Was passiert bei Parodontose?
Parodontitis – landläufig auch Parodontose genannt – ist eine entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparats. »Diese ist sehr schmerzhaft fürs Pferd«, sagt Pferdezahnspezialist Dr. Timo Zwick von der Tierärztlichen Klinik Gessertshausen in Bayern. Der Zahnhalteapparat besteht aus dem knöchernen Zahnfach (Alveole), Zahnzement, Zahnfleisch (Gingiva) und kollagenen Fasern (Ligamentum periodontale). Diese Bindegewebsfasern verbinden das Zement des Zahns mit den Alveolen. Sie sind nur bei Druck auf den Zahn, etwa beim Kauen, ganz gespannt und verhindern das Eindrücken der Zahnwurzel in den Kieferknochen. Zudem sind sie dafür verantwortlich, dass die Zähne lebenslang nachgeschoben werden (eruptieren). Leidet das Pferd unter Parodontitis, greifen Entzündungen dieses komplexe Geflecht des Zahnhalteapparats an und können es zerstören. Der Zahn verliert dann seinen Halt. Betroffen sind vor allem die Backenzähne des Pferds.
Ursachen von Parondontitis beim Pferd
Schuld an der schmerzhaften Erkrankung sind Bakterien, die in den taschenartigen Hohlräumen (Parodontaltaschen) zwischen und neben den Zähnen eine Entzündungskaskade in Gang setzen. Diese Taschen bilden sich durch Futter, das sich zwischen benachbarte Zähne spießt. Krankhaft vergrößerte Zahnzwischenräume (Diastemata) sind besonders heikel, da Futterreste sich dort besonders leicht festsetzen. Beim gesunden Pferdegebiss stehen die Zähne dicht an dicht nebeneinander.
Dass Zwischenräume entstehen, kann verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören angeborene Fehlstellungen der Zähne. Meist entstehen sie aber erst durch fehlende oder schlechte Zahnpflege. Am häufigsten sind Gebissfehler wie Wellen- oder Treppengebiss sowie Rampen schuld. Durch die ungleichmäßige Kaubelastung verschieben sich allmählich einzelne Zähne, wodurch eine kleine Lücke entsteht. Zahnkanten haben den gleichen Effekt: Weil die scharfen Grate in die Schleimhäute schneiden, versucht das Pferd, den Schmerz zu umgehen. Es schiebt den Unterkiefer beim Kauen nicht mehr korrekt zur Seite und belastet die Zähne ungleichmäßig. Angeborene Gebissfehler wie zusätzliche Zähne (Polyodontie) können ebenfalls zu Parodontitis führen.

Besonders gefährdet für Zahnerkrankungen sind Pferde mit geschwächtem Immunsystem und Stoffwechselerkrankungen wie ECS.
Bei älteren Pferden sind die Zahnzwischenräume größer und der knöcherne Zahnhalt schlechter: Der Kieferknochen baut sich altersbedingt ab, das Zahnfleisch geht zurück – genau wie beim Menschen. Leidet das Pferd unter starkem Zahnstein, kann sich das Zahnfleisch entzünden (Gingivitis). Wird die Erkrankung nicht behandelt, kann die Entzündung aufs Zahnfach übergreifen. Eine entzündete Zahnwurzelhöhle, etwa als Folge einer Zahnfraktur, kann auch Parodontitis verursachen, dann allerdings im Bereich der Wurzelspitze.

Bei Paradontitis verlieren Zähne ihren Halt im Maul.
Symptome bei Parondontitis
- Beschwerden beim Kauen, gewickelte Heuhalme fallen z.B. aus dem Maul
- Manche Pferde fressen nur zögernd
- Häufig: Pferd speichelt sehr stark beim Fressen
- Kaltes Wasser trinken manche Pferde nur zögerlich
- Abmagern
- Struppiges Fell
- Pferde schwitzen manchmal bei Anstrengung schneller als gewöhnlich
- Lustlosigkeit
- Atem riecht faulig
- Manchmal: harte Schwellungen am Kiefer. Kaumuskulatur bildet sich zurück; oft auch nur einseitig
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