Heu ist für Pferde so wichtig wie für Menschen das Vollkornbrot. Es versorgt die Tiere mit Rohfaser und Energie. Doch die langen Stängel sind für manche Pferde problematisch: Ältere können sie wegen fehlender Zähne oft schlecht kauen, Allergiker mit chronischen Lungenleiden bringen sie zum Husten.

Alternative sind Heucobs. Es gibt kaum Futtermittelhersteller, die keinen Heu-Ersatz im Sack bieten. Getrocknetes, gehäckseltes und gepresstes Gras soll Heu eins zu eins ersetzen. Doch können Heucobs das wirklich leisten? Und darf man sie nur eingeweicht verfüttern?
Es gibt drei Sorten der handlichen Presslinge: Für Grünmehlpellets wird junges, weiches Gras getrocknet und gehäckselt, für Grascobs älteres Gras verarbeitet und für Heucobs fertiges Heu. Doch was steckt in den Brocken? Heu-Ersatz – ganz gleich in welcher Form – enthält wichtigen alle Nährstoffe, ist trockener als Heu und gibt Schimmelpilzen keine Chance. Heu-Ersatz hat nur fünf bis acht Prozent Wasser (Heu elf bis 13 Prozent) und bietet damit Bakterien und Pilzen fast keine Lebensgrundlage. Weil Heucobs beim Pelletieren erhitzt werden, tötet das alle Mikroorganismen ab und konserviert die Pellets und Cobs – solange sie trocken gelagert werden. Um die Qualität von Heucobs zu prüfen, ließ CAVALLO bereits zwölf Sorten von der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) Speyer auf Bakterien, Hefen und Pilze analysieren. Alle Sorten erfüllten die Anforderungen des Futtermittelgesetzes. Der Rohproteingehalt der Presslinge lag mit über 24 Prozent deutlich höher als der von Heu. Das ist gut für Pferde, die schlechtes Fell haben oder schlapp sind. Der Gehalt an Rohfett ist für die Futterqualität von Grascobs nicht wichtig. Rohfette sind in älteren Gräsern hauptsächlich Wachse, die den Glanz an Halmen ausmachen. Junges Gras enthält zwar viele ungesättigten Fettsäuren, die werden aber bei der Heißtrocknung zerstört.
Der Gehalt an leicht löslichen Kohlenhydraten ist ist vor allem für reheanfällige Pferde wichtig: Auf dem Futtersack ist er zwar nicht deklariert, aber man kann ihn leicht selbst ausrechnen: Dazu zieht man von 100 die Prozentwerte von Wasser, Rohprotein, Rohfett, Rohasche und Rohfaser ab. Die Grascobs im Test enthielten zwischen 39 und 51 Prozent leicht lösliche Kohlhydrate. Für reheanfällige oder massiv übergewichtige Pferde ist das viel, und die Menge von Cobs muss gering gehalten werden. Alle zwölf Sorten, die damals untersucht wurden, hatten insgesamt eine sehr gute Qualität.
Vorteil: Heucobs helfen Allergikern
Vor allem sind Heucobs aber für alte Pferd mit schlechten Zähnen oft die letzte Rettung. Viele Senioren kauen zwar noch Heu, können es aber nicht richtig zerkleinern. Zahnprobleme erkennen Sie daran, dass Ihr Pferd eingespeichelte Heuwickel ausspuckt.

Außerdem ist die Struktur der Fasern im Kot nicht ausreichend zerkleinert. Das Heu kommt scheinbar unverdaut wieder zum Vorschein. Können alte Pferde Heu nicht mehr kauen und verwerten, magern sie ab. Das Fell wird stumpf, die Rentner sind weniger vital.
Völlig falsch wäre es, den Pferdehunger mit Kraftfutter zu stillen. Denn darin fehlt die Rohfaser, die den Darm intakt und in Gang hält. Die verdauungsfördernde Wirkung hat Heu durch seinen Rohfaseranteil von 25 bis 30 Prozent. An diese Werte kann auch Heu-Ersatz heranreichen. Der Rohfasergehalt ist für eine gesunde und stabile Darmflora entscheidend. Zerlegt wird die Rohfaser im Dickdarm. Bei der Verdauung entstehen flüchtige Fettsäuren, die dem Pferd als Energiequelle zur Verfügung stehen. Eine heubetonte Fütterung entlastet den Stoffwechsel und hilft dem Pferd gesund zu bleiben. Deswegen kann Kraftfutter auch nie das Heu ersetzen, wenn Pferdezähne es nicht mehr kauen können. Fressen Pferde zu viel Kraftfutter, entstehen Fehlgärungen im Darm. Der pH-Wert sinkt, im Blinddarm sterben die für die Verdauung wichtigen Mikroben ab. Das Pferd kolikt oder bekommt Hufrehe.
Fein gemahlene Pellets belasten die Verdauung
Als Heu-Ersatz taugen jedoch nicht alle Sorten. Grünmehl- oder Luzernepellets sind nicht geeignet. Bei diesen Pellets wird das Grüngut zermahlen, um es möglichst schnell trocknen zu können. Wird der Rohstoff allerdings zu Mehl verarbeitet, verpufft der positive Kaueffekt. Das gemahlene Futter enthält zu wenig Rohfaser und belastet daher die empfindliche Pferdeverdauung. Solche Pellets eignen sich für Rinder, die möglichst eiweißreich ernährt werden, nicht aber für Pferde.
Auch Heu- oder Grascobs sind für gesunde Pferde kein vollständiger Ersatz für gutes Heu: Die Fresszeiten sind bei Heucobs nämlich deutlich kürzer als bei langen Stängeln. Untersuchungen haben ergeben, dass Pferde an der gleichen Menge Heucobs nur halb so lange fressen wie an Heu. Ein Kilo loses Heu verputzen Pferde innerhalb von rund 40 Minuten; aus dem Heunetz zupfen sie die gleiche Menge sogar erst in 86 Minuten (lesen Sie dazu auch den Heunetz-Test in CAVALLO 2/2011).
Damit Pferde, die überwiegend Heucobs fressen, trotzdem ihr Kaubedürfnis befriedigen können, müssen Sie immer genügend Stroh (bester Qualität) zur Verfügung stellen. Vorsicht ist trotzdem geboten: Denn Stroh kann für Allergiker und alte Pferde mit trägem Darm problematisch sein.
Laut einiger Futtermittel-Hersteller können Heucobs ohne Einweichen verfüttert werden. Das trifft aber nur für ganz gesunde Pferde zu. „Sobald die Kauaktivität eingeschränkt ist, würde ich sie auf jeden Fall einweichen“, rät Professor Jürgen Zentek vom Institut für Tierernährung an der Freien Universität Berlin. An trockenen Cobs fressen Pferde zwar länger, doch wenn sie Probleme beim Kauen haben, drohen Schlundverstopfungen. Trockene Heucobs empfiehlt Zentek daher nur bei Pferden mit einwandfreien Zähnen.
CAVALLO-Tipp:
Einigen mäkligen Pferden muss man aufgeweichte Heucobs erst schmackhaft machen. Bei dürren Pferden können Sie einen Schuss Malzbier darüber geben. Das schmeckt den meisten Tieren. Damit kommen aber auch viele Kohlenhydrate ins Pferd. Also Vorsicht bei übergewichtigen oder reheanfälligen Tieren. Bei Pferden, die kein Kraftfutter bekommen, können Sie in Heucobs Medikamente oder Mineralfutter gut verstecken.
Pferdehaltung: Wichtige Informationen für Pferdehalter