Auf Gut Ettenhausen habe ich eine Einzel-Schnupperstunde vereinbart. Mit mir ist noch eine weitere Reiterin in der 20 x 40 Meter großen Halle. Sie bekommt von einer anderen Reitlehrerin Unterricht. Weil sowohl diese als auch meine Reitlehrerin in einer angenehmen Lautstärke mit ihren Schülerinnen reden und sich die Halle klug aufteilen, kommen wir uns nicht in die Quere.
Wallach Export ist anfangs etwas triebig und steif. „Das kommt davon, dass viele Reitschüler nicht richtig mit ihm arbeiten, sondern nur draufsitzen“, gibt Anne Schuster zu. Das plant sie für heute nicht: „Wir lockern ihn jetzt. Dann wird er auch mit dem Hinterbein aktiver werden.“ Klingt logisch.
Nachdem ich Export in Schritt und Trab aufgewärmt habe, verlangt Anne Schuster daher Tempi-Wechsel im Trab: Ich soll Export zulegen lassen und wieder einfangen. „Wirke bei der Rückführung nicht zu viel mit deiner Hand ein. Export soll auf deine Gewichts- und Schenkelhilfen reagieren“, sagt die Trainerin. Von Mal zu Mal reagiert der Wallach besser auf die Hilfen, sein Trab wird spürbar weicher.
Auch Schritt-Trab-Übergänge klappen gut. Export macht brav mit und ist konzentriert bei mir. „Zwischendrin legst du an der langen Seite nochmal zu“, sagt die Reitlehrerin. „So machen wir nicht zu lange dasselbe, und Export bleibt aufmerksam.“
Test: Reitschulen in Bonn
Nach einer Schrittpause geht’s an Trab-Galopp-Übergänge. Auch hier reagiert das Schulpferd prompt auf meine Hilfen. Auf den Zirkeln der linken Hand drängt Export allerdings Richtung Bande. „Rahme ihn mit äußerem Schenkel und Zügel gut ein und treibe innen weiter“, sagt Anne Schuster. Schon klappt der nächste Kreis besser.
Gegen Ende der Stunde lässt mich Anne Schuster vom Trab zum Halten parieren und daraus antraben. Für Letzteres wirke ich zuerst zu stark ein: Export stürmt los. „Du brauchst gar nicht so viel treiben. Probiere es einfach nochmal.“ Gesagt, getan: Beim nächsten Versuch reichen in der Tat feine Signale.
Export macht seine Sache wirklich gut. Der Wallach ist sieben oder acht Jahre alt; „da bin ich mir gerade leider nicht sicher“, so Anne Schuster. Beim Putzen und Satteln ist er ein braver Kerl, und unterm Sattel will er gerne arbeiten. Die kurze Triebigkeit zu Beginn ist nach ein paar Übergängen schnell verflogen. Im Genick hätte er manchmal noch etwas besser nachgeben können. Und auf den Zirkeln drückt er ein paar Mal Richtung Bande. Dreieinhalb Hufeisen fürs Schulpferd.
Reitlehrerin Anne Schuster hat Pädagogik studiert und eine Ausbildung zur Pferdewirtin gemacht. Vor der Einzelstunde unterrichtet sie noch eine Gruppe. Deshalb bittet sie eine Reitschülerin, mir alles zu zeigen und zu helfen. „Wenn irgendetwas ist, kannst du dich aber jederzeit melden“, bietet sie an.
Während der Stunde achtet sie auf korrekt gerittene Hufschlagfiguren und einen ebensolchen Sitz. Sie erklärt auch, warum der so wichtig ist, etwa als mein inneres Bein auf dem Zirkel zu weit nach hinten rutscht: „Dein Bein muss vorne bleiben, sonst kann sich Export nicht um den inneren Schenkel biegen.“ Zudem hat sie Tipps, wie ich Export lockerer bekomme. Die volle Hufeisenzahl für sie. Die 30-minütige Einzelstunde kostete 25 Euro.
Reitschul-Test in Bonn und Umgebung
Die Schulpferde auf Gut Ettenhausen kommen jeden Vormittag an die frische Luft: Im Sommer geht’s auf die Koppel, im Winter auf einen großen Paddock. Export lebt in einer Innenbox, die heller sein dürfte. Genau wie seine Kumpels hat er sein eigenes Putzzeug, die Sattelkammer ist gut sortiert. Für Pflege und Haltung vergebe ich drei Hufeisen.
Der Reitbetrieb punktet mit guten Trainingsmöglichkeiten. Es gibt drei Reithallen und ebenso viele Plätze; dazu eine Führmaschine, ein Laufband und einen Longierzirkel. Auf der Anlage gibt es zudem noch Naturhindernisse und einen Teich. Die Vereinbarung der Schnupperstunde klappte schnell und problemlos. Dreieinhalb Hufeisen für den Betrieb. Hier würde ich gerne wieder reiten.
Bewertung
Schulpferd: dreieinhalb von vier Hufeisen
Reitlehrer: vier von vier Hufeisen
Reitbetrieb: dreieinhalb von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: drei von vier Hufeisen
Kontakt:
Gut Ettenhausen
Ettenhausener Straße 91
D-53229 Bonn
Telefon: 0228 / 96 57 83 64
www.gut-ettenhausen.de
Reiten in Bonn: Reitschule Hannelore Heiß
Cheyenne nutzt die Gelegenheit. Kaum bücke ich mich, um ihre Vorderbeine zu putzen – zack, schon beißt mich die Stute in den Po. Autsch! Beim Putzen und Satteln muss ich vorsichtig sein; ständig schnappt die Stute nach mir. Als ich Reitlehrerin Hannelore Heiß darauf anspreche, sagt sie: „Dafür ist Cheyenne beim Reiten ein Schatz.“ Na, da bin ich skeptisch...

Es stimmt, was Hannelore Heiß versprochen hat. Schulpferd Cheyenne ist unter dem Sattel brav, allerdings auch etwas triebig. Flotter wird sie erst, als ich eine Gerte bekomme. Während der Gruppenstunde, für die ich mich bei der Reitschule von Hannelore Heiß angemeldet habe, sagt die Reitlehrerin zunächst immer wieder lautstark Handwechsel an und gibt Kommandos wie „Absatz runter!“.
Nach etwa einer halben Stunde sollen meine fünf Mitreiterinnen und ich eine Abteilung bilden. Die Reitlehrerin sagt Übergänge und Hufschlagfiguren an. Cheyenne scheint vom Abteilungsreiten wenig zu halten: Sie drückt den Rücken weg und wird steif. Zudem ist sie flotter als das Pferd vor uns. „Reite die Zirkel größer, die Ecken mehr aus und bremse sie“, sagt die Reitlehrerin. Ich schaffe es zwar, dass Cheyenne auf ihrer Position bleibt. Weder mich noch die Stute bringt das Abteilungsreiten jedoch weiter: Ich bekomme keine Sitzkorrekturen. Hilfreiche Tipps, wie ich Cheyenne lockern könnte, fehlen ebenfalls. Zwischendurch spicke ich auf die Uhr – puh, das werden noch lange zwanzig Minuten!
Die Reitlehrerin lässt uns auf dem Mittelzirkel galoppieren. Nach einer Runde kommt ohne Vorbereitung das Kommando: „Abteilung durchparieren zum Schritt, Marsch!“ Ich schüttle innerlich den Kopf. Vom Galopp zum Schritt ohne Vorbereitung und innerhalb weniger Sekunden – so kann der Übergang nicht weich und harmonisch werden. Ich pariere Cheyenne daher zuerst zum Trab und dann zum Schritt. Was anderes wäre auch gar nicht gegangen, denn die Stute drückt immer noch den Rücken weg und legt sich auf die Hand. Durchlässigkeit? Fehlanzeige.
Eine Viertelstunde vor Schluss wird die Abteilung aufgelöst. „Reitet noch einmal für euch“, ruft die Reitlehrerin und schnappt sich ihr Handy. Ich trabe leicht, reite viele Zirkel und gebe halbe Paraden. Ohne ein Pferd vor sich läuft Cheyenne deutlich entspannter. Ihre Tritte werden raumgreifender und fühlen sich weicher an. Die Stute gibt sogar etwas im Genick nach.
Auch wenn das Schulpferd den Reiter sicher durch die Bahn trägt: Den Großteil der Stunde über ist die Stute steif. Korrekt stellen oder biegen lässt sie sich nicht. Hohe Abzüge gibt es dafür, dass die Stute beim Putzen und Satteln beißt. Eine solche Unart darf ein Schulpferd nicht haben. Ich notiere ein halbes Hufeisen.
Wie alt die Stute ist, erfahre ich nicht. Als ich bei Hannelore Heiß nachfrage, sagt sie: „Ich habe Cheyenne noch nie danach gefragt.“
Hannelore Heiß ist Pferdewirtin mit Schwerpunkt Reiten. Vor dem Unterricht zeigt sie mir und einer jungen Reitschülerin alles. Dann verschwindet sie, während wir die Pferde putzen. Als wir satteln, taucht die Reitlehrerin kurz wieder auf; trensen müssen wir wieder allein. Für mich kein Problem, doch meine Mitreiterin bekommt ihr Pony ohne meine Mithilfe nicht aufgetrenst.
Zur Reitstunde kommt die Trainerin mehr als fünf Minuten zu spät. Ich fühle mich etwas alleine gelassen. Auch während der Stunde hätte ich mir mehr und individuellere Tipps gewünscht. Als wir dem Schenkel weichen lassen, korrigiert sie keinen der Reiter. Zudem ist mir ihr Umgangston in der Stunde zu laut. Ein Hufeisen für die Trainerin. Für die 60-minütige Gruppenstunde zahle ich 20 Euro.
Schulpferd Cheyenne lebt in einer Innenbox, die recht dunkel wirkt. Laut Hannelore Heiß kommen die Schulpferde regelmäßig auf die Koppel, im Winter geht’s aufs Paddock. Die Schulpferde teilen sich Putzzeug, Gamaschen und Halfter. Dafür gibt es Abzüge. Zwei Hufeisen für Pflege und Haltung.
Der Reitbetrieb punktet mit guten Trainingsmöglichkeiten. Neben der 20 x 40 Meter großen Halle, in der am Testtag der Unterricht stattfindet, gibt es noch eine 20 x 60 Meter Halle. Dazu kommt ein großer Außenplatz, ein Longierzirkel und eine Führanlage. Drei Hufeisen für den Betrieb.
Bewertung
Schulpferd: halbes von vier Hufeisen
Reitlehrer: eins von vier Hufeisen
Reitbetrieb: drei von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: zwei von vier Hufeisen
Kontakt
Reitschule Hannelore Heiß
Gut Haus Holzem
53343 Wachtberg
Telefon: 0228 / 9 32 38 89
Mobil: 0151 / 26 93 58 70
www.reitschule-heiss.de
Reiten in Bonn: Reitanlage Neunkirchen
Die Größe „Size Zero“ wäre für Stute Antaris noch schmeichelhaft. Das Schulpferd hat keine Muskeln und ist dazu erschreckend dünn. Die Wirbel und Rippen kann man zählen, die Hüfthöcker stehen hervor. Und dieses Pferd soll ich reiten?

Der körperliche Zustand von Antaris erschreckt mich immer mehr, je länger ich sie putze. Ich frage währenddessen Reitlehrer und Reitanlagen-Chef Werner van Rossum, ob die Stute krank war. „Sie hatte eine schlimme Lungenverklebung. Das ging hier rum“, sagt er. Ich fahre mit der Bürste beim Putzen quasi nur noch über Knochen – so ein Pferd kann ich nicht reiten.
Als ich das Werner van Rossum sage, sieht er mich erstaunt an. „Sie muss jetzt aufgebaut werden. Setz dich ruhig drauf, dann wirst du sehen, dass sie nicht zu dünn für dich ist“, sagt er. Dass Antaris nach ihrer Krankheit aufgebaut werden muss, ist keine Frage – allerdings schonend vom Boden aus und nicht im Schulbetrieb.
Schließlich bietet mir van Rossum Wallach Ravel als Ersatz an. „Er ist bis Inter I ausgebildet.“ Diese Saison sei der Wallach aber noch nicht auf dem Turnier gewesen.
Im Schritt ist der 13-jährige Wallach zunächst triebig. Immer wieder muss ich ihn mit der Gerte antippen. Im Trab ist Ravel fleißiger.
Nach der Schritt- und Trab-Phase fordert mich der Reitlehrer auf anzugaloppieren – und zwar direkt aus dem Schritt. Ich stutze: Für Schritt-Galopp-Übergänge muss sich das Pferd bereits versammeln. Für die Lösungsphase wären Trab-Galopp-Übergänge geeigneter. Der Reitlehrer erklärt nicht, warum er die andere Variante bevorzugt. Leider sagt er auch nicht, wie mir der Galopp besser gelingt: Denn auf der linken Hand lande ich mit Ravel mehrmals im Außengalopp. Immer wieder muss ich durchparieren und erneut angaloppieren. Vom Reitlehrer erhalte ich keine Tipps, wie ich das korrigieren kann, oder Hinweise, was ich falsch mache.
Zwischendurch lasse ich immer wieder auf einem großen Zirkel die Zügel aus der Hand kauen, um die Losgelassenheit von Ravel zu überprüfen. Der Wallach dehnt sich nach einiger Zeit zufrieden in die Tiefe und schnaubt ab. Er geht fast die ganze Reitstunde über sicher durchs Genick, reagiert – bis auf den Linksgalopp – gut auf die Hilfen und hat angenehme Gangarten. Einziges Manko: Kurz vor Ende der Stunde quittiert er den Dienst und bleibt einfach stehen. Nur mit Mühe bekomme ich ihn wieder in Gang. Drei Hufeisen für Ravel.
Reitlehrer Werner van Rossum sitzt während der Stunde am Rand des Reitplatzes. Meine Mitreiterin und mich hat er stets im Blick und sagt, was ich als Nächstes reiten soll. Allerdings fehlen mir individuelle Tipps, etwa als ich Ravel aus dem Halten heraus angaloppieren soll. Das klappt erst beim dritten Versuch und nur mit energischen Hilfen. Besser wäre es gewesen, sich über einfachere Übergänge Stück für Stück heranzutasten.
Abzüge erhält Werner van Rossum dafür, dass er mir zunächst Antaris zuteilen wollte. Als Reitlehrer und Betriebschef ist er fürs Wohlergehen der Schulpferde verantwortlich – und dazu zählt, nicht ein derart abgemuskeltes Pferd für eine Reitstunde zuteilen zu wollen. Ein halbes Hufeisen für ihn. Für die 60-minütige Reitstunde zahle ich 25 Euro.
Die Vereinbarung der Stunde klappt problemlos. Neben dem Platz gibt es eine 20 x 40 Meter Reithalle. Die ist am Testtag aber nicht nutzbar: Beim Dach wurde gepfuscht, erklärt mir van Rossum. „Deswegen muss alles nochmal gemacht werden. Wir müssen aber erst regeln, dass wir das nicht zahlen müssen.“ Auch ein neuer Boden muss in die Halle, bevor sie wieder genutzt werden kann. Anderthalb Hufeisen für den Reitbetrieb.
Bis die Halle fertig ist, dient sie einigen Schulpferden als eine Art Laufstall. Auch Ravel und Antaris gehören zur kleinen Herde in der Halle, in der es am Testtag allerdings unangenehm riecht. Die restlichen Pferde sind auf der Koppel. In die Boxen geht es laut Werner van Rossum im Sommer kaum. Auch im Winter dürfen die Pferde raus. Gut: Jedes Pferd hat eigenes Putzzeug, das in einer Tasche in der Sattelkammer verstaut ist.
Neben Antaris ist ein weiteres der Schulpferde ebenfalls zu dünn. Das kann nach Krankheiten passieren; solche Reha-Patienten müssen schonend wieder aufgebaut werden. Für Pflege und Haltung gibt es ein Hufeisen.
Bewertung
Schulpferd: drei von vier Hufeisen
Reitlehrer: halbes von vier Hufeisen
Reitbetrieb: anderthalb von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: eins von vier Hufeisen
Kontakt
Reit-, Turnier- und Ausbildungsanlage Neunkirchen
Ohlenhohnstraße 52
53819 Neunkirchen-Seelscheid
Telefon: 02247 / 9 00 01 23
Mobil: 0162 / 9 02 29 25
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