EMS bei Pferden: Ursachen, Symptome & Behandlung

Ursachen, Symptome, Behandlung
Gefahr Fett: Equines Metabolisches Syndrom (EMS)

Veröffentlicht am 02.01.2025
Pferd mit Equinem Metabolischem Syndrom
Foto: Rädlein

Was ist EMS (Equines Metabolisches Syndrom) beim Pferd?

Das Equine Metabolische Syndrom (EMS) ist eine Zuckerstoffwechselstörung. Wie in der Humanmedizin gilt das Metabolische Syndrom als klassische Wohlstandserkrankung. Die Forschergruppe "Equine Endocrinology Group" (EEG) gibt regelmäßig eine Zusammenfassung des Forschungsstands heraus.

Die EEG definiert EMS als eine "Sammlung von Risikofaktoren, die stark mit einem erhöhten Risiko der Hyperinsulinämie assoziierten Hufrehe und möglicherweise anderer Erkrankungen verbunden ist". Und weiter: "Ein gestörter Insulinstoffwechsel ist ein grundsätzliches Merkmal von EMS und eine erhöhte generalisierte oder regionale Adipositas (Fettleibigkeit) ist typisch." Zusätzliche Faktoren, so die Forschergruppe, seien eine veränderte Freisetzung des Hormons Adipokin, nach Futteraufnahme des Hormons Inkretin, eine Hypertriglizeridämie (erhöhte Blutfettwerte) und Bluthochdruck. Das Equine Metabolische Syndrom kann zusammen mit dem Equinen Cushing Syndrom (ECS, oder pituitary pars intermedia dysfunction, PPID) auftreten.

"EMS wird oft mit Diabetes gleichgestellt, was aber so nicht korrekt ist", sagt Pferdefachtierarzt Dr. Christian Bingold. Beide Erkrankungen haben mit Störungen des Zuckerstoffwechsels zu tun, unterscheiden sich aber im Krankheitsgeschehen.

Welche Ursachen hat EMS beim Pferd?

EMS ist das Ergebnis von genetischen und umweltbedingten Faktoren. Einerseits können Pferde ein hohes genetisches Risiko haben, also besonders leichtfuttrig sein – das Risiko durch äußere Einflüsse (Haltung und Fütterung) ist aber gering, weil die Pferde nicht überfüttert werden. Andererseits können Pferde auch ein nur geringes genetisches Risiko für EMS haben. Sind sie aber ungünstigen Haltungsbedingungen ausgesetzt, sprich: werden sie mit leichtverdaulichen Kohlenhydraten überfüttert, ist das EMS-Risiko hoch. Manchmal treffen Leichtfuttrigkeit und Überfütterung auch zusammen. EMS kann grundsätzlich jedes Pferd entwickeln, wenn es ausreichend auslösenden Faktoren ausgesetzt ist, darauf verweist die Forschergruppe EEG.

Was aus fetten Pferden EMS-kranke macht, ist die "Insulinresistenz". Dabei ist die Wirkung des Hormons Insulins reduziert. Insulinresistenz ist Folge des gestörten Zusammenspiels zwischen Zucker (Glukose) und Insulin, das die Bauchspeicheldrüse produziert. Funktioniert diese Steuerung nicht mehr korrekt, spricht man auch von "Insulin-Dysregulation".

Symptome: Wie erkennt man EMS beim Pferd?

Die Pferde haben regelrechte Fettpolster, vor allem an Hals, Kruppe und Schweifansatz. Die Muskeln schwinden, was die Fettdepots kaschieren und die Pferde proper aussehen lassen. Häufig sind die Tiere anfälliger für Infektionen. Ihre Leistungsfähigkeit ist herabgesetzt; sie ermüden rasch. Bei Stuten können Fruchtbarkeitsprobleme auftreten. Es gibt eine vermehrte Neigung zur Geburtsrehe.

Es kann Jahre dauern, bis fette Pferde die Zuckerstoffwechselstörung entwickeln. Bei EMS nimmt die Entwicklung der Hufrehe einen schleichenden Verlauf, bis die Schwelle überschritten wird und sich die Stoffwechselstörung in klinischen Symptomen äußert. Faktoren wie Stress, Kolik oder Geburt können bei EMS-veranlagten Pferden das Fass zum Überlaufen bringen.

Oft ist auch eine Futterumstellung wie das Anweiden im Frühjahr Auslöser. Pferde mit EMS sind wesentlich empfindlicher, was die Aufnahme von Fruktanen angeht. Gesunden Pferden machen auch größere Mengen Fruktan nichts aus; EMS-Patienten sind wesentlich empfindlicher und entwickeln u.U. bei natürlich vorkommenden Fruktangehalten von Weidegras bereits Hufrehe.

Durch EMS verursachte Hufrehe ist im chronischen Verlauf oft nicht so leicht zu erkennen, es sei denn, es kommt zum akuten Schub. Die Pferde laufen dann nur klamm oder fühlig. Chronische Rehe ist die häufigste Todesursache von EMS-Patienten.

Fütterung bei Equinem Metabolischem Syndrom

Gegen die Veranlagung zu EMS kann man nichts tun, gegen die Folgen schon. Die wichtigste Therapie, um die Insulinresistenz zurückzufahren und das Insulinsystem zu normalisieren, sind an den Verbrauch angepasste Fütterung und Bewegung.

Jetzt Weiterlesen im PDF: Fütterung, Bewegung und Medikamente für EMS-Patienten, Detailwissen zu Insulinresistenz und Hufreherisiko