Horse and Dog Trail: Training für Hund und Pferd
5-Stufen-Training für Pferd und Hund

Reiten mit Hund: Sich um Pferd und Hund gleichzeitig zu kümmern, ist gar nicht so leicht – und sorgt immer wieder für Zoff unter Reitern. Horse & Dog Trail-Profi Sabine Lang erklärt, wie Mensch, Hund und Pferd ein Team werden.

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Foto: Udo Schönewald

Wo Pferde leben, da sind Hunde meist nicht weit. In vielen Fällen sorgt das für Stress im Stall. Denn nicht jeder Hund wartet geduldig, bis Frauchen oder Herrchen das Pferd versorgt hat. Stattdessen wird getobt, gekläfft und in jeder Box geschnüffelt. Das verärgert Stallkollegen, die sich in Ruhe mit ihrem Pferd beschäftigen möchten. Selbst viele Hundebesitzer sind genervt, wenn ihr treuer Begleiter sie vom Putzen und Reiten abhält – oder beim Ausreiten vors Pferd läuft.

Unsere Highlights

Diesen Stress können Sie sich, Ihren Stallkollegen und Ihren Tieren ersparen. Ausbilderin Sabine Lang aus Lechbruck/Allgäu hat einen Weg gefunden, wie Hunde zu einem friedlichen, gehorsamen und zuverlässigen Begleiter im Stall werden. Mit ihrem 5-Stufen-Training, das wir Ihnen auf den nächsten Seiten vorstellen, bekommen Sie Pferd und Hund stressfrei unter einen Hut. Und haben pure Freude mit beiden Tieren.

Pferd und Hund verstehen sich nicht

Beim Üben sollten Sie stets im Hinterkopf behalten: Pferd und Hund ticken völlig unterschiedlich. "Sie verstehen sich als Fluchttier und Beutejäger von Natur aus nicht", sagt Sabine Lang. "Der Hund ist für das Pferd instinktiv ein Angreifer, vor dem es wegrennen möchte." Dieses Verhalten steht dem Jagdinstinkt der Hunde gegenüber. Viele drehen voll auf, wenn das Pferd steht oder sich bewegt. Das stresst beide Tiere. Die Verletzungsgefahr steigt. Da Pferd und Hund nicht mit der gleichen Körpersprache kommunizieren, erkennt zudem keiner, ob der andere verärgert ist oder sich unterwirft. "Sie brauchen den Menschen als Dolmetscher", sagt Sabine Lang. "Legt das Pferd die Ohren an, muss ich dem Hund zeigen, dass er weichen soll."

Auf diese Weise lernt der Hund nach und nach, die Warnsignale der Huftiere zu deuten. Auch das Pferd muss sich anpassen. "Es darf keinen Hund bedrohen oder über den Haufen rennen", sagt Sabine Lang. Denn das schürt leicht Angst und Aggressionen.

Sabine Lang ist Trainer B für Westernreiten, Breitensport und Jungpferdeausbildung sowie VFD-Fachübungsleiterin Reitbegleithund. Im Jahr 2004 gewann sie ihre ersten Schleifen bei Horse & Dog Trail-Prüfungen. In ihrem Trainingszentrum in Lechbruck/Allgäu bildet sie Pferde, Hunde und Reiter aus (www.sabinelang.de). Zudem gibt sie Kurse in ganz Deutschland.

Bitte Abstand halten

Bereiten Sie das Pferd zunächst am Boden vor. So lernt es, auf feinste Signale zu reagieren und Ihre Individualdistanz zu achten. Das ist die Voraussetzung für ein reibungsloses Training mit Hund. Nur so kommt ihm das Pferd später nicht zu nah.

So geht‘s: Stellen Sie sich auf Schulterhöhe neben das Pferd. Dann führen Sie es im Schritt an. Schnalzen Sie dabei. Reagiert das Pferd nicht, bauen Sie mit den Zügeln eine leichte Verbindung auf. Steigern Sie den Zug, bis das Tier läuft. Geben Sie dann sofort nach. Gehen Sie neben dem Hals des Tiers. Zum Anhalten bleiben Sie stehen und sagen "Halt". Stoppt das Tier nicht, halten Sie eine Hand als Barriere vor den Pferdekopf. Ignoriert es auch dieses Signal, schwingen Sie das Zügelende rund 30 Zentimeter vor seinem Kopf. Reagiert es auch darauf nicht, geben Sie ihm einen Klaps auf die Brust. Sobald das Pferd ruhig steht, wird gelobt. Pausieren Sie eine Minute, und sorgen Sie für Entspannung. Rührt sich das Pferd, schicken Sie es auf die alte Position. Loben Sie es, sobald es wieder ruhig steht. Gewöhnen Sie es auch ans Führen auf der anderen Körperseite.

Klappt das im Schritt und Trab, geht‘s in den Sattel. Das Pferd sollte sich in allen Gangarten fein dirigieren lassen und ruhig stehen bleiben. Bitten Sie gegebenenfalls einen Trainer um Hilfe. Legen Sie eine Hand aufs Genick des Pferds. Bauen Sie langsam Druck auf, bis das Tier den Kopf senkt. Geben Sie dann sofort nach, lassen aber die Hand sanft auf dem Genick liegen und streicheln es.

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Udo Schönewald
Bleibt das Pferd nicht stehen, schwingen Sie das Zügelende vor den Nüstern.

Gute Beziehung zu Hund und Pferd

Voraussetzung fürs spätere Training am Pferd ist, dass Sie eine gute Beziehung zu Ihrem Hund haben. An der Leine sowie im Freilauf sollte er auf die gängigen Kommandos wie "Sitz", "Bleib", "Aus" und "Lauf" sowie auf seinen Namen hören. Besonders wichtig fürs spätere Training mit Pferd ist das Stimmsignal "bei Fuß". In dieser Position können Sie dem Hund stets Sicherheit vermitteln und ihn gut kontrollieren.

So üben Sie das Kommando: Rufen Sie den Hund zu sich. Lassen Sie ihn neben sich setzen und leinen ihn an. Dann holen Sie sich seine Aufmerksamkeit, indem Sie seinen Namen sagen. Wenn Sie der Hund anschaut, loben Sie ihn. Danach sagen Sie "bei Fuß" und laufen los. Holen Sie sich beim Gehen immer wieder auf diese Weise seine Aufmerksamkeit und loben ihn. Bleiben Sie anfangs schon nach wenigen Schritten stehen, lassen den Hund setzen und loben ihn. Von Mal zu Mal verlängern Sie die Strecke. Klappt "bei Fuß" auf längeren Distanzen, können Sie auch ohne Leine üben.

Verknüpfen Sie ein Leckerchen mit einem freundlichen Wort. Dazu eignet sich am besten ein Stück Würstchen. Wichtig: Erst kommt das Stimmsignal, dann das Leckerchen.

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So ist‘s gut: Der Hund läuft artig „bei Fuß“.

Erste Schritte mit Pferd und Hund

Leinen Sie den Hund an, gehen Sie gemeinsam zum Pferd, und nehmen Sie Führstrick oder Zügel in eine Hand. In der anderen halten Sie die Hundeleine. Dann laufen Sie los, so wie Sie es vorher einzeln geübt haben. Der Hund läuft "bei Fuß", während Sie auf Halshöhe des Pferds zwischen den beiden Tieren gehen. Halten Sie Pferd und Hund auf Abstand. Stoppen Sie nach wenigen Schritten, loben die beiden und gehen erneut los.

Will der Hund flüchten, ist der Abstand zwischen den Tieren zu gering. Bitten Sie einen Stallkollegen, das Pferd zu führen, und probieren Sie aus, welche Position für den Hund angenehm ist. Sobald Sie den optimalen Abstand gefunden haben, rücken Sie wieder Stück für Stück näher. Diese Taktik sollten Sie auch anwenden, wenn sich das Pferd vor dem Hund fürchtet. Bis beide Tiere ruhig nebeneinander laufen, können mehrere Trainingseinheiten vergehen.

Beißt der Hund in die Leine, knurrt oder schnappt nach dem Pferd, kann das ein Zeichen von Unsicherheit sein. Ein Ruck an der Leine oder ein tadelndes "Nein" sorgen daher meist nur dafür, dass der Hund noch mehr aufdreht. "Viele Hunde fühlen sich dadurch bestärkt", sagt Sabine Lang. "Sie freuen sich, dass Frauchen auch mitmacht." Was sollte man stattdessen am besten tun? "Um dieses Verhalten abzustellen, muss ein Experte die Situation analysieren", rät Lang. Bitten Sie einen Hundetrainer um Hilfe.

Bellt der Hund, sollten Sie nicht mit ihm sprechen. Halten Sie an. Ansonsten wird der Hund nur bestätigt, das Pferd so vorwärts treiben zu können. Loben Sie den Hund, sobald er ruhig ist. Bessert sich sein Verhalten nicht, sollten Sie einen Profi fragen. Erst wenn das Führen mit und ohne Leine klappt, können Sie in den Sattel steigen. Damit sich das Pferd nicht von Ihrer Kritik angesprochen fühlt, sollten Sie mit ihm stets freundlich reden. Wählen Sie zudem unterschiedliche Stimmkommandos für beide Tiere.

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Der Hund ist ängstlich und will flüchten. Er dreht sich und sucht Schutz bei Frauchen.

Entspanntes Aufsteigen mit Hund

Vor dem Aufsteigen fordern Sie den Hund auf, sich neben dem Pferd hinzusetzen. Achten Sie darauf, dass sich beide Tiere nicht zu nahe kommen. Dann nehmen Sie Zügel sowie Leine in eine Hand und positionieren diese am Mähnenkamm. Auf keinen Fall dürfen Sie die Leine am Sattel festbinden. Richten Sie den Blick nach vorne, so dass Sie beide Tiere beobachten können. Stellen Sie einen Fuß in den Steigbügel. Loben Sie den Hund, wenn er dabei ruhig sitzen bleibt. Erst dann steigen Sie auf und reiten los.

Anfangs ist es sinnvoll, einen Helfer zwischen den Tieren gehen zu lassen. Er kann den Hund mit einer zweiten Leine führen und bei Bedarf das Pferd halten. So können Sie sich langsam an die neue Situation und das Handling von Zügeln sowie Leine gewöhnen. Zudem passt der Helfer auf, dass die beiden Tiere in sicherem Abstand nebeneinander laufen und sich nicht in die Quere kommen.

Reiten Sie zunächst nur im Schritt auf gerader Strecke. Halten Sie zwischendurch immer wieder an, wenn Sie der Hund anschaut. Lassen Sie ihn dann "Sitz" machen und loben ihn. So merkt er sich schnell die richtige Position neben dem Pferd und findet Freude an seiner neuen Aufgabe. Klappt das, können Sie auch kurze Strecken traben. Sagen Sie den Hundenamen, bevor Sie antraben, damit er aufmerksam ist. Gleiches gilt fürs Durchparieren.

Beim Reiten hüpfen und bellen viele Hunde. "Manche sind unsicher, weil Frauchen plötzlich so weit weg ist", sagt Sabine Lang. "Oder sie möchten das Pferd antreiben." Halten Sie in jedem Fall sofort an und loben den Hund, sobald er ruhig ist. Bessert sich das Verhalten mit dieser Taktik nicht, sollten Sie einen Hundetrainer um Rat fragen.

Zappelt das Pferd, sollten Sie trotzdem aufsitzen und warten, bis sich das Tier beruhigt hat. Dann loben Sie es, steigen ab und wiederholen das Ganze.

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Ein Helfer hält Pferd und Hund fest, während der Reiter in Ruhe aufsteigt.

Freilaufender Hund im Gelände

Bevor Sie sich mit Pferd und freilaufendem Hund ins Gelände wagen, sollten Sie einige Runden auf dem Platz drehen. Gehorcht Ihr Hund beim Reiten auch ohne Leine? Besonders wichtig sind hierbei die Kommandos "bei Fuß" und "Lauf".

Im Freilauf drehen viele Hunde auf – vor allem, wenn das Pferd trabt oder galoppiert. Versuchen Sie, den Hund mit dem Kommando "Lauf" vom Pferd wegzuschicken. In einem sicheren Abstand kann der Hund dann die angestaute Energie abbauen. "Klappt das nicht, sollten Sie auf jeden Fall in eine langsamere Gangart wechseln", rät Sabine Lang.

Für Fortgeschrittene: Um den Hund abzuleinen, können Sie absteigen. Oder ihm beibringen, am Pferd hochzuspringen, so dass Sie bequem den Karabiner öffnen können. So geht‘s: Halten Sie an, und drehen Sie den Pferdekopf leicht vom Hund weg. Motivieren Sie Ihren Hund, Männchen zu machen und sich dabei mit den Vorderpfoten am Steigbügel oder Schuh abzustützen. Das geht ganz leicht, indem Sie das Kommando "Hopp" sagen und sich dabei mit der Hand auf den Schenkel klopfen. Auch ein Leckerchen eignet sich als Lockmittel.

Motivieren Sie den Hund mit einem weiteren Leckerli, in dieser Position zu verharren, und sagen Sie "Bleib". So können Sie bequem die Leine abnehmen. Danach geben Sie das Kommando "Ab" oder "Runter", um den Hund wieder mit allen vier Pfoten auf den Boden zu holen. Um Ärger mit Stallkollegen zu vermeiden, sollten Sie sich vorher erkundigen, ob deren Pferde an freilaufende Hunde gewöhnt sind.

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Ein gutes Team: Sabine Lang, Tinkerhengst Harry und Hund Nanuk.
Die aktuelle Ausgabe
10 / 2023

Erscheinungsdatum 13.09.2023