Ruhig, Brauner, ruhig! Das Pferd tänzelt nicht nur im Viereck, sondern auch, wenn neben ihm ein Vogel auffliegt. So nervös! Wie verführerisch ist es da, einfach ein Leckerli "zum Chillen” zu geben. Dann ist das Pferd entspannt – und die Reiterin ebenso. Zu schön, um wahr zu sein? CBD-Produkte aus Hanf werben damit, Ängste, Stress und Schmerzen zu lindern. Ganz ohne zu berauschen. Und ohne süchtig zu machen. Kann man also entspannt zugreifen? Welche Wirkung ist überhaupt wissenschaftlich belegt? Und profitieren Pferde mit chronischen Schmerzen von CBD – oder lösen sich die vermeintlichen Vorteile auf wie ein Joint im Feuer? Wir geben den Überblick, was bewiesen ist.
CBD trifft Zeitgeist
Schon vor der Legalisierung von Cannabis 2024 waren CBD-Produkte im Handel erhältlich. Und zwar nicht in einer dunklen Ecke. Seit Influencer die Wirkung anpreisen, ist CBD zum Mainstream geworden. Es gibt Gummibärchen, Anti-Falten-Cremes und Massage-Öle mit dem Pflanzenstoff. Kim Kardashian steigt sogar mit CBD-Badekugeln in die Wanne. Das sei so meditativ! Solche Aussagen füttern die Hoffnung, dass CBD Angst, Stress, Schmerz und Schlafstörungen lindert. Die Wellness-Industrie wirbt mit Begriffen wie "natürlich” und "beruhigend”; das trifft den Zeitgeist.
Der CBD-Trend schwappt auch in die Pferdewelt. Dort findet sich CBD aus Hanf in Form von Öl, Pellets oder als Balsam, zum Auftragen aufs Fell und für den Futtertrog.
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Wie effektiv wirkt CBD im Körper?
Ob Mensch, Pferd, Hund oder Maus: Alle Wirbeltiere besitzen ein Endocannabinoid-System. Dieses Netzwerk aus Rezeptoren ist an lebenswichtigen Prozessen beteiligt wie Schlaf, Stimmung, Immunsystem, Schmerzempfinden und Entzündungen. Der berauschende Stoff THC wirkt direkt auf dieses System. Gilt das auch für CBD? Daran wird noch geforscht. Als bewiesen gilt das bisher nicht.
Lassen sich Pferde unter CBD-Einfluss ruhiger verladen?
Ob und wie CBD auf die Psyche von Pferden wirkt sowie Angst- und Stressverhalten effektiv reduziert, untersuchte Tierärztin Dr. Fabienne Eichler aus Berlin. Für ihre von der GWP ausgezeichnete Dissertation verabreichte sie sechs Pferden eine CBD-Paste und sechs Pferden ein Placebo über einen Zeitraum von 15 Tagen. "Solche CBD-Pasten sind frei verkäuflich”, erklärt die Forscherin. Sie ließ die Pferde zwei Aufgaben absolvieren – mit und ohne CBD-Einfluss – und beobachtete das Verhalten. Sie konfrontierte die Pferde mit einer Luftmatratze im Ananas-Look. Oh, Schreck? Oder eher: Ach, egal? Und sie ließ die Pferde in einen Anhänger verladen. Die Forscherin beobachtete und filmte die Reaktionen. Zudem maß sie die Herzfrequenz und die Cortisolrate, um das Stress-Level zu bestimmen. Das Ergebnis: Bei manchen Pferden zeigten sich kleine Unterschiede, einen Trend zu mehr Gelassenheit unter CBD offenbarte sich aber nicht. "Insgesamt konnten wir keine beruhigende Wirkung feststellen und die Pferde gingen auch nicht gewillter in den Hänger”, resümiert Dr. Eichler.
Immerhin dann doch beruhigend: CBD zeigte keine schädlichen Nebenwirkungen; die Pferde vertrugen es gut. "Auch in anderen Studien gibt es kaum Berichte von Nebenwirkungen”, berichtet die Forscherin. Da es nur wenig Erfahrungen zur Dosierung gibt, hat sich Dr. Fabienne Eichler für ihre Untersuchung an der empfohlenen Menge aus Studien mit Hunden orientiert: Die Tiere bekamen drei Milligramm CBD pro einem Kilogramm Körpergewicht.
Turnierreiter müssen bei der CBD-Gabe aufpassen
Die FN warnt ausdrücklich vor der Gabe von CBD-Produkten bei Sportpferden. Auch wenn CBD selbst nicht berauschend wirkt, können in Produkten auch Spuren von berauschendem THC enthalten sein. Außerdem fallen alle Cannabinoide bei Doping-Kontrollen ins Gewicht – ob sie wirken oder nicht. Die weitere Krux: Cannabinoide sind fettlöslich. Der Körper nimmt sie gut auf, der Höchstwert ist etwa nach einer Stunde erreicht. "Aber wie lange die Stoffe im Körper bleiben, variiert und lässt sich nur schwer vorhersagen”, betont Dr. Fabienne Eichler. Die Tierärztin findet es ohnehin problematisch, CBD rein zur Beruhigung zu verabreichen. "Training und gute Erziehung sind wichtig. Reiter sollten den Problemen auf den Grund gehen, wenn Pferde auffälliges Verhalten zeigen. Nur so können sie wirklich die Ursachen aufspüren.”

CBD-Öl wird aus den Blüten der Hanfpflanze gewonnen. Es ist in Deutschland frei verkäuflich.
Hilft CBD bei chronischen Schmerzen und Entzündungen?
CBD ist nicht als Medikament zugelassen. Dennoch werden dem Pflanzenstoff auch gesundheitsfördernde Eigenschaften nachgesagt. Ein natürliches Schmerzmittel ohne Nebenwirkungen – das wäre genial. Aber bisher fehlen Belege dafür. "Es gibt zur medizinischen Wirkung ein paar Studien. Aber teils sind diese methodisch fraglich, oder sie schildern eher Einzelfälle”, ordnet Fabienne Eichler die Forschungslage ein. CBD könnte Potenzial zur Behandlung von Headshaking bei Pferden haben. Und es half bei einem Kopper. Zudem gibt es einen Fallbericht aus den USA, bei dem eine vierjährige Stute über Wochen sensibel auf Berührungen an Schulter und Widerrist reagierte. Wahrscheinlich aufgrund eines Insektenstichs. Das Pferd bekam CBD – bereits nach zwei Tagen waren die Symptome fast verschwunden.
CBD wirkt ohne Rausch
Hanf zählt zu den ältesten Kulturpflanzen. Daraus lassen sich Textilien, Nahrung, Papier und Öle herstellen. Es gibt verschiedene Hanfarten.
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Cannabidiol, kurz CBD, ist ein natürlicher Wirkstoff aus den Blüten und Blättern der weiblichen Hanfpflanze (Cannabis sativa). CBD ist eine chemische Verbindung, die zur Gruppe der Cannabinoide gehört, ebenso wie THC (Tetrahydrocannabinol). Anders als sein berühmter Cousin THC, löst CBD aber keinen Rausch aus und macht auch nicht süchtig. Die beiden Stoffe sind zwar verwandt, haben aber unterschiedliche Eigenschaften.
Übrigens: CBD-Produkte waren auch schon vor der Legalisierung von Cannabis im Handel erhältlich. Der THC-Gehalt muss aber unter 0,2 Prozent liegen.

Hanfsamen sind Nüsse. Bei biologischem Anbau werden sie nicht behandelt, damit sie keimen. Die kleinen Powerpakete werden auch in der Pferdefütterung immer beliebter und enthalten von Natur aus kein CBD.
Bekomme ich fürs Pferd auch CBD vom Tierarzt?
Dr. Michael Köhler aus Wusterhausen arbeitet als Fachtierarzt für Pferde, leitete eine eigene Klinik und ist als FEI-Tierarzt auch auf Turnieren unterwegs. Dass ihn Pferdebesitzer nach CBD für ihr Tier ansprechen, "kommt so gut wie nie vor. Das läuft meistens alles übers Internet. Dort besorgen sich die Leute entsprechende Produkte”, erzählt er. CBD ist auch für Pferde nicht verschreibungspflichtig, denn: Es ist ja kein zugelassenes Präparat und kein Arzneistoff. "Als Tierarzt bin ich zunächst verpflichtet, Pferde adäquat zu behandeln – und dafür gibt es gut geprüfte Medikamente”, sagt der Fachmann.
Mit Cannabis-Produkten behandeln, das ist zur Zeit noch eine Grauzone. Tierärzte dürfen das nur im Ausnahmefall. Kurz gesagt: Wenn es sonst gar nichts gibt, das hilft. Für ihn als Veterinär spielt CBD in der Praxis bisher keine Rolle. Und er kann keine Empfehlung dazu geben: "Es kommt ja auch noch der Aspekt hinzu, dass für ein Medikament jede Charge gleiche Inhaltsstoffe enthalten muss. Das lässt sich bei CBD gar nicht gewährleisten.”
Das Geschäft mit CBD
Wie aufwendig es ist, ein hochwertiges CBD-Produkt herzustellen, weiß Simone Meyer. Für ihre Marke "Semhof” baut sie in Bayern seit 2015 Hanf in Bioqualität an. Die Blüten wendet sie mit der Hand. Nur so könne sie ein hochwertiges Produkt herstellen. Mit ihren CBD-Pellets fürs Pferd war sie schon lange vor dem aktuellen Hanf-Hype am Markt. Das CBD steht nur auf der Verpackung, "weil die Kunden immer nach dem Schlüsselwort schauen und den Gehalt vergleichen wollen”. Dabei sei CBD ja nur einer von rund 500 Pflanzenstoffen im Hanf. Und wie diese miteinander wirken, das sei entscheidend – und nicht allein der CBD-Gehalt. Sie sieht ihr Produkt als gutes Ergänzungsfutter. Mit Heilversprechen zu werben, das ist ohnehin verboten und unseriös.
Und woran erkennt man Qualität? "CBD-Pellets sollten dunkelgrün sein. Braungrau geht es schon in Richtung siliert oder schimmelig”, sagt die Herstellerin. Das passiere, wenn sich Blüten und Blätter zu stark verdichten im Trocknungsprozess. "Im Handel gibt es oft schlechte CBD-Produkte zu überhöhten Preisen. Viele nutzen den Trend, um Geschäfte zu machen”, meint Simone Meyer.
Da blüht die Einsicht: CBD für sein Pferd ausprobieren – kann man. Belegbare Fakten zur Gesundheit gibt es aber kaum. Und für den Geldbeutel ist es wenig relaxend.