Ursachen gynäkologischer Probleme bei Stuten
Eierstockstumoren lassen Stuten ungewöhnlich oft und heftig rossen. »Eierstockstumoren sind in der Regel nicht bösartig«, beruhigt Dr. Thomas Möllmann, Fachtierarzt für Pferde mit Schwerpunkt Gynäkologie aus dem bayerischen Eurasburg bei Wolfratshausen. »Aber sie produzieren die falschen Hormone.«
Sind es männliche Geschlechtshormone, etwa Testosteron, benimmt sich die Stute wie ein Hengst oder wird aggressiv. Sind es weibliche Hormone, zum Beispiel ein Überschuss des Schwangerschafts-Schutzhormons Progesteron, bleibt die Rosse aus. Ein Überschuss des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen kann Stuten, ähnlich wie Testosteron, aggressiv machen oder eine Dauerrosse auslösen. Auch eine Gebärmutterentzündung (Endometritis) steckt häufig hinter einer Dauerrosse. Oft ist eine Gebärmutterentzündung mit einer Scheidenentzündung (Vaginitis) gekoppelt. Beide Entzündungen verursachen Scheidenausfluss und werden am häufigsten vom Bakterium Streptococcus zooepidemicus ausgelöst. Die Erreger gelangen etwa beim Decken in die Scheide und können in die Gebärmutter aufsteigen.
Was ist eine Pneumovagina bei Stuten?
Bakterien dringen besonders leicht ein, wenn die Scheidenöffnung weiter oder lockerer ist als normal. Im Extremfall entsteht eine Pneumovagina. Dabei gelangt Luft beim Traben und Galoppieren in die Scheide, was als Blubbern oder Zischen hörbar ist. Erreicht die keimhaltige Luft die Gebärmutter, kommt es dort meist zu einer Entzündung. Die lässt manchmal auch das Euter anschwellen. Schwillt das Euter nur während der Rosse an, ist das normal. Manchmal füllen sich die Zitzen sogar mit Milch, die viele Pferdebesitzer aus Unwissenheit abmelken. »Das ist falsch«, warnt der Gynäkologie- Experte. »Durch das Abmelken regt man die Milchproduktion erst richtig an.« Wenn das Euter nach Ende der Rosse geschwollen bleibt, sollte der Tierarzt die Stute auf eine Gebärmutterentzündung untersuchen.

Dauerrosse oder hengstiges Verhalten – zeigt die Stute solche Symptome, deutet alles auf gynäkologische Probleme hin.
Welche Symptome haben Stuten mit gynäkologischen Problemen?
- Scheidenausfluss: graugelb bis schokoladenbraun; manchmal tropfenweise dunkelrotes oder hellrotes Blut in größeren Mengen
- Schmieriger Belag an Schweif und Schenkelinnenseiten
- Häufiges Harnen
- Gekrümmter Rücken, Stute schleift Hinterbeine nach; bei Euterentzündung: manchmal Lahmheiten der Hinterhand
- Schweif wird schief getragen
- Zischen oder Blubbern im Trab und Galopp hörbar
- Ausbleiben, Verstärkung oder Verlängerung der Rosse
- Dauerrosse
- Hengstverhalten: Stute treibt Wallache und Stuten auseinander, bespringt Stuten
- Hohes Fieber (normal 37,5 bis 38,2 Grad Celsius)
- Euter ist sehr warm, berührungsempfindlich
- Fruchtbarkeitsprobleme
Chronische Probleme können sich auch sehr unspezifisch äußern:
- Abmagern
- Stumpfes Fell
- Schnelles Schwitzen und Ermüden
- Manchmal Fieber
- Kolik-Symptome
Blutungen aus der Scheide bei Stuten
Leichte Blutungen aus der Scheide hören meist von selbst auf. Stark blutende Deckverletzungen sind dagegen lebensgefährlich, vor allem, wenn dabei das Scheidendach durchstoßen wurde. Solche tiefen Verletzungen verursachen meist eine tödliche Bauchfellentzündung (Peritonitis). Auch Geburtskomplikationen können tödlich enden. So reißt bei schweren Geburten manchmal die Eierstocks- oder Gebärmutterarterie, und die Stute verblutet innerlich. Bleibt die Nachgeburt länger als acht Stunden nach der Geburt in der Gebärmutter hängen, droht Hufrehe (Geburtsrehe).