Andreas Meyer im Interview mit CAVALLO. Er war lange bei verschiedenen Lederhandelsunternehmen tätig. Seit 2017 ist er Geschäftsführer des Verbands der deutschen Lederindustrie.
CAVALLO: Die Verwendung von Leder ist nicht unumstritten. Warum plädieren Sie trotzdem dafür?
Andreas Meyer: Zum einen aus ethischen Gründen: Leder ist ein Nebenprodukt der Fleischerzeugung. Da ist es ethisch nur korrekt, das gesamte Tier zu verwerten, also auch die Häute. Dazu kommen die praktischen Gründe: Leder ist – vorausgesetzt, es ist hochwertig verarbeitet und wird richtig gepflegt – lange haltbar. Und wenn man es wirklich nicht mehr verwenden kann, verrottet es. Es ist also von Natur aus nachhaltig.
Stichwort "hochwertig verarbeitet": Woran erkenne ich denn, ob Leder hochwertig ist? Das ist für einen Laien nur schwer festzustellen, ob Trense oder Sattel aus gutem Leder bestehen. Aber es gibt ein paar Hinweise: Bei vegetabil, also pflanzlich gegerbtem, und auch bei naturbelassenem Leder erkennt man Farbschattierungen, Insektenstiche oder kleine Narben auf der Haut. Minderwertige Leder sind hingegen oft stark zugerichtet. Das heißt, sie sind so geschliffen und lackiert, dass sie makellos und glänzend erscheinen. Bei solchem Leder können aber Pflegemittel nicht eindringen; das Leder wird schneller brüchig und muss daher früher ersetzt werden als hochwertiges Material.
Qualität ist das eine, Herstellung das andere. Woher stammt das Leder für Sattel, Trense & Co.? Viele Hersteller verarbeiten aus Kostengründen Leder aus Fernost, zum Beispiel aus Indien. In einigen dieser Herkunftsländer fehlt leider noch die Sensibilität, um umweltschonende Produktionsverfahren zu nutzen. Und auch in punkto Sozialstandards für die Beschäftigten liegt hier oft einiges im Argen. Bei Leder aus Deutschland oder Europa kann man hingegen sicher sein, dass es sozial und umweltverträglich hergestellt wurde. Allerdings treten diese Gerbereien ja für den Reiter gar nicht in Erscheinung, weil sie ja "nur" Material für ein bestimmtes Produkt liefern. Und das ist in der Regel meist kein Kaufkriterium; beim Sattel wird erstmal geschaut, ob er Pferd und Reiter passt, nicht, woher das Leder dafür stammt.
Was kann ich als Verbraucher dafür tun, um sicherzugehen, dass das Leder meines Equipments nachhaltig produziert wurde? Da hilft nur, beim Anbieter nachzufragen, woher das Leder stammt und wie es verarbeitet wurde. Im Idealfall erhalte ich darauf eine transparente Antwort. Auf diese Weise können wir als Verbraucher auch zeigen, dass uns Herkunft und Verarbeitung wichtig sind. Und wir können mit unserer Kaufentscheidung ein Zeichen setzen.
Gibt es denn praktische Alternativen zum Leder? Nicht wirklich. Es gibt viele Versuche, Leder nachzubilden. Kunstleder kommt von künstlich, Leder von der Haut und ist damit natürlich gewachsen. Das ist die Verbindung zum Pferd.
Mehr Infos unter www.vdl-web.de