Pferdefell: Haare brauchen wichtige Mineralstoffe
Zink für den Fellwechsel

Gesund durch den Fellwechsel: Warum Zink und Selen dabei so wichtig sind.

CAV Fell Pferdefell Fellwechsel
Foto: Rädlein

Um im Fellwechsel ein neues Haarkleid zu stricken, benötigen Pferde nicht nur viel Energie und Eiweiß, sondern auch eine gute Portion wichtiger Mineralstoffe wie Zink und Selen.

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Mangelt es dem Pferdekörper an den beiden Spurenelementen Zink und Selen, klappt zwar der Fellwechsel trotzdem, aber das Immunsystem der Tiere wird enorm geschwächt. Das erklärt, warum einige Pferde in der Fellwechselzeit anfälliger für Infektionen sind.

Was bewirkt Zink bei Pferden?

Zink ist wichtig für den Eiweißstoffwechsel, für Haut, Sehkraft und Schleimhäute. Zink im Zusatzfutter soll die Haut widerstandsfähiger machen und das Fell zum Glänzen bringen. "Das klappt prima", sagt Fütterungsexpertin Prof. Ellen Kienzle vom Lehrstuhl für Tierernährung und Diätetik an der Vetmed-Universität München. "Vorausgesetzt, dem Pferd fehlen Zink, Selen und Vitamin A." Beauty-Futter sollte aber nicht auf Verdacht verabreicht werden. "Überschüssige Nährstoffe belasten Leber und Nieren."

Was kann man im Fellwechsel beim Pferd füttern?

Was verändert sich im Fellwechsel? "In dieser Zeit brauchen Pferde etwas mehr Zink und Selen", erklärt Jürgen Zentek, Fachtierarzt für Tierernährung und Diätetik – der Unterschied ist häufig kaum mehr als eine kaum sichtbare Prise. "Grundsätzlich gilt: Ist das Tier übers Jahr gut mit Zink und Selen versorgt, legt es sich einen Vorrat im Körper an und gleicht damit den geringen Mehrbedarf während des Fellwechsels problemlos aus", sagt Zentek.

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Mit Bauchschmerzen beobachten Pferde-Futterexperten zwei Trends im Trog: Viele Reiter füttern übers gesamte Jahr zu vorsichtig, sprich zu wenig oder sogar überhaupt keine Spurenelemente. Andere Reiter geben vorsichtshalber gerne ein Löffelchen mehr Mineral-Pellets über den Hafer oder kombinieren hochdosierte Pülverchen mit Müslis, die reich an Zink und Selen sind. Bei beiden gilt: Richtig wäre eine bedarfsgerechte Fütterung.

Wie viel Zink pro Tag ist gut für ein Pferd?

Schätzen Sie mal, wie viel Gramm Zink und Selen ein ungefähr 500 Kilogramm schweres Freizeitpferd an einem gewöhnlichen Tag benötigt. "Nach Empfehlungen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie sind es gerade einmal 425 Milligramm Zink und 1,05 Milligramm Selen", sagt Professor Jürgen Zentek vom Institut für Tierernährung an der Freien Universität Berlin. Das ist nicht viel. Diese Menge passt problemlos auf einen Teelöffel.

Zink: 4 mg/kg Körpermasse hoch 0,75. Diese Formel gilt für ein erwachsenes Freizeitpferd. So geht’s: Potenzieren Sie das Körpergewicht Ihres Pferds mit 0,75. Das geht am einfachsten mit einem Taschenrechner (z.B. über Taste x hoch y). Diesen Wert nehmen Sie mal vier. Fertig. Hier ein Rechenbeispiel: Angenommen, das Pferd wiegt genau 500 Kilo. 500 hoch 0,75 sind rund 106. Dieser Wert mal vier ergibt 424 Milligramm.

"Im Fellwechsel erhöht sich der Bedarf ein wenig", sagt Jürgen Zentek. Der Unterschied ist nur eine Prise. Die Formel lautet dann: 4,5 mg/kg Körpermasse hoch 0,75. Ebenfalls einen größeren Bedarf haben Pferde, die täglich schweißtreibende Leistung bringen wie Turnierpferde oder trächtige Stuten.

Kann man Zink bei einem Pferd überdosieren?

Zu viel Zink gibt es so gut wie nie. In diesem Punkt sind sich alle Experten einig. "Da müsste man schon mehrere hochdosierte Mineralfutter gleichzeig füttern. Zudem tolerieren Pferde große Zink-Mengen erstaunlich gut", berichtet Professor Jürgen Zentek aus Berlin.

Bei Selen sieht das etwas anders aus. "Schon wenige Milligramm können ein Pferd vergiften", so der Experte. Glücklicherweise gibt es solche Fälle selten. Wer einen Verdacht auf eine Vergiftung hat, sollte so schnell wie möglich den Tierarzt rufen. Schon eine einmalige Überdosierung kann tödlich sein. Mehr zu Thema Selenüber- oder Unterversorgung lesen Sie in diesem Artikel: Selen: Wissen von A bis Z

Wie erkenne ich Zinkmangel beim Pferd?

Einen Mangel sieht man den meisten Tieren nicht mit bloßem Auge an. "In all den Jahren meiner Tätigkeit habe ich nur ein einziges Pferd gesehen, das klinisch auffällig war und Mangel-Symptome zeigte", berichtet Professor Ellen Kienzle. Dem gegenüber stehen die Erfahrungsberichte von unabhängigen Pferde-Futterexperten wie Constanze Röhm aus Boos in der Eifel (www.futterberatung-roehm.de). "Ich kann nicht einschätzen, wie gut Deutschlands Pferde mit Zink und Selen versorgt sind", sagt Constanze Röhm. "Ich sehe nur die kranken Tiere. Bei denen stelle ich allerdings fest: die beiden Spurenelemente sind oft zu knapp." Das sieht die Futterexpertin für Pferde nach eigenen Angaben vielen Pferden mit bloßem Auge an. Welche Symptome typisch sind, lesen Sie in der Top-Liste:

Symptome einer Unterversorgung mit Zink:

1. Mattes, struppiges Fell, Schuppenbildung, Fellfarbe wirkt entfärbt

2. Fellwechsel zieht sich lange hin

3. Juckreiz

4. Schlecht heilende Wunden

5. Infektionsanfällig

6. Schorfiger Mähnenkamm

7. Mauke

8. Brüchige Hufe

Wo ist viel Zink drin?

Grundsätzlich kann man fast davon ausgehen, dass die Spurenelemente Zink und Selen bei jedem Pferd ergänzt werden müssen, das nur Heu, Hafer und Weidegras vertilgt. Die Basis-Futtermittel enthalten zu wenig Zink fürs Pferd.

So wenig Zink und Selen steckt im Pferdefutter (Durchschnittswerte für Deutschland):

Weidegras:

Zink: 5 mg/kg

Selen: 0,002 mg/kg

Heu:

Zink: 15-35 mg/kg

Selen: 0,01 mg/kg (Regional unterschiedlich, vor allem in Süddeutschland noch weniger)

Möhren:

Zink: 5 mg/kg

Selen: 0,002 mg/kg

Hafer:

Zink: 15-35 mg/kg

Selen: 0,01 mg/kg (Regional unterschiedlich, vor allem in Süddeutschland noch weniger)

Apfel:

Zink: 5 mg/kg

Selen: 0,002 mg/kg

Welches Zinkpräparat ist für Pferde geeignet?

Ein Mineralfutter muss her. So gehen Sie am besten vor: Berechnen Sie als erstes, welche Mengen Ihr Pferd braucht. Werfen Sie dann einen Blick aufs Etikett des bevorzugten Futtersacks. Deckt die täglich empfohlene Menge des Herstellers den Bedarf Ihres Pferds? Berücksichtigen Sie bei dieser Rechnung auch Müsli, das Ihr Pferd möglicherweise zusätzlich zu fressen bekommt und welches vielleicht ebenfalls Zink und Selen enthält. Sonst wird’s ein Blindflug. Einfacher ist es, den Bedarf und die Futtermengen von einem Experten bestimmen zu lassen. Diesen Dienst bieten Universitäten, Tierärzte, Futtermittelhersteller und unabhängige Futterberater an. "Das kostet einmalig circa 100 Euro, dafür wissen Sie aber genau, wie Sie Ihr Pferd richtig versorgen", sagt Ellen Kienzle.

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Was verrät ein Bluttest über die Zink-Versorgung?

Viele Reiter trauen dem bloßen Auge nicht. Sie wollen es genauer wissen. Eine Blutprobe soll zeigen, ob das Pferd optimal mit Zink und Selen versorgt ist. Ein kleiner Piks in die Halsvene, Blut fließt ins Röhrchen und ab damit ans Labor. Kurze Zeit später hat der Besitzer das Blutbild seines Pferds vorliegen – mehrere Seiten Papier mit vielen Zahlen. Die Zink- und Selen-Werte sind ebenfalls aufgeführt. Und auf dem Zettel steht auch, ob die beiden Mineralien zu knapp sind. Kann man sich auf das Ergebnis verlassen?

Jedes Pferd ist anders. Gemeint sind damit viele individuelle Faktoren wie die letzte Futteraufnahme vor der Probenahme und wie viel das Pferd vorher getrunken hat. Hat es in der Box auf den Tierarzt gewartet oder ist es vorher trainiert worden? Auch Krankheiten, wie eine chronische Entzündung im Körper, können das Blutbild verfälschen.

"Blut als biologisches Material ist sehr transportempfindlich", sagt Dr. Antje Wöckener von Laboklin, einem Labor, das Blut von Pferden untersucht. "Es gibt mehrere Störfaktoren, etwa hohe oder tiefe Temperaturen. Fällt uns so etwas auf, vermerken wir das im Bericht." Im Labor wird das Blut analysiert und der Zink- sowie Selen-Gehalt bestimmt. Wie aussagekräftig sind die blanken Werte? Bei Zink weiß man beispielsweise, dass die Blutplasmawerte nur bei einem extremen, längerfristigen Mangel Hinweise auf die tatsächliche Versorgungslage liefern.

Blutwerte beurteilen

"Mineralien sind größtenteils organgebunden. Das Blut ist nur Transportmedium zum Zielorgan. Sprich: Blutwerte wie die von Zink geben nicht den wahren Mineralstoffgehalt im Körper an", erklärt Dr. Ingrid Vervuert vom Institut für Tierernährung der Veterinärmedizinischen Universität Leipzig. Ausnahme: "Der Selenwert im Serum spiegelt relativ gut die aktuelle Aufnahme."

Für Zink und Selen werden Normalwerte angegeben, die als Orientierung dienen sollen. Liegen die Gehalte im Normalbereich, freut sich der Reiter. Doch Vorsicht: "Die Labore setzen unterschiedliche Normalbereiche an", sagt Professor Ellen Kienzle. "Welche das sind, hängt von der Literatur ab, auf die sich das Institut stützt. Es gibt zwar neue Werte, die aber noch nicht alle Labore verwenden."

Ohne einen Experten ist die Blutanalyse wertlos. Der Reiter kann aus den Zahlen nicht lesen, ob sein Pferd optimal mit Zink und Selen versorgt ist. Es braucht einen Futterexperten oder Tierarzt der weiß, wie man die Zahlen lesen muss und die Ration bewertet.

Eine zusätzliche Unbekannte: "Der Körper hält Reserven bereit, die er bei Bedarf mobilisieren kann", sagt Professor Jürgen Zentek. "Es kann also sein, dass der Wert angeblich im Normalbereich liegt, das Pferd aber eigentlich zu wenig Zink und Selen aufnimmt." Der sicherste Weg ist daher die Rationsberechnung, nicht das Blutbild.

Tests auf dem Prüfstand

Haarmineralanalyse: Schere weg von Mähne und Schweif, lautet die Empfehlung seriöser Futterberater. "So ein Test spiegelt, wenn überhaupt, nur Langzeiteffekte wider. Der Ist-Zustand wird nicht aufgedeckt", sagt Constanze Röhm. Außerdem muss man vorsichtig sein: "Die Sonneneinstrahlung oder der Gebrauch von Mähnenspray kann das Ergebnis verfälschen."

Harnprobe: "Fehlanzeige", sagt Ellen Kienzle. "Von den Spurenelementen kann man nur Jod im Urin nachweisen." Warum, ist ganz einfach: "Weil Zink und Selen nicht über den Harn ausgeschieden werden."

Rationsberechnung: Ein aussagekräftiges Ergebnis liefert hingegen ein genauer Blick eines Futterexperten in den Trog. Was frisst das Pferd tatsächlich?

Welche Zinksalbe hilft bei Wunden?

Zink wirkt auch in der äußerlichen Anwendung als Salbe: Zinksalbe ist granulationsfördernd, regt also die Bildung neuer Hautzellen an. Das enthaltene Zinkoxid wirkt zudem antiseptisch und nimmt Wasser auf. Ideal also, wenn die Wunde nässt. Kaufen können Sie eine Kamillen-Zink-Salbe und ein Zink-Spray zur Hautpflege in unseren Partnershops. Für Ekzemer finden Sie dort auch ein Hautpflegeöl mit Zink. Nicht zu empfehlen ist Zinksalbe auf offenen Wunden: Die trocknet das Zinkoxid aus, und womöglich schließt die Salbe sogar Bakterien luftdicht ein – dann ist der Einschuss programmiert. "Zukleistern" ist für Wunden keine Lösung.

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10 / 2023

Erscheinungsdatum 13.09.2023