Mythen der Pferdemedizin: Ist was, Doc?

Pferdegesundheit: Mythen aus der Medizin
Mythen der Pferdemedizin: Ist was, Doc?

Zuletzt aktualisiert am 22.07.2024
CAV_1209_Verletzungen_Mauke_09 (jpg)
Foto: Rädlein

Reiter brauchen Märchen

In der Pferdewelt wimmelt es von Mythen und Legenden. Edlen Arabern fehlt angeblich ein Rückenwirbel, die Pferdezähne verraten das Alter. Andere populäre Irrtümer sind nicht komisch, weil sie auf Kosten der Pferde gehen, wie die Mär vom sanften, dicken Trensengebiss oder dem gymnastizierenden Effekt der Rollkur. Mit handfestem Unfug räumt CAVALLO seit Jahren auf. Wir löchern Experten, wühlen uns durch alte Reitlehren und brandaktuelle Studien – und machen einzigartige, spannende Experimente. Klicken Sie sich schlau!

Mythos 1: Die Wurmkur muss vier Mal jährlich sein

CAV MS Leserwahl Weidezaunprofi Produkte 2011
Weidezaunprofi

Würmer sind fiese Schmarotzer im Pferd. Experten warben vor nicht allzu langer Zeit für eine konsequente Entwurmung vier Mal jährlich – die Pläne gegen Parasiten fanden Reiter in CAVALLO. Heute schätzen Fachleute die Lage anders ein, weil sich Würmer mit den gängigen Pasten oft nicht mehr sicher bekämpfen lassen. Wie Pferdebesitzer nach neuesten Erkenntnissen richtig entwurmen, stellte CAVALLO exklusiv mit detaillierten Anleitungen vor. Bei der selektiven Therapie gibt‘s keine festen Kur-Termine. Den Wurmkurplan zum Donwload finden Sie hier.

Mythos 2: Jeder Osteopath behandelt gleich

Das stimmt schlichtweg einfach nicht. Je nach Ausbildung haben Osteopathen sehr unterschiedliche Ansichten, was die Behandlung verschiedener Wehwehchen unserer Pferde angeht. Sie wollen mehr darüber erfahren? Hier finden Sie unseren Therapeuten-Check:

Mythos 3: Eiweiß löst Hufrehe aus

CAV_08_2010-Koppelpflege-Koppel-Weide_LIR3947
Lisa Rädlein

Nicht Eiweiß, sondern Zucker im Gras löst gefährliche Hufrehe aus. Das zeigten wichtige Forschungen, über die CAVALLO erstmals im Juli 2001 berichtete. Weil Gräser Energie als komplexe Zuckermoleküle (Fruktane) bunkern, ist karges Herbstgras ebenso riskant wie sattes Grün im Frühjahr. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihr Pferd richtig anweiden und so das Risiko einer Hufrehe minimieren.

Mythos 4: Wälzen ist Gift bei Kolik

CAV Symptom-Lexikon Kolik
Hans Kuczka

Mit allen Mitteln wurden Kolik-Patienten früher am Wälzen gehindert. Das galt als lebensgefährlich. Tatsächlich dürfen sich Pferde mit Bauchweh mittlerweile hinlegen. In jedem Fall muss der Tierarzt bei einer Kolik schnell handeln. Bei schwerwiegenden Kolik-Fällen hilft im Notfall oft nur eine Operation in der Klinik.

Mythos 5: Fesselbehang schützt vor Mauke

CAV_1209_Verletzungen_Mauke_03 (jpg)
Rädlein

Flauschige Puscheln an Pferdebeinen sehen hübsch aus, schützen die Haut aber nicht vor Mauke. Im Gegenteil: Üppiger Fesselbehang ist ein idealer Schmutzfänger. Mit dem Dreck nisten sich Bakterien und Milben in der Fesselbeuge ein. Deshalb leiden überdurchschnittlich viele Kaltblüter an Mauke. Hier finden Sie alles Wichtige zur Diagnose und Behandlung von Mauke.

Mythos 6: Pferde machen keine Winterpause

Wildpferde halten keinen Winterschlaf, haben aber einen geschickten Sparplan bei Kälte: Sie fressen wenig, vermeiden Konflikte innerhalb der Herde und senken ihre Körpertemperatur. Das fanden Wiener Wildtierforscher heraus.

Mythos 7: Pferde können sich nicht übergeben

Der Weg vom Maul zum Magen ist bei Pferden als Einbahnstraße konstruiert: Eine muskulöse Klappe am Mageneingang ist die anatomische Rückflussbremse für den Futterbrei. Ist der Magen allerdings zum Bersten gefüllt, kann das Futter tatsächlich wieder hochkommen. Ein Pferd, das sich erbricht, schwebt in akuter Lebensgefahr - beispielsweise im Fall einer Schlundverstopfung.