1. Reitschule im Test: Reitschule Nicole Henselmann
Als ich an der Reitschule Henselmann ankomme, rüttelt der Wind gewaltig an den Bäumen. Solche Tage stellen die Gelassenheit von Pferden ganz schön auf die Probe – da fliegen Plastiktüten durch die Luft und scheppern Äste gegen das Hallendach. Wird mir Schulpferd Honey diesen Nachmittag trotzdem versüßen?

Gute Vorbereitung auf die Stunde
Bevor ich bei Nicole Henselmann eine Reitstunde vereinbaren kann, möchte sie genau wissen, wo ich bisher geritten bin, was meine Erfahrungen und Ziele sind. Es ist ihr unangenehm, mich nach dem Gewicht zu fragen. "Tut mir leid, ich hatte kürzlich jemanden mit 120 Kilo, dafür habe ich kein Pferd", sagt sie.
Ich werte das als Pluspunkt – es zeigt, dass die Trainerin B sich um das Wohl ihrer Pferde Gedanken macht. Am Testtag hat sie Honey für mich ausgesucht, einen Connemara-Welsh-Cob-Mix. Die Stute ist 13 Jahre alt und zog als Kinderpony ein. "Meine acht Pferde gehören alle zur Familie", sagt Nicole Henselmann.
Ich bekomme von Anfang an eine Rund-um-Betreuung und eine Führung durch den Stall. Dann darf ich Honey putzen und satteln. Beim Hufeauskratzen macht ein Hinterhuf Probleme, Honey zieht ihn weg und mag ihn danach nicht mehr geben. "Das habe ich leider beim Hufschmied vermasselt. Ich habe einen Klaps gegeben, weil sie nicht still stehen wollte", sagt sie. "Es wird eine Zeit dauern, bis sie da wieder Vertrauen hat." Sie versucht es selbst und kann den Huf schließlich auskratzen. Honey wirkt gepflegt.

Gute Führung im Unterricht
Wie alle Schulpferde hat auch sie eigenes Putz- und Sattelzeug sowie eine Kiste mit Decken und Bandagen. Beim Weg zur Reithalle erschrickt Honey, als es auf dem Dach sturmbedingt klappert. Sie ist aber sofort wieder kontrollierbar. Dann startet unsere Einzelstunde in der Reithalle, deren Wände aus Netzen bestehen. Das ist sicher luftig im Sommer, jetzt aber fegen hier Böen durchs Viereck, Sand wirbelt mächtig auf. Es staubt, ich halte kurz die Luft an.
Bereits im Schritt korrigiert Nicole: "Du darfst mehr Platz im Sattel nehmen", sagt sie. Auf der linken Hand lässt sich Honey schön stellen, rechts herum hat sie Mühe. Nicole weiß Rat: "Wechsle immer wieder zwischen Innen- und Außenstellung, dadurch wird sie weich im Genick und muss die schwierige Stellung nur kurz halten." Das klappt: Honey nimmt meine Hilfen jetzt besser an. Dann darf ich antraben und soll an Honeys Fleiß arbeiten. "Achte darauf, dass sie an der langen Seite vorwärts zündet und du sie danach tief in die Ecke reitest." Da meine Zügel zu lang sind, kann ich Honey in der Ecke nicht gut stellen. "Fass die Zügel kürzer, drehe die innere Hand leicht ein", sagt Nicole. Honey wird fleißiger und wir können zum Abschluss sogar schön galoppieren.

Gute Organisation, toller Betrieb
Nicole Henselmann hat mich nicht nur rundum betreut, sondern sich auch schnell auf mich eingestellt. Ihr Unterricht war lehrreich, sie erklärte Hintergründe und korrigierte meinen Sitz. Dafür darf sie sich über vier Hufeisen freuen. Honey ist ein tolles Schulpferd, das sehr zuverlässig und bis Klasse L ausgebildet ist. Weil sie mir ihren Huf nicht geben wollte, ziehe ich ihr ein halbes Hufeisen ab. Für die 30-minütige Einzelstunde habe ich 25 Euro bezahlt. Nicole Henselmanns Reitschule ist auf dem Kohler Hof untergebracht, wo alle Pferde in Pension stehen. Sie haben eine Box mit Paddock, dürfen im Winter auf Matschkoppeln und im Sommer auf die Weiden. Die Pferde wirken sehr ausgeglichen, alle Boxen sind sauber und die Pferde sehen gut genährt aus. Bei der Versorgung spannt sie auch ihre Reitschüler ein. "Paddocks abmisten gehört bei uns dazu, die Kinder lernen auch das gesamte Drumherum."
Ich notiere vier Hufeisen für Pflege und Haltung. Für den Reitunterricht steht eine luftige 20 x 40 Meter große Reithalle zur Verfügung. Einziges Manko ist der Boden, der am Testtag staubt, was den Betrieb ein halbes Hufeisen Abzug kostet. Die Reitschule ist sehr gut organisiert, ich konnte schnell Kontakt aufnehmen und eine Stunde vereinbaren. Das Putz- und Sattelzeug ist sehr ordentlich und passt. Ich notiere dreieinhalb Hufeisen für den Betrieb und flüchte vor dem Sturm ins Auto. Hier würde ich wieder eine Stunde buchen.
CAVALLO-Empfehlung:
Schulpferd: 3,5/4 Hufeisen
Reitlehrer: 4/4 Hufeisen
Reitbetrieb: 3,5/4 Hufeisen
Pflege & Haltung: 4/4 Hufeisen
Kontakt
Reitschule Nicole Henselmann, Orken1, 71083 Herrenberg, Tel: 0170/8 23 73 00, www.fun-mit-pferd.de
2. Reitschule im Test: Mähnenzauber
Noch ist es ruhig auf der Anlage der Reitschule Mähnenzauber, die unter dem Dach des Reit- und Fahrvereins Schönbuch untergebracht ist. Also schaue ich mich erstmal um. Die Anlage mit den zwei Reithallen wirkt sehr gepflegt, es gibt einen Dressurplatz, eine Longierhalle und der Springplatz befindet sich gerade im Umbau. Auch ein paar Weiden sind da. Was fehlt, sind Winterausläufe. Alle Pferde stehen in luftigen Paddockboxen, die sauber gemistet sind.
Meine Reitstunde konnte ich bequem online in einem speziellen System buchen. Ich bin gespannt, ob der Unterricht auch so professionell abläuft. Ramona Sichermann, die hier den Betrieb leitet und einen Großteil der Reitstunden übernimmt, ist bereits in der Reithalle. Die Pferdewirtin hat heute Emil für mich ausgesucht, einen zehnjährigen Haflinger.

Satteln dürfen wir nicht
Direkt an der Reithalle sind mehrere Putzplätze, wo volle Heusäcke hängen. Während die Pferde hier warten, können sie Heu fressen. Eine schöne Idee. "Wir machen die Pferde selbst fertig", sagt Ramona Sichermann. "Wir möchten, dass sie keinen Sattelzwang bekommen und schonend vorbereitet werden", erklärt sie. Das leuchtet mir ein und ist Pro-Pferd gedacht. Ich finde aber, dass richtiges Satteln und Trensen zum Reitenlernen dazugehört und korrekt vermittelt werden muss. Zudem kann man sich so mit seinem Pferd besser bekannt machen.
Ich darf Emil heute wenigstens putzen und stelle viele weiße Stellen in der Sattellage fest. "Die hatte er schon, als wir ihn übernommen haben", sagt Ramona, die hier alle nur Mona nennen. Als ich auf den Stellen entlang taste, fühle ich kleine Hubbel unter der Haut. Der Wallach reagiert aber unempfindlich. Hier sollte mal ein Tierarzt draufschauen. Es könnten verstopfte Talgdrüsen sein, die ihm da Probleme machen – denn sein Sattel passt gut, stelle ich später fest.

Dann geht es zur Gruppenreitstunde, in der wir heute nur zu zweit sind. Auch sonst reiten höchstens vier Reiter in einer Gruppe. Doch zunächst geht es nicht in den Sattel, wir sollen mit Bodenarbeit starten. Mona zeigt mir, wie ich Emil innen am Trensenring halte und ihn mit der Hinterhand übertreten lasse. "Das ist gut zum Aufwärmen und zeigt dir bereits vor der Stunde, was dem Pferd leicht fällt und was schwerer." Emil reagiert gut bei der Bodenarbeit und lässt sich auch im Schenkelweichen an der langen Seite gut bewegen. Dann darf ich aufsteigen.
Fein am Boden, stumpf am Bein

Als ich aufgestiegen bin, merke ich schnell, wo Emils Defizite sind: Er reagiert nicht auf den Reiterschenkel – auch der Klaps mit der Gerte aktiviert ihn nicht. "Da hat ihn früher leider jemand abgestumpft und wir geben uns Mühe, ihn wieder Korrektur zu reiten", sagt Mona. Sie setzt auf Abwechslung. Wir sollen nicht nur außenrum reiten, sondern immer was anderes verlangen: Zirkel, Bahnfiguren, Anhalten, Tempo variieren. "Damit es für die Pferde spannend bleibt."
Mona korrigiert meinen Sitz und verlangt Schritt-Trab-Übergänge. Emil kaut zufrieden am Gebiss und lässt sich gut stellen und biegen. Er ist weich in der Hand. Auf meinen Schenkeldruck reagiert er sehr schleppend. Im Galopp unterstützt mich Mona mit der Longierpeitsche. "Die Gangart fällt ihm einfach schwer", sagt die Reitlehrerin.
Im Verlauf der 60-minütigen Stunde gibt Mona viele gute Tipps und erklärt Hintergründe. Ich gebe ihr vier Hufeisen. Emil ist ein zuverlässiges Schulpferd, das im Umgang tadellos ist. Da er kaum auf Schenkel oder Gerte reagiert, bleibt der Reitspaß für mich etwas aus. Am Boden macht er gut mit. Ich gebe ihm zweieinhalb Hufeisen.

Kaum Auslauf im Winter
Emil lebt in einer sauberen Paddockbox mit Kontakt zu den anderen Pferden und ist sehr gepflegt. Im Winter dürfen die Pferde nicht auf die Weide und es fehlen Winterpaddocks. Freilauf mit den anderen Pferden ist nur stundenweise in der Reithalle möglich. Emils Sattellage sollte nochmal genau untersucht werden. Ich gebe zwei Hufeisen für Pflege und Haltung. Der Betrieb punktet mit vier Hufeisen. Er ist top organisiert und die Anlage sehr gepflegt. Wer hier regelmäßig reiten möchte, muss in den Reitverein eintreten und dafür 155 Euro im Jahr bezahlen. Eine Aufnahmegebühr von 30 Euro kommt noch hinzu, Arbeitsstunden gibt es keine. Dann kostet eine Reitstunde 22 Euro, ich habe 24 Euro bezahlt. Das ist ein angemessener Preis für den guten Unterricht.
CAVALLO-Empfehlung:
Schulpferd: 2,5/4 Hufeisen
Reitlehrer: 2,5/4 Hufeisen
Reitbetrieb: 4/4 Hufeisen
Pflege & Haltung: 2/4 Hufeisen
Kontakt
Mähnenzauber, Hartwasen 2, 71088 Holzgerlingen, Tel: 07031/6 88 00 30, www.maehnzenzauber.de
3. Reitschule im Test: Reit- und Fahrverein Ehningen
Irgendwie habe ich es im Gefühl, dass man mich vergessen hat. Eine Viertelstunde vor unserem Unterricht ist meine Reitlehrerin noch nicht da. Also rufe ich vorsichtshalber an. "Oje, ich habe es ganz vergessen, tut mir leid", sagt Petra, die fünf Minuten später auf den Hof fährt und sich nochmals entschuldigt. Ich bin gespannt, wie strukturiert ihr Unterricht abläuft.
Da ich mich als fortgeschrittene und erfahrene Reiterin angemeldet hatte, möchte sie mir Galan geben, einen 14-jährigen Spanier-Wallach, der seit anderthalb Jahren hier als Schulpferd eingesetzt wird. "Er geht entweder bei den Kindern an der Longe, oder bei ganz Fortgeschrittenen", sagt Petra. Für die Reiter dazwischen eigne er sich nicht, da er bei missverständlichen Hilfen unsicher werde. "Er ist sehr fein zu reiten", sagt sie.

Wir binden ihn in seiner Box an, weil er auch mal schnappen könne. "Er ist etwas unausgelastet im Moment", sagt Petra. Galan wetzt an den Gitterstäben und zieht die Boxentür auf und zu. Er wirkt gestresst. Im Winter gibt es keinen Weidegang und direkten Kontakt zu den Nachbarn fehlen, um Sozialkontakte zu pflegen. Auslauf gibt es in der Führanlage oder beim Freilauf in der Halle.
Ehrenamt statt Trainer-Job
Galan lässt sich überall anfassen und seine gepflegten Hufe auskratzen. Er ist gut bemuskelt. Ich darf ihn satteln und wir gehen zur Reithalle. Petra ist ehrenamtliche Sportwartin im Reitverein und organisiert den Schulbetrieb mit den vier Lehrpferden. Sie hat selbst keinen Trainer-Schein, reitet aber sei vielen Jahren und startet selbst mit ihren beiden Pferden auf Turnieren bis Klasse L.
"Galan wurde in Spanien einhändig auf Kandare in der Arbeitsreitweise geritten", erzählt sie. Der Wallach reagiert fein auf Zügel-, Gewichts- und Schenkelhilfen. Doch ein Problem taucht auf: Statt auf den Zirkel abzuwenden, bricht er über die äußere Schulter weg und geht einfach weiter ganze Bahn. Petra weiß Rat: "Reite bereits an der kurzen Seite einen ganz korrekten Zirkel ohne Ecken, dann hast du es leichter die Kreislinie zu halten." Sie hat Recht, wenn ich ganz konzentriert reite, klappt es.

Galans Trab ist angenehm weich zu sitzen. Aber auch hier bricht er mir immer mal wieder über die Schulter aus und entzieht sich meinen Hilfen. "Versuch gar nicht so sehr ihn nach innen zu stellen, sondern achte vor allem auf den äußeren Zügel, der führt und die Schulter hält", sagt sie. So klappt es besser. Ich solle selbstständig reiten, Galan könne auch Schenkelweichen. Also probiere ich den Seitwärtsgang, indem ich aus der Ecke kehre und ihn zum Hufschlag hin übertreten lasse. Das klappt wirklich gut.
Petra gibt nicht viel Input, ihre wenigen Tipps sind aber hilfreich. "Du darfst gerne auch galoppieren", sagt sie. Statt anzuspringen, legt Galan zunächst einfach nur im Stechtrab zu. Ich nehme ihn erst wieder zurück, dann ein neuer Versuch. Besser! Galan hat einen weichen Galopp, der gut zu sitzen ist. Nach 30 Minuten endet meine Reitstunde. Petra hat ein paar Tipps gegeben, die mir weitergeholfen haben. Jedoch hätte ich mir mehr Input und die Vermittlung von theoretischen Hintergründen gewünscht. Vor und nach der Stunde hat sie mich rundum betreut. Ich gebe ihr zweieinhalb Hufeisen.
Viermal auf Probe
Falls ich regelmäßig hier reiten möchte, muss ich nach der vierten Reitstunde in den Reit- und Fahrverein Ehningen eintreten. Dafür zahlt man 125 Euro für die Aufnahme und 150 Euro Jahresbeitrag, 20 Arbeitsstunden müssen zusätzlich geleistet werden. Die 60-minütige Gruppenreitstunde kostet 20 Euro. Als ich Galan zurückführe und mich mit Petra unterhalte, beißt er mich heftig, unvermittelt und grundlos in den rechten Oberschenkel. Da ich etwas abgelenkt durchs Gespräch bin, habe ich keine Chance zu reagieren oder ihn abzuwehren. Das tut richtig weh und ich bin froh, dass er einen Sperriemen trägt. Sonst wäre der Biss sicher noch heftiger ausgefallen.

Galan wirkt unausgeglichen. Ich vermute, dass er zu selten seinem Spieltrieb nachgehen kann, woran sich dringend etwas ändern sollte. Dank seiner guten Rittigkeit vergebe ich am Ende ein Hufeisen. Die vier Schulpferde wirken gut genährt und gepflegt, alle haben eigenes Sattelzeug. Sie leben in Innenboxen mit Außenfenster. Für die Wintermonate gibt es keine Paddocks. Ich gebe zwei Hufeisen für Pflege und Haltung. Der Betrieb bietet eine Reithalle, Longierhalle, Reitplatz und Führanlage. Da meine Reitstunde vergessen wurde, ziehe ich ein Hufeisen ab. Das blaugrüne Andenken an Galan bleibt mir noch eine Weile.
CAVALLO-Empfehlung:
Schulpferd: 1/4 Hufeisen
Reitlehrer: 2,5/4 Hufeisen
Reitbetrieb: 3/4 Hufeisen
Pflege & Haltung: 2/4 Hufeisen
Kontakt
Reit-und Fahrverein Ehningen, Grubstockweg 2, 71139 Ehningen, Tel: 01575/9 63 35 79, www.reitverein-ehningen.de