Wem schließen sich Pferde gerne an?
"Das ist ein echter Pferdemensch" – diesen Satz hört man unter Reiterfreunden immer wieder, und wenn man so jemanden trifft, spürt man es meistens selbst. Man kann nachvollziehen, warum sich Pferde demjenigen gerne anschließen. So ist es auch bei Stefan Valentin. Seelenruhig und heiter wirkt er – einer der weiß, was er tut. Kein Wunder, dass er auf Pferde anziehend wirkt. Manche Reiter sind solche Naturtalente. Doch es geht auch ohne diese besondere Ausstrahlung! Ein guter Pferdemensch kann jeder werden, der vier Qualitäten entwickelt, sagt Stefan Valentin:
- bedingungslose Liebe,
- innere Ruhe,
- Bestimmtheit und
- Gerechtigkeit.
Sie wollen mehr darüber erfahren, wie Sie ein echter Pferdemensch werden, dem sich die Tiere gerne anschließen? Hier können Sie den kompletten Artikel lesen:
1. Qualität von Pferdemenschen: Innere Ruhe
Für Pferde ist es existenziell wichtig, kleinste Anspannungen anderer sofort zu registrieren, um vor Gefahren schnell fliehen zu können. Nur wenn wir innerlich ruhig sind, können wir ihnen daher Sicherheit bieten. Pferde fühlen sich in Ruhe wohl – bieten wir ihnen eine ruhige Stimmung an, nehmen allen Leistungsdruck heraus, sind sie gerne bei uns. Der Schlüsselsatz für mehr innere Ruhe ist: "Es gibt nichts zu tun." Versuchen Sie auch Sorgen auszublenden, wenn Sie mit Ihrem Pferd zusammen sind. "Sorge gut für dein Pferd, aber mache dir keine Sorgen", drückt Stefan Valentin es aus. "Denn Pferde spüren bei Grübeleien sofort, dass etwas nicht in Ordnung ist." Versuchen Sie, die Zeit beim Pferd von Zeitdruck freizuhalten, atmen Sie ruhig und checken Ihren Körper auf Anspannung.

2. Qualität: Bestimmtheit
Bestimmtheit bedeutet, dass der Mensch einen roten Faden hat, wenn er mit dem Pferd umgeht. Wer aus seiner eigenen Mitte heraus souverän handelt, bringt von ganz allein Bestimmtheit mit und wird so zum echten Pferdemenschen. "In der Bestimmtheit liegt auch eine gewisse Dominanz", erklärt Stefan Valentin. "Wenn Sie kein gutes Gefühl dabei haben, sich über Ihr Pferd zu stellen, hilft vielleicht folgender Gedanke: Die Leittiere in der Herde sind eigentlich die größten Diener aller. Sie begeben sich in Gefahr, verteidigen die Herde, wenn nötig, und tragen die Verantwortung für sie", so Stefan Valentin. Auch das Bild eines Kindes kann helfen. "Denken Sie daran, wie Sie einen Zweijährigen an die Hand nehmen und ihm die Welt zeigen würden – ich möchte einem Pferd gegenüber sein wie ein liebevoller Opa, der es an die Hand nimmt", erzählt Stefan Valentin. Und wie strahlen Sie diese ruhige Souveränität aus? Überlegen Sie sich etwa einen Plan, was Sie heute mit Ihrem Pferd tun wollen – dann fahren Sie erst in den Stall.

3. Qualität: Gerechtigkeit
Dem Pferd gegenüber gerecht zu sein, bedeutet, angemessen zu reagieren. "Unterstellen Sie nie Widersetzlichkeit, sondern gehen Sie erstmal davon aus, dass das Pferd Ihre Kommunikation nicht verstanden hat", rät Stefan Valentin. Steigern Sie Ihre Signale schrittweise. "Was die Hilfengebung angeht, fangen wir auf einer Intensitätsskala von 0 bis 100 fürs Pferd oft direkt bei 90 an", beobachtet Stefan Valentin. "Wir benehmen uns wie die Axt im Wald." Pferde bringen unglaublich feine Antennen mit, reagieren schon auf Blicke – nutzen Sie diese feine Wahrnehmung. Anderseits kann manchmal auch eine heftigere Reaktion angemessen sein. "Denken Sie an ein Kind, das Sie heftig am Arm ziehen, damit es nicht über die Straße rennt – diese Reaktion ist angemessen, weil sie den inneren Wünschen des Kinds entspricht, nämlich weiterzuleben", so Stefan Valentin. "Für Pferde ist es normal, auch mal weggeschickt oder abgemahnt zu werden, das geschieht auch in der Herde", so Valentin. "Wichtig ist, dass Ihre Reaktion der Situation angemessen ist."
4. Qualität: Bedingungslose Liebe
Die bedingungslose Liebe ist der Grundstein für die Beziehung zum Pferd. Auf ihr bauen die drei weiteren Qualitäten auf, die einen guten Pferdemenschen ausmachen. "Bedingungslos lieben klingt vielleicht erstmal esoterisch, ist es aber nicht", sagt Stefan Valentin. "Es heißt für mich: Wenn ich mit einem Pferd zusammen bin, ist es für mich in diesem Moment immer das einzige und das schönste Pferd." Wer bedingungslos liebt, kann nicht enttäuscht werden; egal, was das Pferd tut. Aus der bedingungslosen Liebe heraus betrachtet der Pferdemensch sein Tier in jeder Situation mit liebe- und verständnisvollen Augen. "Bin ich enttäuscht von meinem Pferd, waren meine eigenen Erwartungen falsch", so Stefan Valentin. "Zur bedingungslosen Liebe gehört auch immer wieder bereit zu sein, sich selbst zu verändern und zu hinterfragen."

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