Wie gut ist Holz beim Stallbau?
„Je mehr Holz desto besser die Öko-Bilanz!“

Prima Klima und extrem nachhaltig: Beim Stallbau kommt man an diesem Rohstoff nicht vorbei.

„Je mehr Holz desto besser die Öko-Bilanz!“
Foto: Rädlein

CAVALLO: Herr Fink, welche Vorteile hat der Baustoff Holz für den Stallbau?

Georg W. Fink: Holz ist der natürlichste, ökologischste und nachhaltigste Baustoff. Da es ein nachwachsender Rohstoff ist, werden keine Ressourcen verbraucht, CO2 wird im Wachstum gebunden, verbleibt im Holz und wird erst beim Verbrennen oder Verrotten freigesetzt. Mit Holz lassen sich erhebliche Mengen anderer Baustoffe wie Beton und Ziegel ersetzen, die alle einen hohen Energie- bedarf in der Produktion und damit eine schlechte CO2-Bilanz haben. Holz lässt sich zudem sehr gut verarbeiten und gewährleistet ein gesundes Stallklima! Je mehr Holz in einer Pferdehaltung eingesetzt wird, desto besser der ökologische Fußabdruck.

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Wie erkenne ich, ob mein Holz aus nachhaltigem, heimischen Bestand ist? "Heimisch" bedeutet immer: Europa, also nicht zwingend aus Deutschland. Zur Qualitätssicherung hierzulande gilt gleichwohl die DIN 1052 für zugelassene Hölzer. Seit 2013 ist zudem die Europäische Holzhandelsverordnung EUTR in Kraft. Diese soll verhindern, dass Hölzer aus illegalen und damit wenig nachhaltigen Quellen stammen. Grundsätzlich gilt: Es ist nur so viel zu ernten, wie nachwächst.

Gibt es noch weitere Kriterien, etwa Verarbeitung und Transport? Die am Markt bekannten Label von PEFC und FSC zertifizieren die Forstwirtschaft und die gesamte Lieferkette – bis hin zum fertigen Produkt. Hölzer mit dieser Zertifizierung sind nachhaltig auf hohem Niveau: Holz- ernte und Logistik werden stets mit bewertet. Die Kriterien des Naturschutzes und die sozialen Standards sind verpflichtend.

Der Begriff Öko-Holz scheint eher diffus... Das ist so. Es gibt zwar verschiedene Biosiegel, im Holzbau sind jedoch die Begriffe "Bio" und Öko" nicht geschützt! Lediglich das von Greenpeace geschaffene Label "Naturland" scheint empfehlenswert. Allerdings gibt es aktuell in Deutschland nur 19 Betriebe, die nach diesem Label Forstwirtschaft betreiben.

Haben sogenannte Öko-Hölzer Vorteile bei Haltbarkeit oder Verarbeitung? Nein, sie unterscheiden sich nur in der Produktion, nicht jedoch hinsichtlich Qualität und Verarbeitung. Der Anbau nach ökologischen Regelwerken bedeutet den Verzicht von chemischen Mitteln aller Art und einen Mehraufwand an manueller Pflege. Auch das Label und dessen Kontrolle verursachen Kosten. Hinzu kommt, dass Ökolabel nur für wenige Holzarten existieren. Das alles kostet leicht zwischen 50 und 80 Prozent mehr.

Viel Holz stammt zum Beispiel aus Afrika oder Asien...Am meisten verwendet wird Bongossi, gefolgt von Denya und Bilinga. Alle drei sind Importhölzer und stammen überwiegend aus nichtkontrolliertem Anbau. Damit sind sie als ökologisch bedenklich einzustufen! Bongossi-Plantagen sind mir nur aus Togo bekannt: Stammt es von hier, ist die Öko-Bilanz weniger dramatisch, weil das Holz nachwächst. Das so erzeugte Holz muss der EUTR-Verordnung entsprechen. Inwiefern diese Hölzer den PEFC- oder FSC-Standards entsprechen, ist allerdings nicht immer eindeutig nachzuvollziehen.

Für welchen Stallbereich sollten welche Hölzer verbaut werden? Bongossiholz eignet sich nicht für den Einsatz im Freien. Hier neigt es zu Rissen und Splitterbildung. Aufgrund seiner extrem hohen Festigkeit und Widerstandskraft gegen Schläge eignet sich Bongossiholz am besten für Boxenbohlen und Wandverkleidungen im Gebäudeinneren. Für den Außenbereich empfiehlt sich Denyaholz, das erheblich weniger spröde wird bei Sonneneinstrahlung. Buche und Lärche eignen sich sowohl für innen wie für außen, weisen aber geringere Festigkeiten auf als tropische Harthölzer. Sowohl für Innen- wie Außenbereich eignet sich Robinienholz, sofern es frei von Rinde, Bast und Kambium und gut abgelagert ist. Nadelhölzer sind im Zugriffsbereich der Pferde wegen Verbissgefahr ungeeignet.

Was gilt es noch zu beachten? Neben Herkunft und Qualität ist die Gleichgewichtsfeuchte von Bedeutung. Holz muss so feucht sein wie die Umgebungsluft. Boxenbohlen sollten immer mehrere Wochen an einer gut gelüfteten Stelle im geplanten Stall lagern. Hierbei sind die Bohlen durch schmale Latten so zu trennen, dass alle vier Seiten von der Luft umspült werden können. Dies ist aufwändig, lohnt sich aber, um Schäden zu vermeiden.

Georg W. Fink, 72, arbeitet seit 45 Jahren als Sachverständiger in Sachen Planung und Bau von Reitställen. Er ist Inhaber und Geschäftsführer des Ingenieurbüros Fink Reitanlagen mit Sitz in Aufkirchen/Bayern. www.fink-reitanlagen.de

Die Öko-Kombi: Agroforst

Agroforstwirtschaft gab es bereits im Mittelalter, inzwischen besinnt man sich wieder verstärkt darauf: Gehölze werden mit Ackerkulturen oder Grünland kombiniert, etwa in Form einer Streuobstwiese. Dabei kann die Fläche unter und neben den Gehölzen auch für die Tierhaltung verwendet werden. Einer der vielen Vorteile (etwa Erosions- und Grundwasserschutz, mehr Bodenfruchtbarkeit): Bäume und Sträucher bieten den Weidetieren Schutz vor Wind, Sonne und Regen. Weitere Infos: agroforst-info.de

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4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023