Wie entsteht ein Nabelbruch beim Pferd?
Nabelbrüche sind fast immer angeboren. Fohlen, die mit diesem Erbfehler behaftet sind, kommen mit einer zu großen Nabelpforte zur Welt. Durch diese Öffnung in der äußeren Begrenzung der Bauchhöhle, der sogenannten Bauchdecke, verläuft der Nabelstrang, über den das Ungeborene im Mutterleib von der Plazenta mit Nährstoffen versorgt wird. Bei der Geburt reißt der Nabel ab. Danach schrumpft der Nabelstrang nach und nach. Ist diese Nabelpforte zu groß, oder schließt sie sich im Laufe der ersten Lebenswochen nicht, füllt der Nabel sie nicht vollständig aus. In der Bauchdecke bleibt ein Loch zurück, aus dem sich das Bauchfell, also die innere Auskleidung der Bauchhöhle, herausbeult. Dieser Bruchsack ist mit Bauchhöhlenflüssigkeit und oft mit kleinen Darmschlingen gefüllt. Sein Umfang hängt von der Größe der Bruchpforte ab.

Der Bruchsack ist mit Bauchhöhlenflüssigkeit und oft mit kleinen Darmschlingen gefüllt.
Seltener sind erworbene Nabelbrüche – zum Beispiel, wenn sich nach der Geburt der Nabelstrang entzündet, sich nicht normal zusammenzieht oder die Nabelpforte sich nicht, wie bei gesunden Neugeborenen, im Lauf der ersten Lebenswochen verschließt. Manchmal verursachen Züchter eine Nabel-Infektion, weil sie den Nabel unfachmännisch desinfizieren. »Wenn dabei die Hände nicht ganz sauber sind, kann man Keime in den Nabel bringen«, warnt Tierarzt Dr. Thomas Möllmann aus dem bayerischen Eurasburg. Zum Nabelbruch kann es auch kommen, wenn während der Geburt zu kräftig am Nabelstrang gezogen wird. Bei erwachsenen Pferden kommen Nabelbrüche nur vereinzelt vor, verursachen aber immer starke Beschwerden. Sie werden durch Tritte oder Schläge gegen den Bauch oder schwere Stürze ausgelöst, bei denen die Bauchdecke reißt. Allerdings klafft das Loch in der Bauchdecke nicht immer an der Stelle des Traumas. Vielmehr steigt durch den Sturz der Druck in der Bauchhöhle und kann die Bauchdecke an jeder beliebigen Stelle platzen lassen – auch in der Nabelgegend. Bauchbrüche sind bei erwachsenen Pferden allerdings häufiger als Nabelbrüche.
Gleiches gilt für hochträchtige Stuten. Extrem große und schwere Fohlen setzen die Bauchdecke manchmal so unter Druck, dass sie platzt. »Oft ist dies das Todesurteil für die Stute«, sagt der Spezialist für Gynäkologie und Fohlenerkrankungen. Die Bauchdecke kann auch reißen, wenn die Stute bei Geburtsproblemen extrem pressen muss. Anders als Bauchbrüche verursachen Nabelbrüche nur Beschwerden, wenn ein Stück Darm zwischen Bruchsack und dem Rand der Bruchpforte eingeklemmt ist. Pferde, die an einem solchen inkarzerierten Nabelbruch leiden, haben meist schwere Koliksymptome. Die meisten angeborenen Nabelbrüche sind zunächst nicht inkarzeriert.
Sympotme bei Nabelbruch
Fohlen sind am anfälligsten für einen Nabelbruch (Hernia umbilicalis) und zeigen meist wenige Tage nach der Geburt erste Symptome:
- vor und hinter dem Nabelstrang in der Mitte des Unterbauchs bildet sich ein Spalt: unter der Haut verborgen, aber mit den Fingern tastbar
- eine Umfangsvermehrung ist in diesem Bereich sichtbar
In der dritten oder vierten Lebenswoche:
- Schwellung wird größer
- ist halbrund oder eiförmig, fingerkuppen- bis faustgroß; kann den Umfang eines großen Kürbis’ erreichen
- in der Regel sind diese Beulen weich und lassen sich mit den Fingern leicht in die Bauchhöhle zurückschieben
Bei erwachsenen Pferden:
- Beule am Unterbauch ist wärmer als die umliegende Haut
- Schmerz bei Berührung
- Beule fühlt sich hart an, kann nur mit Mühe oder überhaupt nicht in die Bauchhöhle gedrückt werden
- Unruhe
- Zittern
- starkes Schwitzen
- Wälzen, zwischendurch bleibt das Pferd manchmal auf dem Rücken liegen
- Koliksymptome deuten auf einen inkarzerierten Nabelbruch hin (akuter Notfall!)