Was ist ein Hufabszess?
Ein Hufabszess, auch Hufgeschwür genannt, ist ein Zersetzungsvorgang des Horns, der zu einer Eiteransammlung im Inneren des Hufs führt. Weil er die schmerzempfindliche Huflederhaut in Mitleidenschaft zieht, bezeichnen Tierärzte den Hufabszess auch als eitrige Huflederhautentzündung (Pododermatitis purulenta). Der Abszess kann sowohl unter dem Wandhorn als auch unter dem Sohlen- oder Strahlhorn stecken.
Was verursacht einen Hufgeschwür?
Hufgeschwüre werden durch eindringende Bakterien hervorgerufen. Um in den Huf einzudringen, gehen sie den Weg des geringsten Widerstands: An der Weißen Linie und den Strahlfurchen haben sie besonders leichtes Spiel, denn weiches Hufhorn ist anfällig für Schmutz und Krankheitserreger, die durch feinste Risse (kapillare Spalten) ins Hufinnere gelangen können. Eine Rolle spielen schlechte Hufzustände, die durch schiefe, hebelnde Wände und ungepflegte Sohlen entstehen.
Bei Ballen- und Kronentritten entstehen Verletzungen, durch die Erreger in den Pferdehuf kommen und dort einen Abszess verursachen können. Auch stumpfe Verletzungen können Hufabszesse zur Folge haben: Ein Schlag auf die Hufwand oder heftiges Aufstampfen können eine Quetschung der Lederhaut auslösen. Blutet sie, bleiben gelbe, rötliche oder dunkle Hornflecken zurück. Diese Steingallen sind nicht harmlos: Ist das Hufhorn feucht, infizieren sie sich leicht und werden schließlich zu eitrigen Abszessen.
»Unter anderem steckt auch ein Nageldruck hinter einem Abszess«, sagt Pferdefachtierarzt Dr. Enno Allmers. In diesem Fall übt ein Hufnageldruck auf die Lederhaut aus und kann sie verletzen. Untersucht der Veterinär das Tier mit der Hufzange, kann er schnell feststellen, welcher Nagel Probleme macht. Weil es die Huflederhaut permanent unter Druck setzt, ist auch ein zu enges Eisen gefährlich. Aber selbst ein passendes Eisen kann dem Pferd Abszesse bescheren. Während sich die Trachten beim Laufen hin und her bewegen, können sich Steinchen und Schmutz in den Eckstrebenwinkel hineinreiben.
Unter dem Eisen sind sie nur schwer zu entfernen. Kleine Steine und Schotter erhöhen die Gefahr von Abszessen, indem die Steinchen sich in der Weißen Linie festsetzen. Allmählich werden diese immer weiter in den Huf eingetreten und können so bis zur Lederhaut gelangen. »Deswegen sollen nach jedem Ausritt, insbesondere auf steinigen Wegen, der Huf untersucht und Steine entfernt werden«, rät Dr. Enno Allmers.
Wie erkennt man ein Hufgeschwür beim Pferd?
Typisch ist eine meist starke Lahmheit, die in der Regel plötzlich auftritt. Wie das Pferd den Huf belastet, variiert je nach Lage des Abszesses: Steckt der Abszess im vorderen Teil, fußt das Pferd nur kurz mit der Zehe auf; sitzt er weiter hinten, belastet es den Ballenteil weniger. Manche Pferde laufen regelrecht auf drei Beinen. Das betroffene Bein entlastet das Tier auch im Stehen. Das Bein kann anschwellen. Da das Pferd den schmerzenden Huf möglichst wenig belasten will, liegt es oft auffällig lange oder häufig. Manche Patienten verlieren auch den Appetit.