Zünden mit feinen Hilfen: Mit Uta Gräf zu mehr Schwung

Dressurreiten mit Uta Gräf
Mehr Schwung: Zünden mit feinen Hilfen

Zuletzt aktualisiert am 10.02.2025
Uta Gräf auf einem braunen Pferd im schwungvollen Trab im Seitenprofil
Foto: Rädlein

Ein Pferd muss frisch vorwärts gehen. Nur wenn jede Versammlung durch eine Verstärkung abgelöst werden kann, ist ein harmonischer Tanz auf dem Dressurviereck möglich. Fehlt Bewegungsfreude, wird jede Gymnastik zum Krampf. Locker und leicht wird Dressur nur, wenn Pferde ihre Energie gerne für die Lektionen einsetzen.

Für mehr Schwung: Impulshilfen geben

Viele Pferde sind auf Schenkelhilfen abgestumpft und reagieren kaum, wenn der Reiter die Wade anlegt. Oft liegt das daran, dass Reiter falsch, nämlich zu viel treiben.

Pferde spüren eine Fliege auf ihrem Fell. Wenn Sie nicht auf Schenkeldruck reagieren, dann liegt das nicht daran, dass sie ihn nicht merken. Folglich nützt es auch nicht, einfach stärker zu pressen. Vielmehr musst du deinem Pferd beibringen, dass es schon auf einen kurzen Schenkeldruck reagieren soll. Die wichtigste Voraussetzung: Du drückst wirklich nur kurz. "Reagiert dein Pferd nicht, wiederhole den Impuls, gegebenenfalls verstärkt durch die Gerte oder zur Not auch den Sporn", sagt Dressur-Profi Uta Gräf.

Sobald das Pferd auch nur ein bisschen nach vorwärts reagiert, setzt du die Hilfe aus. Allerdings darfst du das Bein jetzt nicht ganz weg strecken. "Um ständig mit deinem Pferd kommunizieren zu können, solltest du feinen Wadenkontakt halten", rät Gräf. "Löst du die Wade komplett vom Pferd, könnte der nächste Impuls dein Pferd erschrecken." Das ist bei faulen Pferden nicht tragisch und kann sogar erwünscht sein. Sensiblere Tiere verspannen dabei leicht oder werden hektisch.

Vorwärts mit leichtem Sitz

Einem Faultier musst du ein flotteres Tempo so angenehm wie möglich machen. Dazu gehört auch, dass du entlastend sitzt. Wer seinem trägen Pferd dauernd mit dem gesamten Gewicht im Nacken sitzt, liefert ihm nur noch mehr Gründe, flotte Bewegung zu vermeiden.

Denn nur selten dürfte es Reitern gelingen, beim Dauertreiben noch geschmeidig in der Bewegung zu sitzen. Trabe lieber regelmäßig leicht und nimm im Galopp überwiegend den leichten Sitz ein. Schwer einsitzen solltest du erst, wenn dein Pferd flüssig vorwärts geht. Sobald es dann wieder anfängt zu klemmen, gilt: Po aus dem Sattel.

CAV Motivation Dressur Uta Gräf 7
Lisa Rädlein

Freude am Schwung: Gehen lassen im Gelände

Reithallenwände und Reitplatzzäune bremsen viele Pferde aus. Wenn auch dein Pferd im Viereck keine Lust zum Laufen hat, geh öfter ins Gelände. Dort kannst du dein Pferd auf geraden Strecken einfach mal gehen lassen, ohne dass spätestens nach 20 bis 30 Metern die nächste Ecke kommt. "Viele Pferde entdecken draußen den Spaß an der Bewegung wieder", sagt Uta Gräf.

Sie nutzt diesen Effekt auch zum Training von Lektionen: "Ich übe auf langen Sandwegen hin und wieder fliegende Galoppwechsel. Weil viele Pferde draußen besser nach vorne ziehen als im Viereck, gelingen die Wechsel oft mit feinen Hilfen schnurgerade." Verstärkungen werden ausdrucksvoller, wenn das Pferd viel Platz vor sich hat. Und Training auf hügeligem Gelände bewirkt, dass Pferde mehr Last mit der Hinterhand aufnehmen.

Ganz nebenbei werden phlegmatische Pferde durch die verschiedenen Umwelt- und Bodenreize wieder aufmerksamer. Sie nehmen den Reiter und seine Signale besser wahr als in der alltäglichen Reithalle.

Unterstützung vom Boden

Wenn in bestimmten Lektionen oder Übungen die Vorwärtstendenz fehlt, lässt sich Uta Gräf von einem Helfer am Boden unterstützen. "Dabei macht niemand dem Pferd mit knallender Peitsche Dampf", stellt die Trainerin klar. "Aber wenn hinter dem Pferd vorsichtig gewedelt wird, entsteht ein Vorwärtsimpuls, ohne dass der Reiter quetschen muss. Das Pferd erlebt, wie gut sich eine Lektion im Vorwärts anfühlt, weil kein treibender Schenkel das gute Gefühl gleich wieder zerstört." Der Reiter kann im Sattel entspannen, während sein Pferd fleißig voran geht. Für viele eine gute Erfahrung.

Als Peitschenführer eignen sich nur erfahrene Pferdeleute. Der Helfer muss erkennen, wann das Pferd sich verbessert, und sofort die Peitschenhilfe aussetzen. "Wenn der Reiter erst Bescheid sagen muss, dauert das meist zu lange", erklärt Uta Gräf. Damit das Pferd keinen Stress aufbaut, sollte der Helfer mit der Peitsche nur etwas wedeln.

Touchieren lehnt Uta Gräf ab, weil das oft den Takt der Pferde stört. "Bei uns gibt es nur eine Situation, in der wir das Pferd mit der Peitsche berühren. Wenn bei Galopp-Pirouetten die Hinterbeine zu lange am Boden bleiben, können ein paar Impulse mit der Peitsche das Abfußen beschleunigen", erklärt die Profi-Reiterin.

Uta Gräf betont, dass die Peitsche kein Ersatz für korrektes Reiten ist. "Aber es gibt Situationen, in denen ein Reiter allein dem Pferd nicht so schnell und klar zeigen kann, wie es in einer Lektion in die angenehmste Lage kommt." Geht der Fleiß verloren oder klemmt das Pferd, würde der Reiter normalerweise mit Schenkel, Gerte oder Sporen stärker treiben. Doch das erzeugt beim Pferd unangenehme Gefühle, die es mit der Lektion verknüpft. "Ich finde es besser, dem Pferd dann von unten zu helfen, als lange zu würgen und zu riskieren, dass das Pferd Frust aufbaut", sagt Uta Gräf.

Greife aber bitte nur zu dieser Unterstützung, wenn dein Pferd sich nicht vor der Peitsche oder der Person in der Bahn fürchtet. Hilfe vom Boden ist nur sinnvoll, wenn sie das Pferd positiv beeinflusst. Verspannt das Tier, hast du nichts gewonnen. Manche Pferde sind anfangs unsicher, gewöhnen sich aber an die Situation. Lass den Helfer zunächst einige Male mit passiver Peitsche in der Bahn mitlaufen. Auch ängstliche Pferde lernen dann, dass sie keine Schläge fürchten müssen, und entspannen sich.

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Lisa Rädlein

Flott durch Halten

Klemmt ein Pferd beim Beschleunigen, kann es helfen, das höhere Tempo für eine längere Sequenz durchzuhalten. "Viele zähe oder feste Pferde lassen los, wenn sie die Chance bekommen, sich in das neue Tempo einzufinden", sagt Uta Gräf. Halte das Tempo so lange flott, bis dein Pferd fühlbar loslässt. Damit das gelingt, beschleunige nicht gleich auf das Maximaltempo fürs Turnier. Eine leichte Erhöhung reicht für den Anfang. Aber die sollte dann durchgehalten werden, bis das Pferd nachgibt.

Sobald das passiert, wirst du selbst weich, lässt die Zügel länger und gibst dem Pferd eine Pause. Mit der Zeit verstehen die meisten Pferde, worum es geht. Sie reagieren dann schneller und aktiver auf Hilfen für mehr Tempo. Wenn dein eigentlich faules Pferd sofort gut aus der Hinterhand anschiebt, solltest du dich mit wenigen Tritten oder Sprüngen zufriedengeben und sofort wieder eine Pause einlegen.

Manche Pferde werden wacher, wenn sie schnell hintereinander mehrere Trab-Galopp-Übergänge gehen. Pass dabei auf, dass dein Pferd in jedem Übergang vorwärts zieht und locker bleibt. Verspannt sich dein Pferd dabei, reitest du längere flotte Reprisen.

Nur kurz Versammeln

Auch faule Pferde müssen lernen, die Hinterhand stärker zu nutzen. Da das viel Kraft kostet, fordere es immer nur für kurze Momente, und schicke das Pferd daraus gleich wieder vor. "Pariere zum Beispiel aus dem Trab zum Schritt durch und trabe sofort, also ohne weitere Schritte dazwischen, wieder an", sagt Uta Gräf.

"So schiebt sich das Pferd kurz zusammen, ohne dass es sich's im Schritt gemütlich machen kann. Diese Übung kannst du auch im Galopp reiten, indem du dein Pferd aufnimmst und – sobald es sich etwas setzt – sofort wieder zulegen lässt.