Ohrenkrankheiten beim Pferd: Ursachen & Symptome

Ursachen, Symptome, Behandlung
Was hilft bei Ohrenkrankheiten?

Zuletzt aktualisiert am 12.06.2024
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Foto: Lisa Rädlein

Was verursacht Ohrenkrankheiten beim Pferd?

Akute Ohrenkrankheiten beim Pferd treten meistens einseitig auf. Sie können verschiedene Symptome hervorrufen und unterschiedliche Ursachen haben. Ohrfisteln sind Missbildungen, die sich in der Regel drei bis vier Monate nach der Geburt ausbilden. Aus versprengten zusätzlichen Zahnanlagen wachsen nahe des Ohrgrunds zahnähnliche Gebilde, die in der Regel beim Röntgen sichtbar werden, da der Zahnschmelz sehr röntgendicht ist. Von ihnen führt ein strohhalmdicker, fünf bis acht Zentimeter langer Kanal zur trichterförmigen Fistelöffnung am Ohr. Die falsche Zahnanlage verursacht eine Reizung, und dadurch entsteht die Fistelöffnung. Es handelt sich allerdings selten um schmerzhafte oder infizierte Zustände.

Quetscht sich das Pferd das Ohr oder schüttelt es dieses aufgrund von Juckreiz extrem, gibt es ein Risiko für Blutergüsse (Othämatome). Die Ohrmuschel schwillt an und hängt dadurch häufig nach unten. Bei einer starken Quetschung kann es zu einer Schädigung von Nerven kommen. Dabei bleibt das betroffene Ohr unbeweglich hängen. Krankhafte Veränderungen des Knorpelgewebes im Pferdeohr können einen Knautscheffekt haben. Auslöser können Abwehrreaktionen sein, verursacht beispielsweise durch Insektenstiche. Die Folge: Das Knorpelgewebe verkrüppelt und kann nicht mehr dafür sorgen, dass sich die Ohrmuschel aufrichtet.

Wie entstehen Ohrenkrankheiten bei Pferden?

Entzündungen des Pferdeohrs (Otitis) können verschiedene Ohrbereiche betreffen. Setzt sich ein Fremdkörper im Ohr fest oder entzündet sich die Auskleidung des äußeren Gehörgangs aus anderen Gründen, entsteht eine sogenannte Otitis externa. Dann bildet sich an der inneren Fläche der Ohrmuschel und im äußeren Gehörgang ein nässendes Ekzem. Auch Bakterien, Viren, Pilze oder Milben verursachen im äußeren Gehörgang Hautentzündungen. Auch Mittelohr (Otitis media) oder Innenohr (Otitis interna) können betroffen sein. Auslöser sind wiederum Bakterien, Viren oder Pilze. Parasiten oder Tumoren sind weitere mögliche Ursachen. Entzündungen können übers äußere Ohr oder über die Luftsäcke in tiefere Strukturen vordringen. Symptome wie eine schiefe Kopfhaltung scheinen weniger durch Entzündungen des Mittelsohrs hervorgerufen zu werden als eine Otitis interna (Sitz des Gleichgewichtsorgans).

Geschwulste sitzen in verschiedenen Schichten der Ohrmuschelhaut. Bei Fibromen wuchern Bindegewebszellen zu blumenkohlartigen Gebilden. Bei Equinen Sarkoiden liegt der Herd unter der obersten Hautschicht. Equine Papillomaviren (EPV) verursachen Papillomatose (Warzenerkrankung). Treten die Warzen im Ohr des Pferdes auf, sprechen Tierärzte von auralem Plaque.

Symptome bei Ohrenkrankheiten

Die Symptome bei Ohrenkrankheiten bei Pferden variieren je nach Ursache. Manchmal hält das Pferd das Ohr zur Seite oder trägt den Kopf schief. Das kranke Ohr hängt tiefer und stellt sich kaum auf, wenn das Pferd die Ohren spitzen will. Kopfschütteln, Juckreiz und Berührungsempfindlichkeit können ebenfalls Hinweise sein. Das Fell am vorderen Rand der Ohrmuschel oder unter dem Ohr kann verkleben. Es kann zu Rittigkeitsproblemen kommen. Milchiges oder eitriges Sekret fließt aus der kleinen Öffnung am Ohrgrund. Ohrmuschel und Ohrgrund können Schwellungen aufweisen. Othämatome äußern sich oft als eine deutliche Schwellung der Ohrmuschel, sodass das äußere Ohr »zumacht«. Dadurch kann eine sekundäre Entzündung des äußeren Ohrgangs entstehen.

Unbehandelt können sich Entzündungen des äußeren Gehörgangs ausbreiten; es können sich Abszesse bilden und über das Nervengewebe eitrige Hirnhautentzündungen beim Pferd auslösen. Möglich sind zudem Lähmungen des Gesichtsnervs z.B. mit gestörter Bewegung der Ohrmuschel, herunterhängenden Lippen, verengter Nüster, Atemnot (je nach Lokalisation und Schwere der Schädigung unterschiedliche Symptome möglich) sowie neurologische Ausfälle wie beispielsweise Koordinationsstörungen.

Equine Sarkoide wachsen häufig bei Jungpferden

Auch Hautveränderungen/Geschwulste können bei Pferden auftreten. Die inneren Ohrmuscheln sind dann rosa bis weiß gefleckt, leicht verdickt oder krustig (»Ohrpilz«). Es kann zu Warzen oder kugelartigen, haarlosen Hautgeschwulsten (häufig am Ohrrand), verhornten, zerklüfteten oder mit Sekret bedeckten Wucherungen (z.B. Sarkoide) kommen. Jungpferde leiden häufiger unter massivem Warzenbefall. Gefährdet sind Fohlen und Jungtiere bis zum Alter von drei Jahren. Gutartige Warzen wuchern über zwei bis drei Monate und fallen nach weiteren drei bis sechs Monaten von alleine ab. Sie sind Schönheitsfehler, solange sie sich nicht durch äußere Verletzungen infizieren und eine lokale Phlegmone auslösen.

Fibrome sind gutartig, können sich allerdings verletzungsbedingt infizieren. Equine Sarkoide wachsen überdurchschnittlich häufig bei Pferden unter sechs Jahren. Equine Sarkoide werden zwar nicht als bösartige Tumore eingestuft, wachsen jedoch häufig nach. Deswegen ist eine konsequente Beobachtung der Sarkoide zu empfehlen. Fremdkörper im Ohr sind durch die schützenden feinen Härchen in der Ohrmuschel eher selten. Sie treten fast nur bei Jagd- und Vielseitigkeitspferden auf. Bei ihnen können während des Geländeritts manchmal Fichtennadeln oder kleine Holzteilchen ins Ohr geraten.

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