Muskelzerrungen beim Pferd: Ursachen & Symptome

Ursachen, Symptome, Vorsorge
Wie erkennt man Muskelzerrungen beim Pferd?

Zuletzt aktualisiert am 10.02.2024
Wie erkennt man Muskelzerrungen beim Pferd?
Foto: Rädlein

Wie funktionieren die Pferdemuskeln?

Der Muskel ist über Sehnen mit den Knochen verbunden. Er ist aus vielen, bindegewebig umschlossenen Muskelfaserbündeln aufgebaut, die sich wiederum aus Muskelfasern zusammensetzen. Die Muskelfasern enthalten die Muskelfibrillen, die für die Muskelkontraktion verantwortlich sind. Für seine Arbeit braucht der Muskel Energie aus Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten, die das Blut in die Muskeln transportiert. Damit der Nachschub ge- währleistet ist, schlängeln sich durch 50 Kilo Muskeln feinste Äderchen (Kapillaren) auf einer Gesamtlänge von 100 000 Kilometern.

Solange das Pferd nichts tut, etwa weil es in der Box oder auf der Weide steht, spart der Körper Energie: Er lässt das Blut nur durch maximal fünf Prozent der Kapillaren fließen. Soll das Pferd arbeiten, muss der Stoffwechsel auf Touren kommen. Erst wenn das Blut durch alle Kapillaren strömt, kann es den Muskel maximal mit Sauerstoff, Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten versorgen. Dann erreicht der Muskel seine volle Leistungsfähigkeit, kann sich reibungslos zusammenziehen und entspannen. Richtig aufgewärmt und durchblutet, dehnt er sich problemlos um 30 bis 50 Prozent seiner ursprünglichen Länge und zieht sich anschließend wieder zusammen. Die Abläufe werden durch unzählige Rezeptoren und die motorischen Nerven zwischen Muskulatur und Gehirn koordiniert.

Was passiert bei einer Muskelzerrung beim Pferd?

Muskelzerrungen entstehen, wenn kalte Muskeln plötzlich stark belastet werden – etwa beim Reiten, bei einem plötzlichen Bocksprung, durch Schlag oder Sturz. Häufig tritt beispielsweise eine Zerrung der Muskulatur an der Innenseite der Hintergliedmaßen auf, wenn die Pferde auf glatten Stallgassen oder matschigen Paddocks ausrutschen und quasi einen »Spagat« machen.

Rädlein

Die immense Dehnfähigkeit des Muskels sorgt dafür, dass eine Muskelzerrung beim Pferd seltener vorkommt als etwa eine Sehnenzerrung. Die Sehne kann sich nämlich nur um 5 bis 10 Prozent dehnen. Doch die eingebaute Sicherung im Muskel versagt, wenn er plötzlich unter Zug gerät – etwa beim Ausrutschen oder plötzlichem Losbocken nach längerer Boxenruhe. Dabei können auch die Äderchen im gezerrten Muskel reißen und Blutergüsse entstehen. Oft entzündet sich der Muskel und schwillt an. Daher sind die Grenzen zwischen einer Muskelzerrung und einer Muskelentzündung fließend und lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen.

Diese Symptome zeigen Pferde bei einer Muskelzerrung

Eine Zerrung entsteht abrupt. Meist sind Rücken-, Kruppen- und Oberschenkelmuskeln betroffen, aber auch Zerrungen der Oberarm- und Halsmuskulatur kommen vor. Ist der Halsmuskel gezerrt, trägt das Tier den Hals schief; bei gezerrter Kruppenmuskulatur erscheint das Pferd von hinten unsymmetrisch. Die Pferde zeigen einen steifen Gang und sind häufig auch lahm. Oft machen sie nur kleine Schritte, schleifen die Zehe und haben Probleme beim Vorführen der betroffenen Gliedmaße (Hangbeinlahmheit). Die gezerrten Muskelpartien sind druckempfindlich, manchmal auch warm und geschwollen.

Muskelzerrungen sind die Vorstufe zum Muskelriss. Sie heilen vollkommen aus, vorausgesetzt, das Pferd bekommt ausreichend Ruhe. Wer sein Pferd trotz Zerrung weiter belastet, riskiert Risse oder chronische Muskelentzündungen, bei denen das Muskelgewebe langsam durch narbiges Bindegewebe ersetzt wird. Dieser Prozess lässt sich nicht rückgängig machen. Manchmal verkürzen Stränge aus Narbengewebe den Muskel, sodass er hart, unelastisch und schlecht beweglich wird. Das sieht man Pferden mitunter von außen an: Dellen im Muskel, oft an den Hinterbacken, sind Hinweise auf alte Muskelrisse. Diese können auch verkalken, was man auf Röntgen und Ultraschallbildern sehen kann.

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