Hören Sie genau hin – der Klang des Hustens verrät, ob das Pferd unter einer akuten oder chronischen Erkrankung leidet. Bei akuten Entzündungen hört sich der Husten an wie ein bellender Hund. Mehrmals am Tag schütteln Hustenattacken das Pferd. Oder: Es hustet mehrere Tage hintereinander wiederholt nur ein Mal. Rufen Sie den Tierarzt. "Letztes Jahr mussten wir viele Pferde mit verschlepptem Husten behandeln", sagt Dr. Bingold. Er warnt: Heilt Husten über längeren Zeitraum nicht, kann das die Atemwege schädigen.
Das Immunsystem bekommt schneller Kontakt zu Allergenen – etwa im Heustaub. Die Lunge verschleimt immer wieder. "Pferde gewöhnen sich mit der Zeit an den Schleim", sagt der Tierarzt. "Sie stumpfen ab und der Hustenreiz geht zurück." Entwarnung? Von wegen: Das ist der Startschuss für eine chronische Erkrankung. In dem Fall husten die Tiere nur gelegentlich, oft zu Trainingsbeginn. Quälende Anfälle sind möglich. Der Husten klingt gedämpft –
ein Fall für den Tierarzt.
SCHNIEF! WENN DIE NASE LÄUFT
Meist hat das Pferd bei einer Atemwegserkrankung auch eine Rotznase. Das ist unangenehm – schließlich können Pferde nur durch die Nase atmen. Hustet das Pferd nicht und es tröpfelt nur nach dem Training mal aus den Nüstern, müssen Sie sich normalerweise keine Sorgen machen. Läuft schon vorm Training die Nase, ist das nicht normal.
Tipp: Merken Sie sich, wie der Rotz aussieht (Farbe, Konsistenz) und ob eine oder beide Nüstern betroffen sind. Nicht immer ist der Schnodder zu sehen, wenn der Tierarzt gerade da ist. Infos darüber können aber helfen, die Ursache für die Rotznase aufzuspüren. Typisch für eine akute Bronchitis etwa ist trüber, milchig-weißer Schnoddder. Gelber, eitriger Rotz deutet auf Bakterien.
GRÜNDE FÜR HUSTEN
Schlechte Stallluft schadet der Lunge. Pferde brauchen als Steppentiere frische, staubarme und trockene Luft. Feuchtwarmes
Klima reizt die Atemwege. Mit einem Hygrometer lässt sich die Luftfeuchtigkeit im Stall bestimmen. Sie sollte nicht über 70 Prozent liegen. Auch Ammoniak attackiert die Lunge.
Riechen Sie Urin im Stall? Dann sollten die Alarmglocken schrillen. Staub, Pilzsporen und Bakterien können bei Pferden Allergien auslösen. Etwa die wiederkehrende Atemwegsobstruktion, auch COB, RAO oder COPD genannt. Das Endstadium dieser häufigsten Erkrankung der Atemwege ist Dämpfigkeit.
In dem Fall ist die Lunge irreparabel geschädigt. Laut einer Umfrage von Dr. Beatrice Lehmann sind Pferde in Deutschland durchschnittlich zehn Jahre alt beim erstmaligen Auftreten von COB. Die typischen Krankheitsschübe treten alle acht Monate auf. Die Symptome wie Husten halten etwa acht Wochen an. Viren besiedeln die Schleimhäute in den Atemwegen. Die Folge sind Entzündungen. Eine hochansteckende Virus-Erkrankung beim Pferd ist Influenza (Pferdegrippe). Schutz bieten nur konsequente Impfungen.
Auch Herpes ist eine Infektion mit Husten. Die gute Nachricht fürs Pferd – weniger für Reiter: Pferde leiden nur selten an einer typischen Erkältung. Menschen schniefen sich hingegen mit 200 bis 300 Erkältungen durchs Leben. Rund 200 Viren greifen das menschliche Immunsystem an. "Vermutlich ist bei Pferden die Zahl der entsprechenden Erreger nicht so hoch", sagt Dr. Bingold. Bakterien kommen oft zum Zug, wenn das Immunsystem geschwächt ist, etwa nach einem Virus-Infekt oder bei Stress. Parasiten wie Lungenwürmer kommen übers Futter ins Pferd. Risikopatienten sind Pferde, die zusammen mit Eseln stehen. Kehlkopferkrankungen lösen Husten aus, wenn sich das Gaumensegel während des Trainings oder Fressens verlagert.