommt es auch, wenn Jungpferde zu Beginn der Koppelsaison plötzlich den ganzen Tag auf die Koppel gelassen werden: Sie können dann an beiden Hinterbeinen Sprunggelenksgallen bekommen. Einseitige Sprunggelenksgallen hingegen deuten eher auf eine Verletzung hin.
Symptome
Am Pferdebein bilden sich an betroffenen Gelenken oder Knochenvorsprüngen beulenförmige Verdickungen. Viele Gallen werden mit der Zeit größer, erreichen im Extremfall den Umfang einer Faust oder eines Kinderkopfs. Manche Gallen sind warm und druckempfindlich; das Pferd geht dann leicht bis deutlich lahm.