Sitzlonge: Vorteile für Reitersitz und Balance

Eine Frage - drei Experten
Sitzlonge: Der geheime Helfer für den perfekten Sitz

Zuletzt aktualisiert am 18.09.2024
CAVALLO Eine Frage - drei Experten, Sitzlonge, Reiterin winkend auf Pferd an Longe
Foto: Lisa Rädlein

Das sagt der Klassik-Ausbilder zur Sitzlonge:

Für mich hat die Sitzlonge nur Vorteile. Ich finde sie unabdingbar, um einen korrekten Grundsitz und ein gutes Sitzgefühl zu erlernen. Deshalb kann ich sie nur jedem Reiter ans Herz legen, unabhängig davon, welchen Ausbildungsstand er hat, welcher Reitdisziplin er sich zugehörig fühlt oder welcher Reitweise er angehört. An der Sitzlonge kann der Reiter sich rein auf seinen Sitz konzentrieren, ohne sich ums Pferd kümmern zu müssen. Je fortgeschrittener der Reiter ist, desto mehr gewinnt die Sitzlonge an Bedeutung: Auf einem guten Lehrpferd lernt er, in allen Lektionen korrekt zu sitzen. Dann kann er dieses Gefühl abspeichern und aufs freie Reiten übertragen. Außerdem schleichen sich auch bei routinierten Reitern mit der Zeit Sitzfehler ein, die bei der Schulung an der Sitzlonge erkannt und behoben werden können. Ich empfehle daher, sich mindestens einmal in der Woche an die Longe nehmen zu lassen. Damit die Schulung effektiv ist, sollte der Longenführer in der Lage sein, das Pferd korrekt zu longieren (nicht zu zentrifugieren) und eine Vorstellung davon haben, wie der korrekte Reitersitz aussieht. Nur so kann er den Schüler auch sinnvoll korrigieren und entsprechende Übungen vorschlagen. Es ist schade, dass in vielen Ausbildungsställen die Sitzlonge nur bei Anfängern angewendet wird. Bei uns im Reitinstitut bieten wir Sitzlongen-Unterricht an, der auf großes Interesse stößt. Wir können die vielen Anfragen kaum noch bewältigen, weil diese Art des Reitunterrichts nur noch selten angeboten wird.

CAVALLO Eine Frage - drei Experten, Sitzlonge, Axel Schmidt
Lisa Rädlein

Das sagt die Fachbuch-Autorin zu Sitzübungen an der Longe:

Die Sitzlonge eröffnet viele Möglichkeiten für Reiter, ihren Sitz zu verbessern. Das Einzige, was sie nicht leisten kann, ist das eigenverantwortliche Reiten. Ich nutze die Sitzlonge nicht nur als pferdeschonenden Weg, um Anfängern ein Bewegungsgefühl zu vermitteln. Auch fortgeschrittene Reiter profitieren, wenn sie sich auf ihren Sitz konzentrieren können. Abgesehen von reinen Sitzübungen zur Korrektur lernen meine Schüler, ihre Hilfen besser zu koordinieren. Bevor wir neue Lektionen erarbeiten, beispielsweise Seitengänge, üben sie an der Sitzlonge, wie sie korrekt sitzen und einwirken, ohne etwa in der Hüfte einzuknicken. An der Sitzlonge erkläre ich den Schülern auch gerne, wie wenig sie auf dem Pferd machen müssen. Etwa, dass sie den Zirkel alleine mit ihrer Beckenstellung verkleinern oder vergrößern können. Beim Longieren wechsele ich bewusst zwischen Zirkel (hier ist die Fliehkraft sehr groß), ganzer Bahn und verschiedenen Hufschlagfiguren. Einerseits, um die Balance von Pferd und Reiter zu variieren. Andererseits, um den Reiter auch mal aus einer anderen Position, etwa von vorne oder von hinten, im Blick zu haben. Ich würde mich freuen, wenn mehr fortgeschrittene Reiter offener für die Sitzlongenarbeit wären. Manche trauen sich nicht, die Verantwortung über ihr Pferd abzugeben und ihre Zügel loszulassen. Andere scheuen sich, sich wie ein Anfänger an die Hand nehmen zu lassen. Das ist schade.

CAVALLO Eine Frage - drei Experten, Sitzlonge, Dr. Anna-Maria Wagner
Huber

Das sagt die Western-Trainerin zur Arbeit am Sitz:

Die Sitzlonge im gebräuchlichen Stil wende ich nicht an. Ich baue lieber während meines Reitunterrichts immer wieder Sequenzen ein, um den Reitersitz zu verbessern. Dabei kommt es auch vor, dass ich nebenher laufe und die Zügelhilfen übernehme, damit der Reiter spüren kann, wie es sich korrekt anfühlen sollte und er sich nur auf das konzentrieren kann. Das wäre an der Longe so nicht möglich. Der Erfolg der Sitzkorrekturen liegt meiner Meinung nach nicht in einzelnen Übungen, sondern in den immer wiederkehrenden Wiederholungen, bis es korrekt klappt. Um den Sitz meiner Schüler zu verbessern, arbeite ich ab und zu auch mit Franklin-Bällen oder Körperbändern. Außerdem gebe ich meinen Schülern gerne Übungen mit, die sie zuhause und ohne Pferd machen können. Den Reiter ab und zu für kurze Zeit zu führen, sei es nun an der Longe oder mit den Zügeln, ist eine hilfreiche Unterstützung auf dem Weg zum ausbalancierten und zügelunabhängigen Sitz und deshalb in meinem Training fester Bestandteil.

CAVALLO Eine Frage - drei Experten, Sitzlonge, Sibylle Weiler
privat