- Was sind Extremolyte?
- Wie funktioniert Ectoin?
- Wofür wird Ectoin verwendet?
- Ectoin bei empfindlicher Haut
Stille Wasser sind tief, extrem salzige Wasser sind lebensfeindlich – normalerweise. Sie können aber auch lebensverbessernd sein, etwa für Pferde mit Lungenproblemen, tränenden Augen oder Mauke. Denn in Salzseen verbirgt sich das Extremolyt Ectoin.
Was sind Extremolyte?
Extremolyte sind Moleküle, die Zellen vor äußeren Stressfaktoren schützen. "Extrem" deshalb, weil sie von Mikroorganismen und Pflanzen produziert werden, die so an eben extrem lebensfeindlichen Orten überleben können wie im Eis, in der Tiefsee, in kochenden Geysiren, trockenen Wüsten oder eben Salzseen.
Genau in so einem Salzsee in der ägyptischen Wüste Wadi El Natrun wurden 1985 unzählige Bakterien entdeckt. Diese Bakterien schützten sich mit einem speziellen Extremolyt, genauer mit Ectoin.
Mehrere Studien belegen die positive Wirkung bei Menschen: Ectoin schirmt die Hautbarriere vor äußeren Einflüssen ab und reduziert Hautschäden. Es wirkt als Schutzschild vor UV-Strahlen, Schmutzpartikeln und Allergenen. Deshalb findet sich das Stressschutz-Molekü
Wie funktioniert Ectoin?
Ectoin (korrekte chemische Bezeichnung: (S)-2-Methyl-3,4,5,6-tetrahydropyrimidin-4-carbonsäure) ist ein natürliches Aminosäurederivat, das eine ganz besondere Eigenschaft hat: Es kann die Bindungen und die Anzahl der benachbarten Wassermoleküle erhöhen.
Dieser sogenannte Ectoin-Hydro-Komplex umgibt Zellmembranen und Proteine mit einer schützenden Wasserschicht, wie ein Schutzschild. Dieser Mechanismus ermöglicht es den Mikroorganismen, trotz hoher Salzkonzentration im Wasser, UV-Strahlung oder Temperaturschwankungen zu überleben.
Kein Wunder, dass Ectoin daher von der Industrie genutzt wird: Seit rund zwanzig Jahren wird es in Medizinprodukten und Kosmetika verwendet, etwa in Cremes für besonders empfindliche Haut wie bei Neurodermitis.
Ectoin wird bei der bitop AG direkt aus Bakterien des Stammes Halomonas elongata gewonnen. Dafür werden die Bakterien in einen Bioreaktor gegeben und anschließend eine Umgebung geschaffen, in der sie Ectoin produzieren. Ist eine ausreichende Menge vorhanden, werden Biomasse und Salz entfernt.
Das Produkt wird anschließend mehrmals gereinigt, bis am Ende des Prozesses Ectoin übrigbleibt. Das lässt sich im Anschluss in Pflegeprodukte mischen.
Wofür wird Ectoin verwendet?
Ganz egal, zu welchem Produkt mit Ectoin Sie greifen: Vermutlich stammt das Stressschutz-Molekül darin aus Dortmund. Dort sitzt nämlich die bitop AG, die seit den 1990er-Jahren als einer der wenigen Hersteller weltweit auf die Herstellung von Ectoin spezialisiert ist. Die Tochtergesellschaft bitop Animal Health & Care GmbH nutzt dieses Knowhow und hat unter dem Markennamen bitopEqui Pflegeprodukte für Pferde entwickelt.
Ausschlaggebend dafür, erzählt Annika Leschner, Sales- und Marketingchefin bei bitopEqui, seien Pferdebesitzerinnen innerhalb der Firma gewesen: Leschners eigene Stute leide an Equinem Asthma, eine Mitarbeiterin (und Reiterin) aus dem Medizin-Bereich habe dann das Mittel für Pferde entworfen.
Herausgekommen ist eine Inhalationslösung, die aus 13 Prozent Ectoin (bi-medEctoin) plus Wasser besteht – sonst nichts. "Bei meiner Stute hat das sehr gut angeschlagen", so Annika Leschner. Seit Ende 2018 ist "bi-medEctoin easy breathe" für alle Pferdebesitzer zu haben. Es ist aber, betont Annika Leschner, nur ein Pflegeprodukt, kein Arzneimittel.
Das gilt auch für den Ectoin-Schutz der Pferdeaugen. Das Pony von Leschners Kollegin Lea Hüser hatte immer wieder mit tränenden Augen zu kämpfen, "daher habe ich vorgeschlagen, sich ein Beispiel an den Augen-Medizinprodukten aus dem Humanbereich zu nehmen", so die Reiterin.
Gedacht, gemacht: Fürs Pferdeauge entstand "bitopEqui Eye", als Tropfen oder Spray. Beide Produkte haben ihren Ursprung im Humanbereich. "Das Spray ist besonders einfach in der Anwendung, weil man nur einmal sprühen muss und sich die Wirkstoffe durch die Kolloide und das Blinzeln des Pferds von selbst gleichmäßig auf dem Auge verteilen", so Lea Hüser. Die tränenden Augen ihres Ponys gehörten seitdem, sagt die Reiterin, der Vergangenheit an.
Ectoin bei empfindlicher Haut
Als Schutzschild für beanspruchte Pferdehaut eignen sich die Extremolyte ebenso – etwa bei trockenen, irritierten oder gereizten Stellen. So stecken in "bitopEqui Skin Help" sieben Prozent der Moleküle.
"Ich habe die Creme auch für kleine Kratzer genutzt, die meine Stute nach einem Stallwechsel in der neuen Herde zuhauf hatte", erzählt Annika Leschner. Die ersten Anzeichen von Mauke ließen sich damit ihrer Erfahrung nach ebenfalls gut bekämpfen.
Wer weiß, vielleicht gibt es zukünftig weitere Pflegemittel, die auf die Kraft des Extremolyts setzen. Vielfältige Einsatzmöglichkeiten würde Ectoin bieten. Ganz stilles Wasser eben.