Gutes Heu ist ihre Passion. In diesem Thema kann sich Futterberaterin Conni Fritz leicht verlieren. Kann darüber reden, wie immens wichtig dieses Grundfuttermittel für unsere Pferde und deren Gesundheit ist. Erzählen, auf welche Faktoren es bei Saat, Pflege, Ernte ankommt, damit am Ende ein gutes Heu in der Raufe landet. Nur ist selbst gut manchmal nicht gut genug.
Heu aufbereiten hat Nachteile
Für Allergiker oder Pferde mit chronischen Atemwegserkrankungen muss selbst sehr gutes Heu aufbereitet, also gewässert oder bedampft werden. Wasser und Dampf binden feine Staubpartikel, die in jedem Heu vorkommen. Conni Fritz kennt beide Techniken aus eigener Erfahrung: Eines ihrer Pferde war "chronischer Huster, für den musste ich zehn Jahre lang das Heu entsprechend vorbereiten", erzählt sie. Das bringe aber Abstriche bei der Futterqualität mit sich: "Wässere ich das Heu, wasche ich einen Teil der Nährstoffe heraus. Und ich wecke quasi Keime und Bakterien im Heu."
Dadurch sinke die Futterhygiene, aus einem vorher guten Heu werde so ein hygienisch schlechteres Heu. Bedampfen hält sie für die bessere Alternative, "doch dabei werden Proteine geschädigt und reduziert. Diese fehlenden Aminosäuren muss ich ergänzen." Dazu komme bei Bedampfen wie Wässern ein hoher Energie- und Wasserverbrauch sowie Arbeitsaufwand.

Wirklich zufrieden war Conni Fritz mit der Heuaufbereitung nicht; "ich dachte mir, das muss man doch anders machen können, besser fürs Pferd und einfacher im Alltag!" Durch einen Freund aus der Futterindustrie stößt sie eher zufällig auf Oregano – weit mehr als nur ein Pizzagewürz, sondern ein Kraut, das etliche positive Wirkungen hat. Und das als flüssiges Konzentrat die Lösung für Conni Fritz’ Heuprobleme bot.
Oregano-Öl ist nicht gleich Oregano-Öl
Die Qualität von Oregano hänge ab von der Sorte (rund 200 Arten gibt es weltweit), Boden, Klima, Ernte, Destillationsverfahren und Weiterverarbeitung – passt alles, erhält man ein hochwirksames Destillat. Das könnte ja auch was fürs Heu sein, überlegte Conni Fritz – und fand in der Firma Dostofarm einen Partner, der sie bei der Entwicklung ihrer Idee unterstützte. Das entworfene Produkt probierte Fritz bei ihren Pferden aus und gab es im Bekannten- und Kundenkreis weiter an Pferdebesitzer, deren Tiere chronisch husteten. Mit Erfolg: "Alle blieben dabei und nutzen das Produkt bis heute, um ihr Heu aufzubereiten."
Die Formel des Heu-Optimierers mit dem selbsterklärenden Namen "Auf’s Heu" ist überschaubar gehalten: Der Lösung sind 90 000 Milligramm natürliches Oregano-Öl beigesetzt, ein paar sensorische Zusatz- und verschiedene Aromastoffe – mehr nicht. "Rein natürliches Öl ist die höchste Qualitätsstufe im Gegensatz zu synthetischen oder naturidentischen Ölen", betont Fritz. Sie bezieht es direkt von Dostofarm, die von Saatgut bis Endprodukt alles in der Hand behalten. Die Oregano-Pflanzen gedeihen im eigenen Anbau in der Schwarzmeerregion. Dort seien die landwirtschaftlichen Böden sehr gut, die Pflanzen kommen von Anbau bis Ernte weder mit Pflanzenschutzmitteln noch Kunstdüngern in Kontakt.
Die Anwendung ist einfach
"Auf’s Heu" wird mit Wasser zu einer drei-, vier- oder fünfprozentigen Mischung verdünnt. "Meist reicht eine dreiprozentige aus", so Fritz. Sprich: 30 Milliliter Oregano-Lösung auf 1 Liter Wasser.

Der Mix wird mit Hilfe eines Drucksprühgeräts, das Conni Fritz ebenfalls anbietet, gleichmäßig auf dem Heu verteilt – fertig. Ein Arbeitsaufwand von wenigen Minuten, mit dem sich laut Fritz zehn bis zwölf Kilo Heu vorbereiten lassen. Und das problemlos einen halben Tag im Voraus, ohne dass es negative Auswirkungen auf die Futterhygiene habe. Neben den positiven Aspekten für Allergiker und Huster bekam sie von ihren Kunden noch etwas zurückgemeldet: "Einige Pferdebesitzer sagten mir, dass ihrem Eindruck nach Verdauungsprobleme teilweise besser wurden." Die Wirkstoffe des Oreganos hätten positive Einflüsse aufs Mikrobiom im Darm.

Voraussetzung ist gutes Heu!
So sehr Conni Fritz hinter ihrem Produkt steht, eine Anwendung schließt sie kategorisch aus: "Es ist nicht dazu gedacht, dass man das auf schimmeliges Heu sprüht und meint, man kann das dann verfüttern", betont sie mehrmals: "So möchte ich das keinesfalls verstanden haben!" An einer guten Grundqualität des Raufutters führt für sie kein Weg vorbei, und die sollte für einen Pferdebesitzer oberste Priorität haben. Auch könne man mit "Auf’s Heu" keinen Husten bekämpfen, nur das Pferd unterstützen.
Doch wie sehr kann Oregano wirklich bei Atemwegs- oder Verdauungsproblemen helfen? Prof. Dr. Annette Zeyner vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist grundsätzlich von dessen positiven Wirkung überzeugt (siehe rechts) – und könnte sich vorstellen, dass es auch bei Pferden positive Wirkungen gibt. Allerdings würden sichere Dosis-Wirkungs-Studien noch fehlen, heißt: welche Konzentration an ätherischen Ölen überhaupt in einem Produkt nötig sei, um sich positiv auf die Pferdegesundheit auszuwirken – und ob negative Wirkungen auszuschließen sind.
In punkto Wirkung seien noch weitere Fragen offen; beispielsweise müssten die ätherischen Öle zum richtigen Zeitpunkt freigesetzt werden oder bei Verdauungsproblemen die "richtigen", sprich: die Probleme verursachenden Bakterien bekämpfen. Greift alles optimal ineinander, ist Oregano tatsächlich mehr als nur ein Pizzagewürz.
"Ätherische Öle haben positive Auswirkungen"

Prof. Dr. Annette Zeyner lehrt am Institut für Agrarund Ernährungswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
CAVALLO: Welche positive Wirkung kann Oregano haben?
Annette Zeyner: Oregano enthält ätherische Öle, das sind flüchtige Substanzen. Das prominenteste ist Carvacrol; es gilt als sehr wirksam, weil es antimykotisch, antibiotisch, antiinsektizid und entzündungshemmend wirkt.
Gibt es auch positive Effekte auf Atemwege? Ätherische Öle können zur Linderung allergischer Reaktionen der Atemwege eingesetzt werden, etwa zum Inhalieren. Die Frage ist, wie viel ätherisches Öl im Produkt vorhanden ist, wie viel schon vor dem Einsatz am Pferd verfliegt und wie viel tatsächlich in die Tiefe der Atemwege gelangt. Diese Wirksamkeit muss in entsprechenden Studien gezeigt werden.
Und wie wirkt es auf den Magen-Darm-Trakt? Hier kommt die antibiotische Wirkung zum Tragen, es hemmt Bakterien. Da Pferde von und mit einer gesunden Mikrobenpopulation im Magen-Darm-Trakt leben, muss geklärt werden, inwieweit diese Population und das Milieu durch ätherische Öle auf erwünschte Weise reguliert werden.