Trick-Training für Pferde: Zirkuslektionen mit Lob-Garantie
Manchmal sind Pferde wie kleine Kinder. Immer heiß auf was Süßes – und immer stolz auf das, was sie gut gemacht haben. Was mag dein Pferd? Das zu wissen, bringt dich im Training enorm weiter. Denn der Lieblingstrick sorgt schnell für gute Stimmung, wenn es im Training mal hakt. Hero Merkel bringt ihren Pferden drei kleine Tricks bei, die sie kinderleicht lernen. Dabei merkt sie gleich, bei welchem Trick das Pferd besonders eifrig ist. "Unter diesen drei Tricks ist für jedes Pferd garantiert einer dabei, den es lieben wird", verspricht die Trainerin.
Trick 1: Küsschen
Wer freut sich nicht über einen feuchten Pferdeschmatzer? So übst du den Trick: Stelle dich dicht vor dein Pferd, zeige mit deiner Hand auf deine Wange und forme mit dem Mund ein Küsschen. Locke dein Pferd mit der anderen Hand (und eventuell einem Leckerli darin) zu dir. Lobe jede Kopfbewegung in deine Richtung, bis dein Pferd mit den Lippen deine Wange berührt. Hat es den Trick verstanden, kannst du den Abstand zum Pferd schrittweise erhöhen. Wichtig ist, dass du Signale gibst, die du nur für diese Übung nutzt. So vermeidest du, dass dein Pferd dich küssen möchte, obwohl du es gar nicht dazu auffordern wolltest. Hero Merkel formt nicht nur den Küsschen-Mund und zeigt auf ihre Backe, sondern neigt auch ihren Kopf ein wenig zur Seite. So wird ihre Gestik klarer und die Pferde können ihre Signale deutlicher von anderen unterscheiden. Bei Schnappis gilt allerdings: "Küssen verboten”.
Trick 2: Smile
Bitte lächeln! Pferde zum Lachen zu bringen, ist eine der leichteren Zirkuslektionen und gar nicht so schwer. Viele ziehen schon die Oberlippe ein bisschen hoch oder wackeln damit, wenn du sie mit dem Finger an der Nase kitzelst. Dein Pferd macht das auch? Dann wird das vielleicht sein neuer Lieblingstrick. Lobe es dafür! Schnell wird dein Pferd verstehen, worüber du dich so freust, und ihr könnt bald gemeinsam um die Wette grinsen. Und so seid ihr auf dem besten Weg dahin: Zögere das Lob etwas heraus, damit dein Pferd länger oder mehr mit der Oberlippe wackelt – bis es die Oberlippe hochzieht, als ob es grinsen möchte. Sitzt der Trick, verfeinerst du deine Signale: Statt zu kitzeln, tippst du nur noch mit dem Finger auf die Nase oder zeigst Richtung Nase.
Trick 3: Ballerina
Lust auf ein Pas-de-deux? Dann probiere mal aus, ob dein Pferd mit dir gemeinsam die Beine kreuzt. Du stehst dafür neben deinem Pferd und schiebst seine Vorhand zur Seite, sodass es die Vorderbeine kreuzt. Dann lobst du dein Pferd. Wenn du magst, darfst du ihm auch ein Leckerli geben. Lasse es direkt danach in die andere Richtung weichen. Wieder lobst du in dem Moment, wo es die Beine kreuzt. "Mit dem schnellen Richtungswechsel lernen viele Pferde den Trick sehr schnell", weiß Hero Merkel. Introvertierte Pferde haben es lieber, wenn sie beim Kreuzen stoppen dürfen. Probiere aus, wie dein Pferd die Zirkuslektion zeigen möchte – und ob es möglicherweise sogar sein Lieblingstrick ist!

Hero Merkel spielt ihren Pferden beim Trick-Training auch gerne mal den Ball zu. Durch das Anstupsen des Balls kann beispielsweise bei manchen Pferden von ganz allein der Spanische Schritt entstehen. Auch hier das Loben nicht vergessen!
Wie bringe ich meinem Pferd das Kompliment bei?
Kann das Pferd den Knicks, bekommen wir Herzchen in den Augen. "Das Kompliment mögen viele Pferde. Vor allem, weil ihr Mensch sich darüber freut", findet Dressurausbilderin Vera Munderloh. So künstlich ist der Zirkustrick übrigens gar nicht. "Diese Position kommt im natürlichen Verhalten vor", bemerkt Vera Munderloh, "zum Beispiel, wenn das Pferd sich hinter dem Zaun frische Grashalme angeln möchte."

Das Kompliment ist eine sehr beliebte Zirkuslektion für Pferde. Dieser Friese beherrscht den Trick bereits sicher auf Stimmkommando.
Vera Munderloh zeigt den Weg nach unten mit der Beinlonge. Sie betont: "Wenn man sie vorsichtig und fachgerecht anwendet, kann sie eine große Hilfe sein." Willst du deinem Pferd das Kompliment beibringen, solltest du dir deshalb für den Anfang einen guten Trainer an die Seite holen. Die Dressurausbilderin gewöhnt die Pferde über mehrere Tage hinweg an die Fußlonge. So geht’s Schritt für Schritt:
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