Sonnenschutz? Unbedingt!
Die Zunahme der UV-Strahlungsbelastung zählt zu den Veränderungen des Klimawandels, die der Mensch nicht wahrnimmt. Extremwetterereignisse sind greifbar, höhere UVBelastungen nicht. Denn: Der Mensch kann UV-Strahlung nicht wahrnehmen. Das ist fatal, denn die sonnenbrandwirksame UV-Bestrahlungsstärke ist in den letzten Jahren um sieben Prozent im Winter und Frühling sowie um vier Prozent im Sommer und Herbst angestiegen.

Der Wandel in Zahlen: Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) gab es im vergangenem Jahr 132 Stunden mehr Sonnenschein als noch 1951. Außerdem wurden 2021 im Vergleich zu 1951 rund 23 Tage mehr aufgezeichnet, an denen die Temperaturen über oder gleich 25 Grad Celsius waren.
Die Folgen des Klimawandels sind also mehr Stunden und Tage, an denen Mensch und Pferd UV-Strahlung ausgesetzt sind. Mit anderen Worten: Die UV-Strahlungsbelastung eines jeden erhöht sich – und wird zukünftig noch weiter steigen.
Was nun? Wie viel UV-Strahlung man sich oder dem Tier aussetzt, hängt vom eigenen Verhalten ab. Angepasst an Wetterlage und UV-Strahlung kann die Belastung minimiert werden. Wie das aussehen kann, lesen Sie hier.
Ist UV-Strahlung für Pferde schädlich?
UV-Strahlung kann für Mensch und Tier schädlich sein. Um die Strahlungsbelastung einschätzen zu können, veröffentlicht das Bundesamt für Strahlenschutz (bfs.de) dreimal wöchentlich den UV-Index. Er ist eine Orientierungshilfe, um abschätzen zu können, welche Sonnenschutzmaßnahmen ergriffen werden sollten. Grundsätzlich ist ab Index 3 Sonnenschutz wichtig, ab 8 dringend erforderlich.
Der Index ist eine international einheitliche Skala mit Werten von 1 bis 11 – je höher der Wert, umso schneller tritt ein Sonnenbrand bei ungeschützter Haut auf.
So schützen Sie Ihr Pferd vor UV-Strahlen
Kleidung, Sonnencreme, Unterstände und Bäume: Es gibt viele Möglichkeiten, um Ihr Tier vor UV-Strahlung zu schützen. Das steckt dahinter:

Decken und Masken mit UV-Schutz: Decken und Masken schützen vor direkter UV-Strahlung. Die meisten Modelle bieten einen UV-Schutz zwischen 50 und 70.
Sonnencreme fürs Pferd kann zudem helfen, unbedeckte oder besonders empfindliche Stellen vor Sonneneinstrahlung zu schützen. Wichtig: Benutzen Sie keine Sonnencreme für Reiter. Pferdehaut besitzt einen anderen pH-Wert als die des Menschen und benötigt deshalb eine andere Zusammensetzung. Außerdem sollte die Creme nicht klebend und geruchsneutral sein.
Hütten, Zelte, Sonnensegel und -schirme spenden Schatten und verringern die UV-Strahlung um bis zu 30 Prozent. Sonnensegel und -schirme sind zudem luftdurchlässig und können beispielsweise direkt auf Paddocks aufgebaut werden (auf windfeste Befestigung achten!). Bei Hütten und Zelten sollten Sie zuerst geltende Bauvorschriften bei Stadt oder Gemeinde abklären.
Natürlichen Sonnenschutz können Bäume bieten. Birke und Erle wachsen schnell, Kastanie und Linde langsamer – dafür besitzen sie breitere Baumkronen, die bis zu 20 Prozent der UV-Strahlung abfangen. Nadelbäume können giftig sein, und das Fallobst von Obstbäumen kann Insekten anziehen. Grundsätzlich gilt: Vermeiden Sie Flachwurzler, da Pferdehufe die Wurzeln schnell freilegen. Achten Sie auch darauf, regional typische Bäume zu pflanzen, damit die Schattenspender optimal wachsen können.
Schutzbrillen schützen das Auge vor Wind oder Staub und versprechen bis zu 100%-igen UV-Schutz. Sie sind besonders für Pferde geeignet, die an Erkrankungen (z.B. periodische Augenentzündung) oder Lichtempfindlichkeit leiden. Pferde sollten die Brillen nicht unbeaufsichtigt tragen.
Wann zu viel Sonnenlicht schädlich ist
Sonnenlicht ist wichtig für die Gesundheit von Pferden. Es unterstützt die Produktion von Vitamin D, was für den Stoffwechsel und die Mineralisierung der Knochen wichtig ist. Auch die Ausschüttung des Hormons Serotonin wird durch Sonnenlicht angeregt. Das wiederum hat Einfluss auf das Aktivitätslevel des Tiers. Nur: Wann wird die UV-Strahlung zu viel?

Können Pferde Sonnenbrand bekommen?
Im Sommer zwischen 11 und 15 Uhr ist die Belastung durch UV-Strahlen besonders hoch – und damit das Risiko für einen Sonnenbrand. Wasser und Sand können die UV-Belastung nochmals verstärken, weil sie das Licht reflektieren. Sonnenbrände reichen von Rötungen bis hin zu Brandblasen und Abschuppungen der Haut. Besonders anfällige Stellen sind rosafarbene, nur mit wenig bis gar keinem Fell bedeckte Hautpartien (wie Nüstern, Blessen, Fesselbeugen). Gefährdet sind deshalb vor allem Rassen, die eine unpigmentierte Haut (sprich: keine schwarze Haut) besitzen. Hierzu zählen Cremello oder Perlinos. Auch Pferde mit heller Fellfarbe wie Palominos sind gefährdet.
Was tun bei Sonnenbrand beim Pferd?
Kühlen Sie Rötungen mit Wasser und sorgen Sie dafür, dass Ihr Pferd ausreichend trinken kann. Sind die Nüstern von der Sonne verbrannt, kann Trinken in Selbsttränken schmerzen; reichen Sie am besten Eimer. Mitunter frisst das Pferd nicht, weil Heustängel unangenehm piksen. Als Alternative könnten Heucobs gefüttert werden.
Wie bei uns Reitern gilt auch bei Pferden: Sonnenbrände möglichst zu vermeiden. Jeder Sonnenbrand lässt die Haut dicker werden, es wächst weniger Haut – und das erhöht wiederum das Risiko für einen weiteren Sonnenbrand. Kratzt sich das Pferd, können offene Wunden entstehen – ein Eintrittstor für Keime. Außerdem steigt das Risiko für Hautkrebs (Plattenepithelkarzinom).
Bestimmte Pflanzen können die Lichtempfindlichkeit erhöhen
Sonnenbrandähnliche Symptome wie Rötungen oder Juckreiz können auch durch eine Photosensibilität entstehen. Pflanzen wie Johanniskraut, Klee oder Luzerne enthalten Stoffe, die die Lichtempfindlichkeit erhöhen. Frisst das Pferd diese und ist starker UV-Strahlung ausgesetzt, entsteht eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Sonnenlicht. Auch Leberschäden oder Medikamente können dies hervorrufen.