FN-Panel über pferdegerechtes Reiten: Schluss mit Rollkur-Dressur?

FN-Panel in Warendorf über pferdegerechtes Reiten
FN-Diskussionsrunde: Schluss mit Rollkur-Dressur?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 18.07.2025
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Ein Reiter mit einem jungen Schimmel auf dem Reitplatz beim Training
Foto: pmiguel2/ gettyimages

Moderiert wurde das Panel in Warendorf von FN-Präsident Martin Richenhagen, der betonte: "Pferdegerechtes Reiten beginnt mit dem Verständnis für das Wesen des Pferdes und endet mit verantwortungsbewusstem und nachvollziehbarem Handeln – im Training, auf dem Vorbereitungsplatz und im Wettkampf."

Gymnastizierung als Herzstück der klassischen Reitlehre

Die Diskussion drehte sich um zentrale Elemente der klassischen Reitlehre – insbesondere Anlehnung, Durchlässigkeit, Losgelassenheit und die richtige Kopf-Hals-Haltung. Mit Hilfe von Videoanalysen zeigte das Panel, wie individuell gymnastizierende Arbeit aussehen kann – abhängig vom Pferdetyp, Alter, Trainingsstand und Zielsetzung.

"Unsere Pferde sind für uns Teampartner, wir lernen mit ihnen und entwickeln uns mit ihnen weiter", sagte Olympiasiegerin Isabell Werth. Auch Reitmeister Hubertus Schmidt sprach sich für einen situativen Trainingsansatz aus: "Wichtig ist, dass wir immer wieder aufs Neue prüfen, was für das jeweilige Pferd sinnvoll ist."

Pferde ernst nehmen – Differenzierung statt Dogma

Aus tierärztlicher Sicht appellierte Dr. Henrike Lagershausen an die Beobachtungsgabe und das Einfühlungsvermögen der Reiterinnen und Reiter: "Wir müssen das Pferd Pferd sein lassen und ernst nehmen, was es uns sagt. Pferde zeigen uns ziemlich deutlich, wie es ihnen geht, sowohl beim Training als auch im täglichen Umgang."

Der Austausch zwischen den Disziplinen und die Offenheit für Diskussionen wurden von den Teilnehmenden durchweg positiv bewertet. FEI-Steward Jacques van Daele und FN-Ausbildungsleiter Thies Kaspareit ergänzten die Praxisbeispiele mit ihrer internationalen und methodischen Expertise.

Transparenz, Bildung und Verantwortung – FN sieht sich in der Pflicht

Auch gesellschaftlich und sportpolitisch relevante Aspekte fanden ihren Platz im Panel. Die Themen Anlehnung, Kopf-Hals-Haltung und Rollkur werden zunehmend öffentlich diskutiert – in sozialen Medien, im Sport und in der Ausbildung. Die FN möchte hier Orientierung geben und setzt auf Transparenz und Bildungsarbeit.

Ein Impuls aus dem Publikum fasste das Anliegen treffend zusammen: "Wir alle haben einen Bildungsauftrag. Wenn wir mehr Menschen für den Pferdesport gewinnen wollen, müssen wir auch besser erklären, wie gute Ausbildung aussieht und den Zugang zum Pferd erleichtern."

FN kündigt weitere Veranstaltungen zur pferdegerechten Ausbildung an

FN-Präsident Martin Richenhagen stellte abschließend in Aussicht, den Dialog weiterzuführen: "Im Sinne unserer Vision ‚Aus Liebe zum Pferd, im Dienste der Menschen‘ wird es künftig weitere Veranstaltungen dieser Art geben." Damit will die FN ein deutliches Signal für eine verantwortungsvolle, pferdegerechte Ausbildung senden, die sich auf die klassische Reitlehre stützt, aber individuell und zeitgemäß interpretiert wird.