Können Sie am Exterieur erkennen, ob ein Isländer töltet? Hier ist der Test.
Können Sie am Exterieur erkennen, ob ein Isländer töltet? Hier ist der Test.
Isländer sind wie Pralinenschachteln: Man weiß nie, was drinsteckt. Das macht die Beurteilung vom Isländer-Exterieur knifflig. Bei der offiziellen Bewertung gibt es für den Körperbau vorläufige Noten. Anschließend wird das Pferd geritten, wobei sich manch verbauter Zausel als erstklassiger Tölter erweist. Daher geben die Richter erst nach dem Reittest endgültige Exterieur-Noten. „Viele Pferde sehen nach nichts aus, haben aber Geist und Energie“, erklärt Walter Feldmann, 53, Gangpferde-Experte aus Bad Honnef. Um die Differenz zu demonstrieren, ließ er sich auf ein Experiment der CAVALLO-Redaktion ein: Er beurteilte anhand von Fotos das Exterieur von neun ihm unbekannten Isländern und ließ anschließend den Besitzer zu Wort kommen. Feldmann war von Anfang an vorsichtig und wagte nur eine sichere Prognose: „Wetten, daß es Überraschungen gibt?“
Walter Feldmann, 53, vom Gangpferdezentrum Aegidienberg in Bad Honnef ist Ausbilder für Richter, Trainer und Reiter beim IPZV (Islandpferde Reiter- und Züchterverband) und für alle Gangpferderassen. Mit seiner Zuchtrichterlizenz beurteilte er über 1000 Isländer bei offiziellen Prüfungen. Feldmann gewann deutsche, europäische und internationale Meisterschaften und ist im Fachbeirat Ausbildung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) für alles zuständig, was mit Tölt zu tun hat.
Harmonisch. Vor-, Mittel- und Hinterhand stehen in einem gleichmäßigen Verhältnis zueinander (1:1:1). Der Ausdruck – gespitzte Ohren, wacher Eindruck – ist gut.
Die obere Halslinie ist deutlich nach oben gewölbt. So kann das Pferd den Hals gut für den Tölt aufrichten.
Eventuell ist die Ellbogenfreiheit etwas eingeschränkt (Kringel). Es ist wenig Platz am Ellbogen zwischen Bauch und Brust. Das Pferd könnte von vorne sehr schmal sein.
Sehr gerade. Da kann man glatt ein Lineal anlegen. Die Elastizität der Wirbelsäule ist dadurch oft geringer als bei harmonisch geschwungenen Rücken. Dadurch könnten Taktfehler entstehen. Eventuell sind die Rückenmuskeln verspannt.
Schwach bemuskelt trotz des guten Futterzustands. Der Winkel zwischen Hüfthöcker, Knie und Hintern hat 90 Grad oder mehr. Das heißt: Die Kruppe fällt deutlich ab. Das ist bei rund 80 Prozent der Pferde Zeichen für eine laterale Veranlagung, also eine gleichseitige Bewegung der Beinpaare. Sie ist eine Voraussetzung für den Tölt.
Dadurch hat das Pferd vermutlich einen eher schlechten Galopp. Er erfordert eine gut gewinkelte Hinterhand, die wie eine Feder wirkt und das Pferd nach oben schnellt. Eine abfallende Kruppe spricht eher für Schub- als für Sprungkraft.
Der vierjährige Wallach ist angeritten. Er trabt von Natur aus, zeigt aber bei Gangarten-Übergängen Ansätze zum Tölt.
Das Pferd (rechts) wirkt lieb und harmonisch. Für mich hat es etwas wenig Ausstrahlung, ein etwas plumper Typ.
Schwer und tiefangesetzt. Es würde mich wundern, wenn das Pferd diesen dicken Hals zum Tölt aufrichten kann. Der leichte Unterhals erschwert es, das Pferd durchs Genick mit der Nasenlinie kurz vor der Senkrechten zu reiten.
Schlecht ausgeprägter Widerrist. Sieht aber dennoch gemütlich zu sitzen aus. Beine, Brust und Schulter sind ok.
Etwas matt; wenig geschwungen.
Genau wie Vor- und Mittelhand stark ausgeprägt. So ist das Pferd wenigstens gleichmäßig plump.
Die 19jährige Stute ist ein Fünfgängerin (Schritt, Trab, Galopp, Tölt, Paß) und hat hoch-weite Bewegungen. Außerdem ist sie eine hochbewertete Zuchstute (FEIF 8,16 Punkte auf einer Skala von 5 bis 10).
Ein durchschnittliches, etwas eckiges Pferd mit wenig Ausdruck (links). Es ist vermutlich eher schmal gebaut.
Natürliche Aufrichtung, mittlere Länge und ordent-liche Genickwölbung. Dieses Pferd könnte leicht durchs Genick zu reiten sein.
Der Widerrist ist wenig ausgeprägt. Dadurch hat das Pferd eine schlechte Sattellage. Im Lendenbereich sollte der Rücken ein wenig aufgewölbt sein.
Scheint aufgeschürzt. Das heißt: Ab der Gurtlage verläuft die Bauchlinie bergauf.
Die Kruppe ist eher rund, wenig abfallend. Das deutet darauf hin, daß dieses Pferd möglicherweise Trab-Veranlagung hat, festlegen möchte ich mich nicht.
Der vierjährige Wallach töltet von Natur aus. Traben konnte er erst mit Hufeisen.
Mit dem großen dunklen Auge unter dem blonden Schopf macht das Pferd (rechts) einen sehr freundlichen Eindruck. Es ist harmonisch; Vor-, Mittel- und Hinterhand sind gleichmäßig.
Genügend lang, gut geformt, mittlere Aufrichtung. Gut und nicht zu tief angesetzt. Könnte sein, daß das Pferd eine Tendenz zum falschen Knick hat: Dann ist nicht das Genick, sondern der erste oder der zweite Halswirbel der höchste Punkt, wenn das Pferd am Zügel geht.
Die Schulter ist ausreichend lang und schräg.
Scheint etwas lang. Der Widerrist könnte weiter in ihn hineinreichen.
Die Kruppe ist lang und mittelschräg. Hier kann man auf gar nichts schließen.
Der 16jährige Wallach ist ein erfahrenes Turnierpferd und startet erfolgreich in Tölt- und Viergangprüfungen.
Das Pferd gefällt mir gut. Es hat lange Linien, ist harmonisch und steht im Gleichgewicht.
Gute, mittlere Aufrichtung, gute Halsform.
Lange, schräge Schulter.
Der Widerrist ist extrem gut ausgeprägt. Fünf Zentimeter hinter dem Widerrist wirkt der Rücken etwas gerade und fest.
Stark. Gut bemuskelt mit einer ausreichend schräg abfallenden Kruppe.
Der 14jährige Wallach startet auf Turnieren erfolgreich in Viergang- und Töltprüfungen.
Ein freundliches, aber eher träges Wesen. Das liegt am unharmonischen Körper und dem etwas zu klein geratenen Auge.
Auffallend tief angesetzt, schwer. Eine hohe und freie Aufrichtung scheint schlecht möglich.
Deutlich rückständig, das heißt, die Vorderbeine stehen schräg nach hinten. Dadurch scheint das Pferd vornüberzukippen. Wenn es kein Fehler beim Aufstellen ist, kann dies langfristig zu Schäden der Vorderbeine führen.
Das Bein ist zwischen Karpalgelenk und Huf wie ein Säbel nach hinten gebogen. Dieser Stellungsfehler ist höchst unerwünscht, da er auf die Gelenke und damit auf die Haltbarkeit der Pferde geht.
Der Widerrist ist schlecht ausgeprägt. Der Rükken ist viel zu lang.
Das Pferd ist überbaut (Hinterhand höher als die Vorhand). Die Hinterhand heranzureiten und das Pferd dabei vorne strahlend aufzurichten, scheint schwierig.
Die achtjährige Stute ist viergängig und erfolgreich im Turniersport der Kategorie C. Sie ist sehr engagiert und fleißig.
Schickes Pferd. Guter Ausdruck, wach und aufmerksam. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, die läuft schick los.
Gute Aufrichtung. Das Genick ist der höchste Punkt. Mit leichter Hand hat das Pferd sicher eine gute Haltung.
Der Widerrist ist gut ausgeprägt, der Rücken genügend geschwungen.
Schwach ausgeprägt und wenig gewinkelt.
Die vierjährige Stute ist angeritten, töltet, hat aber eher Trabveranlagung.
Das Pferd ist typisch für seine Rasse und harmonisch gebaut. Es hat zufällig das Auge zu, sieht aber sicher nett aus, wenn man es aufmerksam macht.
Gut aufgerichtet, etwas schwer und ein bißchen zu tief angesetzt. Wenn Sie eine waagrechte Linie durch das Buggelenk ziehen und eine schräge durch den Hals, bekommen Sie einen Winkel von 45 Grad, eine gute natürliche Aufrichtung. Das gibt ein angenehmes Gefühl beim Reiten, weil man etwas vor sich hat.
Der Widerrist ist gut ausgeprägt. Da bleibt der Sattel auch beim Bergabreiten liegen. Die Rückenlinie ist harmonisch geschwungen.
Stark und gut bemuskelt. Die schräge Kruppe fördert Paß und Tölt. Trotz ihrer starken Neigung ist sie nicht eckig oder häßlich.
Der fünfjährige Wallach zeigt viel natürlichen Tölt und wenig Trab.