Heu ist das optimale Pferdefutter und hält die Verdauung in Schwung. Verpackt in Netze, sättigt es aber nicht nur, sondern beschäftigt Pferde auch länger als loses Heu. Doch wie riskant sind die Netze für beschlagene Pferde? Und wie praktisch sind die Maschen zum Naschen im Pferdestall?

CAVALLO prüfte fünf Modelle in der Praxis. Pensionsstallbetreiber Marc Jäger testete für uns. Erschweren sie die Arbeit? Und wie viel Heu passt rein? Schließlich soll ein Pferd pro Tag mindestens 1,5 Kilo Heu pro 100 Kilo Körpergewicht futtern.
Wie schnell lassen sich Heunetze befüllen?

Marc Jäger interessiert in erster Linie, ob er artgerechte Fütterung mit effizienter Arbeit kombinieren kann. Rasch ist ihm klar: "Mit etwas Übung fülle ich die Netze ziemlich schnell. Mehr Arbeit habe ich nicht."
Noch einfacher geht es mit einem Heunetzfüller, den man nach der Arbeit einfach herunterklappt. Das Netz wird an den Metallring mit Haken gehängt und gefüllt. "Anfangs ist es einfacher, die Hände zu benutzen", sagt Marc Jäger. "So kann ich das Heu bis unten stopfen. Den Rest gabele ich hinein und drücke es mit den Händen fest."
Als erstes Netz testet Marc Jäger das "Easyfill" von Waldhausen mit einer Maschenweite von etwa fünf Zentimetern. Die extra dicke Ring-Kordel soll das Befüllen vereinfachen. Ein ähnliches Modell finden Sie in unserem Partnershop. In das Netz von Waldhausen passen etwa sieben Kilo Heu. "Wenn ich das Netz zweimal am Tag fülle, haben die Pferde in etwa ihre Tagesration", sagt Jäger. Am nächsten Morgen erwartet ihn aber nicht nur ein leeres Netz. "Das Pferd scheint am dicken Kordel-Ring gezogen zu haben. Eine große Schlaufe stand heraus", sagt Jäger.
Für den verantwortungsbewussten Stallbetreiber ist das eine heikle Sache. "Die Pferde könnten sich mit den Hufen in der Schlaufe verfangen und verletzen." Genau dies befürchten manche Pferdebesitzer. Schließlich soll das Netz in einer Höhe aufgehängt werden, in der das Pferd den Kopf senken muss (20 bis 30 Zentimeter über der Standfläche). Das entspricht eher der natürlichen Haltung beim Grasen. Doch sind die Maschen tatsächlich eine Gefahr?
In einer Diplomarbeit am Wissenschaftszentrum Weihenstephan der Technischen Universität München untersuchte Stefanie Walker die Fütterung mit Heunetzen. Keines der 24 Pferde verletzte sich.
Heunetze sind für Pferde mit Eisen gefährlich

Die Gefahr besteht allerdings. Das bestätigt Dr. Margit Zeitler-Feicht, Dozentin für Pferdeverhalten und Verhaltenstherapie am Wissenschaftszentrum Weihenstephan, die die Studie initiierte. "Die Pferde sind hochmotiviert ans Heu herangekommen. Manche scharren sogar mit den Hufen, weil ihnen das Herauszupfen der Halme nicht schnell genug geht. Die Gefahr, dass sie sich mit den Schenkeln der Hufeisen in den Maschen verfangen, ist deshalb auf jeden Fall nicht außer Acht zu lassen." Beschlagenen Pferden würde sie die Netze auf keinen Fall über Nacht in die Box hängen. "Besser ist es tagsüber, wenn ab und zu jemand nach den Pferden schaut", sagt Zeitler-Feicht, die aber eher eine Sparraufe empfiehlt.
Welche Maschenweite ist für ein Heunetz am besten?
Für beschlagene und unbeschlagene Pferde gilt: Achten Sie auf Löcher und die richtige Maschenweite. "Sie darf bei ausgewachsenen Pferden nicht größer als sechs Zentimeter sein. Gut bewährt haben sich Maschen von vier mal vier Zentimetern", sagt die Expertin.
Heunetze mit kleineren Maschen überzeugen

Ein graues Netz von Hofmeister aus Nylon ist bei Marc Jäger als nächstes an der Reihe. Es besitzt eine Maschenweite von etwa zehn Zentimetern.Die Schnur zum Zuziehen läuft oben durch kleine Metallringe. "Da fällt schon viel Heu beim Befüllen durch die Maschen", sagt Jäger. Er braucht daher auch mit dem Befüller etwas länger, um das Netz zu stopfen. Es fasst ungefähr sechs Kilogramm. In der Box zeigt sich schnell, dass die kleinen Metallringe nicht stabil genug sind: Ein Ring gibt nach, und der Knoten der Schnur löst sich ebenfalls. Zudem reichen ein paar Nasenstupser des Pferds – und das Heunetz ist leer. Von verlängerter Fresszeit kann nicht die Rede sein. Zudem sind diese Maschen zu groß, die Verletzungsgefahr damit ebenfalls.
Das dritte Heunetz heißt "Professional" und ist von Busse. Es ist als großes und kleines Netz erhältlich und fasst etwa zehn und acht Kilo (Eigengewicht: etwa ein Kilogramm). Beide Größen können Sie in unserem Partnershop kaufen. Es ist im Gegensatz zu den anderen Netzen von vornherein sehr elastisch. "Dadurch kann ich das Netz sehr gut stopfen", sagt Marc Jäger. Wegen der engen Maschen von etwa 3,5 Zentimetern fressen die Pferde das Heu durch dieses Netz besonders langsam. Wie es scheint, aber auch mit wenig Geduld. Nach einer Nacht haben die Pferde sowohl beim kleinen als auch beim großen Netz die Schnüre an einer Stelle durchgebissen. "Das ist schade, denn eigentlich war es vom Handling und der Füllmenge her mein Favorit", sagt Jäger.
Heunetze sind sehr belastbar

Als nächstes füllt er ein ähnlich engmaschiges Netz von Hofmeister Pferdesport. Auffällig: die großen Schlaufen zum Schließen. "Dadurch lässt es sich nur schwer am Befüller anbringen", so Jäger. Es fasst rund sechs Kilo. Die Nacht in der Box übersteht es unbeschadet, leert sich laut Jäger aber fixer als die getesteten Professional-Netze.
Das fünfte Netz von Löwer bleibt ebenfalls heil. Es fasst laut Hersteller zehn Kilo. Marc Jäger stopft es aber nur mit sechs Kilo. "Vielleicht passt mehr hinein, wenn es nicht mehr so steif ist." Das Nylonmaterial ist robust und bietet Pferdezähnen Paroli. Die Maschenweite von fünf Zentimetern akzeptierten die Pferde im Praxistest gut. "Ich finde es sehr praktisch, stabil und gut zu befüllen. Für meinen Stall wäre das die erste Wahl", sagt Marc Jäger.
Laut Walker-Studie zupfen Pferde übrigens durchschnittlich 86 Minuten an einem Kilo Heu im Netz – doppelt so lange wie an losem. Sie sollten trotzdem nicht die komplette Tagesration einsacken.
In welcher Höhe muss man Heunetze aufhängen?
Grundsätzlich gilt: Die bodennahe Fütterung entspricht der natürlichen, gesunden Fresshaltung eines Pferds. Mindestens ein Drittel seiner Heuration sollte ein Pferd daher vom Boden fressen – und das Maul richtig voll nehmen. Je tiefer ein Heunetz hängt, desto besser, weil es der natürlichen Fresshaltung entspricht. Empfohlen wird für Heuraufen eine Fressebene von 0,3 mal der Widerristhöhe; bei Ponys sind das etwa 40 Zentimeter überm Boden, bei Großpferden rund 50 Zentimeter. Heunetze sollten 20 bis 30 Zentimeter über der Standfläche hängen.
Große, rechteckige Heunetze richtig befestigen

Neben Heunetzen, die an einer Schnur baumeln, gibt es auch Netze, die mit allen vier Ecken an der Stallwand montiert werden (ab 45 Euro, www.heunetz.de oder hier). Diese Netze eignen sich unter anderem auch für größere Offenstallgruppen sehr gut als Alternative zur Raufe, da sie Heu in größeren Mengen fassen. Um Verletzungen zu vermeiden, empfiehlt es sich allerdings, das Netz nicht quer über die Ecke aufzuhängen, sondern flach an der Wand zu montieren.

Die Wand-Netze gibt es mit Maschenweiten von 4,5 oder 6 Zentimetern. Sie lassen sich ebenfalls schnell mit Heu (sechs bis zwölf Kilo, je nach Größe) stopfen. Ein Buchenholz-Stab hält das Netz auseinander und verschließt es nach dem Befüllen. Direkt an der Wand befestigt, können die Netze niedrig aufgehängt werden.
Die Pferde fressen dann in ihrer natürlichen, physiologisch günstigen Kopfhaltung. Sie können das Netz gegen die Wand drücken und so das Heu leichter herauszupfen als aus baumelnden Modellen. Wer sich nicht für eine Weite entscheiden möchte oder Pferde und Ponys in einer Gruppe hält, kann ein Netz mit unterschiedlichen Weiten (Two-in-one) ordern.
So können Ponys auf der einen, die Großpferde auf der anderen Seite fressen. Weiterer Vorteil: Die Maschen passen sich unterschiedlicher Heustruktur an (eng-fein, grob-weit). Die Hersteller der Wand-Netze raten, sie nur bei unbeschlagenen Pferden aufzuhängen.
Welche Alternativen gibt es zu Heunetzen?
Einige Hersteller bieten Gurtnetze aus gewebtem Gurtband an und versprechen eine höhere Stabilität und Robustheit. Pferde sollen die Gurtbänder nicht kaputtbeißen können. Auch Heukörbe wie zum Beispiel von "Geliebtes Pferd", die ähnlich wie ein Heunetz mit inneliegenden Metallspiralen aufgebaut sind, stellen eine Alternative dar. Sie sind durch die große Öffnung oben leichter zu befüllen als normale Heunetze. Die Pferde können durch die runde Form nicht auf die Maschen drücken, was das Fressen schwieriger und langsamer macht. Ein Heusack mit runden Öffnungen hingegen bietet den Pferden leichteren Zugang zum Heu. Er kann besonders für Allergiker interessant sein, da das Heu weniger staubt. Slowfeeder, die auf den Boden gestellt werden, wie eine Heukiste, sind vor allem aufgrund der naürlichen, tiefen Fresshaltung interessant. Sie sind nicht beweglich, so dass die Pferde etwas ruhiger fressen können. Mehr dazu lesen Sie in unserem Slowfeeder-Test.
Test-Ergebnisse: Heunetze im Überblick
Waldhausen Easyfill

Vertrieb
Waldhausen GmbH
Von-Hünefeld-Straße 53
50829 Köln
Tel. 0221-588010
www.waldhausen.com
Größe
befüllt rund 7 Kilo
Preis
etwa 35 Euro
Hofmeister Pferdesport Heunetz Nylon

Vertrieb
Hofmeister Pferdesport
Kirchstraße 47
58285 Gevelsberg-Silschede
Tel. 02332-55360
www.hofmeister-pferdesport.de
Größe
befüllt rund 6 Kilo
Preis
etwa 10 Euro
Hofmeister Pferdesport Heunetz engmaschig

Vertrieb
Hofmeister Pferdesport
Kirchstraße 47
58285 Gevelsberg-Silschede
Tel. 02332-55360
www.hofmeister-pferdesport.de
Größe
befüllt rund 6 Kilo
Preis
rund 18 Euro
Löwer Maxi 5

Vertrieb
Kerstin Löwer
Hof Talwiese
65597 Hünfelden
Tel. 06431-479 4170
www.loewers-heu.net
Größe
befüllt rund 5 Kilo
Preis
rund 8 Euro

Vertrieb
Busse Sportartikel GmbH
Industriering 2
49393 Lohne/Oldenburg
Tel. 04442-936992
www.busse-reitsport.de
Größe
befüllt 8 und 10 Kilo
Preis
Rund 18 bis 21 Euro