Tipps fürs richtige Tempo von Pferden

Tipps fürs richtige Tempo von Pferden
Gesund bleiben mit dem richtigen Tempo

Zuletzt aktualisiert am 12.02.2020

Sabine Ellingers Knabstrupper-Hengst "Magic" schiebt gerne eine ruhige Kugel. Warum das auf Dauer nicht gesund ist, wie sie ihn auf Trab bringt und wie Reiter das richtige Tempo erkennen können, verrät sie hier.

In Magics Lieblingstempo arbeiten die Muskeln nicht genug

"Bei manchen Pferden ist das Wohlfühltempo langsamer als Arbeitstrab. Mein Magic ist so ein gemütlicher Kandidat. Er ist ein entspanntes Pferd und hat einen niedrigen Muskeltonus. Sein Wohlfühltempo ist das eines energiesparenden Schulpferds.

Würde ich ihn in diesem Gangmuster belassen, dann würde er auf der Vorhand laufen und den Brustkorb absacken lassen. Wenn er so regelmäßig den Reiter tragen würde, wäre das sehr verschleißend.

Ein nicht versierter Reiter würde dieses Tempo vielleicht mögen, es lässt ja den Menschen schön sitzen. Aber für wirkliche Losgelassenheit müssen die Muskeln aktiv sein. In Magics Lieblingstempo arbeiten die Muskeln nicht ausreichend.

Ich trainiere ihn deshalb abwechslungsreich, damit er ein gesundes Grundtempo entwickelt. Zur Abwechslung gehören unter anderem Freilaufen, Freispringen, Gelände.

Auf dem Platz arbeite ich ihn in kurzen Reprisen: zulegen, einfangen, im Galopp vorwärtsschicken, viele Tempounterschiede. So erreiche ich einen Trainingseffekt, der Magic zu einem sinnvollen Arbeitstempo führt und ihn als Reitpferd gesund hält."

So lernen Sie, ein gutes Tempo zu spüren

Nicht jeder Reiter merkt überhaupt, dass sein Pferd unter oder über Tempo geht, erklärt Sabine Ellinger. "Was der Reiter gewohnt ist, empfindet er als normal – egal ob er jeden Tritt heraustreiben muss oder sein Pferd einfach laufen lässt", so die Ausbilderin.

"Reiter-Pferd-Paare, die lange zusammen sind, haben sich oft so eingespielt, dass der Reiter zwar denkt, er würde Arbeitstrab reiten, das aber nicht tut. Da muss ein Ausbilder helfen und im richtigen Moment sagen: ,Jetzt ist das ein gutes Tempo.‘

Reiter von untertourig gehenden Pferden sagen dann: ,Huch, das ist aber schnell.‘ Diejenigen, die voher zu flott unterwegs waren, meinen: ‚Das kommt mir aber langsam vor.‘ Nach diesem ersten Aha-Erlebnis muss sich das Gefühl für das richtige Tempo mit der Zeit entwickeln und festigen."

Niedrigtoniger oder hochtoniger Muskeltyp?

Je nach Muskeltonus des Pferds entscheidet Sabine Ellinger über Tempo und Trainingsaufbau.

Niedrigtoniger Typ

Der niedrigtonige Typ ist entspannt und neigt dazu, auseinanderzufallen. "Ein niedrigtoniges Pferd arbeite ich in kurzen, energischen Reprisen mit Pausen dazwischen. Zum Beispiel Arbeitsgalopp, eine lange Seite zulegen, wieder einfangen. Das wiederhole ich ein paar Mal, dann gibt es eine Schrittpause", beschreibt Sabine Ellinger.

Hochtoniger Typ

Der hochtonige Typ neigt zum Rennen und zu Taktverlust. "Ein hochtoniges Pferd arbeite ich länger und gleichmäßiger am Stück", schildert Ellinger. "Ich lege nicht zu und fange wieder ein, denn das Pferd ist ja sowieso schon auf ‚vorwärts’ gepolt!" Ellinger bleibt daher länger in einer Gangart, achtet auf einen gleichmäßigen Rhythmus. Schenkeldruck setzt sie langsam, nie kurz und energisch ein.

Takt vs. Tempo

Takt meint das Gleichmaß und die Reinheit der Gangarten.

Tempo meint die Schnelligkeit der Abfolge des Abfußens.

Das Gleichgewicht ist ganz eng an den Takt gekoppelt: Verliert ein Pferd das Gleichgewicht, dann auch den Takt. Ein falsch gewähltes Tempo kann das Pferd aus dem Gleichgewicht und aus dem Takt bringen.

Das Tempo und die Skala der Ausbildung

Das Tempo ist kein Element der Ausbildungsskala. Doch das richtige Tempo ist wichtig, um die Punkte der Ausbildungsskala umzusetzen. Ein Beispiel: Der Takt, erster Punkt der Skala, wird durch zu hohes Tempo gestört. Auch für Losgelassenheit und Schwung ist ein angemessenes Tempo wichtig, da nur dann Muskeln und Hinterhand ideal arbeiten können.

Bummeln lernen

Pferde-Osteopathin und Trainerin Claudia Weingand: "Trab ist eine Fluchtgangart. Für ein junges Pferd ist es typisch, den Kopf dabei hochzunehmen und loszustarten. Ich möchte jedoch, dass das Pferd denkbereit und aufnahmefähig ist. Als Grundvoraussetzung für die Ausbildung muss ein Pferd deshalb erst mal lernen, zwanglos zu bummeln. Es soll sich unterm Reiter so bewegen wie auf der Koppel: entspannt, dabei darf die Nase tiefer kommen als in Dehnungshaltung.

Wichtig: Ist dies erreicht, sollte man da nicht verharren, sondern am Tritteverlängern arbeiten und die Übungsabfolge etwas anspruchsvoller gestalten. Das individuelle Arbeitstrab-Tempo wird sich im Laufe der Ausbildung erhöhen.

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