Pferdekünstlerin Saskia von Sperber

Ein Leben in Farbe
Zu Besuch bei Pferdekünstlerin Saskia von Sperber

Veröffentlicht am 12.04.2024
CAVALLO DIe Künstlerin Saskia von Sperber - Ein Leben in Farbe
Foto: Ana Springfeldt

Zu Besuch im Herzogtum Lauenburg

Der Himmel ist hoch, die Wolken wild, die Landschaft weit. Wir sind im Herzogtum Lauenburg. Hier kann man noch stundenlang durch urwüchsige Natur reiten, ohne einem Menschen zu begegnen. Eine Reiterin kommt aus dem Wald, ohne Sattel und Gebiss. Auf einem großen Vollblut in Begleitung eines kleinen Hundes – Saskia von Sperber.

CAVALLO DIe Künstlerin Saskia von Sperber - Ein Leben in Farbe
Ana Springfeldt

Ihr Gesicht strahlt schon von Weitem Freude aus. "Auf dem Pferderücken zu sitzen, ist für mich unbeschreibliches Glück", betont sie gleich zur Begrüßung. Geschmeidig springt die Künstlerin von Stute Strawberry. Die Achtjährige ist sehr groß für ein Vollblut. Ihr Temperament, gepaart mit hoher Sensibilität, machen sie zu einem Pferd, das Einfühlungsvermögen erfordert und nichts für ängstliche Gemüter ist.

Dem ehemaligen Rennpferd fiel es schwer loszulassen

"Ich bekam sie vierjährig von der Rennbahn, direkt aus Irland. Sie hat ein schwer zu regulierendes Temperament, will vorwärts und kann dabei sehr schnell werden", erzählt Saskia von Sperber. "Es kam anfangs zu brenzligen Situationen, aber sie war immer klar im Kopf und wir vertrauen einander." Aber warum reitet sie dann ausgerechnet mit einem Bosal? Saskia von Sperber lacht: "Ja, nicht wahr, besonders zu meinem Dressursattel sieht das merkwürdig aus, aber es hat für mich nichts mit einer bestimmten Reitweise zu tun", stellt sie klar. Dem ehemaligen Rennpferd fiel es immer schwer loszulassen. "Ich habe das Bosal irgendwann einmal aus Spaß probiert und sofort gemerkt, dass sie sich damit wohlfühlt. Sie schnaubte ab und war zufrieden. Strawberry hat es sich also selbst ausgesucht."

CAVALLO DIe Künstlerin Saskia von Sperber - Ein Leben in Farbe
Ana Springfeldt

Die Liebe zu vollblütigen Pferden begann bereits in der Kindheit – im Stall des Züchters Kuno von Ohlenhusen bei Göttingen. Dort lernte Saskia von Sperber Reiten und erlebte ihren ersten Geschwindigkeitsrausch. "Eine Vollblutstute ging im Gelände mit mir durch. Alle, die es sahen, bekamen schreckliche Angst, aber ich habe es einfach nur unglaublich genossen." Das ist typisch für die Pferdekünstlerin, sie ist nicht zimperlich. "Wenn man unbedingt Reiten möchte, findet man einen Weg, um auf den Pferderücken zu kommen."

Gestüt Lenken war berühmt für seine Trakehner-Zucht

Saskia von Sperber hat immer begeistert junge Pferde eingeritten oder geholfen, wenn ein Pferd Probleme machte. "Ich bin sicher keine großartige Dressurreiterin, das können andere besser, aber ich habe ein tiefes Gefühl für das Pferd, spüre intuitiv, was in einer Situation richtig ist." Vielleicht sind es die Gene, denn die Pferdekünstlerin stammt aus einer legendären ostpreußischen Pferdefamilie. Das Gestüt Lenken ihrer Großeltern war berühmt für seine Trakehner-Zucht. Dort wurde ein besonders edler, blutgeprägter Typ gezüchtet. Tatsächlich wäre sie heute Herrin auf Gut Lenken, aber die Weltgeschichte wollte es anders. Von Sperbers Vater war promovierter Forstwirt in Göttingen, Pferde gab es im Elternhaus nicht. Besonders prägend waren die Aufenthalte auf dem Gut ihrer Tante in Gudow, tief im Lauenburgischen, wo sie bei ihrem Patenonkel, einem waschechten Rittmeister, auf Trakehnerstute Rombina Unterricht erhielt. So wurde Gudow zu ihrer gefühlten Heimat.

Eine Anzeige in CAVALLO veränderte ihr Leben

"Bereits damals liebte ich es zu malen", erinnert sie sich, "mein Vater sagte immer, meine Bilder würden leben." Als die Berufswahl anstand war es klar, dass sie eine Bereiterlehre machen wollte. Genauso klar war aber auch, dass der Vater das nicht zuließ. Ein Studium musste es sein. Doch nach dem Abitur ging es erst einmal für ein Jahr nach Australien. "Ich nahm Jobs im Outback an, natürlich mit Pferden und Rindern", erzählt sie von ihrem ersten großen Abenteuer, dem noch viele folgen sollten. Zurück in Hamburg studierte Saskia von Sperber Illustration, bis eine Anzeige in CAVALLO, kurz vor dem Diplom, alles veränderte. Eine Farm, die Reitsafaris in Afrika anbot, suchte eine Mitarbeiterin.

Saskia von Sperber ließ Diplom Diplom sein und flog nach Namibia. Aus einem kurzen Trip ins Abenteuer wurden zehn Jahre Afrika. "Vom 2004 bis 2014 blieb ich in Afrika. Zuerst arbeitete ich auf der Farm in Namibia, half bei den Pferden und malte Wandbilder zur Verschönerung der Lodges." Dann ergab sich die Chance, Reitsafaris durch die Namib-Wüste zu begleiten. Sie schwärmt: "Afrika ist Farbe, man kann dort gar nicht anders, als in diesen Farben und Formen zu schwelgen, wenn man künstlerisch veranlagt ist."

Von Namibia ging es weiter nach Botswana. Von Sperber machte die "Guide Licence" und war damit staatlich geprüfte Safari-Führerin. Sie lacht und sagt: "Das ist der einzige Berufsabschluss, den ich jemals gemacht habe." In Afrika malt man natürlich Tiere und immer wieder Tiere. So kam es, dass Saskia von Sperber in Botswana die Auszeichnung "Wildlife Artist of the Year" verliehen wurde. "Da merkte ich, dass ich vom Malen leben könnte. Die Idee gefiel mir, denn ich hatte die Nase vom Tourismus mittlerweile voll."

Es lief rund für die Abenteurerin, große Träume wurden Wirklichkeit. Bis sie wieder einmal zu einem Heimaturlaub nach Deutschland kam. Dort wurde ihr die unbekümmerte Leidenschaft für schwierige Pferde zum Schicksal. "Ein Wallach bockte mich derart ab, dass ich mit einem komplizierten dreifachen Armbruch im Krankenhaus landete", berichtet sie von der entscheidenden Wende in ihrem Leben. Statt nach Afrika ging es nach Gudow, wo sie sich auf dem Gut der Tante auskurieren konnte. Sie lächelt bei der Erinnerung: "Aber dann war auf einmal Familiengründung angesagt und alles änderte sich."

CAVALLO DIe Künstlerin Saskia von Sperber - Ein Leben in Farbe
Ana Springfeldt

So kam es, dass die freiheitsliebende Abenteurerin heute glückliche Mutter von zwei Kindern ist. Sie hat inzwischen Strawberry auf ihre Weide gebracht. Man kann die Freude geradezu greifen, wenn Saskia von Sperber zwischen den Pferden steht. "Genau das bin ich", stellt sie fest, "sogar Ställe miste ich leidenschaftlich gerne aus." Dann ist Ernst-Bert, ein 10-jähriger Tigerschecke, an der Reihe. Er ist das Pony aus den lustigen Cartoons, für welche Saskia von Sperber bekannt ist. "Ernst-Bert habe ich spontan als Reaktion auf den positiven Schwangerschaftstest gekauft", berichtet sie. Eine kluge Entscheidung, denn die Tochter, inzwischen acht Jahre alt, ist so reitverrückt wie die Mutter. Die Gene eben.

Die witzigen Cartoons sind eine Art Markenzeichen

Malen erfordert Zeit, die findet sie nur, wenn die Kinder in der Schule sind oder schlafen. "Ich habe eine große Nachfrage nach Bildern, aber nicht ausreichend Zeit, um alle Aufträge sofort umzusetzen", erklärt sie die Situation. Besonders die ernsten Tierporträts benötigen Zeit. "Ich möchte die Tiere am liebsten erst persönlich kennenlernen, ihren einzigartigen Charakter erfassen." Das geht natürlich nicht immer. Dann helfen Fotos, die allerdings möglichst gut sein sollen, um dem Tier in seinem Wesen gerecht zu werden. Sie erklärt: "Unica zum Beispiel, eine Lusitano-Stute, sah auf dem Foto wie ein ganz braver, älterer Schimmel aus. Als ich sie kennenlernte – Feuer! Eine unfassbare Präsenz. Deswegen habe ich in ihr Porträt viel feurigen Glanz gelegt."

CAVALLO DIe Künstlerin Saskia von Sperber - Ein Leben in Farbe
Ana Springfeldt

Etwas schneller kann sie die beliebten Cartoons malen. Sie sind inzwischen eine Art Markenzeichen der Pferdelkünstlerin geworden. Doch auch hier gilt: "Tier oder Mensch müssen unbedingt eindeutig zu erkennen sein. Was nützt ein individuelles Geschenk, wenn man die Protagonisten nicht auf Anhieb wiedererkennt, wenn sie die Wand schmücken?"

CAVALLO DIe Künstlerin Saskia von Sperber - Ein Leben in Farbe
Ana Springfeldt

Bei Saskia von Sperber erkennt man auf jedem ihrer lustigen Cartoons Tier und Mensch in ihrer typischen und einzigartigen Persönlichkeit. "Meine Tochter ist absolut nicht von dem Bild begeistert, wo Ernst-Bert sie hinter sich herzieht, aber es ist direkt aus dem Leben gegriffen."

CAVALLO DIe Künstlerin Saskia von Sperber - Ein Leben in Farbe
Ana Springfeldt

Ein kaukasisches Sprichwort sagt: "Willst du einen Diamanten zum Leuchten bringen, halte ihn ins Licht, möchtest du einen Menschen strahlen sehen, beobachte ihn bei dem, was er liebt." Das wird bei Saskia von Sperber auf faszinierende Weise sichtbar und macht ihre Bilder zu etwas Einzigartigem.

CAVALLO DIe Künstlerin Saskia von Sperber - Ein Leben in Farbe
Ana Springfeldt