Mein Hintern reißt das Hindernis. Die Holzlatten purzeln. Ich bin nicht tief genug unter der Hürde abgetaucht. Verkehrte Welt beim TREC-Reiten. Das ist die Wettkampfdisziplin für Reiter und Pferde, die im Gelände punkten wollen.
Beim TREC-Kurs auf dem Hof Altasilva im Hunsrück probiert CAVALLO-Redakteurin Cathrin Flößer Geländehindernisse aus, die einfach aussehen, sich aber als knifflige Schikanen entpuppen – wie die Holzlatten, die tief hängende Äste simulieren.
TREC steht für das französische "Techniques de Randonée Equestre de Compétition" und ist eine Turnierdisziplin mit drei Prüfungen, die für alle Reiter offen ist. "TREC ist vor etwa 30 Jahren in Frankreich entstanden, weil man damit professionelle Wanderreitführer ausbilden wollte", sagt Rainhild Wenzel, die den zweitägigen Kurs leitet.
Die Trainerin B mit Schwerpunkt Wanderreiten entdeckte den TREC Anfang der 1990-er Jahre für sich. "Klassische Turniere waren nie mein Ding, und einfach nur ausreiten langweilt mich", sagt Wenzel. Doch wie trainiert man eine Disziplin, die die dressurmäßige Ausbildung des Pferds erfordert, aber auch Elemente aus Springen und Trail einschließt?
Anfangs übte Wenzel bei Vielseitigkeits- und Westerntrainern, heute bildet sie selbst TREC-Reiter aus. Denn ohne Training gibt‘s hässliches Gezerre. Unschöne Szenen begleiteten den jungen Wettkampf, denn nicht alle TREC-Reiter ließen sich wie Wenzel schulen.
Schlecht sitzende Reiter plumpsten ihren Pferden in den Rücken oder zogen am Zügel. "Es gab Teilnehmer, die hatten gut konditionierte Pferde, konnten mit Karte und Kompass umgehen. Reiten konnten sie nicht", sagt Wenzel. "Früher gab es die volle Punktzahl, egal, ob einer dem Pferd in den Rücken gefallen ist oder nicht."
Heute sind die Richter strenger, grobes Reiten bringt Abzüge. Beim Orientierungsritt, dem Herzstück des TREC, gibt‘s mit 240 die meisten Punkte, gefolgt von Geländeprüfung (160) und Rittigkeitsprüfung (60).
TREC wird populärer. In Deutschland hat sich die Zahl der Wettbewerbe von drei in den 1990-er Jahren auf immerhin zehn im Jahr 2011 gesteigert. Beim Bundespferdefestival in Bad Hersfeld ist TREC einer von 68 Breitensport-Wettbewerben.
"Das Interesse steigt vor allem bei älteren Wiedereinsteigern und Reitern, die sich von den klassischen Turnieren entfernen", sagt Wenzel. Beim TREC-Reiten sind alle Pferderassen und jeder Reitstil zugelassen. Beim Kurs reitet Redakteurin Cathrin Flößer im Vielseitigkeitssattel auf Fjordpferd Hove.
Übung 1: Hindernisse und Engpässe meistern
Engpässe gehören zu den Schikanen der Geländeprüfung. Es gilt, sie im Schritt, Trab oder Galopp zu durchreiten, ohne die Begrenzungen zu berühren. Das klappt nur mit gerade gerichteten, gut balancierten Pferden und der richtigen Reittechnik.
"Schauen Sie nie nach unten", sagt Wenzel. Sonst verlagert sich automatisch das Reitergewicht, das Pferd kommt ins Schwanken. Besser: Steuern Sie einen Punkt am Ende des Engpasses an. "Hat Ihr Pferd Probleme beim Einstieg, helfen ihm zwei Stangen, die optisch wie ein Trichter wirken", rät Rainhild Wenzel.
Die drei Disziplinen beim TREC
Der Orientierungsritt ist das Herzstück. Hier gilt es, nach Karte und Kompass zu reiten und bis zu 40 Kilometer im vorgegebenen Tempo zu bleiben – bergauf wie bergab.
Bei der Rittigkeitsprüfung müssen die Pferde in einer zwei Meter breiten Gasse 150 Meter lang so langsam wie möglich galoppieren und zügig Schritt gehen.
In der Geländeprüfung müssen die Paare Naturhindernisse meistern und Geschicklichkeitsaufgaben bewältigen, die ihnen bei jedem Ausritt begegnen könnten.
Kontakt
Rainhild Wenzel
Rosenhof
54422 Züsch
Tel. 06503-980520
www.reiten-rosenhof.de

Übung 2: Slalom
Beim Slalom stehen sechs Pfähle oder Hütchen im Abstand von fünf Metern auf einer Linie. Der Reiter kann die Gangart frei wählen, muss diese dann allerdings auch beibehalten. Pariert das Pferd während des Slaloms durch, gibt‘s Abzüge.
Im Galopp kann der Reiter am meisten punkten. Dafür muss das Pferd rittig sein, damit fliegende Wechsel zwischen den Kurven oder enge Wendungen im Außengalopp gelingen. Davon sind Hove und ich weit entfernt und reißen sogar im Trab ein Hütchen um.
Auch die anderen fünf Kursteilnehmer patzen. Rainhild Wenzel greift ein: "Nehmen Sie die jeweils innere Hand zum Abwenden nach innen." So gelingt das Manövrieren besser.
Die drei Disziplinen beim TREC
Der Orientierungsritt ist das Herzstück. Hier gilt es, nach Karte und Kompass zu reiten und bis zu 40 Kilometer im vorgegebenen Tempo zu bleiben – bergauf wie bergab.
Bei der Rittigkeitsprüfung müssen die Pferde in einer zwei Meter breiten Gasse 150 Meter lang so langsam wie möglich galoppieren und zügig Schritt gehen.
In der Geländeprüfung müssen die Paare Naturhindernisse meistern und Geschicklichkeitsaufgaben bewältigen, die ihnen bei jedem Ausritt begegnen könnten.
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Rainhild Wenzel
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Übung 3: Stangen tauchen
Die schmalen Holzlatten, die tief hängende Äste simulieren, sehen ganz einfach aus. Ich ziehe den Kopf ein, strecke aber den Hintern in die Höhe – und schon purzeln alle Stangen zu Boden. Null Punkte. Das Hindernis ist knifflig: Gerade mal 20 Zentimeter Luft liegen zwischen Widerrist des Pferds und Balken.
"Sie müssen seitlich abtauchen", erklärt Trainerin Wenzel. Fürs Pferd ist das nicht einfach, weil das Reitergewicht auf einer Seite hängt und so die Balance stört. Nach kurzer Zeit haben wir den Dreh aber raus und meistern die Übung im vollen Galopp. Spaß pur unterm Hindernis.
Die drei Disziplinen beim TREC
Der Orientierungsritt ist das Herzstück. Hier gilt es, nach Karte und Kompass zu reiten und bis zu 40 Kilometer im vorgegebenen Tempo zu bleiben – bergauf wie bergab.
Bei der Rittigkeitsprüfung müssen die Pferde in einer zwei Meter breiten Gasse 150 Meter lang so langsam wie möglich galoppieren und zügig Schritt gehen.
In der Geländeprüfung müssen die Paare Naturhindernisse meistern und Geschicklichkeitsaufgaben bewältigen, die ihnen bei jedem Ausritt begegnen könnten.
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Rainhild Wenzel
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Übung 4: Labyrinth
Das Labyrinth, das in doppelter U-Form aufgebaut ist, hat es ebenfalls in sich. Die Gänge sind nur 90 Zentimeter breit, und es gibt drei Knackpunkte: Das Pferd darf die Stangen nicht berühren, soll nicht stehenbleiben und muss dabei zwei 180-Grad- Wendungen beherrschen.
Klong! Hove ist angedockt. Das gibt beim Turnier Abzug. Rainhild Wenzel zerlegt das Labyrinth in nur eine 180-Grad-Wendung. "Wichtig ist, dass Sie dorthin schauen, wo Sie hinreiten. Öffnen Sie die Hand beim Abwenden nach innen, und zeigen Sie dem Pferd den Weg", erklärt sie.
Diese Übung meistern nur Pferde, die rittig sind und die Hilfen des Reiters annehmen. Schaut der Reiter in die Richtung, wo er hin möchte, verlagert er automatisch das Gewicht richtig. Nachdem ich mich mit Hove eingefummelt habe, schaffen wir das Labyrinth ohne anzudocken und schreiten flüssig im Schritt. Das würde uns im Wettbewerb zehn Punkte bescheren.
Übung 5: Abgehoben
Der feste Baumstamm ist zwar nicht hoch, sieht aber ganz schön gefährlich aus. Es ist Jahre her, dass ich mehr als ein Cavaletti gesprungen bin. Für meine Mitreiterin Waltraud Wenzel ist das kein Problem. Die Tochter von Trainerin Rainhild Wenzel fliegt mit Wallach Fandor geradezu darüber.
Den Stamm darf man in jeder Gangart ansteuern. Ich wähle den Galopp, reite aber zu zögerlich an. Kurz vor dem Hindernis stockt Hove, ich muss energisch treiben – und plumpse dem armen Kerl bei der Landung unsanft in den Rücken, weil ich hinter die Bewegung geraten bin. "Das üben wir erst über einfachere Hindernisse", entscheidet Rainhild Wenzel.
Damit hat sie Recht: Ich sollte erst wieder kleinere Sprünge angstfrei überwinden, bevor ich mich an feste Baumstämme wage. Punkte hätte ich für meinen Hopser zwar bekommen, aber auch Abzüge wegen der unsanften Landung in Hoves Kreuz.
Übung 6: Stillstehen
Um reinen Gehorsam des Pferds geht‘s beim Aufsitzen: Hier hat der Reiter, der am Boden steht, 15 Sekunden Zeit, um auf sein Pferd zu steigen. Es gibt volle Punktzahl, wenn das Pferd unbeweglich stehenbleibt und der Reiter die Steigbügel unverdreht aufnimmt.
Wenzels Tipp: "Je breiter das Pferd mit den Vorderbeinen steht, desto leichter fällt es ihm, beim Aufsteigen die Balance zu halten." Steht es vorne schmal und nicht fest auf allen vier Beinen, verliert es leichter sein Gleichgewicht und muss sich dann eher abfangen, indem es losläuft.
Übung 7: Rauf und runter
Auf- und Tiefsprünge sind vor allem Vertrauenssache. Da habe ich es mit dem zuverlässigen Hove gut erwischt. Dieses Hindernis würde er wohl auch ohne mich bewältigen. Also konzentriere ich mich beim Aufsprung ganz auf mich. Hier punktet, wer harmonisch hoch und runter reitet.
"Geben Sie die Hand vor, und fassen Sie in die Mähne", rät Wenzel. "So behindert man den Bewegungsablauf des Pferds nicht und macht ihm die Übung leichter." Den Aufsprung von etwa 70 Zentimetern meistern wir gut. Der Tiefsprung wirkt vom Sattel aus furchteinflößend. "Hier dürfen Sie auf keinen Fall nach unten schauen, sondern nach vorne, wo Sie hin möchten", rät Rainhild Wenzel.
Fazit: TREC macht Spaß
TREC-Reiten macht Spaß, ist aber kniffliger als gedacht. Sich auf die Rittigkeits- und Geländeprüfung vorzubereiten, ist aufwändig, weil ganz viele unterschiedliche Aufgaben gestellt werden. Die Pferde brauchen eine dressurmäßige Ausbildung, müssen gut erzogen und mutig sein.
Der zweitägige Kurs zeigt Reitern, woran sie feilen müssen und schult feines Reiten. Die Kursgebühr von 150 Euro ist gut investiertes Geld. Auch ohne Wettbewerbs-Ehrgeiz hat TREC seinen Reiz.
Die Tipps von Rainhild Wenzel kommen jedem Reiter zugute. Ich werde künftig mit diesen Hindernissen nicht nur mehr Abwechslung in den Dressuralltag bringen, sondern auch mein eigenes Pferd mit neuen Herausforderungen bei Laune halten.
Die drei Disziplinen beim TREC
- Der Orientierungsritt ist das Herzstück. Hier gilt es, nach Karte und Kompass zu reiten und bis zu 40 Kilometer im vorgegebenen Tempo zu bleiben – bergauf wie bergab.
- Bei der Rittigkeitsprüfung müssen die Pferde in einer zwei Meter breiten Gasse 150 Meter lang so langsam wie möglich galoppieren und zügig Schritt gehen.
- In der Geländeprüfung müssen die Paare Naturhindernisse meistern und Geschicklichkeitsaufgaben bewältigen, die ihnen bei jedem Ausritt begegnen könnten.
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Rainhild Wenzel
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