Der Mischwald macht’s, auch was die Wirtschaftlichkeit anbelangt. Will die Forstwirtschaft künftig weg von anfälligen Monokulturen, ist das Holzrücken mit Pferden "eine sehr interessante Alternative zum Maschineneinsatz", glaubt Elmar Stertenbrink, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Zugpferde e.V. (IGZ). Und auch im Koalitionsvertrag der Bundesregierung heißt es auf Seite 39: "Wir fördern bodenschonende Waldbearbeitung, z. B. mit Rückepferden und Saatdrohnen." Holz aus dem Wald holen, ohne andere Bäume zu schädigen und ohne nennenswerte Bodenverdichtung – da sei das Holzrücken eine gute Möglichkeit, so Stertenbrink.

Landwirtschaftlich bewirtschaftete Weiden profitieren schon jetzt vom Pferdeeinsatz. Zu diesem Ergebnis kommen zumindest die Wissenschaftler Anja Schmitz und Johannes Isselstein von der Universität Göttingen. Sie hatten für ihre Studie ("Effect of Grazing System on Grassland Plant Species Richness and Vegetation Characteristics: Comparing Horse and Cattle Grazing", erschienen im April 2020 in der Zeitschrift ,sustainability‘) die Bedeutung von Weidesystem und Weidearten für die "Grünlandbewirtschaftung" untersucht: Sie verglichen Koppeln, die von Pferden unter zwei verschiedenen Bedingungen beweidet wurden (kontinuierlich oder rotierend) mit Koppeln, auf denen Rinder weideten. Ergebnis: Auf den insgesamt 156 untersuchten Koppeln fanden sie insgesamt 179 Pflanzenarten. Die durchschnittliche Artenzahl pro Paddock in den ausgewiesenen Probegebieten betrug 57 und reichte von 24 bis 129. Und: Sie beobachteten deutlich mehr Pflanzenarten auf Flächen, die kontinuierlich von Pferden beweidet wurden, als jene mit Rinderbeweidung.
Pferdeweiden sorgen für Artenreichtum
Dauerhaft genutzte Pferdeweiden haben laut Studie einen signifikant höheren Artenreichtum als solche, die von Rindern beweidet werden. Die Entdeckung, dass durchgehend beweidete Pferdekoppeln eine deutlich höhere Artenvielfalt aufwiesen als Rinderweiden, war für die Forscher insofern wichtig, da zuletzt weniger als 14 % der Grünlandflächen in Deutschland als Flächen von hohem Naturwert beurteilt wurden – es sich also um ökologisch besonders wertvolle Flächen handelt. Zudem weisen Pferdekoppeln eine größere Grasnarbenvielfalt auf als Rinderweiden. Diese größere Grasnarbendiversität bedeutete eine größere Vielfalt unterschiedlicher Umweltbedingungen (Nischen) auf einer kleinen räumlichen Skala, was einen höheren Pflanzenartenreichtum ermöglicht.
Das Resümee der Wissenschaftler: "Insbesondere die kontinuierliche Beweidung mit Pferden führte zu einer ausgeprägten floristischen Vielfalt innerhalb der Paddocks, und der Artenreichtum auf den Flächen war stark mit dieser Heterogenität verbunden."
Pferdehalter bewirtschaften etwa 20 Prozent des Grünlands
Und weiter: "Unsere Studie zeigt, dass es möglich ist, Grasland mit einer relativ hohen floristischen Vielfalt durch Pferdebeweidung zu bewirtschaften und zu erhalten, verglichen mit Grasland, das durch Rinder im Rahmen der Milchproduktion bewirtschaftet wird. Im direkten Vergleich mit viehbeweideten Koppeln schnitten Pferdekoppeln hinsichtlich des Naturwerts dieser Weiden zumindest nicht schlechter ab", formulierten die Wissenschaftler.

In Deutschland werden 15 bis 20 % der gesamten Grünlandfläche von Pferdehaltern bewirtschaftet, in einigen Regionen sind es sogar bis zu 30 %. Diese Daten untermauern die potenzielle Rolle der Pferdehaltung für die Erhaltung artenreicher Grünlandflächen in gemäßigten Klimazonen.
Die Möglichkeiten, einen Reitstall möglichst ökologisch zu betreiben, sind ebenfalls vielfältig – ob mittels Photovoltaikanlage (siehe S. 12), LED-Beleuchtung oder Gebäudedämmung. Eine Unterstützung bietet hier der Öko-Check. Dafür besucht ein Berater die Anlage, ehe er einen Plan für Einsparpotenziale, Investitionen und Förderungsangebote erstellt. Informationen zum Öko-Check gibt’s beim jeweiligen Landessportbund (siehe auch links "Grüner Stall").
FN-Projekt "Grüner Stall"
Damit will die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) den "Fokus auf biologische Vielfalt, Klima- und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeit im Pferdesport" rücken. Um die biologische Vielfalt zu fördern, könnten Aktionen wie Anlage von Blühflächen/Wildblumenwiesen für Insekten, Futterstationen für diverse Tiere (speziell auch in den Wintermonaten), Fassaden- und/oder Dachbegrünung, Anlage/Erhaltung von feuchten Arealen bzw. kleinen Gewässern (Teich, Pfützen) helfen.