Sind Überbeine bei Pferden immer harmlos?

Ursachen, Symptome, Behandlung
Sind Überbeine immer harmlos?

Zuletzt aktualisiert am 29.04.2024
bandagiertes Pferd
Foto: Rädlein

Wissenswertes zu Überbeinen

Alle knöchernen Verdickungen an Knochen werden als Überbeine bezeichnet, egal an welcher Stelle des Skeletts sie auftreten. Am häufigsten kommen sie jedoch an den Gliedmaßen des Pferds vor, insbesondere im Bereich des Röhrbeins. Seltener befinden sie sich an der Unterseite des Unterkiefers, wobei ein Unterkieferast oder auch beide betroffen sein können. Überbeine kommen bei Pferden sehr häufig vor. Am häufigsten sind zwei- bis fünfjährige Pferde betroffen. Grundsätzlich kann sich jedoch jedes Pferd in jedem Alter ein Überbein zuziehen.

Was verursacht Überbeine beim Pferd?

Alle Überbeine haben ähnliche Ursachen, unabhängig davon, ob sie zu einer Lahmheit führen oder Schönheitsfehler sind. Sie können durch ein akutes Trauma oder eine länger andauernde Fehlbelastung verursacht werden. Häufig reicht eine leichte Verletzung, damit ein Überbein entsteht. Das Pferd schlägt zum Beispiel beim Springen mit den Beinen gegen das Hindernis oder es stößt sich beim Fressen das Kinn an der Futterkrippe. Die meisten Überbeine entstehen, indem sich das Pferd selbst gegen das Bein tritt. Stellungsfehler erhöhen dieses Risiko. Vor allem wenn die Gliedmaßen bodeneng und zehenweit stehen, die Fessel- und Karpalgelenke der beiden Seiten also einen geringeren Abstand zueinander haben als gewöhnlich, streifen die Hufe häufig die Innenseite des gegenüberliegenden Beins. Durch Fehlbelastung können unnatürliche Druck- und Zugkräfte auftreten, die das Griffelbein, das Band zwischen Griffel- und Röhrbein, das Unterstützungsband der tiefen Beugesehne oder den Fesselträger übermäßig strapazieren. Grundsätzlich wird jede Änderung in der Statik des Pferdebeins, zum Beispiel durch versäumte oder nicht fachgerechte Hufbearbeitung, Fehlstellungen, Überlastung der Pferde beim Anreiten (»Remonten-Lahmheit«) oder übermäßiges Training zur Belastungsprobe für die Knochenhaut.

Sprung über Cavaletti
Rädlein

Die Fütterung spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Es muss auf ein ausgewogenes Kalzium-Phosphor-Verhältnis geachtet werden. Vor allem zu viel Phosphor und zu wenig Kalzium schwächen die Knochen. Wird das Pferd gleichzeitig zu gut gefüttert, ist dies ein wesentlicher prädisponierender Faktor für die Entstehung von Überbeinen. Auch hormonelle Erkrankungen, die den Knochenstoffwechsel beeinträchtigen, können zur Entstehung von Überbeinen führen.

Wann machen Überbeine Probleme?

Die Knochenhaut ist sehr gut durchblutet und regenerationsfreudig. Sie ist für die Heilung des Knochens zuständig, beispielsweise für die Bildung von neuer Knochensubstanz nach Frakturen. Wird ein Knochen geprellt oder tritt eine Fehlbelastung auf, kommt es zunächst zu einer Reizung der Knochenhaut. Ist die Selbstheilung beeinträchtigt, etwa durch eine Störung des Knochenstoffwechsels oder einen wiederholten oder dauerhaften Reiz, wird aus der Knochenhautreizung eine Knochenhautentzündung, die sogenannten Periostitis. In dieser Phase werden eine Schwellung, Wärme und oft auch eine Lahmheit beobachtet. Erfolgt keine Behandlung und wird die Ursache nicht abgestellt, versucht der Körper im Folgezeitraum die betroffenen Stellen zu »stabilisieren«, in dem dort Kalk eingelagert wird; es entstehen Knochenzubildungen.

Meist bereiten Überbeine dem Pferd keine Probleme, je nach Größe und Lage am Bein kann das Pferd aber lahmen. Problematisch sind Überbeine, die sich an den Ansatzstellen von Sehnen und Bändern oder in direkter Nachbarschaft von Nerven bilden. Je nach Lokalisation werden an der Gliedmaße seitliche, hintere und tiefe Überbeine unterschieden. Seitliche Überbeine entstehen an der Vorderseite der Griffelbeine durch Belastung der sehnigen Verbindung zwischen dem Griffelbein und dem Röhrbein oder durch Traumata. Hintere Überbeine liegen an der Innenseite der Griffelbeine und können Sehnen und Bänder beeinträchtigen. Tiefe Überbeine befinden sich an der Rückseite des Röhrbeins unterhalb des Vorderfußwurzelgelenks und führen zu einer Reizung im Bereich des Fesselträgerursprungs oder des Unterstützungsbandes der tiefen Beugesehne (Insertionsdesmopathie).

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