Ratgeber Pferdehaltung: Frostschutz für Selbsttränken
Frostschutz für Pferdetränken

Pferdetränken vor Frost schützen: Im Winter frieren Tränken und Wasserleitungen schnell ein. CAVALLO verrät, wie das Wasser für die Pferde trotz Minusgraden sprudelt.

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Foto: CAVALLO

Pferde benötigen laut Lehrbuch pro 100 Kilo Lebendgewicht im Schnitt täglich 5,5 Liter Wasser. Das macht bei einem 600 Kilo schweren Warmblüter 33 Liter – und lange Arme, wenn im Winter die Tränke einfriert. Dazu reichen schon moderate Temperaturen. „Bei null Grad Celsius können sogar im Kaltstall offen liegende Leitungen einfrieren, wenn der eiskalte Ostwind darüber fegt“, sagt Elmar Brügger, Planungsberater der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Münster.„Versuchen Sie niemals, eingefrorene Rohre aufzutauen“, warnt Brügger. „Leitungen und Tränkeanschlüsse bestehen aus verschiedenen Materialien, die sich durchs Erwärmen unterschiedlich stark ausdehnen. Die Leitungen beginnen dann zu lecken.“ Zudem ist der Tau-Effekt nur recht kurzfristig: Kühlen die Rohre aus, gefriert das Wasser darin wieder.Gefragt sind also längerfristige Lösungen. „Ideal ist es natürlich, wenn ich einen Stall mit zweischaligem Mauerwerk habe und die Leitung in dem isolierenden Zwischenraum verlegen kann“, sagt Elmar Brügger. Das ist allerdings nur selten der Fall. In den meisten Ställen liegen die Rohre frei. Bei Neubauten rät Brügger, die Leitungen möglichst hoch entlang der Wand zu führen und über dem Boxenfenster anzubringen. Kalte Luft ist schwerer als warme und sammelt sich am Boden. Je tiefer und dichter am Boxenfenster die Rohre verlaufen, desto schneller frieren sie ein. „Außerdem sollten sie gedämmt werden“, empfiehlt der Experte. Dazu eignen sich am besten spezielle Isolierungsschläuche, wie sie auch im Heizungsbau verwendet werden. Sie kosten je nach Ausführung zwischen 5 und 15 Euro pro Meter. „Das nützt aber nur, wenn auch der Tränkeanschluss isoliert ist. Sonst stehen die Pferde trotzdem auf dem Trockenen“, sagt Brügger. Glaswolle dagegen taugt kaum zur Isolierung der Rohre: Einmal nass oder dreckig geworden, dämmt sie nur noch schlecht.

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Elektrische Kabel heizen kräftig ein

Wichtig: Damit Pferde die Isolierung nicht anknabbern, muss sie unbedingt geschützt werden. Am einfachsten funktioniert das, indem man ein weiteres Rohr darüber stülpt. Dafür reichen auch günstige PE-HD- oder PVC-Rohre aus dem Baumarkt.„Mit diesen Methoden kann ich die Leitungen bis zu einer bestimmten Temperatur offen halten“, sagt Elmar Brügger. „Wenn es richtig kalt wird, komme ich aber um eine Heizung nicht herum.“ Eine Möglichkeit sind sogenannte Rohrbegleitheizungen. Dahinter verbergen sich elektrische Heizkabel oder selbstregulierende Heizbänder. Ein Thermostat setzt Kabel oder Bänder bei einer bestimmten Temperatur unter Strom. Die dabei entstehende Wärme wird auf die Wasserleitung abgestrahlt.Auf Weiden ohne Wasser steht oft nur ein offenes Tränkebecken, das im Winter schnell zufriert. „Mit dem berühmten Stück Holz im Wasser lässt sich das nur minimal verzögern“, sagt Landwirtschaftsberater Elmar Brügger. Ebenfalls wenig sinnvoll ist es, warmes Wasser nachzufüllen, das durch die Verdunstung noch schneller friert als kaltes. „Wer nicht täglich Wasser schleppen will, ist am besten mit einem kälteisolierten Tank beraten“, so Brügger.

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Aluband wärmt Plastikrohr

Im Winter frieren Tränken und Leitungen schnell ein. CAVALLO verrät, wie das Wasser für die Pferde trotz Minusgraden sprudelt. Einfache Heizkabel mit 230 Volt Spannung lassen sich problemlos an die Haussteckdose anschließen. Ein 10-Meter-Kabel mit integriertem Thermostat kostet etwa 55 Euro. „Wegen seiner Abstrahlungswärme darf sich das Kabel an keiner Stelle berühren oder überkreuzen. Sonst könnte es durchschmoren“, sagt Dirk Ringsdorf vom Stall- und Weideausrüster Lister aus Lüdenscheid in Nordrhein-Westfalen. „Der Abstand zwischen den ums Rohr gewickelten Kabelschlaufen sollte mindestens fünf Zentimeter betragen.“Deutlich sicherer sind Heizkabel mit 24 Volt Spannung. Sie kosten etwa doppelt so viel wie 230-Volt-Kabel und benötigen einen Trafo (um 70 Euro) sowie einen Thermostaten (ab 70 Euro). Noch sicherer sind 24-Volt-Heizbänder. Sie bestehen aus zwei Leitern, zwischen denen Kohlefasern liegen. „Bei Kälte ziehen sie sich zusammen, mehr Strom zum Heizen fließt durch die Leiter. Bei Wärme dehnen sich die Fasern aus, und es fließt weniger Strom“, erklärt Alexander Grundler vom Agrarausrüster Averde aus Landsberg/Bayern. Heizbänder können daher über Kreuz gelegt werden. „Zudem leiten sie an jeder Stelle immer nur so viel Strom durch, wie zum Erwärmen nötig ist. Heizkabel hingegen haben eine konstante Leistung“, sagt Grundler. Heizbänder kosten etwa 10 Euro pro Meter. Hinzu kommen Thermostat, Trafo sowie ein wasserdichtes Anschlussstück für 40 Euro.Egal ob Heizkabel oder -band: Damit sich die Wärme gleichmäßig verteilt, müssen die Plastikrohre vorher mit Aluklebeband umwickelt werden „Außerdem sollten sich die Rohre für warmes Wasser eignen“, meint Dirk Ringsdorf von Lister. Heizkabel und -bänder müssen zusätzlich isoliert und mit einem Bissschutz versehen werden. Auch um eine elektrisch beheizbare Tränke kommt man nicht herum: „Sonst friert Ihnen das Anschlussstück ein“, sagt Ringsdorf. Solche Tränken mit eingebautem Temperaturfühler kosten ab 100 Euro. Für Modelle mit 24-Volt-Spannung ist zusätzlich noch ein Trafo erforderlich.Das gilt auch für 24-Volt-Heizstäbe (zirka 130 Euro) zum Nachrüsten unbeheizter Tränken. Sie werden in die Wasserleitung oder das Tränkebecken geschoben und halten das Rohr bis zu 2,20 Meter eisfrei. Die 230-Volt-Modelle für die Steckdose sind etwas teurer (zirka 145 Euro), leisten dasselbe und kommen ohne Trafo aus.

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Hans Kuczka
Wenn die Tränke erst mal eingefroren ist, hilft nur, auf Tauwetter zu warten.

Eingraben hilft gegen Kälte

„Für Stallneubauten empfehle ich immer Umlaufsysteme“, sagt Elmar Brügger: „Sie kosten zwischen 750 und 1.300 Euro, ersparen mir aber viel Arbeit und benötigen sehr wenig Wartung.“ Umlaufsysteme bestehen aus einem geschlossenen Wasserkreislauf, an den einzelne Selbsttränken angeschlossen sind. Ein Heizelement erwärmt das Wasser, ein Thermostat regelt die Temperatur. Dass eine Pumpe das Wasser permanent im System zirkulieren lässt, erschwert das Einfrieren der Leitungen zusätzlich.Ein Sonderfall sind Außentränken. In Stallnähe kann es sich noch rechnen, sie über eine Wasserleitung zu versorgen. Die muss jedoch frostsicher vergraben und isoliert sein. „In der Regel reicht es, die Leitung 80 Zentimeter tief in den Boden zu legen“, sagt Brügger. In kälteren Breiten emp ehlt er eine Tiefe von 1,20 Meter. „Die Zuleitung vom Boden zum Tränkebecken muss außerdem mit einem etwa 30 Zentimeter breiten Betonring gedämmt werden.“Ähnlich funktionieren Thermotränken. Hier sorgt eine Thermosäule (ab 80 Euro), die auf einem Betonring montiert wird, für die Isolierung. Thermotränken lassen sich mit frostsicheren Balltränken (ab 470 Euro) kombinieren. Dieses System widersteht ohne zusätzliche Heizung bis etwa -5Grad dem Eis. Thermosäulen mit elektrisch beheizbarer Tränke (um 200 Euro) plus Trafo und Thermostat heizen bis -30 Grad.Für Weiden, die über einen Brunnen oder Bach versorgt werden, gibt es kältesichere Membrantränken (ab 600 Euro): Die Pferde betätigen hier beim Trinken eine Membranpumpe, die das Wasser ansaugt. Sie sind bis -5 Grad betriebsbereit. Petroleum- oder Gasbrenner (35 bis 100 Euro) sollen die Tränken sogar bei arktischen -30 Grad offen halten.

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4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023

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