Giftiges Jakobskreuzkraut breitet sich auf Weiden aus
Jakobskreuzkraut: Gift für Pferde

Hübsch, aber giftig: Schon kleinste Mengen Jakobskreuzkraut können Pferd und Mensch töten. Wir erklären, was das Kraut so gefährlich macht und warum es sich immer mehr ausbreitet.

CAV Jakobskreuzkraut
Foto: Pixabay

Erhöhte Leberwerte, eine rote geschwollene Nase oder Koliken: Eine Vergiftung mit Jakobskreuzkraut hat viele Gesichter. Oft suchen Pferdebesitzer lange nach der Ursache. In den letzten Jahren breitet sich die Pflanze immer weiter auf unseren Weiden aus.

Was ist Jakobskreuzkraut?

Jakobskreuzkraut (lat. Senecio Jacobaea), auch Jakobs-Greiskraut genannt, gehört zu den Greiskräutern – einer heimischen Pflanzengattung. Der Artenname bezieht sich auf den Blühtermin am 25. Juli. Seit dem achten Jahrhundert gedenkt die Kirche an diesem Tag Jakobus des Älteren, Bruder des Evangelisten Johannes. Die eigentliche Blühzeit beginnt aber schon im Juni und zieht sich bis September. Das Kraut mit den leuchtend gelben, der Margerite ähnlichen Blütenblättern ist hochgiftig – nicht nur für Pferde. Alle Pflanzenteile des Jakobskreuzkrauts enthalten Pyrrolizidin-Alkaloide, kurz PA. Diese stickstoffhaltigen, organischen Verbindungen werden in der Leber abgebaut und entfalten dort ihre giftige Wirkung: Sie zerstören das Organ, schädigen das Zentrale Nervensystem (ZNS), drängen sich ins Erbgut und lösen dadurch Krebs aus.

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Wie erkenne ich Jakobskreuzkraut?

Jakobskreuzkraut (lat. Senecio jacobaea), auch Jakobs-Greiskraut genannt, blüht von Juni bis September. Die gelbe Blüte hat einen äußeren Kranz von etwa 13 Zungenblüten und eine innere Kugel von 60 bis 80 Röhrenblüten. Im ersten Jahr, wenn die Pflanze noch nicht blüht, bildet das Kraut eine Blattrosette. Deren Blätter sind zu Beginn rundlich, später stark gefiedert.

Wie erkennt man eine Vergiftung mit Jakobskreuzkraut? Die Symptome

  • weiße Abzeichen an Kopf und Beinen röten sich
  • häufiges Gähnen
  • hängender Kopf, Apathie
  • kein Appetit, Abmagerung
  • blutiger Durchfall, Kolik

Eine Vergiftung mit Jakobskreuzkraut verläuft schleichend. Fatal ist, dass das Blutbild im Anfangsstadium meist noch völlig normal ist. Die Leber hat nämlich eine enorme Kompensationsmöglichkeit: Erst wenn mehr als 50 Prozent der Leber geschädigt sind, verändern sich auch die Leberwerte – und dann ist es oft schon zu spät. Nur in einem frühen Stadium bestehen Heilungschancen. Umso wichtiger ist daher der aufmerksame Blick des Pferdebesitzers, der die Symptome und vor allem das Jakobskreuzkraut auf der Weide oder am Wiesenrand erkennen und dem Tierarzt davon berichten kann.

Im fortgeschrittenen Stadium der Kreuzkrautvergiftung (Seneciose) werden die Anzeichen einer Lebervergiftung deutlicher: Die Pferde scheiden dunklen Harn aus, der Augapfel färbt sich gelb (Gelbsucht) und das Blutbild bildet die angegriffene Leber ab. Es sagt jedoch nicht aus, dass der Auslöser das Jakobskreuzkraut ist. In diesem Stadium kann man noch versuchen, die geschädigte Leber zu unterstützen in der Hoffnung, dass sich die Leberzellen regenerieren. Im Endstadium lässt das PA-Gift die Pferdeziellos umherwandern, weshalb die Krankheit in England auch "Walking Disease"genannt wird. Die Tiere taumeln, haben Schwierigkeiten, die Balance zu halten,lehnen ihren Kopf a n der Wand oder am Futtertrog an – das Gift lähmt ihr Nervensystem. Manche Pferde erblinden. Dann bliebt nur noch einschläfern.

Wie gefährlich ist Jakobskreuzkraut für Pferde (und den Menschen)?

Jakobskreuzkraut ist hochgiftig – auch für Menschen. Der Körper von Pferden ist bis zu einer individuell unterschiedlichen Grenze in der Lage, die bis zum Abbau ungiftigen Pyrrolizidin-Alkaloide (PA) über den Harn auszuscheiden. Sobald die individuelle Grenze überschritten, zerlegt die Leber die PA zu Gift. Pauschale Werte, ab wann das Kraut gefährlich wird, gibt es nicht, denn die Grenze ist von Pferd zu Pferd unterschiedlich. Schweizer Wissenschaftler geben die tödliche Dosis mit 40 bis 80 Gramm Frischgewicht je Kilogramm Körpergewicht an. Das entspricht 14 bis 20 Kilo Frischgewicht bei einem Isländer, der 350 Kilo wiegt. Getrocknet im Heu reichen 2,4 Kilo. Klingt viel? Nein! Denn schon ein ausgewachsener Trieb wiegt frisch etwa 70 Gramm (getrocknet: ca. 10 g). Vermutlich können aber schon deutlich geringere Mengen, etwa 80 Milligramm Jakobskreuzkraut pro Kilo Gewicht, ein Pferd töten.

Gleich doppelt gefährdet sind junge Pferde: Zum einen, weil ihr Organismus eine geringere Giftschwelle hat, zum anderen, weil sie dazu neigen, alle möglichen Pflanzen zu probieren. Sie testen häufig die jungen, giftstoffreichen Blätter. Doch auch ältere Pferde fressen das Kraut, wenn es in Reichweite ist. Außerdem: So manchem Pferd schmeckt ausgerechnet Bitteres besonders gut. Immerhin, blüht das Kraut erst, rühren es Pferde in der Regel nicht mehr an. Doch auch hierbei gibt es Ausnahmen.

Wie erkenne ich Jakobskreuzkraut im Heu?

Manchmal können die Vergiftungserscheinungen Wochen oder sogar Monate auf sich warten lassen. Dann, wenn Pferde Heu, Silage oder Heucobs fressen, die mit Jakobskreuzkraut verseucht sind. Tückisch: Jakobskreuzkraut verliert in den drei verschiedenen Konservierungsarten zwar den bitteren Geschmack, jedoch nicht seine Wirkung. Damit ist das Warnzeichen – der unangenehme Geschmack – verloren gegangen und die Pferde nehmen unbemerkt geringe Mengen Jakobskreuzkraut auf, häufig über einen längeren Zeitraum.

Das Problem: Das gefährliche Kraut blüht ab Juni – wenn die Heuernte auf Hochtouren läuft. Das getrocknete Jakobskreuzkraut ist mit bloßem Auge kaum zu erkennen, dafür aber mit unzähligen harmlosen Pflanzen wie der Wiesenmargerite und dem Habichtskraut leicht zu verwechseln . Einzig die rötlichen bis rötlich-braunen Stängel sind typisch für die gefährliche Pflanze, an der immer wieder Pferde sterben.

Selbst Fachleute haben Mühe, das Kreuzkraut mitsamt den rund 25 Unterarten mit bloßem Auge zu identifizieren. Wird Heu gehäckselt und oft gewendet, zerstört das die Pflanzen. Nur eine chemische Analyse aus dem Fachlabor bringt Gewissheit.

Blühendes Kraut fressen Pferde nicht

Blüht das Kraut auf der Weide, rühren Pferde es in der Regel nicht mehr an. Doch auch hierbei gibt es Ausnahmen. Will ein Pferdebesitzer also sichergehen, bleibt nur eins: Er muss das Kraut bekämpfen und verhindern, dass es überhaupt in der Nähe seines Tiers auftaucht. Weidepflege ist daher die wichtigste Vorbeuge- und Bekämpfungsmaßnahme, um die gefährliche Pflanze von der heimischen Wiese zu verbannen.

Ist Jakobskreuzkraut meldepflichtig?

In manchen Ländern, wie in Österreich, Irland und der Schweiz ist das Jakobskreuzkraut meldepflichtig. In Deutschland besteht keine Meldepflicht.

Gute Weidepflege zum Vorbeugen

Eine geschlossene, gepflegte Grasnarbe verhindert, dass sich Jakobskreuzkraut ausbreitet. Dazu ist Weidepflege nötig: Schleppen, striegeln, walzen und düngen Sie jedes Jahr Ihre Weide (Dünger für die Pferdeweide finden Sie zum Beispiel in unserem Partnershop) und sorgen Sie dafür, dass die Grasnarbe geschlossen bleibt. Lücken entstehen dort, wo Pferde ihr Geschäft verrichten (Geilstellen – regelmäßiges abäppeln der Weide mit einem Mistboy kann helfen), die Weide zertreten oder verbeißen. Sorgen Sie an solchen Stellen rasch für eine Nachsaat, beispielsweise mit der Saatgutmischung Pre Alpin von Agrobs (enthält Deutsches Weidelgras, den größten Konkurrenten von Jakobskreuzkraut) oder einer fruktanarmen Gräsermischung. Vermeiden Sie außerdem von vornherein eine Überweidung der Wiesen.

Mehr zum Thema Weidepflege erfahren Sie im "Praxishandbuch Pferdeweide" von Ingolf Bender oder in "Die Pferdeweide: Ökologie, Nutzung und Pflege, Kompostwirtschaft" von Jutta von Grone.

Jakobskreuzkraut richtig bekämpfen

Ist das Kraut bereits auf der Weide, muss der Pferdehalter zu anderen Maßnahmen greifen: Vor Blütebeginn hilft Mähen. Dadurch werden die Samenbildung und die Ausbreitung von Jakobskreuzkraut verhindert. Blühen die Pflanzen schon, kann man sie ausreißen oder ausstechen. Wichtig dabei: Die Wurzel muss auch entfernt werden. Die Pflanzenreste dürfen, ob Mähen oder Ausreißen, nicht auf der Weide liegengelassen werden. Es reicht auch nicht, die Pflanzen einfach auf den Kompost oder Misthaufen zu werfen. Die Samen bleiben erhalten. Sammeln Sie das Kreuzkraut am besten in stabilen Müllsäcken, die auch gut gefüllt nicht so schnell reißen, oder in verschließbaren Garten-Säcken. Stecken Sie das Kraut in die Restmülltonne, größere Mengen sollten Sie zu Kompostierungsanlagen oder Sammelstellen für Grünabfall bringen. Wichtig: Erkundigen Sie sich, ob Sie die Giftpflanzen dort abgeben können und wo das Jakobskreuzkraut hin soll, einige haben gesonderte Container für die Giftpflanze. Jungpflanzen, die noch keine Blüten entwickelt haben, können noch in der Biotonne oder auf dem eigenen Kompost kompostiert werden. Tragen Sie bei der Arbeit Handschuhe um Hautkontakt zu vermeiden, denn Jakobskreuzkraut ist auch für Menschen gefährlich. Gut geeignet sind zum Beispiel Arbeitshandschuhe mit PU-Beschichtung oder Gartenhandschuhe.

Wir empfehlen Unkautstecher mit langem Stiel, um das Jakobskruzkraut mühlelos und rückenschonend mit der Wurzel auszustechen. Die Pflanzen lassen sich durch einstechen mit dem Fuß packen, dann herausziehen und mithilfe eines Mechanismus am Stiel wieder lolassen – so funktionieren beispielsweise diese beiden Modelle:

Bei großen Flächen hilft nur noch Chemie

Hat sich das gefährliche Kraut bereits großflächig ausgebreitet, hilft nur die chemische Keule. Nach der Spritzung müssen die Pflanzen ebenfalls abgemäht und entsorgt werden. Doch all das bringt natürlich wenig, wenn auf Nachbars Grundstück Jakobskraut wächst und dort nicht bekämpft wird. Eine einzige Pflanze kann bis zu 150 000 flugfähige Samen haben. Da dauert es höchstens eine Saison, bis sich das Kraut wieder auf dem Acker ansiedelt.

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Erscheinungsdatum 17.05.2023