3 Reitschulen im Test in Braunschweig
Reitschultest in Braunschweig

CAVALLO hat drei Reitschulen in und um Braunschweig getestet. Welche kann unsere Testerin überzeugen?

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Foto: CAVALLO

In der Region Braunschweig erfährt Reitschultesterin Miriam Kreutzer, wie federleicht sich der Ritt auf einer alten Pferdedame anfühlen kann.

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3 Reitschulen im Test in Braunschweig
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Auf einem Isi-Hof dreht sich alles ums Oval.

Und nach einer Hausfrauenstunde auf Wallach Castello zittern ihr ziemlich die Beine.

Reitschultest: Reiten in Evessen

Fühlen, wie sich ein Pferd in der Piaffe bewegt – das ist nur mit wenigen Lehrpferden möglich. Die knapp 30-jährige Shagya-Araber-Stute Bo ist so ein Exemplar. Reitlehrerin Eve Barnstorf-Brandes dirigiert sie vom Boden aus. Ich sitze im Sattel und fühle, wie sich das Pferd federnd im Zweitakt bewegt. „Treiben, treiben, treiben, gut so“, sagt die Ausbilderin. Ich lobe Bo – was für ein schöner Ausklang dieser Reitstunde. Die Trainerin hatte nicht zu viel versprochen: Ihre Pferde sind weit ausgebildet – und bei ihr geht es tatsächlich anders zu als auf den meisten Reiterhöfen.

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CAVALLO
Schulpferd Bo (vorne) ist eine braune Araber-Stute.

Aus unterschiedlichen Reitweisen gelernt:

Eve Barnstorf-Brandes ist Reittherapeutin. Sie hat sich intensiv in verschiedenen Reitweisen fortgebildet: von Westernreiten bis zur klassischen Dressur. „Mein Ziel ist es, dass Reiter im Unterricht Neues entdecken und einen ausbalancierten Sitz lernen“, sagt sie. Die Stallchefin hat vier Pferde für den Reitunterricht. Bei der Begrüßungsrunde über den Hof stellt sie jedes Pferd vor und erzählt etwas zum Charakter und Können. Man spürt, dass ihr die Tiere am Herzen liegen.

Die Atmosphäre ist familiär. Alles wirkt gepflegt und gut organisiert. Neben den Schulpferden gibt es einige Einsteller auf dem Hof. Alle Pferde genießen viel Luft und Licht. Sie leben in kleinen Offenstallgruppen oder in Paddockboxen. Ein Pluspunkt gerade im Winter: Ein Teil des Bodens in den Ställen ist befestigt. So stehen die Pferde nicht im Matsch. Ausläufe und Weiden liegen direkt an der Anlage. Für die vorbildliche Pflege und Haltung gibt es volle Punktzahl: vier Hufeisen.

In der Sattelkammer hängt beim Equipment jeweils ein Pferdefoto im Rahmen. So weiß man, welche Trense und welcher Sattel zu welchem Pferd gehören. „Ich habe das sogar farblich sortiert“, sagt die Ausbilderin, lacht und reicht mir eine rote Handtasche mit Bos Putzzeug. Die braune Stute ist heute mein Lehrpferd. „Sie ist knapp dreißig und sehr brav, aber keine Schlaftablette“, erzählt Eve Barnstorf-Brandes.

Der Unterricht beginnt schon vor dem Reiten:

Die Reittherapeutin hilft beim Putzen. „Zieh das Bein nicht zu weit hoch. Bo hat leichte Arthrose“, erklärt sie beim Hufauskratzen.

Der Unterricht findet in der Reithalle statt. Ich soll Bo zunächst im Schritt führen. Die Trainerin lässt uns anhalten und wieder losgehen. „Atme zum Anhalten aus“, rät sie. Bo reagiert gut darauf und ich entspanne mich dadurch. Zum Losgehen hört Bo auf das Stimmkommando „Go“.

Dann übernimmt die Reitlehrerin und zeigt mit Bo Arbeit an der Hand: Die Stute beherrscht Schulterherein und Piaffe. Man sieht, dass Bo eine gute Ausbildung hat.

Nun geht’s in den Sattel. Bo hat zwar ein Gebiss im Maul, die Zügel sind aber im Reithalfter eingehakt. Die Stute lässt sich mit feiner Hand reiten.

Die Reitlehrerin vermittelt viel Theorie. Erklärungen zum korrekten Sitz veranschaulicht sie: Eve Barnstorf-Brandes geht im Schritt neben Bo und mir her und führt die korrekte Beckenstellung vor. Sie lässt mich Lockerungsübungen absolvieren und mit zur Seite ausgestreckten Armen Volten reiten. „Lass die Arme schön auf einer Höhe“, korrigiert sie. Das schult die Balance und das Gefühl für den korrekten Sitz auf der gebogenen Linie. Am Ende nimmt die Reitlehrerin Bo an die Hand und lässt sie mit mir im Sattel piaffieren.

Die Reitlehrerin ist während des Unterrichts voll und ganz für den Reitschüler da

Für diese lehrreiche Stunde bekommt Eve Barnstorf-Brandes vier Hufeisen. Sie vermittelt ihr Wissen sehr anschaulich.

Schulpferd Bo erhält ebenfalls vier Hufeisen. Sie wirkt motiviert, reagiert fein auf die Reiterhilfen und vermittelt ein sicheres Gefühl.

Das Sattelzeug der Schulpferde macht einen hochwertigen Eindruck. Bo hat zwei Trensen, welche die Ausbilderin je nach Leistungsstand des Reiters wählt. Zum Reiten gibt es einen Außenplatz und eine kleine Rundhalle. Macht dreieinhalb Hufeisen für den Betrieb, einzig eine große Reithalle fehlt.

Die Schnupperstunde kostete 35 Euro und hat Lust auf mehr gemacht. Damit Bo motiviert bleibt, bekommt sie nach dem Reiten stets einen Futterlohn: eine nette Geste für ein nettes Pferd.

Bewertung

Schulpferd: vier von vier Hufeisen
Reitlehrer: vier von vier Hufeisen
Reitbetrieb: dreieinahlb von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: vier von vier Hufeisen

Kontakt

Reiten in Evessen
Markmorgan 3A
38173 Evessen
Telefon: 05333 / 94 83 42
www.reiten-evessen.de

Reitschultest: Saga-Reitschule in Steinlah

Bewegt sich mein Becken gerade richtig? Im Oval soll es sich bewegen – und wir Reiter sollen das fühlen. Was ich aber vor allem bemerke, ist der Gedankenkreisel im Kopf: Ist das nicht eher eine Eierpflaume? Da stockt es doch. Das ist bestimmt nicht gut. „Nehmt einfach nur wahr, ohne zu bewerten“, sagt Trainerin Birgit Bork. Die Ansage kommt im richtigen Moment. Kann die Frau Gedanken lesen?

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CAVALLO
Auf dem Reiterhof mit Hotel leben die Pferde im Offenstall.

Reitlehrerin Birgit Bork hat eine Passion fürs Bewegungsgefühl und unterrichtet auch Connected Riding, eine Körperschulung für Balance beim Reiten von Peggy Cummings. Die Liste der Qualifikationen der Ausbilderin ist lang: Sie ist unter anderem FN-Trainerin B, IPZV-Trainerin C und Übungsleiterin der VFD. „Ich bin einfach neugierig und bilde mich gerne fort“, erzählt sie.

Für die Gruppenreitstunde hat sie mir heute Isi-Wallach Briann zugeteilt. Der Rappe ist circa 14 Jahre alt und beherrscht laut Trainerin fünf Gänge. Bevor es aufs Pferd geht, machen sich die Reiter warm: Wir sollen die Knie beim Führen hochziehen und mit der gegenseitigen Hand das Knie berühren. Schonend fürs Pferd schwingen wir uns danach mit einer Aufsteighilfe auf den Pferderücken. Dann beginnt auch schon das Fühlen: Wir sollen erst auf gerader Linie die Bewegung des Beckens fühlen, später auf gebogenen Linien.

Beim Leichttraben soll ich mir einen Hamster unterm Knie vorstellen. „ Dann klemmt das Knie nicht und du bekommst mehr Gewicht in den Steigbügel“, erklärt Birgit Bork. Der Effekt dieses Bildes ist tatsächlich schnell spürbar – ein hilfreicher Tipp. Damit wir uns mehr im Sattel aufrichten, sollen wir uns eine Kugel oder ein Licht im Bauch visualisieren, das in den ganzen Körper ausstrahlt.

Nach den ersten Runden im Trab schnaubt Schulpferd Briann. „Du hast den Atem angehalten. Das wirkt sich aufs Pferd aus“, deutet die Trainerin. Ich soll beim nächsten Trab bewusster auf den Atem achten. Zudem lässt sie mich die Tritte im Trab zählen: Ich soll bis sieben zählen und dann den Fuß wechseln. Das schult das Taktgefühl.

Briann ist ein braves Schulpferd. Er ist fleißig, nimmt die Hilfen willig an und läuft problemlos an den anderen Pferden vorbei. Wir reiten insgesamt zu sechst. Am Ende der Stunde üben wir Volten mit anschließendem Schenkelweichen. Briann reagiert nicht. Die Trainerin nimmt das wahr, bietet aber keine Hilfestellung, wie es beim nächsten Mal besser klappen könnte. Dafür ziehe ich bei der Bewertung ein paar Punkte ab. Ansonsten war der Unterricht abwechslungsreich und gut aufgebaut: drei Hufeisen für die Trainerin.

Das Schulpferd erhält ebenfalls drei Hufeisen. Im Umgang ist Briann ein Goldstück, beim Reiten reagiert er gut – bis auf das Schenkelweichen. Gerne hätte ich ihn im Tölt und Galopp ausprobiert, das stand heute aber nicht auf dem Programm. Als Gastreiter zahlte ich 18 Euro. Die Gruppen werden nach Kenntnisstand zusammengestellt.

Für das Training der Gangpferde gibt es auf dem Hof eine Ovalbahn, die ich am Testtag allerdings nicht sehe. Weitere Trainingsmöglichkeiten bieten ein Außenplatz und eine Reithalle. Nach dem Reiten putze ich Briann am überdachten Anbindeplatz. Das Sattelzeug ist ordentlich in der Sattelkammer verstaut. Alles ist beschriftet, sodass ich mich als Neuling gut zurechtfinde. Ein halbes Hufeisen ziehe ich für den ausgetretenen Hufschlag in der Reithalle ab. Der Betrieb bekommt dreieinhalb Hufeisen.

Die Saga-Reitschule gehört zu einem Verbund von Reitschulen. Das Konzept beruht unter anderem auf artgerechter Haltung. Es stehen 14 Schulpferde für den Unterricht bereit. Sie leben im Offenstall. Es gibt Witterungsschutz und befestigte Böden. Briann scheint im Auslauf allerdings ziemlich im Matsch gesteckt zu haben: Seine Beine sind bis über die Fessel mit Matsch bedeckt. Die Tiere sind in einem guten Futterzustand. Jedes Schulpferd hat eigenes Putz- und Sattelzeug. Nach dem Unterricht gibt es Mineralfutter. Drei Hufeisen für Pflege und Haltung.

Birgit Bork schaut sich nach dem Unterricht die Sattellage an. Das Fell ist links glatt, rechts hat sich ein Wirbel gebildet. „Das ist ein Zeichen, dass du rechts im Becken noch nicht gleichmäßig mitgehst“, meint sie. Es zeigt: Birgit Bork hat einen guten Blick für Pferd und Reiter – was für Aha-Effekte sorgt.

Bewertung

Schulpferd: drei von vier Hufeisen
Reitlehrer: drei von vier Hufeisen
Reitbetrieb: dreieinhalb von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: drei von vier Hufeisen

Kontakt

Saga-Reitschule Steinlah
Weststraße 6
38275 Haverlah
Telefon: 05341 / 33 13 33
www.hotel-reiterhof-steinlah.de

Reitschultest: Hippodrom in Braunschweig

Es nieselt. Den Pferden auf den Sandpaddocks scheint das nichts auszumachen. Sie schauen freundlich zu mir, als ich auf dem Ponyhof Hippodrom ankomme. Ebenso freundlich ist die Begrüßung von Reitlehrerin Julia Zaremba. „Du kannst gerne ins Wärmestübchen in der Reithalle gehen. Wir bringen noch eben ein paar Pferde raus“, sagt sie.

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CAVALLO
Ein entspannter Kerl, am Putzplatz genauso wie in der Reitstunde: Wallach Castello.

Langsam trudeln die anderen Reitschüler ein. Wir quatschen zunächst in gemütlicher Runde beim Käffchen. Ein nettes Warmup, gerade so, wie man es sich in einer Hausfrauenstunde vorstellt. Ob es auf dem Pferd so entspannt weitergeht?

„Du reitest heute Castello. Der ist etwas faul, aber total brav“, sagt Julia Zaremba. „Da ich ja noch nicht weiß, wie du reitest, ist mir das anfangs lieber so.“

Julia Zaremba ist Bereiterin und leitet unter anderem das Hausfrauenreiten im Verein. Die Ausbilderin holt mit mir das Schulpferd aus der Box, kontrolliert den Sicherheitsknoten beim Anbinden und hilft beim Aufsitzen.

Castello ist laut Trainerin etwa 20 Jahre alt. Wir reiten zunächst im Schritt durcheinander. Der Wallach versucht direkt, sich hinter ein anderes Pferd zu klemmen. „Der testet erst mal“, meint Julia Zaremba. Ich ticke ihn mit der Gerte an, da er auf die Schenkelhilfen nicht reagiert. Es ist ein ziemlicher Kraftakt, Castello auf der gewünschten Spur zu halten. Dann sollen wir Leichttraben. Ich bin skeptisch, ob ich den Rappen zur schnelleren Gangart überreden kann – ich wünschte, er hätte auch einen Kaffee als Wachmacher getrunken.

Um das Schulpferd aufmerksamer zu machen, reite ich Übergänge. Castello lässt sich mit feinen Hilfen parieren. Im Maul ist er nachgiebig. Bei den Schenkelhilfen bleibt er weiterhin stumpf.

Julia Zaremba hat einen Slalom aufgebaut, den wir im Schritt und Trab reiten sollen. „Rechtzeitig da hinschauen, wo du hinreiten möchtest“, korrigiert sie. Sie baut den Unterricht insgesamt gut auf: mit Aufwärmphase, Slalom, Galopp und Trockenreiten. Die Korrekturen zu Sitz und Hilfengebung wie „Bein lang“ und „außen dranbleiben“ sind eher allgemein. Punktabzug gibt es für das Reiten mit Ausbindern. Einige Mitreiter haben diese von Beginn an eingeschnallt, was die Trainerin nicht korrigiert. Dabei sollte jedes Pferd die Möglichkeit haben, den Kopf zu strecken und sich so auszubalancieren. Insgesamt bekommt die Reitlehrerin zweieinhalb Hufeisen.

Der erfahrene Castello ist brav im Umgang und beim Reiten. Er vermittelt dem Reiter ein sicheres Gefühl. Feine Hilfengebung lässt sich auf ihm allerdings nicht erlernen. Er bekommt zweieinhalb Hufeisen.

Sattel und Trense sind ordentlich in der Sattelkammer verstaut. Alles ist beschriftet. Castellos Strahl ist weich. Der Oldenburger-Wallach könnte einen Besuch beim Schmied vertragen. In der Sattellage sind die Haare leicht abgescheuert. Nach dem Unterricht kommt das Schulpferd zurück in seine Innenbox. Diese ist ausreichend groß und frisch eingestreut. Im Sommer sind die Schulpferde laut Reitlehrerin die meiste Zeit auf der Weide. Im Winter haben sie Auslaufmöglichkeiten auf Paddocks: zweieinhalb Hufeisen für Pflege und Haltung.

Die Reitanlage ist in einem ordentlichen Zustand. Der Betrieb punktet mit guten Reitmöglichkeiten: Es gibt eine Halle, einen Außenplatz und einen Longierzirkel, den ich jedoch am Testtag nicht sehe. Die Reitstunden sind gut organisiert; Julia Zaremba war problemlos für die Terminabsprache erreichbar. Die Schüler sind rundum betreut – macht drei Hufeisen für den Betrieb.

Das Reitangebot ist breit gefächert: Es gibt Unterricht für Kinder, Anfänger, Fortgeschrittene sowie Voltigieren und Programme für Kindergeburtstage. Die Hausfrauenstunde kostete 20 Euro als Schnupperstunde. Wer regelmäßig reiten möchte, zahlt einen Monatsbeitrag und tritt in den Verein ein.

Ich schlurfe zum Abschied mit schweren Beinen zu Castello. Der hat mir garantiert Muskelkater verpasst. Eine Belohnung gibt’s trotzdem: Der Oldenburger ist zwar faul, aber durchaus ein sympathischer Kerl!

Bewertung

Schulpferd: zweieinhalb von vier Hufeisen
Reitlehrer: zweieinhalb von vier Hufeisen
Reitbetrieb: drei von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: zweieinhalb von vier Hufeisen

Kontakt

Ponyhof-Hippodrom
Marienberger Straße 5F
38122 Braunschweig
Telefon: 0157 / 50 14 65 00
www.ponyhof-hippodrom.de

Die aktuelle Ausgabe
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Erscheinungsdatum 17.05.2023