CAVALLO: Vor welchen Anforderungen stehen Stallbetreiber?
Prof. Dr. Dirk Winter: Vor allem sollten sie sich überlegen, wie sie die Versorgung mit Raufutter oder Einstreu sicherstellen können, auch um horrende Preise wie letztes Jahr beim Heu umgehen zu können. Die Fragen lauten: Wie kann ich die Menge, die ich brauche, gewährleisten und wie kann ich die Qualität sicherstellen? Was mache ich, wenn die Preise steigen? Eine Möglichkeit ist es, mit Lieferanten Verträge im Vorfeld abzuschließen. Ich kaufe dann im Mai/Juni schon eine bestimmte Menge zu einem festen Preis ein. Eventuell zahle ich dann etwas mehr oder auch etwas weniger, aber das Risiko, Heu zu jedem Preis kaufen zu müssen, ist damit deutlich geringer.
Wird es Veränderungen bei den Futterpflanzen für Pferde geben? Im Gespräch sind der Grünhafer, der kann auch als Heulage oder Silage weiterverarbeitet werden, oder die Luzerne. Aber natürlich sind alle Futterpflanzen von ausgeprägten Dürreperioden betroffen. Insgesamt gilt es flexibler zu werden, auch beim Heu. Wenn der erste Schnitt wegen Trockenheit geringer ausfällt, dann muss mehr Raufutter im zweiten Schnitt erzeugt werden. Bei weniger beanspruchten Pferden ist auch ein Heu-Stroh-Gemisch durchaus eine Alternative. Sprich ein Plan B ist nötig, je nach Situation. In diesem Jahr sind die Heu- preise zwar nicht so sehr durch die Decke geschossen, aber in den nördlichen Bundesländern gibt es auch in diesem Jahr durchaus Probleme bei der Raufuttermenge.
Klimawandel heißt auch Unwetter, Starkregen und Überschwemmungen in den Sommermonaten. Auch hier lohnen sich grundsätzliche Überlegungen: Die Unter-Dach-Trocknung wird ja schon praktiziert. Das müsste stärker in den Vordergrund rücken, denn so kann eine gute Heuqualität gewährleistet werden. Heutrocknung ist auch in Verbindung mit einer Biogasanlage möglich, so kann die anfallende Restwärme optimal genutzt werden.

Gerade bei der Heuqualität werden Pferdehalter immer sensibler, schimmeliges Heu ist verantwortlich für Verdauungs- und Atemwegserkrankungen. Auch das müssen Stallbesitzer im Blick haben. Heu in schlechter Qualität darf nicht verfüttert werden. Das ist ein weiteres Thema. Zum Produkthaftungsgesetz gibt es ein Urteil des OLG Hamm vom November 2016. Viele Pensionsstallbesitzer haben einige Themen noch nicht richtig scharf gestellt, der Lösungsansatz ist auch hier langfristiges Stallmanagement. Wer füttert, der muss sich auskennen und dafür bedarf es qualifizierter Mitarbeiter. Der Stallbesitzer mit eigener Landwirtschaft ist auch Futtermittelunternehmer, er muss auf die Qualität achten und diese auch dokumentieren können.
Was kommt langfristig auf die Einsteller zu? Zum einen müssen sie sich von langfristigen Festpreisen bei den Boxenmieten verabschieden, an die wir uns gewöhnt haben. Modernes Stallmanagement heißt auch, dass der Betriebschef auf aktuelle Marktpreise reagiert. Das heißt im Umkehrschluss: Boxenpreise können sich auch innerhalb eines Jahres verändern. Einsteller müssen sich darauf einstellen, sie erwarten ja auch gute Futterqualität. Festpreise sind zwar noch im Pferdesektor üblich, aber tatsächlich veraltet.
Der Experte
Prof. Dr. Dirk Winter ist Studiendekan Pferdewirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, Nürtingen Geislingen. Er rät Pensionsstallbetreibern rechtzeitig ihr Stallmanagement anzupassen. www.hfwu.de/dirk-winter