Welche Ursachen hat die Bornasche Krankheit?
Auslöser der Erkrankung ist das Virus der Bornaschen Krankheit (Borna Disease Virus, BoDV). Forscher wiesen nach, dass infizierte Feldspitzmäuse das Virus übertragen. Die insektenfressenden Spitzmäuse können sich persistent mit dem BoDV infizieren und dabei klinisch unauffällig bleiben; sie scheiden das Virus über Speichel, Tränenflüssigkeit, Urin und die Sekrete der Flankendrüse aus und verunreinigen so Heu und Stroh. "Pferde stecken sich intranasal durch kontaminierten Heustaub an. Die Viren können sich über die Nervenendigungen in der Nasenschleimhaut ins Gehirn ausbreiten und dort vermehren", erklärt Dr. Sibylle Herzog vom Institut für Virologie der Universität Gießen, die das Virus seit mehr als 30 Jahren erforscht.
Wie äußert sich die Bornasche Krankheit?
Die Symptome der Infektion lassen sich in drei Hauptphasen gliedern:
Frühphase:
- Unspezifische Symptome: Fieber, Schläfrigkeit.
- Leichte Koliken und Appetitlosigkeit bei Pferden.
- Unfähigkeit zu kauen, wodurch Heu aus dem Maul hängt ("Pfeifenrauchen").
- Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Überempfindlichkeit bei Berührungen am Kopf.
Fortgeschrittenes Stadium:
- Neurologische Symptome: Gesenkter Kopf, Gleichgewichtsprobleme, steifer und unkoordinierter Gang.
- Sägebock-Haltung mit nach vorne und hinten gespreizten Beinen.
- Zwangsbewegungen: Kreislauf in der Box ("Manegebewegung"), Kopf gegen die Wand drücken.
- Orientierungsstörungen: Unfähigkeit, von der Weide in den Stall zu finden.
- Mögliche Sehstörungen bis hin zur Erblindung.
- Verhaltensänderungen: Depression, Apathie.
Endstadium:
- Häufiges Zusammenbrechen, bis das Pferd sich nicht mehr erheben kann.
- Hohe Sterblichkeitsrate: Etwa 96% bei klinisch erkrankten Pferden.
- Bei schweren Symptomen können dauerhafte Verhaltensstörungen zurückbleiben.
Zusätzliche Informationen:
- Inkubationszeit: Zwei bis sechs Monate bis zum Auftreten erster Symptome.
- Krankheitsdauer: Akute Verläufe dauern ein bis sechs Wochen, mit möglicher Einschläferung nach drei bis vier Tagen.
- Seltener chronischer Verlauf: Symptome treten nach einer symptomfreien Phase erneut auf, oft nach Stresssituationen wie Stallwechsel oder Turnieren.

Wenn erkrankte Pferde zu kauen vergessen, hängen ihnen Heuhalme aus dem Maul ("Pfeifenrauchen").
Wie wird die Viruserkrankung bei Pferden diagnostiziert?
Die klinische Untersuchung des Pferds erlaubt nur eine Verdachtsdiagnose, welche durch eine labordiagnostische Untersuchung bestätigt werden muss. Der Nachweis von Virus (Antigen oder Virusgenom) aus dem Blut erkrankter Pferde ist bisher nicht Erfolg versprechend, da sich das Virus auf das zentrale Nervensystem beschränkt. Im Gegensatz dazu lassen sich beim kranken Pferd meist Antikörper gegen das BoDV im Serum sowie in der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) mit einem indirekten Immunfluoreszenztest nachweisen.
Welche Gefahr besteht für den Menschen?
Wie gefährlich ist das Virus der Bornaschen Krankheit für Menschen? Seit mehr als 30 Jahren diskutieren Wissenschaftler, ob das Virus psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen oder Schizophrenie auslösen kann. Diese Hypothese konnte bisher nicht bestätigt werden. Allerdings konnte das Virus im Zusammenhang mit schweren Gehirnentzündungen (Enzephalitiden) mit tödlichem Ausgang nachgewiesen werden. Das wurde 2018 in zwei Veröffentlichungen beschrieben. Zwei Patienten hatten sich durch die Transplantation von Organen desselben Spenders mit dem BoDV infiziert und verstarben. Bei einem weiteren Patienten mit einer Enzephalitis wurde post mortal ebenfalls BoDV nachgewiesen. Nach derzeitigem Stand gilt als gesichert, dass Reiter sich nicht bei infizierten Pferden anstecken können.
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