Wie baut man einen Aktivstall?

Schritt für Schritt zum Offenstall
Wie baut man einen Aktivstall?

Veröffentlicht am 24.05.2025
Ein Aktivstall aus der Vogelperspektive mitten im Grünen, umgeben von Koppeln und Feldern
Foto: Schauer

Am Anfang war die grüne Wiese. Am Ende steht dort ein Aktivstall für rund 70 Pferde, aufgeteilt in zwei Gruppen, beide mit zeitgesteuerten Heuraufen und Kraftfutterautomaten, Wälz- und Liegeflächen, Wegen, die zu möglichst viel Bewegung animieren, und grünen Sichtschutzinseln dazwischen. Klingt traumhaft! Damit er das auch für Pferde, Betreiber und Reiter ist, muss in der Bau-Planung des Aktivstalls etliches bedacht werden. Theresa Hiemesch, Stallplanerin bei Aktivstall-Anbieter Schauer Agrotronic, nimmt uns mit in den Entstehungsprozess eines solchen Aktivstalls – von der ersten Skizze bis zum Einzug der Pferde.

Bau eines Aktivstalls Schritt 1: Die Ausgangslage

So unterschiedlich, wie die einzelnen Ställe am Ende sind, so unterschiedlich sind die Rahmenbedingungen am Anfang. "Ganz grob kann man sagen, dass unsere Kunden zu 50 Prozent neu bauen wollen. Die andere Hälfte möchte Bestandsgebäude wie alte Scheunen oder Boxenhaltungen zu Aktivställen umbauen lassen, oder sie wollen ihren bestehenden Aktivstall erweitern”, sagt Theresa Hiemesch. Konkrete Zahlen, wie viele "Schauer-Ställe” pro Jahr gebaut werden, gibt es nicht – weil nicht hinter jedem Projekt ein kompletter Stall steht, erklärt Theresa Hiemesch: "Unsere Anfragen reichen von ‚ich brauche ein automatisches Weidetor’ bis zu ‚ich will einen Aktivstall für 70 Pferde’ – und allem dazwischen.”

Für einen Aktivstall entscheiden sich vor allem Stallbetreiber im Alter zwischen 30 und 45 Jahren. "Oft kommt der Wunsch nach einer Umstrukturierung, wenn der Betrieb an die nächste Generation übergeben wird oder sich junge Paare selbstständig machen”, so Theresa Hiemesch. Die Beweggründe sind recht unterschiedlich: Einerseits der Wechsel hin zu einer tiergerechteren Haltungsform, "hinter der muss man natürlich stehen”, betont die Stallplanerin. Andererseits, sagt sie, möchten viele auch aus Gründen der Arbeitswirtschaftlichkeit umstrukturieren. "Ein Kundenbetrieb managt jetzt beispielsweise 70 Pferde mit anderthalb Arbeitskräften. Das wäre in einem Boxenstall nicht möglich.”

Diese Beweggründe geben ein Stück weit die Richtung vor, in die der Aktivstall geplant wird, sagt Theresa Hiemesch. Der eine will besonders individuell auf jedes Pferd eingehen; das hat dann beispielsweise unterschiedliche Fressbereiche für schwer- und leichtfuttrige Tiere zur Folge. Der andere will den Stall mit möglichst wenig Aufwand managen. "In den ersten Gesprächen und bei Besuchen auf Referenzbetrieben versuchen wir diese Schwerpunkte herauszufinden”, so Hiemesch. Dann geht’s an die konkrete Planung für den Bau des Aktivstalls.

Bau eines Aktivstalls Schritt 2: Der Planungsprozess

Bei einem Vor-Ort-Termin checkt Theresa Hiemesch, wie das künftige Stallgelände aussieht. Etwa ob der Aktivstall an einem Hang liegt, also teilweise mit Stufen gearbeitet werden muss, oder in der Nähe eines möglichen Überflutungsgebietes, was Hochwasserschutz nach sich zieht; ob es Vorgaben vom Bauamt gibt oder bestehende Gebäude beispielsweise in Liegebereiche umgebaut werden können. Dazu kommen ganz praktische Aspekte: Wo kann man Strom- und Datenkabel zu den Futterstationen verlegen? Und wo braucht man Wege für Traktor, Radlader und Co., um problemlos die Futterstationen zu befüllen?

Sind die Punkte geklärt, erstellt Theresa Hiemesch die ersten 3-D-Skizzen. Vor allem drei Punkte sind für einen Stall mit Pferde-Wohlfühl-Garantie entscheidend: das Platzangebot, die Liegeflächen und die Fressmöglichkeiten. Wird hier zu knapp kalkuliert, führt das unweigerlich zu Stress.

Planungsskizze eines Muster-Offenstalls mit Liegehalle und Markierung der Freiflächen
Schauer

Sich an den Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen zu orientieren, ist ein Anfang; allerdings hat die Forschung die Leitlinien mittlerweile in etlichen Punkten überholt. In punkto Auslauffläche etwa werden in den Leitlinien gerade mal 140 m2 für zwei Pferde gefordert, für jedes weitere 40 m2. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) fordert in ihrem Positionspapier zu den Leitlinien mehr Platz: nämlich 200 m2 für zwei Großpferde und weitere 80 m2 für jedes weitere Großpferd.

Theresa Hiemesch rechnet mit 75 bis 100 m2 pro Pferd beim Bau eines neuen Aktivstalls; ihre Praxiserfahrung deckt sich mit den TVT-Vorschlägen. "Stuten haben meist eine größere Individualdistanz. Und Flächen, die nicht für alle Pferde zugänglich sind wie etwa separate Ad-Libitum-Bereiche, zähle ich nur zu 30 Prozent in die Gesamtfläche hinein”, rechnet die Stallplanerin vor.

Du willst mehr über den Prozess, die Bauphase, Baurecht und den finalen Einzug der Pferde im neuen Aktivstall erfahren? Hier gibt es den vollständigen Artikel: