Die Arbeit am Kappzaum ist eine tolle Methode, um Ihrem Pferd zu helfen, den Weg in die korrekte Dehnung und Biegung zu finden – ganz ohne Ausbinder oder andere Hilfszügel.
Wie wirkt ein Kappzaum?
Über den mittig auf dem Nasenriemen platzierten Ring des Kappzaums wirken Impulse sehr präzise auf Nase und Genick, sodass Sie Ihr Pferd über die Longenverbindung fein steuern können. "Am Kappzaum zeigt sich schnell die Wahrheit über den Trainingszustand des Pferds. Denn hier wird es nicht in eine bestimmte Haltung gezwungen, die es vielleicht körperlich noch überfordert", erklärt Klassik-Ausbilderin Nicole Künzel.
Kappzaum aus Biothane, Leder, Eisen – Kappzaumarten
Die Expertin empfiehlt einen Kappzaum aus weichem, glattem Material wie Leder oder Kunstfaser (z.B. Biothane). Der klassische Kappzaum hat entweder einen Nasenriemen ganz aus Leder oder mit einem eingearbeiteten Metallteil, das aus bis zu drei Gliedern oder einem einzelnen Bügel besteht. Kappzäume gibt es international in verschiedensten Ausführungen: Der klassisch-deutsche Kappzaum hat ein mehrgelenkiges Naseneisen, das durch Leder abgepolstert ist, das französische Caveçon eine gepolsterte Kette. Die Naseneisen iberischer Kappzäume wie der Serreta sind an einem Stück – und manche haben gar kein Metall.
Welcher Kappzaum eignet sich für Anfänger?
Je punktueller ein Kappzaum aufliegt, desto mehr Kraft wirkt auf die einzelnen Punkte. Viele Pferde treten nur ungern an einen scharfen Kappzaum heran. Serreta und Co. sind mit Kandaren vergleichbar: Es sind Werkzeuge für weit ausgebildete Pferde und Reiter. Wer bereits fortgeschritten ist und einen Kappzaum nach Art des Caveçon nutzen möchte, findet in unserem Partnershop ein Modell mit Lederummantelung. Wer an der Longe die Grundbegriffe erarbeitet, sollte genauso wenig zur Serreta greifen, wie er beim Anreiten eine Kandare einschnallen würde. Anfänger sollten also einen stabil sitzenden, gepolsterten Kappzaum mit breitem Nasenriemen nach Machart des klassischen deutschen Kappzaums verwenden – etwa wie dieses Modell mit dreiteiligem Naseneisen (für Warm- und Vollblüter) oder diesen unterlegten Kappzaum. Auch Kappzäume ohne Naseneisen wie dieser gepolsterte Lederkappzaum oder dieser anatomisch geformte Trensen-Lederkappzaum haben eine breite Auflagefläche und wirken somit grundsätzlich mild. Zu beachten ist jedoch, dass solche Kappzäume ohne Naseneisen beim Longieren evtl. weniger stabil auf der Pferdenase sitzen.
Welcher Kappzaum eignet sich zum Longieren?
Gerade bei der Longenarbeit wirkt der Kappzaum schnell recht scharf auf Genick und Halswirbelsäule. Heftige oder falsche Einwirkung bringt das Pferd aus der Balance oder sorgt gar für Schmerzen. Korrekt angewandt, ist der Kappzaum jedoch eine tolle Trainingshilfe für jedes Pferd. Für die Arbeit an der Longe ist ein weich gepolsterter Kappzaum mit gut sitzendem Naseneisen optimal. Ein wichtiger Aspekt für die Kappzaumwahl hat nur am Rande mit dem Druck auf der Nase zu tun. "Kappzäume ohne stabiles Naseneisen bewegen sich auf der Nase wesentlich stärker seitlich, als wenn Bügel den Sitz stabilisieren", sagt Longier-Expertin Babette Teschen. Kommt zu viel Zug auf die Longe, verdreht sich der Zaum und kann dem Pferd auf der äußeren Kopfseite ins Auge rutschen. Schmale, harte Nasenteile wirken schärfer als breite, weich gepolsterte; egal ob flexibel oder nicht. Vermeintlich leichte Kappzäume entlasten die Pferdenase beim Longieren nicht, sondern belasten. An der einfachen Longe sollten Sie daher zum Wohle Ihres Pferds zur deutschen Variante mit mehrteiligem gepolstertem Naseneisen wie beispielsweise diesem Modell aus unserem Partnershop greifen.
Welcher Kappzaum ist der Beste?
Für welches Pferd sich welcher Zaum eignet, lässt sich pauschal nicht sagen: Es kommt vor allem aufs einzelne Pferd an. Das Temperament des Pferds und das Können des Reiters bestimmen ebenfalls die Wahl des Kappzaums.
Kann man mit Kappzaum reiten?
Auch beim Reiten können Sie den Kappzaum nutzen. Voraussetzung: Ihr Pferd kennt die Hilfen bereits aus Boden- und Longenarbeit. Reiten mit Kappzaum erfordert etwas Übung, besonders wenn Sie ihn mit einer Trense kombinieren und vierzügelig reiten. Die Mühe lohnt sich jedoch: etwa bei Pferden, die Angst vor dem Gebiss haben, bei jungen Pferden oder Pferden, die sich im Genick verwerfen. Gerade für Pferde, die Angst vor dem Gebiss haben, ist der Kappzaum ideal. Oft wirkt es alleine schon sehr befreiend, wenn das Pferd kein Metall mehr im Maul spürt. Dann wird es sich schnell auch mal trauen, die Nase nach vorne zu nehmen. Kappzäume öffnen auch dem Reiter neue Wege. Es sind perfekte Werkzeuge, um zügelunabhängig zu reiten. Weil der Reiter über den Zaum nur impulsartig einwirkt, erzieht er sich quasi selbst, mehr über Sitz und Schenkelhilfen zu arbeiten. Kappzäume, in die sich ein Gebiss einschnallen lässt, finden Sie zum Beispiel in unserem Partnershop: Dreiteiliger Kappzaum mit Gebissriemen, Leder-Trensenkappzaum mit Karabinerhaken zum schnellen Einschnallen eines Gebisses, Lederkappzaum nutzbar mit Gebiss.
Wie soll ein Kappzaum sitzen?

Damit der Kappzaum optimal wirkt und dem Pferd den Weg in die Dehnung und Stellung weist, muss er korrekt am Pferdekopf sitzen. Sonst wirken die Signale über die Longe schwammig; ein schlecht sitzender Kappzaum kann außerdem für Schmerzen und Verletzungen sorgen. Wie Sie den Kappzaum richtig anlegen:

Die meisten Kappzäume bestehen aus einem Nasen- und Ganaschenriemen sowie einem Genickriemen mit Backenstück. Achten Sie darauf, dass alle Riemen längenverstellbar sind. Schließen Sie zunächst den Ganaschenriemen und erst danach den Nasenriemen. So verhindern Sie, dass beim Anziehen zu starke Kräfte auf Nase und Genick wirken.
Damit der Nasenriemen nicht auf empfindliche Nervenbahnen drückt, sollte zwischen Jochbein und Nasenriemen zwei Finger Abstand sein.
Der Ganaschenriemen verläuft am besten vom Pferdeauge aus gesehen gerade nach unten. So sitzt er etwa mittig an der Ganasche, kann nicht rutschen und hält den Zaum stabil. Angenehm fürs Pferd ist außerdem ein an den Ohren anatomisch geformter Genickriemen.

Der Nasenriemen muss meist recht fest angezogen werden, damit er nicht verrutscht. Machen Sie das anfangs langsam und vorsichtig, damit Ihr Pferd sich an den Druck gewöhnen kann.
Prüfen Sie dann, ob der Riemen fest genug sitzt, indem Sie zu beiden Seiten ziehen. Der mittlere Ring sollte stets auf dem Nasenrücken bleiben. Hat der Nasenriemen einen Metallbügel, muss dieser der Pferdenase angepasst sein.

Das Backenstück sollte neben dem Jochbein verlaufen. Achten Sie darauf, dass sich der Riemen nicht verzieht, wenn Nasen- und Ganaschenriemen angezogen sind. Das Backenstück des Kappzaums sollte flach seitlich am Pferdegesicht anliegen.
Im Folgenden zeigen CAVALLO-Autorin Judith Eckert und ihre Paint-Horse-Stute Sweety unter Anleitung von Nicole Künzel, wie der Einstieg in die Longenarbeit mit dem Kappzaum Schritt für Schritt gelingt.
Vorübung 1: Vorhand bewegen

Vor dem Einstieg ins Kappzaumtraining sollte Ihr Pferd Basisübungen am Boden wie Antreten, Halten, Weichen, Rückwärts und Schritt-Trab-Übergänge sicher beherrschen. Nicole Künzel empfiehlt dazu die folgenden drei Vorübungen. Erarbeiten Sie diese mit Halfter und Strick sowie einer Touchiergerte.
Vorhand bewegen: Stellen Sie sich leicht schräg vor Ihr stehendes Pferd. Die Hand mit dem Führstrick führen Sie seitlich von sich weg. Geben Sie dann ein Signal mit der Gerte auf Schulterhöhe (etwa leichtes Wedeln), bis das Pferd mit der Vorderhand zur Seite weicht – dabei sollte es die Vorderbeine kreuzen und nicht zu sehr vorwärts gehen.
Vorübung 2: Präzise Schulterkontrolle

Führen Sie Ihr Pferd mit 5 bis 6 Metern Abstand parallel zum Hufschlag und lassen Sie es dann vorwärts-seitwärts nach außen weichen wie beim Viereckvergrößern. Stellen Sie zur Orientierung ein Hütchen auf, das Sie ansteuern.
Die Vorwärts-Seitwärts-Bewegung leiten Sie ein, indem Sie wieder die äußere Hand seitlich von sich wegführen und die Gerte mit abgesenkter Spitze in Richtung der Schulter anheben.
Stellen Sie sich zudem vor, dass Sie einen Energieball bilden und auf Ihr Pferd zuschicken.
Vorübung 3: Auf Druck am Genick nachgeben

Stellen Sie sich neben den Pferdekopf und üben Sie am Strick einen sanften und stetigen Zug nach unten aus.
Gibt Ihr Pferd nach, lassen Sie sofort los und loben den richtigen Ansatz.
Erste Schritte an Longe und Kappzaum

Ihr Pferd soll nun lernen, dem Impuls am Kappzaum nachzugeben, sich weich im Genick nach innen zu stellen und die Oberlinie zu dehnen.
Beginnen Sie auf etwas kleineren Zirkeln im Schritt und halten Sie eine konstante Verbindung zwischen Longe und Kappzaum.
Gehen Sie anfangs mit großen Schritten nah am Pferd mit und kombinieren Sie die Zirkel mit geraden Linien etwa am Hufschlag entlang.
Den Weg in die Dehnung zeigen Sie Ihrem Pferd, indem Sie die Hand, die die Longe hält, etwa in Hüfthöhe nach außen führen. Eine nach unten gedrückte Hand bringt das Pferd dagegen leicht aus dem Gleichgewicht. Loben Sie sofort mit Stimme und führen die Hand wieder in die Ausgangsposition zurück, wenn Ihr Pferd ansatzweise richtig reagiert.
Wollen Sie es antreiben, zeigen Sie mit der Gerte auf seine Hinterhand. Ansonsten bleibt die Gerte, ebenso wie später die Longierpeitsche, in neutraler Position (abgesenkt, etwa auf Höhe des Pferdebauchs).
Schritt und Trab in Dehnung

Wenn Ihr Pferd gelernt hat, sich am Kappzaum in die Dehnung zu begeben, können Sie den Zirkel vergrößern und die Gerte gegen eine Longierpeitsche tauschen. Gehen Sie anfangs noch mit, um Ihrem Pferd die Biegung auf dem Zirkel zu erleichtern. Später sollten Sie dann im Zentrum des Zirkels stehenbleiben und sich nur mitdrehen.
Üben Sie nun, dass Ihr Pferd im Schritt weiter ausgreift, ohne dabei die Dehnung aufzugeben. Erst wenn das sicher gelingt, lassen Sie es antraben. Anfangs traben Sie nur in kurzen Reprisen; sobald Ihr Pferd den Kopf hebt oder sich in Rücken und Genick verspannt, parieren Sie zum Schritt durch. Erarbeiten Sie die Dehnung in Ruhe neu und traben Sie dann erst wieder an.
Im Trab treiben Sie erst vermehrt nach, wenn Ihr Pferd die Dehnung sicher halten kann. Erst dann ist es in der Lage, vermehrt mit den Hinterbeinen unter den Schwerpunkt zu treten und die Oberlinie weiter zu dehnen. Achten Sie darauf, dass die Kopf-Hals-Position nicht zu tief gerät: Genick etwa auf Widerrist-Höhe ist ein guter Richtwert. Nach und nach wird Ihr Pferd so in eine korrekte Stellung und Längsbiegung finden.
Erst wenn Ihr Pferd ausbalanciert in Schritt und Trab am Kappzaum zirkelt und die Dehnung über einen längeren Zeitraum und in Übergängen sauber hält, sollten Sie es galoppieren lassen.

Am Kappzaum haben Sie die Möglichkeit, Ihr Pferd fließend von einer Hand auf die andere zu wechseln. Das erfordert jedoch einiges an Koordinationsvermögen von Mensch und Pferd. Nicole Künzel rät deshalb, die Richtungsänderung schrittweise zu erarbeiten, bis alle Bewegungsabläufe – vor allem beim Menschen – sitzen. Üben Sie deshalb zunächst die einfache Variante mit einem Zwischenhalt.
Einfache & fließende Handwechsel

So geht der einfache Wechsel: Machen Sie Ihr Pferd aufmerksam, etwa durch ein Stimmsignal. Dann laden Sie es ein, nach innen abzuwenden, indem Sie mit entspannter Körperhaltung rückwärtsweichen; die Longe sollte dabei leicht gespannt bleiben und nicht durchhängen.

Sobald Ihr Pferd auf einer geraden Linie vor Ihnen angekommen ist, halten Sie es an, etwa per Stimmsignal oder indem Sie die Hände mit gesenkter Peitsche vor sich ausstrecken und anheben.
Wechseln Sie nun die Peitsche unter der Longe hindurch und greifen Sie diese mit der anderen Hand.

Dann lassen Sie die Vorhand in die neue Richtung weichen, wie Sie es in der Vorbereitung geübt haben, und schicken Ihr Pferd wieder auf den Zirkel. Üben Sie diese Abläufe mehrmals auf beiden Seiten.
Den fließenden Handwechsel leiten Sie genauso ein wie den einfachen. Anstatt das Pferd jedoch anzuhalten, sobald es auf der geraden Linie vor Ihnen angekommen ist, wechseln Sie Longe und Peitsche, während Sie rückwärtsgehen und lassen Ihr Pferd gleich in die neue Richtung abbiegen.
Achten Sie unbedingt darauf, dass Ihr Pferd sauber und weit genug mit der Vorhand weicht und Sie nicht beim Abwenden in die neue Richtung mit der Schulter bedrängt. Gelingt dies noch nicht reibungslos, verbessern Sie noch einmal separat die Schulterkontrolle aus den Vorübungen.
Das könnte Sie auch interessieren: